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RGW Lltzeitmig. Amts- und Anzeigeblatt für das K'öniql. Gerichtsamt and den Stadtrath zu Schandaa und den Stadtnemeinderath zu .^ohustciu. Dlc „Sächsische Elb-Zcitiiug" erkchel,,! Mittwoch »iid Sonnabend mW lg durch alle Poüanüalte», sowie durch die Ervcbl«lo„ diese» Blatte» siir Itt Ngr. viertcl- lShrlich zu bejiehen. — Inserate für da» MiUwochSblaU weide» bis Dienstag früh !> III,r, sür das SouuabeudSblaii spüieüeuS bis Freitag früh 9 1lhr er- bclcn; später eingebeude Juseraie können erg iu der darauf folgenden Nummer Ausnabme finde». — AnSwärl» werden Inseraie für die Eibzeiinng angenommen In Hohn stein bei Hrn. Hesse, in Dresden in den Annoneen-Durcaur der Herren W. Saalbach nnd M. Nuschpler, nnd Haasenüein L Bögler u. H. Engler In Leipzig. 1871. Schandau, Mittwoch, dcu UZ. December Tagcsgcschichtc. Sachsoii. Schandau. Bei der am Monlag stattgesundenen Ziehung l. Classe unsrer LandeS-Lot- lerie fielen in die Collection des Hrn. C. G. Schön herr hier ans No. 66796 Einlaufend Thaler und auf No. 14750 Vitrhundcri Thaler. — Eü wird mchl überflüssig lein, schon styl in, Hinblick auf den zur Weihnachtszeit immer unge wöhnlich starken Verkehr mil der Post darauf hin zuweisen, dast eS nur im eigenen Jiiteressc drü Pu- blikumS lieg», wenn es möglichst frühzeilig mil den Weihnachlovcrsendungen beginn«, damit die Massen in den letzten Tagen nicht übermäßig sich ansammeln. Eck ist unmöglich, dast Alles mit der gewohnten Regelmäßigkeit gehen nnd e«,messen kann, wenn viele Tausende Packele (in Berlin z. B. vorigeck Jahr täglich über 30,000 Stück) an den letzten Tagen aufgegeben werden. Auch wird eck gut sem, die vor- schrislSmäßigc neue Art der Bezeichnung der Packele durch vollständige Adresse sorgfältig wahrzunrhmcn. Wie von glanbwürbiger Seile versichert wird, ist die Zeichnung auf die Aciien der Sachs. Eisen- industric-Gcsillschasi zu Pirna ganz befriedigend ausgefallen nnd ist das Uluernebmen nach jeder Rich- tung hin al» gesichert zu bewachten. Dreckden, 11. December. Die I. Kammer ha« beule, übereinstimmend «ui« den« Beschlusse der 71. Kammer, das provisorische Steuergeseh sür dao Jahr 1872 genehmigi. — Eine sehr wichlige Reform wird, wie dao „Leipz. Tgbl." aus sicherer Quelle vernimmt, der Entwurf des neuen Schulgesetze» auch insofern an bahnen, als er die Einführung der obligatorischen Fortbildungsschule sür dao Aller vom vollendeten 14. bis znm 17. Lebensjahre in Vorschlag bring«. Nur Diejenigen sind von dem Besuch dieser ForMI- dungckschule befreit, welche bercllö in einer andere«, Lehranstalt ihre weitere Ausbildung erhalten. Die am 2. December erfolgte Volkszählung Hal in der Sladl Leipzig das überraschende Nesulla« von 107,575 Einwohnern ergeben. Bei der im Jahre 1867 erfolgten Volkszählung ergab sich die Ziffer von 90,824. Die Bevölkerung Leipzigs da, sich sonach in der Zril von 4 Jahren um 16,751 Personen vermehrt. Am Donnerstag hat im Feuerwerks-Laboratorium des Herrn Andrich in Gohl iS bei Leipzig eine Er- plosion stattgefunden, wobei sich nicht nur die Decke gehoben hat, sondern auch sämnnliche Fenster hinaus- geschlagen wurden, und die Arbeiter Schröder anö Hamburg, Diehc aus Schneeberg, Richter und Leusch ner auck Leipzig, an Gesicht und Händen leider der- masten verbrannt find, daß sich ihre Ueberfübrung in dack Krankenhaus nothwcndig machte. Glücklicher weise ist nach Aussage der Aerzw leine der Verletz ungen lebensgefährlich. Nach den, Haftpfllchlgcsch ist dem Besitzer der Fabrik die Sorge für den Un terhalt ihrer Familie, während der Dauer ihrer et- genen Erwerbslosigkeit, auferlegt. (Unglückckfällc.) Am 7. Decbr. wurde sans dem „Hilfe Gottes Schachte" in Planitz b. Zwickau der Zimmerling Clemens Heinrich Unger beim Holj- raubcn vcrschüllet