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Sächsische ClbMmg. Amts- und Anzetqeblatt für das Köniql. GcrichtSamt «nd den Stadtrath zu Schandau und den Stadtnemcinderath zu Hohnstein. H8. Schandau, Sonnabend, den k). December 8871. Zu Ehren des Gcburtsfcstcs Sr. Majestät des Königs soll MkN8l3g llkN 12. lÜ6868 U0Nal08 ^3cKmitiAg8 2 Ulli' ein Diner im ForsthauS-Hotct hicrselbst stattsinden. Alle diejenigen, welche sich an diesem Diner bethciligen wollen, werden hierdurch ersucht, ihre Namen bis Sonntag den 10. die ses Monates in die im gedachten Hotel bei Herren Müller und Scndig ausliegcnde Liste cinzuzcichncn. Besondere Einladung durch Circular erfolgt nicht. Schandau, dcu 4. Dezember 1871. 6?r 6/Le/es/. vo» //sr/re. KZi/e/e. cs/re/c-rs,'. Tngcögeschlchtt. Saclisen. Schandau. Auf die in Krippen nächsten Sonntag stallfindende musikalisch-dcclama- lorische Aufführung deö Festspiels „deS Kriegers Lust und Leid" möge noch insbesondere ausmeeljam ge- machl sein. Dresden. (Dr. N.) Nach einer Veröffent- lichuug deü kgl. stalistischen Bureaus steigert sich die Okeigung unserer Bevölkerung zum Selbstmorde in einer erschreckenden Weise. In den Jahren 1864 bis 1867 haben stch bei einer Bevölkerung von kaum 2'Zr Millionen 2101 männliche und 519 weibliche, zusammen also 2620 Personen selbst cuUeibl. Am Vormillagc deS 3. December ward auf dein Friedhöfe zu Großenhain das von den Gewerbe, vereinen Sachsens dem Andenken des seligen Nent- amlmann PrcuSker an dessen Grabe errichtete Denk- mal enthüllt und geweihel. ES waren bei diesem Acte die dasigen städtischen Behörde», d e "Bürger- schasl, VereinSabgeoidneic selbst aus sehr cnlsernlen Slädien, und alle hinterlasse,ieii Fa,„ilicnglicder des Verewiglcu anwesend. Nachdem ein Onsgeistlicher, ArchidiaconuS Weißbrenner, die Weihe des Denkmals vollzogen, sprach Vereins-Vorstand Fnbrikam Sieper im Namen aller sächsischen Gewcrbevereine, sowie der VereinSvorstand Geyer auS Bautzen im Namen der PreuSkcr'ichen Familie. Wie empfindlich auch die Kälte deö klaren DeecmbernivrgenS sich bemerl- lich machlc: die durch ircsflicheo Worl gehobene Feier wirkic auf alle ehre Theilnehmcr hcrzerwarmcnd, deren seder wohl die Friedenoställe mii dem Wunsche verließ, daß es nimmer unserem Volke an geistig bc- gablen Männern fehlen möge, die, wie dieser bc- rühmle Bürger Großenhains, durch uncigennüyige, acineinsiimigc Thäligkcil daS öffcnilichc Wohl zu fördern streben. Leipzig 7. Dec. Nach einer in den „Leipziger Nachrichten" befindlichen Miuheilmig hat die Direc- «ion der Thüringischen Eisenbahn ihren Beamten und Arbeitern in Berücksichtigung der Preissteigerung für alle Lebensbedürfnisse einen vollen Monaiogehaü alo .Gralification auszahlen lassen. Am 1. December hat in Geithain der dort gar- nisonirende Lieutenant der reitenden Artillerie-Abthei- lang, de Ball, aus bisher noch nicht ermittelnden Gründen sich eine Kugel durch den Kops geschossen und ist nach Verlaus weniger Stunden in Folge da von verstorben. (Unglücksfälle.) Am 30. November wurde in BräunSdorf bei Freiberg die Ehefrau des Kauf manns Schmidt beim Schlafengehen von Krämpfen befallen und erlitt dabei durch Verbrennen sehr schwere Wunden, welche ihren Tod herdriführlen. — Am 2. December wurde in Berggießhübel der auf dem Werke der sächs. Eisenindustriegesellschast zu Pirna beschäftigte Bergarbeiter Benjamin Greiner auS Thü ringen beim versuchten Auöbohrcn eines Dynamit- schusscS durch plötzliche