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z Deutschen Neich«» zahlen für jedes Exemplar 30 Mark bez.N des Dörjenvereins die viergejpaltene Petitzeile oder deren !36 Marv jährlich. Nach dem Ausland erfolgt Lieferuag Z! Naum 15 6.13.50 M..'/» 6.26 M..'/, 6.50 M-. für Nicht- Z über Leipzig oder dur^ Kreuzband, an Nichtmit^lieder in ZZ Mitglieder 40 Pf., 32 M.. 60 M.. 100 M. — Deilagen werden ü Nr. 265. Leipzig, Sonnabend den 14, November 1914, 81. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Von den Grenzen des Reichs. m. <1 »nd II siehe Nr, LKV,> An der Wcstwacht. Welche Vorstellung vom Kriegsschauplatz in unserem Elsaß noch im Reiche draußen herrscht, möchte ich an einem Beispiel er läutern, Dieser Tage sprach ich einige Herren, die Liebesgaben aus Frankfurt a, M, zu unseren Soldaten der Westarmeen brach ten, Ter eine Herr fragte mich, ob schon Lazarette in Strahlung wären und ob Soldaten stürben. Wir haben über 80 Lazarette und an 8000 Verwundete. 825 sind schon auf dem Militär-Fried hof begraben worden. Alle Schulen (außer dem protestantischen Gymnasium) und die Universität sind in Lazarette umgewandelt worden. Ferner sind der Kaiserpalast, das Landtagsgebäude, die Universitäts- und Landesbibliothek Abnahmestellen vom Ro ten Kreuz. Der (Halbtags-)Unterricht findet in allen möglichen Lokalen statt: in Tanzsälen, Kirchen, Weinkeltereien usw. Durch die Unterrichtsbeschränkung war auch das Schulbüchergeschäft nicht so lebhaft wie in den Vorjahren, denn viele Klassen be gnügten sich mit den alten Büchern oder von anderen Schülern verkauften alten Exemplaren, Unser liebes Elsaß-Lothringen ist schwer vom Kriege heim- gesucht worden, Haben wir doch schon in Straßburg-Stadt und -Land über 600 Witwen, Von Metz bis zu den Vogesen, Mül hausen, Sundgau wurde durch die Kämpfe viel Eigentum ver nichtet, Ganz besonders haben die Vogesentäler schwer gelitten. Allein der infolge von Ansammlungen und Durchzügen von Trup pen entstandene Sachschaden ist bedeutend. Die Familien, Männer, Frauen und Kinder, die von den Franzosen verschleppt worden sind, zählen nach Tausenden, Eine genaue Aufstellung der Zahl wird später mitgeteill werden, wenn die nötigen Unterlagen vorhanden sind. Der wirtschaftliche Wiederaufbau soll noch vor Eintritt des Winters stattftnden, wenn die nötigen Mittel flüssig gemacht worden sind. Nach dem öffentlichen Zeugnis der kommandierenden Gene rale hat sich die überwältigende Mehrheit der Bewohner ein wandfrei Verhalten, Ich lege besonderes Gewicht auf diese Aus sagen, da in der letzten Zeit gerade gegen uns Elsässer in ge wissen Blättern gehetzt wurde. Ich bin selbst Elsässer, und zwar Urelsässer, aber warum sollen wir wegen einiger räudigen Schafe leiden? Der Elsässer ist von jeher deutsch gesinnt gewesen und ist durch diesen Krieg ganz deutsch geworden. Tausende von Elsaß- Lothringern sind freiwillig unter die Fahnen geeilt, und wie viele haben ihre Treue zu Kaiser und Reich mit ihrem Blute besiegelt! Mein Sohn, der von Anfang des Krieges an als Offizierstell vertreter, kaum 20 Jahre alt, bei den Pionieren die Schlachten bei Mülhausen, Sennheim, Vallerhstal, Weiler, Lasalle usw, mit gemacht und sich das Eiserne Kreuz erworben hat, ist ein be- gsisterter Soldat, wie es sein Urgroßvater war, der sich als General unter Napoleon I, gerade vor 100 Jahren den Orden pvur Is werits geholt hat, Fritz Lienhard erwähnt ihn in seinem »Oberlin«, und wenn ich hier darauf zu sprechen komme, so ge schieht es, um zu zeigen, daß