Volltext Seite (XML)
206 PAPIER-ZEITUNG. N? H Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Abonnenten ein gesandten Muster von Fabrikaten der Papier- und Schreib- waaren - Industrie, welche Neues oder Bemerkenswerthes bie ten. kostenfrei besprochen. Grifelverzierung. In Amerika werden die Griffel jetzt mit Papier beklebt, auf welches eine Reihe kleiner komischer Schatten (Silhouette) -Bilder gedruckt sind. Die Bildchen sind zwar sehr hübsch, scheinen uns aber nichts wenig als geeignet, um die Aufmerksamkeit der Kinder an ihre Arbeit zu fesseln. Buntpapier. Die Aktiengesellschaft für: Buntpapier in Aschaffenburg fabricirt jetzt so- j genannte Leipziger Vorsatzpapiere für Buchbinder in einer grossen Zahl ganz neuer Muster, die jedem Verbraucher in einem Heftchen zur Ver fügung stehen. Die feinen zarten Zeichnungen zeigen den neuerdings beliebt gewordenen chinesisch-japanischen Stil in den verschiedensten Farben auf dem reppartig geprägten Holz zellstoff-Papier der Firma. Das Heftchen ent hält die Muster 1001—1029 und bietet demnach reiche Auswahl. Holzzellstoff-Papier. Die Aktiengesellschaft für Maschinenpapier-Fabrikation Aschaffenburg hat die wichtigsten Muster ihrer Cellulose- Papiere in sehr zweckmässiger Weise in einem Heft vereinigt. Auf jedem Muster ist. in Druck das Gewicht pr. •M., per Ries, Format und Nummer angegeben. Zuerst finden wir die be kannten grauen und graurothen Packpapiere, Carton, Glace, weisse und farbige Umschlag- Papiere, weiss Druck, Couvert, und sogen. Tauenpapier. Als Etwas ganz Neues, sind 9 Muster gestreiftes Affichenpapier bezeichnet, die ohne Zweifel geeignet sind, Aufmerksam keit zu erregen. In beliebigen Abständen ziehen sich über das Papier parallele anders- gefärbte Streifen hin, die durch ihre verlaufenden unregelmässigen Ränder sowie durch den Farben- Contrast sehr auffallen. Zwei Muster satinirt gelblich und weiss Tauen- Cambric sind offenbar nach dem neuen Patent | der Gesellschaft angefertigt, d. h.sauf der Papier- Maschine aus Papier und leichtem Gewebe zusammengeklebt — eine Art sogen. Papyrolin. , Cellulose-Closetpapier (mit Salicylsäure ge tränkt) hat sich schon sehr Bahn gebrochen und den Markt rasch erobert, es wird in Paketen von etwa 250 Blatt in Grösse von 14—18 cm., also fix und fertig versandt. Aus guter alter Zeit ist die Aufschrift einer Schachtel mit Briefpapier von Carl Hahne I in Hannover, die jetzt, wo das moderne Papier so sehr in Verruf gekommen, besonders gut, | gewählt erscheint. Die hübsche Zeichnung, | welche den Deckel ziert, giebt auch eine Be schreibung der in der Schachtel befindlichen | Briefbogen und Briefumschläge in den Worten: Thierischgeleimt, lüft getrocknet, matt geglättet, hochfein gefärbt. Aus den ziemlich tiefblauen Farben heben sich, wie einige Muster zeigen, besonders mit Bronze gefärbte Monogramm- Prägungen prächtig ab. Herr Hahne hat das Papier hierzu besonders anfertigen lassen und legt es in den Schachteln in Lagen zu 5 Bogen, wie er auch alles Briefpapier in Ries zu 500 Bogen bezieht. Was uns jedoch besonderes Vergnügen macht, ist die an beiden Seiten der Schachtel angebrachte, voll ausgeschriebene, Firma und die mehrfach wiederholte charak teristische Schutzmarke. Papierfässer nach dem patentirten Ritter’ sehen Verfahren (s. S. 530 in No. 27 Jhrg. 1879 sowie S.208derheutigenPap.