und gciödlel. Der Verunglückte hintcrlästt eine Frau und fünf Kinder. — Am 6. d. stürzte im Plauen'schcn Grunde bei Dresden der Obersteiger Gotthelf Philipp dnrch noch uner klärte Veranlassung in den unter seiner Leitung ab. geteuften „Glückaufschacht" und verlor dabei sein Leben. PrcuHcn. Berlin, 9. December. Die vom Ccntralbüreau deck Zollvereins ausgestellte proviso. rische Abrechnung über die gemeinschaftlichen Ein nahmen an Eingangs« und AuSgangSzöllcn für das 1. biö 3. Quartal d. I. ergiebt einen Bruttobetrag vo,i 21.761,048 Thaler gegen 19,950,199 Thaler in demselben Ze,traun, des Jahres 1870 Lieg nitz, 6. December. Ueber eine Untersuch ung gegen Con,munalbeamte schreib« man der „Schl, Z«g,": Unsere Stadt ist sei« Kürzen, in nicht geringe Aufregung versetz«, da Miststänbe in der Communal- verwallung zur Sprache gekommen sind, die aus ein zelne, bibber sehr angesehene Persönllchluien cm schiefes Lich« zn werfen geeignet sind. Lonwaven- nonbgelccr, ersparte Nachlwäckuergrhalte und erübrig. tcS PolizeiccnnntssariatSgebatt soll in eine Kasse ge flossen sein, in die es mcht gehörte und in emer Weise vertbcili rrip. verwende« worden sein, über die sich vorläufig nichlS Bestimmtes sagen last«. Kurz, die Voiunterlnchung gegen einen an der Spitze der Conin,unalverwaliung stehenden Mann ist eingeleile«, da die lönigl. Negierung von den bezcich. neicn Unregelmässigkeiten Act genommen nnd einen der Herren Regicrungorätbe nm den weiteren Mast- nahmen betraut bin. Gleichzeitig ist der hiesige Po- lrzeiinfpecior, ein Mann, der sei« 23 Jahren sim Amie steh«, volärifig seiner Funcsionen enthoben und in gerichtliche Untersuchung gezogen worden. Straßburg, 5. Decbr. Gestern Abend zwi schen 6 und 7 Uhr wurde ein Soldat bcS 47. In fanterieregiments, der au» einem Wirihchausc auf der Wcissiburmstrastc herauowai, von einem Franzosen überfallen und durch verschiedenc Messerstiche lödliich verwunde». Frankroicl». Die Verhaftungen wegen Theil- «rahme au drr Commnne dauern noch immer fori nnd belaufen sich im Durchschnitt auf vier täglich. In den letzten Tagen wurden mehrere Persönlich keiten von Bedeutung, nämlich vier Obersten und BataillonochesS, in Paris sestgenommcn. Am 30. November wurden, wie aus Paris ge meldet wird, die zwei Franzosen erschossen, welche einen deuischen Soldaten bei Air ermordet und ein, Anzahl Pferde gestohlen hatten. Die Hinrichlnng fand zwischen Cernap und Berru statt, wohin dte Verurthciklen in Wagen gebracht wurden. Ein Geistlicher begleitete dieselben. Nach der Ereculivn wurden sie von Soldaten begraben. — In den Pariser Straßen liegt einen halben Fuß hoher Schnee (eS ist bekanntlich eine Seltenhei«, wenn der Schnee länger als einige Stunden liege» bleibt), und vorgestern Abend von 8 Uhr an fuhren keine Omnibnsse mehr und »irr wenige Wagen, da man hier auf Schuccfall nicht eingerichtet ist. Die Kälte selbst tritt äußerst streng ans. Vorletzte Nacht hatten wir 12 bis 15 Ccntigrad, um 2 Ubr Nach mittag wieder 12 bis 15 Grad. In der verflossenen Nach« ist daö Thermomeler sogar auf 21 Grad Cel sius gesunken. Die Seine ist zugcfroren. England. London. Um den Prinzen von Wales, welcher seit einiger Zett erheblich krank dar- inederliegt, ist man ernstlich besorg«. Italien. AuS Roni vom 5. d. schreibt man der „K. Z.": Die Unsicherheit in de» Straßen wird sür die Regierung immer mehr eine Mahnung zur Abhilfe. Vorgestern Abend kam der Deputinc und frühere Finanzministcr Minghelli auck einer Söiröc bei der Fürstin Barjatinski über den Platz der Tra- janSsänle, als er von drei Burschen mit vorgehaltc- ncn Messern ungefaßt wurde. Keine Sicherbeitck- wachc war in der Nähe, er händigte ihnen deohalb seine in Brillanten gefaßte Uhr mit Kette, sowie die Baarschaft (500 Frcck. in Papier) friedfertig