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PAPIER-ZEITUNG. N? 11 216 Das Färben des Papierstoffes. Von Julius Erfurt, Papierfabriks - Director. Fortsetzung aus No. 9. e. Violett bildende Pigmente. 1. Methylviolett. Die violetten Anilinpigmente haben die früher üblichen Methoden, lila und violette Farben zu componiren, zum grossen Theil verdrängt. Methylviolett erzeugt von allen Pigmenten die feuerigsten Töne. Es wird in den verschiedensten Schattirungen von rothlila bis blauviolett dargestellt, so dass jede beliebige Nuance mit Leichtigkeit direkt auf der Faser dargestellt werden kann. Reines Methylviolett zeichnet sich durch ausgeprägt veilchen blauen Ton aus, die rötheren Sorten werden aus einem Gemenge von Violett und Fuchsin dargestellt. Die beste Beize für Anilinviolett ist eisenfreier Alaun oder essigsaure Thonerde. Anwendung von Zinnpräparaten zu gleichem Zwecke ist verwerflich. Violettausläufer, welche sich dem Carmoisin oder Rothblau nähern, werden mit Fuchsin und Anilinblau abgestuft. Die Farbe gewinnt durch echt blauen oder violetten Unter grund (Pariserblau oder Cochenille) an Echtheit. Sie avivirt dann gleichzeitig das aus beständigeren Pigmenten gebildete Violett. Aus Anilinblau und Fuchsin lassen sich violette Töne bilden, die jedoch gegen Methylviolett zurückstehen. Der Farbstoff löst sich vollständig in lauwarmem Wasser. Kochen der Flotte ist zu vermeiden. Die Filtration derselben darf in keinem Falle verabsäumt werden. Methylviolett 3B und 4B wird vielfach zum Anbläuen von Druckpapierstoff verwendet. Es würde für diesen Zweck noch geeigneter erscheinen, wenn die bei Tageslicht angenehmen Töne bei künstlicher Beleuchtung nicht röthlich fluoresciren würden. 2. Blauholz und Blauholzextract. Blauholzsorten. Von den im Handel vorkommenden Blauhölzern ist das von Campeche das vorzüglichste. Die Stücke sind ohne Rinde und von castanienbrauner Farbe. Das geringere Domingoholz ist von hellerer Färbung und theilweise noch mit Rinde überzogen. E\trahiren des Blauholzes. Das Ausziehen des Farbstoffes aus dem Blauholze wird wesentlich günstigere Resultate ergeben, wenn das geraspelte Holz einige Tage vorher angefeuchtet wurde. Der Auszug wird mit heissem, nicht mit kochendem Wasser be wirkt, weil Siedhitze eine theilweise Zersetzung des Farbstoffes durch Aufnahme von Sauerstoff aus der atmosphärischen Luft herbeiführt. Wasser, welches kohlensauren oder schwefelsauren Kalk enthält, verändert die natürliche Farbe des Blauholzes. Die leichtere Handhabung und wesentlich höhere Ergiebig keit des Blauholzextractes, (1 Kilo Blauholzextract entspricht dem Pigmentgehalt von ca. 5 Kilo Blauholz,) und der Umstand, dass der Extract den Farbstoff, das Haematein, in unveränderter Rein heit liefert, haben den Ankauf des Farbholzes entbehrlich ge macht. Die französischen Extracte sind den amerikanischen über legen, Die prima Marken von Dubosque und Langlois haben sich verdienten Ruf erworben. Der Extract ist in Papier ver packt, welchem Firma und Sortenbezeichnung deutlich aufgedruckt ist. Nach meinen Erfahrungen wird die Farbflotte am besten in folgender Weise bereitet: Färben mit Campeche-Extract: 100 Kilo I Campeche-Extract werden mit 40 Kilo vorher gelöster und durch grobe Leinwand passirter Soda von 48—50% in ca. 1200 Liter weichem Wasser bis zu vollständiger