-Ztg)werdenjetzt von der Patent-Papier-Fass-Fabrik, Traine in Berlin, Tempelhofer-Üfer21 regelmässig fabrizirt. Die von Gebr. Hahn in Schmarse hergestellten Fass wandungen werden bekanntlich auf Pappen maschinen durch Aufrollen dünner Lagen von j Papier aufeinander erzeugt, sind also cylindrisch und haben keine Naht: J. Heilemann & Co. in Görlitz fabriziren Fässer mit bauchigen j Wandungen aus mechanisch und regelmässig । aufgewundenen, mit Klebstoff verbundenen, I Papierstreifen. Die Fässer von Traine in Berlin | bestehen aus Strohpappen, welche zu Cylindern | zusammengebogen und an der Nahtstelle fest zusammengeklebt sind, sie haben hölzerne ein gesetzte Böden und Decken und sind, wie unser Holzschnitt zeigt, auch noch durch 3 hölzerne Reifen zusammengehalten. Die Strohpappe ist durch Lack-Antrieb unempfindlich gegen Feuch tigkeit gemacht und der Deckel wird in höchst einfacher Weise durch einen inneren Randreifen festgehalten, der nur mit einem Stift an den Fassrand festgenagelt ist und nach Herausziehen dieses einen Stiftes weggenommen werden kann. Die einfache Lagerung des Deckels zwischen zwei hölzernen Reifen, welche es ermöglicht, ihn ohne Mühe herauszunehmen und wieder einzulegen, ist ein wesentlicher Vorzug des Systems. Dass diese Fässer etwas auszuhalten im Stande sind, beweist der Umstand, dass 30,000 Stück, nachdem sie, mit Waare gefüllt, auf weite Entfernung ins Ausland gesandt wa ren, dort wieder gefüllt und, wer weiss welche andere Wanderung noch angetreten haben. Hölzernen Fässern gegenüber haben sie die Vorzüge grösserer Leichtigkeit und (wegen ihrer cylindrischen Form) geringeren Raumbedarfs, werden desshalb den geringeren hölzernen Fässern trotz ihres etwas hohem Preises vor gezogen. Im Preise stehen sie zwischen den geringeren und besseren Holzfässern und werden zur Verwendung für trockene Stoffe aller Art wie Pulver, Farben, Erden, Taback, Käse, Gement, Leim, Zucker, Kalk, Erze etc. empfohlen. Das uns vorliegende Fässchen sieht sehr nett aus und macht den Eindruck, dass es sieh beim Gebrauch sehr gut bewähren könne. Feine schwarze Stahlfeder-Salon- und Bureau-Dinte ist die Bezeichnung einer Flasche Hünninger’scher Dinte aus der Fabrik von Noth & Grosse in Gera. Die Dinte fliesst leicht und schön blau aus der Feder und soll weder schimmeln noch etwas absetzen. Die W aaren-Etiquetten von Ernst Kaufmann, Lahr {Baden) sind nicht, wie die meist üblichen, ausgeschlagen, sondern in kleinen Bogen per- forirt, hängen also aneinender wie Briefmarken. Das Aufkleben der Schilder, zumal der kleineren, wird hierdurch nicht unwesentlich erleichtert, da man nicht nach jedem Stück besonders zu greifen braucht, auch eine grössere Anzahl gleichzeitig auf der mit gutem Gummi arabicum bestrichenen Rückseite anzufeuchten vermag. Die Etiquetten sind in Roth und Blau auf litho graphischem Wege sehr sauber gedruckt, das verwendete weisse Postpapier ist von fester, guter Qualität und auch das Perforiren auf das Exacteste ausgeführt. Tiefbraune Salon-Dinte, welche hübsche deutliche Schrift liefert, fabricirt L. J. Hauss in Offenburg in Baden. Der Fabrikant hatte sich lange damit beschäftigt, eine Dinte zu entdecken, welche mit deutlicher scharfer Färbung den