Explosiv» getödlet. — Au demselben Tage brannte in Glauchau daS Trocken- gcbäude der Nuban'schen Pappeufabrik bis auf die Umfassungsmauern nieder. — Am 5. wurde in dein Brückcnbergschachle bei Zwickau dem Bergarbeiter C. A. Hermann Grimm durch herabfallenbeo Gestein der rechte Fuß zerschmettert. — An demselben Tage kam in Zwickau ein Dienstknecht, namens Preß- dorf, beim Aufhalten zweier durchgehender Pferde zum Fallen und erlitt einen Beinbruch. Preussen. Berlin, 4. Decbr. In Betreff der Münzrefürm wird der „Ztg. f. Norddeutschland" berichtet: „Man nimmt an, daß die Ausprägung der Neichögvldmünzen in etwa drei Wochen beginnen kann. Bio dahin werden kie Stempel wohl geschnit ten und alle sonstigen Vorbereitungen wohl getrof fen sem. Einstweilen ist ein Vorrath von nngesähr 70 Millionen Thalern in Gold zur Auümünznng bestimmt. Allmvuailich werden, wie man denk«, ans den vorhandenen 9 Münzstätten für 10 biü 12 Mil lionen Thaler Golbmünzen hervorgehen, so daß feuer Mctallvorrath der ReichSlasse bis um die Mitte näch sten Jahres erschöpft wäre, wo dann weitere Skaten der französischen Kriegs-Evntribution ihn zn ergän zen nnd die GoldanSprägung zu nähren hätten. Eigentliche Neichsinünzen mit dem Bilde deS Kaisers als solchen, nicht des Königs von Preußen, werden vielsagender Weise nur aus der Straßburger Münze hervorgehen, auf bereit Verwendbarkeit Lncwig Bam berger im Reichstage hingewicseii hat. Außerdem aber wird in Hamburg lebhaft gewünscht, daß daS Reich dort eine große Münzstätte errichte, was auch unter der Voraussetzung späterer Freigebung des PrägenlassruS für Privatrrchnung gewiß sehr zweck mäßig nnd zugleich geeignet wäre, die Hamburger mit der Beseitigung ihrer cigenthümlichen Marl Banco-Entrichtung zu versöhnet,. Die Entziehung des groben Silbcr-CourauiS wird vielleicht etwas länger aus sich warten lassen als die Ausgabe von Goldmünzen. — Die Uebcrsicht über die Arbeiten der letzten NeichSiagSsession, deren Vortrag dem Präsidenten llx. Simon durch den plötzlichen Schluß der Session tintiiögltch gemacht wurde, lautet: ES sind dem Reichstage Seitens des BundcSpräsidiumS im Gan zen 27 Vorlagen gemachl worden, und zwar 23 Gesetzentwürfe, 2 Verträge und 2 andcrweilc Vor- lagen, welche sämmtlich durch die Beschlüsse deö Reichstages erledigt wvrdeu sind, resp. die verfass ungsmäßige Zustimmung erhalten haben. Von den Mitgliedern des Reichstages sind 5 selbstständige Anträge und 9 Interpellationen gestellt worden. Die Zahl der eingegangcncn Petitionen beträgt 367. Davon sind: 19 dem Reicholanzler überwies,», 60 durch die über bezügliche Gesetzentwürfe und Anträge gefaßten Beschlüsse für erledigt erklärt; 29 durch Uebcrgang zur Tagesordnung erledigt; 140 zur Er- örteruiig in, Plenum nicht für geeignet erachtet; 2 von den Petenten wieder zurückgezogen und 117 wegen Schlusses der Session nuerledigt geblieben. Von den Commissionen und Abtheilungen sind im Ganzen 21 schriftliche und 8 mündliche Berichte er stattet worden. Bei den Wahlprüfungen wmden 14 Wahlen für gültig und 3 Wahlen für ungültig er klärt, 2 Wahlen sind ungeprüft geblieben, 6 Man date sind zur Zeit erledigt. Der Reichstag hielt 36 Plenarsitzungen. Die Commissionen »nd Abheilungen haben zusammen 116 Sitzungen gehalten. Im Elsaß und besonders in Lothringen dauert die Auswanderung fort. Daher hat sich die Gc- meindeverwaliuttg vou Metz direcl au den Reichs kanzler gewandt, den sie im Namen der Stadt bittet, die Miltiär-AuShebung auf