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Calander - Konstruktionen von Ferd- Jagenberg in Solingen. Seitdem der Papierfabrikanten Wünsche nach Ersatzstoffen durch Gewinnung des Holzzell stoffs, Strohstoffs, Espartos etc. in den 60 und 70er Jahren erfüllt und die aufgewendeten Mühen stellenweise reichlich belohnt wurden, scheint es fast, als ob gegenwärtig der Fort schritt unserer Industrie ein anderes Feld be treten habe, ein Feld, dessen Bewirthschaftung hoch ergiebig zu werden verspricht. Was dort Alles keimt und sprosst, wer kann’s begreifen, und wer mag erkennen, welche von den üppig an’s Tageslicht getretenen Saatkörnern später zur Fruchtreife gelangen? Dank der kräftigen Unterstützung einer hoch entwickelten Maschinen wissenschaft sind wir schon heute in der Lage, einen Theil der F rächte zu ernten. Rollencalander, Querschneider, Rollmaschinen, Liniirmaschinen etc. sind uns auf jenem Acker gereift, welchem Reuleaux . das Epitheton ornans „machinal" zufügen würde. Das Einheimsen hat eine ge wisse revulutionäre Thätigkeit unter uns her vorgerufen. Wir sind eben dabei, Haspel und zinksatinirwerk in die Rumpelkammer zu werfen. Fertig sind wir aber noch lange nicht; denn mancher Fabrikant klebt am Altherge brachten, dem Haspel und Schneidtisch, und kann es nicht verwinden, dass er seinen Ab schneider aufgeben soll, der ihm 40 Jahre und länger mit grossem' Säbel die Bahnen vom Haspel herunterschnitt; dass er sich nicht mehr ärgern darf, wenn der faule Bursche die Bahnen all zu dick auflaufen liess, zu seiner Bequem lichkeit und des Herrn Schaden. Trösten wir uns! Tempora mutantur et machinal in illis! Auch der Haspel wird seinem von den Göttern be stimmten Schicksal nicht entgehen. In Mitten des Fortschritts, die Fahne hoch haltend, steht und kämpft der Rollkalander — Rollmaschine und Querschneider als Adjudanten getreu zu seiner Seite. Tapfer und brav hat der Kämpe sich heraufgearbeitet und durch geschlagen, von unten herauf, vom gemeinen, einfachen Bogencalander an, der, wie ein Ei dem andern, so seinem Urahn, dem Satinirwerk, glich, bis er zu kolossalen Formen emporwuchs, und als stolzer achtwalziger Riesenkalander von Maschinenbreite grosse Ehren und grossen Ruhm erwarb. Siegreich erhebt sich seine Gestalt neben den armseligen Gesellen der rappelnden und keuchenden Satinirwerke, und voll Lebenskraft und Thatendrang: Da ruft er mit Jodeln und Singen: Hurrah, das wäre geglückt! Auch Unsereins kann’s zu was bringen, Wenn er nur herzhaftlich drückt! Beim Anblick eines solch gewaltigen Riesen erfreut sich jeden Papiermachers Herz, Respekt und Staunen erfüllen die Seele, wenn der Calander mit der Kraft und Schnelligkeit arbeitet, deren gleichzeitige Uebung schon den Griechen als höchst erreichbare Vollkommenheit alles Mechanischen, sogar des Mechanismus des menschlichen Körpers galt. Daher steht unser Calander als klassischer Repräsentant in der Reihe der Maschinen. Er hat seine Entwicklungsgeschichte gehabt und ist nicht fertig und vollkommen, wie Athenae aus dem Kopf des Zeus, aus den Händen eines genialen Technikers hervorge gangen. Sehr viele namhafte Leute haben ihre Arbeit vereinigt: Dieser hat das eine Glied, jener das andere Glied angesetzt. Auch ich habe der Versuchung nicht widerstanden, habe meine schwachen Kräfte versucht und Calander konstruirt. Sintemalen in und bei mir der Papiermacher dem Maschinenbauer überlegen ist, so habe ich die Konstruktion meiner Calander vom Stand punkte der absoluten Zweckmässigkeit vorge nommen. Alle Einzelheiten und deren Zusam menstellung habe ich der Bedürfnissfrage unter geordnet, und dem Papier die entscheidende Stimme gegeben. Daher die Calander bis auf einen gewissen Grad einfach gebaut wurden, . und eine Menge von Apparaten wegfielen, ! welche von den Maschinenfabrikanten mit Vor liebe angebracht werden, um der Maschine einen gewissen, ich möchte sagen, einen Schein höherer Ordnung zu verleihen, die aber in Wirklichkeit überflüssigen Ballast bilden und I dem Papiermacher nie den Nutzen bringen, ! auf welchen er für das verausgabte Geld An- | Sprüche hat. An geeignetem Ort werde ich darauf zurückkommen. Dessen ungeachtet habe ich neben