auS. Türkei. Konstantinopel. Ei» Telegramm der „Pr." auck Erzerum von, 8. December meldet: In einigen Dörfern an der persischen Grenze ist die Pest auckgebrochrn. Die Pforte ordnete an, daß die strengsten Maßregeln zu ergreifen seien, um deren Fvrtschreitcn zu verhindert,. Feuilleton. Auü dcm altcn Berlin. Nach den großartigen SiegeSfeierlichkeiten, welche die Katserstadt in den unvergeßlichen Junilagcn die. leck Jahres in ihren Mauern gesehen, dürfte für die Leser eme Schilderung von Hoffestcn nicht ohne In teresse sein, wic sic vor dreihundert Jahren in Ber lin gefeiert wurden und wie sic ein Berliner Chro nist auS eigener Beschauung liefert. Daö erste dieser Feste galt einen, bedeutenden diplomatischen Erfolg, welchen die Politik des Kur fürsten Joachim II. durch dessen begabten Kanzler Lamprecht Distelmeier, durch die brandenburgischen Gesandten Bredow und Praetorius in den preußi schen ErbschastSangelcgenheiicn errungen. Wie be kannt, war der Hofmeister des deutschen Ritterordens, welcher Ostpreußen als polnisches Lehen besaß, Al brecht von Hohenzollern, >525 zum Luiherthum über- gctrelcn und hatte daS Orde,iSland in ein weltliches Herzogtum umgewandclt, woraus sür die branden burgischen Hohenzollern eine, wenn anch vorläufig fernere Aussicht auf die dereinstige Vereinigung Preu ßens mit Brandenburg erwuchs. Der damalige Kur sürst Joachim I., ein heftiger Gegner dcS Luther- ihiimö, hatte anö Aerger über den Uebertrsit des VetierS den, Ereigniß geringe Anfmerksamkcit ge schenkt, Joachim II. aber setzte Alles daran, die Mit- brlehmmg zu erhalten, um einen dereinstige«, Anfall Preußens an Brandenburg zu ermöglichen. Endlich ,,n Jahre 1569, als Albrech« II. von Preußen vom Könige von Polen die Belehnung erhiett, war eck der brandenburgischen Pvlilik gelungen, für Kuifürst Joachim II. und den Kurprinzen die Mitdclehnung durchzusitzen. Dieser Ersvlg war eS, der in Berlin eine solche Freude erregic, daß man ihr durch ein össcmlichcS Dankfest Ausdruck gab. Lassen wir nun unsern Chronisten sprechen, wobei wir im Jnleresse der Leser nur in EiwaS seine Orthographie ändern. „Den Sonntag nach Bartholvmäi hatte Kur fürstliche Gnaden zu Brandenburg, unser gnädigster Herr, dack Danlscst mit großen, stattlichen Solcnni- cilätttt viel herrlicher, denn zuvor jemals geschehen, ballen und begehen lassen und haben aller Bürger Töchler in beiden Städten (Köln und Berlin) mit angezogene» weißen Babrkittcln und zefcldt (hcrun- ier) geschlagenen Haaren im Umzug gehen müssen, wo dann das große Geschütz aus dem Thiergarten weidlich über die Sladl hinweg lockgeschossen wor den; folgendes hab,» nach vollbrachtem Amt in der Kirche auf einem hohen dazu aufgebauten Katheder ober fürstlichen Stuhl, welcher mtt stattlichen seide nen Tüchern mancherlei Farben bedeckt und umhän get gewesen, Seine Kurfürstliche Gnaden sich gesctzet und nach einer gehabten zierlichen Oraiion zwecn polonischc Gesandten item den Herrn Kanzler Lam precht Distelmcycrn u. A., uolemni morv (feierlich) zu Rittern geschlagen und Jedem (wie wahrhaftig auögefagt worden) eine gülden Kcltcii und eilte samml Kleid auck Gnaden verehret." DaS zweite dieser Feste ward 1581 unter der Negierung Georg'» nach der Taufe deck Prinzen Christian gefeiert und zeigt einen weit lebhafteren Charakter. „Den 26. Fcbrnar ist daö jung Herrlein getauft und mit Namen Christianas genau,tt worden. Dar nach haben die Herrschaften und derselben Diener und Hofleute in mancherlei Farben, stattlichen scidc- neu und anderen Kleidern vermummel, ctzlichc wie Bergleute, ein Theil wie Mönche, so junge Nönn- lein hinter sich auf den Nossen gehabt, ein Theil wie Löwen, Bären, Elcphamcn, ein Theil wic Paurcn, auch ein Theil wie Jungfrauen zugerichtet, nach dem Ringe mit Nennstangcn gerann« und die das Beste