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222, 23. September 1912. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 11157 rufeiic Hauskaffe der Aschendorffscheu Buchhandlung übernommen wurden. Die schwere Bürde der Geschäftslast konnte A. W. Aschen dorff nicht auf die jungen Schultern eines Sohnes legen; seine Che war nur mit einer Tochter gesegnet, die sich mit dem'Professor der Institutionen des Natur- und Völkerrechts der Universität Münster Christoph Aloys Hüffcr vermählt hatte. Aber der erste Sohn dieser Ehe, Johann Hermann Hüffer, sollte ein würdiger Nachfolger des Begründers der Aschendorffschen Bnchdruckerei werden. Er erhielt seine buchhändlerische Aus bildung in Augsburg und Leipzig und wurde schon 1804, als sein Großvater einem Schlaganfall erlegen war, erst neunzehnjährig, vor die schwere Aufgabe gestellt, das Geschäft weiterzuführen. Unterstützt von seiner Mutter, einer fröhlichen, feingebildeten Frau, hat er sie glänzend gelöst. In der französischen Okkupations zeit bewährte er sich als eine aufrechte Westfalennatur, die vorüber gehende Schädigung seines Betriebs in dieser Zeit wußte er bald wieder wett zu machen. Er verstand es, Autoren von klangvollem Namen seinem Ver lage anzugliedern, wir nennen nur die Namen des Grafen Friedrich Leopold Stolberg, Kellermanns, des Erzbischofs Klemens August von Droste-Vischering, Kistemakers. Auch schöngeistige Werke, wie Schindlers Beethovenbivgraphie und die Gedichte der Annette von Troste-Httlshoff, bringt er heraus; der Unterhaltungsliteratur wendet er ebenfalls sein Interesse zu. Wie sein Großvater stand auch I. H. Hüffer im öffentlichen Leben an hervorragender Stelle; 1842 wurde er Oberbürgermeister von Münster, 1847 Geheimer Negicrungsrat. Hochgeachtet starb er am 12. Januar 1885, nachdem er wenige Tage zuvor die Buch handlung und Buchdruckerei seinem Sohne Eduard Hüffer über tragen hatte. Auch dieser hat es verstanden, das Geschäft in den alten bewährten Bahnen weiterzuführen und ständig zu erweitern. Das Jntelligenzblatt war 1849 eingegangen; deshalb hatte E. Hüffer am 1. Juli 1852 zusammen mit seinem Freunde Ferdinand Zumbrovk den Münsterischen Anzeiger begründet. Seit 1855 erschien in seinem Verlage die bekannte Zeitschrift »Natur und Offenbarung«, die bis Ende 1910 bestanden hat und 56 Jahres bände umfaßt. Als Eduard Hüffer, der ebenfalls im öffentlichen Leben Münsters eine hervorragende Stellung eingenommen hat, 1899 im Alter von 87 Jahren die Augen schloß, übernahmen seine beiden Söhne Friedrich und Anton Hüffer sein Erbe. Ans Grund der Bestände des Lagers) früherer Kataloge und älterer Bibliographien der Literatur Westfalens hat I)r. pllil. Eduard Hüffer das Verlagsverzeichnis der Aschendorffschen Presse in diesen 150 Jahren aufs sorgfältigste zusammengestellt. Einige der Verlagswerke sind im vorstehenden schon erwähnt. Neben dem theologischen Verlag ist mit der Zeit, besonders unter I. H. Hüffer, ein bedeutender Schulbücherverlag getreten. Der Gesamtverlag umfaßt heute Zeitungen und Zeitschriften; Theologie, Philosopie, Naturwissenschaft, Sprachwissenschaft, Erziehungswesen; Geschichte, Biographien, Literaturgeschichte; Rechts-, Staats- und Sozialwissenschaft; Religiöse Literatur, Erbauungs-, Gebet- und Kirchengesangbücher, Predigtliteratnr; Schulbücher; Unterhaltungs literatur; Vermischtes. Auch der Münsterische Anzeiger, der im Verlag der Aschendorffschen Bnchdruckerei erscheint und am 1. Juli sein sech zigstes Jubiläum feiern konnte, wollte unter den Gratulanten nicht fehlen. Er hat eine zwanzig Seiten starke, nur Text umfassende Festnummer herausgegeben, die in 24 Beiträgen ans berufenen Federn ein Bild der Entwicklung der verschiedensten Seiten im Leben Münsters und des Münsterlandes gibt. Einige, die für den Buchhändler wie für den Historiker von Bedeutung sind, seien hier genannt: Or. Castelle, Aus der Geschichte der Aschendorffschen Presse, vr. d'Elster, Vom Zeitungswesen in alter Zeit. vr. Hnppertz, Münster im Siebenjährigen Kriege. Universitätsprofessor I)r. Georg Erler, Die Entwicklung der Stadt Münster in den letzten 150 Jahren, vr. Schönhoff, Das Weichbild Münsters und seine Gemarkung. 1)r. Hesseler, Die Lage des münsterländischen Bauern aufstandes vor 150 Jahren. I. I. van Deinse, Münsterland — Holland. Andere Beiträge beschäftigen sich mit kunsthistorischen und literarhistorischen (Annette von Droste, Der Kreis der Fürstin Gallitzin) Fragen. Der Nest behandelt Interna der Stadt Münster (Handwerk, Vereine nsw.). Möge der Firma Aschendorff eine ebenso gedeihliche weitere Entwicklung blühen, wie sie sie heute anfweisen kann! Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 79. Jahrgang. Kleine Mitteilungen« Ein neuer Normalverlagsvertrag. — Zu dem in Nr. 214 unter diesem Titel veröffentlichten Artikel des Herrn vr. Franz Leder mann teilt uns der Schutzverband deutscher Schriftsteller in Berlin mit, »daß der von ihm herausgegcbene Normalvcrtrag jedem Ver leger ans Verlangen kostenlos übersandt wird. Hingegen erhalten Schriftsteller, die dem Verbände nicht angehören, das Formular nur gegen Zahlung von 2 Es wird also nach wie vor dabei bleiben müssen, daß die Rezensionsexemplare gratis abzugeben sind. Hin gegen wird cs den Schntzverband freuen, wenn recht viele Verleger den Normalvcrtrag nicht nur als Rezensionsexemplar annehmen, sondern auch zu seiner Erfüllung das ihre beitragen würden.« Wenn cs »nach wie vor« dabei bleiben muß, daß Rezensions exemplare gratis abzugeben sind — und wir haben nichts dagegen, sofern der Leistung eine Gegenleistung folgt —, so fehlt es doch »nach wie vor« an einem Grunde für die unterschiedliche Behandlung unse res Referenten, der in doppelter Eigenschaft — als Kritiker und als Verlagsbuchhändler — Anspruch ans die unentgeltliche Überweisung eines Exemplars hatte. Wichtiger indes als die Erörterung darüber, wäre eine Stellungnahme des Schutzverbands zu den Ausführungen vr. L.'s über den Normalvcrtrag, da von einer »Erfüllung« doch erst nach vorausgegangener Verständigung über die umstrittenen Punkte gesprochen werden kann, und auch die »Vereinigung schön wissenschaftlicher Verleger«, die gleichfalls einen Verlagsvertrags entwurf vorbereitet, gehört zu werden verdient. Buchhändler-Lehranstalt. — Nach den in den Vorjahren ge machten Erfahrungen sollen auch in diesem Jahre der Buchhändler- Lehranstalt zu Leipzig Fortbildungskurse angegliedert werden, die die Erweiterung und Vertiefung der beruflichen Kenntnisse und Fertigkeiten der Buchhandlungsgehilfenschaft bezwecken, doch ist auch allen anderen Interessenten die Teilnahme daran gestattet. Sie be ginnen Montag, den 7. Oktober, dauern bis Mitte März nächsten Jahres und werden in den Abendstunden von ^O bis 10 Uhr abgehalten. Falls sich eine genügende Teilnchmerzahl findet, sind Vorlesungen und Übungen in folgenden Fächern vorgesehen: Gesetzeskunde, Volkswirtschaftslehre, doppelte Buchhaltung, Buchgewerbekunde, Französisch für Fortgeschrittenere, deutsche Literatur der jüng sten Vergangenheit und Gegenwart, Steno graphie a) für Anfänger, d) für Fortgeschrittenere und Musikgeschicht e. Die Anmeldungen werden Sonntag, den 29. September, von ^11 bis 12 Uhr, am 30. September und am 1., 2., 3., 4. und 5. Oktober abends von )^8 bis )H9 Uhr, sowie Sonntag, den 6. Oktober, von )411 bis 12 Uhr im Lehrerzimmer der Buchhändler-Lehranstalt (neues Schulgebäude, Platostr. 1 a, Zimmer 2) entgegengenommen. Montag, den 7. Oktober, abends ^8 Uhr findet eine Vorbesprechung statt, zu der sämtliche Teil nehmer zu erscheinen haben. Das von den Teilnehmern auf die Dauer des ganzen Kursus für jede Vorlesung und Übung zu er hebende Honorar beträgt nur 5 Mark; es wird an den ersten Abenden nach Beginn der Kurse in ungeteilter Summe durch die Geschäftsstelle des Vereins der Buchhändler eingezogen werden. Da die angczeigten Kurse außerordentlich segensreich wirken, wie zahlreiche Zuschriften früherer Teilnehmer beweisen, und da in anderen Städten die Gehilfen derartige Bildungsmöglichkeiten unter bedeutenden Opfern erst anstreben, ist dringend zu wünschen, daß die in Leipzig bestehenden Fortbildungskurse im Interesse der bnchhändlcrischen Gehilfenschaft auch die erforderliche Unter stützung finden, damit sie zu einer dauernden Einrichtung des Vereins der Buchhändler zu Leipzig und seiner Lehranstalt werden. Prospekte können beim Direktor der Anstalt, Herrn vr. Curt Frcnzcl, in gewünschter Anzahl entnommen werden. Namen berühmter Persönlichkeiten als Warenzeichen. (Nach druck verboten.) — Eine Hamburger Zigarrenfabrik hatte als Warenzeichen die Worte »Bürgermeister vr. Burchard Magnifizenz« angemeldet. Das Patentamt verlangte eine schriftliche Genehmi gung des Namensträgers. Die Anmelderin erwiderte, daß der Bürgermeister durch seinen Vortragenden Rat seine Einwilligung erklärt habe. Die Abteilung für Warenzeichen erklärte sich hiermit nicht zufrieden und verlangte eine von dem Namensträger selbst Unterzeichnete Einwilligung. Als eine solche nicht beigebracht wurde, wies die Anmeldeabteilnng II die Anmeldung zurück. 1454