fünf Jahre hiuauü- zuschiebe». DaS Schreiben hebt hauptsächlich den Umstand hervor, daß durch die AuSwauderung daS Land verarmt nnd daß es „der Würde deS Reiches nicht angemessen sei, in Elsaß-Lothrmgen eine Wüste zu besitzet!." — Im ganzen Umkreise deö OccupationS-Naponü in Frankreich ist der Belagerungszustand proclamirt. Verbreche» gegc» deutsche Soldaten werben durch deutsche Militärgerichte abgcurtheilt. Oestcrrvicb. Wien, 5. Dec. Ein Berliner Conioriium kanst die fürstlich Claryschcn Kvhlenwerkc iti Böhmen für 500,000 Gulden. — Vor circa 15 Jahren betrug die Production von Braunkohlen im nordwestlichen Böhmen höch stens 5—6 Millionen Centner, im Jahre 1870 ist sic schon bis auf mehr als 60 Mill, gestiegen. Die Ausfuhr begann damals erst versuchsweise mit einigen Schiffsladungen längs der Elbe, lind Henie werde» allem »ach und über Sachsen über 15 Millionen Centner exportirt, ohne daß zu immer mehr wach senden Preisen dec Bedarf gedeckt werden kann, Frankreich. Paris, 4. Decbr. Wie ver lautet, wird die Frage betreffs der communistischcn Gefangenen gleich nach der Eröffnung der Session vor die Kammer gebracht werden. Die Negierung, welche cingcsehcii hat, daß cS ein Ding der Unmög lichkeit ist, die 20,000 Individuen, die sich noch auf den PomonS befinden, alle vor Gericht zu stelle», hat ei» Gesetz auSgearbritet, das den Prozessen ei» Ziel setzen soll. Dieser Entwurf theilt die 20,000 Gefangenen, die jetzt alle verhört worden sind, in zwei Kategorien. Die erste umfaßt die Gefangenen, welche gemeiner Verbrechen angellagt sind. Es sind deren ungefähr 3000. Dieselben sollen ohne Urthcil drporiirl werden. Die übrigen 17,000 sollen unter Beobachtung gewisser Vorsichtsmaßregeln in Freiheit gesetzt werden. DaS nämliche Gesetz regelt die Art im» Weise, wie die Deportation Statt finden soll. AIS DeporläiionSort ist Ncucaledoiiie» festgesetzt. Ten Deport,neu soll gestaltet werden, ihre graue» und Kinder mitjiinchmen. Paris, 5. December. LiSboane, Mitglied der Pariser Commune wurde vom Kriegsgericht zum Tode verurtheilt. England. Graf Beust ist am 5. December in London cingelroffen. Dänemark. Kopenhagen, 4. Decbr. In folge des starken Schneefalles sind de» hier emlau- sc»be» Nachrichten zufolge die Eisenbahnen aufNord- sceland, Fühncn, Vcndsvssel, Westjülland, sowie die Strecke Aalborg - Nanderü gänzlich unfahrbar. Die Verbindung Vandrup-Aarhiiiiö.Nanderü ist unregel mäßig. Arif der Strecke Stockholm-Malmö ist theil- weise Stockung. Die Linie Kopenhagen-Korsör ist dagegen biü jetzt fahrbar geblieben. Rußland. Petersburg, 5. Decbr. Prinz Friedrich Karl, Prinz August von Württemberg, Herzog Paul von Mecklenburg-Schwerin, Gemral- seldmarschall Graf v. Moltke und die Generäle v. Werder, v. Alvciiölcben, v. Barnclvw, v. Bubritzki und Prinz Kraft zu Hohenlohe, sowie die übrigen zur Feier deö St. GcorgSordenSfcsteü geladene» preußischen Gäste sind hellte Nachimnag 3 Uhr hier ei,,getroffen. Der Kaiser batte dieselben in Zarökoje- Sclo begrüßt und nach Petersburg begleitet. Am Bahnhöfe waren sämmtlichc hier emwesendc Groß fürsten, die Minister und zahlreiche hervorragende Persönlichkeiten zur Begrüßung versammelt. Heute und morgen findet Familicutascl im kaiserlichen Pa- laiü stau. Amörika. Die Botschaft deö Präsidenten Graut an den Congrcß der Vereinigten Staate,i gedenk, der freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und der Negierung des deutsche» Kaisers und hebt hervor, daß der Schutz,