Auflösung gekocht. Gebeizt wird mit Alaun oder schwefelsaurer Thonerde, (ca. 1 Th. Mordant auf 1 Th. Extract,) avivirt mit etwas Zinn- salz oder Fuchsin-Auflösung. Das Blauholzviolett ist wenig schön, findet aber, da es billig ist, vielfach Anwendung für ord. Äffischen-, Naturtapeten-, Zucker- und Pack-Papiere. Die vorzüglichste Verwerthung findet das Haematein in Ver bindung mit Eisen- und Chrom-Oxyd zur Darstellung schwarzer und grauer, iu Verbindung mit Kupferoxyd zur Erzeugung blauer Farben, auf welche im Weiteren zurückkomme. 3. Fein Violett aus Milorie-(Pariser ) Blau und Cochenille. Mordancirt wird iu bekannter Weise mit eisenfreiem Alaun, geschönt mit Zinnsalz. 4. Violett mit Cochenille und Indigocarmin. Imprägnation des Stoffes wie für Cochenille und Indigocarmin Avivirt durch Methilviolett und Fuchsin-Auflösung. 5. Fein Violett aus Ultramarin nnd Cochenille oder Saftroth findet nur für Briefpapiere Anwendung. Gebeizt wird mit etwas Alaun. f. Braun bildende Pigmente. 1. Braun aus Farbhölzern. Mit Alaunbeize lassen sich nur schwierig braune Farben herstellen. Durch Vorfärben mit alkalischer Orleanlösung und Aufsatz von Rothholz-, Blauholz- und Gelbholz- oder Quercitron- Abkochungen wird allerdings Braun in beliebigen Tönen erzielt. Die Farbe stellt sich jedoch wesentlich höher als aus Catechu und entbehrt des Vorzuges der Echtheit. 2. Anilinbrann. Das Anilinbraun ist kein direkt gewonnener Farbstoff, sondern aus einem Gemenge von Cerise, Picrinsäure, Anilinschwarz etc. oder den Rückständen der Fuchsinfabrikation dargestellt. Anilinbraun kommt im Handel in den mannigfaltigsten Nüancen vor und trägt dementsprechende Namen wie Bismarck braun, Vesuvin, Marron, Gelbbraun etc. Die Töne, welche diese Pigmente hervorrufen, übertreffen an Feuer und Reinheit die analogen Nüancen aus adjectiv färbenden Substanzen. Obgleich die direkte Darstellung beliebiger brauner Schattirungen mittelst der genannten Farbstoffe das Färben sehr erleichtert, ist ein solches Verfahren in den meisten Fällen doch zu kostspielig, so dass Anilinbraun vorzugsweise als Aufsatz auf Catechu- und braune Erdfarben Anwendung findet, für die es gleichzeitig das schönende Element bildet. Anilinbraun löst sich in kochendem Wasser. Gebeizt wird wie für Anilinroth. Mit Anilingelb, Cerise, Blauholzfarbe etc. können beliebige Modificationen hervorgerufen werden. Phenylbraun (Havannabraun.) Das aus einer Verbindung von Salpeterschwefelsäure und Phenylsäure entstehende, spiritus lösliche Phenylbraun vermochte sich, trotzdem es der oxydirenden Einwirkung des Sonnenlichtes und unterchlorig sauren Kalkes widersteht, auf dem Markte nur wenig Eingang zu verschaffen, da die Ausgiebigkeit des Farbstoffes in keinem Verhältniss zum Preise stand. g. Graue Pigmente. 1. Anilingran. Die im Handel vorkommenden Sorten: Nigrosin, (Tauben grau,) Silbergrau etc. werden wie Fuchsin ausgefärbt. Fortsetzung folgt. i Selbstdichtende Hähne 6522] Cs\ocneJeavweürKuwsty.Wissenschatt. ——IISCHE ANSTALT . STUTTGART Eddfaeg® MITTE u GLICHE^ Klein, Schanzlin & Becker, Frankenthal (Rheinpfalz). System Hie «Klein. Sämmtliche Maschinen und Apparate für ® Stroh OohStoff-sowie für Pappen- &Papierfabrikation, ( nach neuester Construction | $ liefert die W | Maschinen-Fabrik von Theodor Bell & Cie. 7 % in X Kriens bei Luzern (Schweiz). (38057