der Zweckmässigkeitsfrage die Regeln des Maschi- i nenbaues nicht äusser Acht gelassen, und die grösste Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit aufge- i wandt, um vom Schmierloch bis zur Zapfen- ! und Radkonstruktion der Theorie und Erfah rung gerecht zu werden. Auf meinem Wege bin ich einer Menge sehr ! praktischer, bestehender Einrichtungen be gegnet, welche ich entweder mit Haut und Haaren adoptirt oder zur Schaffung neuer For men verwerthete. Andern Theils habe ich । Einiges hinzugethan, von dem ich behaupten ; darf, dass es von mir herrührt, gestehe jedoch : bescheiden, dass mein Antheil im Verhältniss I zu annektirtem Gut sehr gering ist. Dieser keineswegs nachtheilige Umstand tritt am schärfsten hervor bei meiner Konstruktion der 6 oder 8 walzigen Rollcalander. Anders verhält sich die Sache bei meinem Friktionscalander. Vor 2 Jahren liess ich mich verleiten oder vielmehr überredete mich selbst, einen Friktionscalander aufzustellen. Ich j hatte in Erfahrung gebracht, dass in England die Arbeit des Friktionscalanders von durch- | schlagender Wirkung gewesen sei, besonders in Packpapier-Fabriken. Da ich die Absicht hatte, I geglättete und glanzirte Packpapiere herzustel- | len, so hatte die Idee des Friktionscalanders etwas Verführerisches und lag sehr nahe. Die Bedenken schwanden und das mystische Halb dunkel erhellte sich, da der Blick auf England । bewies, dass der Friktionscalander sowohl ak tionsfähig, als auch die erzeugte Glätte und der Spiegelglanz' nicht nur zweckdienlich sei, ■ sondern sogar Liebhaber finden müsse. Was ! in England möglich, sollte das in Deutschland unmöglich sein? So setzte ich mich mit einem Maschinen fabrikanten in Verbindung und jeder von Bei den trug dazu bei, einen Friktionscalander auf die Beine zu bringen. Die Maschine ward fertig und aufgestellt, aber zu meinem Leid wesen zeigte sieh sofort, dass die Rechnung ohne den Wirth gemacht worden war. Der Calander wollte nicht, wie er sollte. Obgleich der Maschinenfabrikant die Elemente nach den Regeln der Maschinenbaukunst hätte besser ausführen können, so lag doch der Fehler darin, dass die Anlage nicht der Sache gemäss ge- I troffen war, und den Papiermacher trifft die i Hauptschuld des Misserfolges. Glücklicher Weise standen mir keine ande ren Glättmittel zur Verfügung als der ver pfuschte Friktionscalander. Hätte ich nur ein simpeles Satinirwerk besessen, so hätte ich den | Friktionscalander das sein lassen, was mir andere einsichtsvolle Fachgenossen zuriefen: ein Unding. Mir ging’s iedoch wie dem Vo- i gel, der fressen musste. Ich hielt aus und siehe, nach Verlauf von 3/ Jahren, einer Zeit unsäglicher Sorge und Mühe, nachdem ich dem Calander eine andere Form gegeben, und ge lernt hatte, das Papier den Anforderungen des I Calanders entsprechend vorzubereiten, ward j mir die Genugthuung, dass ich die Früchte ■ meiner Wünsche und Anstrengungen geniessen I konnte. Ich habe es fertig gebracht und den wider- | borstigen Kerl so gut dressirt, wie den besten ! Jagdhund, und ich darf von ihm rühmen, dass j ihm keine Papiersorte vorkommt, welche er | nicht mit Leichtigkeit spielend verarbeite. In nachfolgenden Zeilen will ich die Kon struktion und Wirkungsweise der beiden Roll- und Friktionscalander zum Besten zu geben. I Indem ich mich bemühen werde, die Kon struktion auf ihren Zweck und in Bezug auf die damit zusammenhängenden Manipula tionen zu erläutern, glaube ich hoffen zu dürfen, dass ich manchem Papierfabrikanton einen Einblick in die Thätigkeit der Calander verschaffe, ihm auf der andern Seite einen Faden in die Hand gebe, von dem er sich leiten lassen kann, falls er mit der Absicht umgeht, einen Calander anzuschaffen. Sollten meine Zeilen dazu beitragen, dass die Absicht zur That wird, so würde mir’s grosses Ver gnügen machen, wenn ich davon hörte. Fortsetzung folgt. Wichtig für Papierhandlungen etc. Wir liefern jetzt von unserer Patentirten Accidenz- Schnellpresse folgende Formate No.I.Schriftk. ca.10X12cm. «110 No 2. „ 12X20, 1220 No.3. „ 20X26 ,. JZ850 incl. allem Zubehör, ver packt, loco Leipzig. Preise netto baar bei Be- 6570] Stellung. 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