der Grundzug des Elsässers deutsch ist. Ferner hat unser altelsässischer Kollege Hüffel aus Colmar seinen einzigen Sohn, die Hofstnmg seines Alters, auf dem Schlachtfelde in Frankreich verloren, Leute wie Blumenthal, Wetterls stammen gar nicht aus dem Elsaß; der elftere ist polni scher, der zweite tollrttembergischer Abkunft, Diese Verräter ha ben uns schwer geschadet und waren bei uns nur verachtet; ich halte es für meine Pflicht, diese Tatsachen auch in unserem Bör senblatt zu betonen. Bayern, Sachsen, Württemberger, Schlesier, Westfalen u. a, Truppenteile waren geradezu begeistert von der liebevollen Aufnahme im Elsaß, Die Aussichten auf das Weihnachtsgeschäft sind recht trübe. Mit vielen meiner Kunden habe ich bereits gesprochen wegen der Bescherung für Kinder; sie werden dies Jahr keine Bücher schen ken, sondern nur nützliche Sachen und überschüssige Gelder für die KriegSgefchädigten verwenden. Das Geschäft ist flau, da sich der Verkauf lediglich auf Karten und Kriegsliteratur erstreckt. Für Schöne Literatur finden sich nur wenig Abnehmer, Es wird viel Schund, viel seichte und anrüchige Literatur direkt und durch Reisende angeboten, und es ist mir unverständlich, daß Firmen den Mut haben, solche Ware anzubieten. Mit großem Dank ist es daher zu begrüßen, daß die Heeresverwaltung mit eisernem Besen dazwischenfährt und den Verkauf solchen Schundes ver bietet. Wir hier in Strahlung sind von dem Direktor der Univer sitäts- und Landesbibliothek aufgefordert worden, Bücher für die hiesigen Lazarette an ihn zu senden, und da wir hier genü gende Verwendung dafür haben, so wird Wohl mancher der ei saß-lothringischen Kollegen der Bitte des Börsenvereins um Über lassung von Büchern für Lazarettzwecke in der Weise entsprochen haben, daß er seine Bücherspende hier abgegeben hat. Was die Tätigkeit unseres Vereins nach seiner Neugestaltung betrifft, so ist davon noch nicht viel zu berichten. Gerade hier im Grenz land wäre es mehr denn sonstwo nötig, zusammen zu arbeiten. Woran es liegt, weiß ich nicht, aber es steht fest, daß bis jetzt ge meinschaftlich so gut wie nichts getan wurde, obwohl der Vor stand sich fast ausschließlich aus Sortimentern zusammensetzt, Briefe, Postkarten usw. unterliegen immer noch der Kontrolle, so daß die Zustellung sich oft um Tage verzögert. Postpakete, die jetzt wieder von auswärts zulässig sind, erhalten wir oft erst nach acht Tagen und später, so daß mancher Kunde sich seine Zeit schriften bei der Post bestellt hat. Um schneller in den Besitz des Bestellten zu kommen, läßt man sich oft die Bücher unter Kreuzband senden, wodurch sich natürlich der Verdienst ent sprechend verringert. Wünschenswert wäre es, wenn besonders die Verleger über die Lage im Elsaß unterrichtet wären, damit uns mehr Entgegenkommen erzeigt würde. Herzlichen Dank jenen unter den Verlegern, die das Herz auf dem rechten Fleck haben und Verständnis für die mißliche Lage des Sortimenters hier im Grenzlande bekunden! Bei der dauernden Inanspruchnahme eines erheblichen Teils des Gllterwagenparks durch die Heeresverwaltung und den Ein wirkungen des Kriegs auf den Wageuumlauf kann auf eine be friedigende Abwicklung des Herbstverkehrs kaum gerechnet wer den, Die Maßnahmen zur größtmöglichen Beschränkung der In anspruchnahme der Güterwagen sind im Interesse der gesamten Volkswirtschaft notwendig, so daß jeder Einzelne Opfer bringen mutz. Neuerdings wurde eine Verordnung erlassen, die für uns Buchhändler im Grenzlande sehr einschneidend ist: wir dürfen 1653