Vorzug raschen Trocknens vereint und glaubt seine Aufgabe mit dem uns vor liegenden Fabrikat völlig gelöst zu haben. Er verkauft die Dinte in 1/4 1/s 1/16 und 1/32 Liter Flaschen. Spielkarten. Mit Bezug auf unsere Aus- । lassungen über diesen Artikel haben wir ein j Schreiben, etwa folgenden Inhalts empfangen, । dem wir eine Abbildung der zugehörigen Karten- | behälter beifügen, welche unter Weglassung der Ausschmückung nur deren Form zeigt. Frankfurt a. M. 27. Februar 1880- Sie erwähnen in No. 8 Ihrer Zeitung der Karten" ' Etuis oder Futterale. Sie haben recht, wenn Sie die Hülsen hier eingeführt zu sehen wünschen und die von Ihnen beschriebenen denen mit Zungen vor ziehen. Ich habe sie alle probirt und finde beistehend abgebildete als die praktischste. Jeder kann sie j sich leicht herstellen, die Kartenfabrikanten haben | immer genug Papierreste, ihr Personal kennt diese I Arbeiten und kann damit manche doch verlorene ; Zeit ausfüllen, so dass ein Werth oder Preis dafür : gar nicht anzurechnen ist. Auf meiner Preisliste i habe ich die Sorten bestrichen, welche nur mit Etuis in den Handel oder Gebrauch kommen. Ich nenne Futterale dieserForm deshalb die prakti- ; schsten,weil sie genügen und sich durchschnittlich mit dem Verbrauchen der Karten abnützen und gleich zeitig aufbrauchen. Nach dem Ausland werden j oft brillante Etuis verlangt von feinstem Leder mit Schlösschen, auch von Cartons mit Seiden futter und theuersten Pariser-Fantasie-Papieren und Bordüren. All dies ist recht schön auf einen Tisch für Nippgegenstände, aber nicht praktisch; seit mehreren Jahren dagegen wirft sich die Lieb haberei auf die einfachen und dennoch eleganten, ■ aus amerikanischem Nussbaumholz gefertigten Kästchen. Sie sind dauerhaft und stellen sich ! äusserst billig; da sie bei schonender Handhabung Jahre lang halten, sind sie empfehlenswerth. Für ; das Vortheilhafteste nach jeder Richteng — auch ' für den Fabrikanten — halte ich jedoch das ab gebildete Futteral in der Stärke und Machart der 1 Muster. Mit der Abnützung des Spiels soll auch der Behälter gleichen Schritt bis zur Vernichtung I gehen. Die früheren erschwerenden Fabrikations- Bestimmungen für Spielkartenbetrieb die sich auch auf Enveloppes erstreckten, waren gewiss Veran lassung und sind es noch (weil die neuen Reichs gesetze auch die Couverte vorschreiben), dass man in den preussischen Fabriken die Etuis nicht an wendet. Es ist auch eine Verschwendung, neben | den Papier-Umschlägen noch besondere Etuis, I also doppelte Packung anzuwenden, die nur j bei feineren Karten und in billigster Herstellung ■ durchführbar ist. Die Repetirkarten werden bei mir auf „besique“ gemacht, bei allen anderen Sorten nur auf ganz ausdrückliche Bestellung, da sie, gleichviel wo die I Werthzeichen angebracht werden, gar nichst nützen und eine nichtssagende Spielerei sind. Der Spieler. I welcher die ausgespielten Karten im Gedächtniss haben muss und die seiner Mitspieler zu errathen hat, kennt vor Allem die in seiner Hand befind- I liehen und braucht sie nicht einmal auseinander | zu nehmen. Ein geübter Spieler hat ja im Nu seine Blätter so sortirt, dass er mit geschlossenen [ Augen spielen könnte. Indessen wer sie mit Zahlen wünscht, der soll seine Karten nach Befehl | erhalten. C. L. Wüst.