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Amts- und Anzeigeblatt für das Königl. Grrichtsamt und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtqemtiuderath zu Hohnstein. Die „Sächsische Elb-Jcituug" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstalicu, sowie durch die Erpcbttwu diese» Blatte» sstr IN Ngr. vtcrtcl- sährlich zu bejieheu. — Inserate sstr das MttlwochSblatt werden bi» Dienstag früh N Uhr, silr das SonnabendSblai« spätestens bis Freitag früh N Nl,r er beten; später eingebkndk Inserate könne» erst tu der daraus solgeuden Nununcr Aufnabnic finden. — Auswärts werdeu Inserate sür die Etbzeitung augenounnen In slohn- stcin bet Hrn. Hesse, in Dresden in den Annoncen-Bureaur der Herren W. Saalbach nnd M. Nnschplcr, und Haasenstetn L Vogler n. H. Eu gtcr in Leipzig. M 8!j. Schandau, Mittwoch, den 8. 9tovemder S871. n i» s ch a u. Die Herren Abgeordneten dielten in vergangener Woche einige bedeutsamere Neichötagssitzuiigen ab, so z. B. die über die Verleihung einer mecklenburgi schen Verfassung. Im stände Mecklenburg besteht nämlich als eine Ausnahme unter allen Staaten DeutichlaubS noch das Sländewesen in seiner üppig, sten Vlüthe und da es denn doch nicht gleichgültig ist, wie daS VerfassungSweieu der einzelnen deutschen Staaten sich der RcichöverfasstMg anpastt, so Hai der Reichstag nunmehr auf Einführung eener Volls- Vertretung in Mecklenburg gedrungen. Es dürfte nun zwar der VundeSrath nicht nnmittelbar die Wünsche deü Reichstages unterstützen, aber dennoch der mecklenbttrgischen Regierung einen Wink z»lom- meu lassen, daß die Einführung einer zeitgemäßen Verfassung in der That von ihr nicht verabsäume werden dürfe und daß sic bei gutem Willen auch ans die Unterstützung der NeichSregicrung in der Sache rechnen dürfe. — Sachsen bat nunmehr alle seine LandcSsöhne wieder in seine Heimeuh biS auf das 105. Regiment und einige andere Truppen, welche ständig in Elsaß-Lothringcn verbleiben. Der Empfang der lehnen heimgelehrten Regimenter gab in seiner Herzlichleit nichts dem nach, welcher Veit ersten Regimentern zn Theil wurde, Leipzig zeich- nctc sich bei den diesmaligen Empfangsfeierlichkeiten ganz besonders auö, wie denn dasselbe in neuester Zeil mit der Stiftung einer sogenannten „Gemeiu- nützigen Gesellschaft" begonnen hat, sein etwas ge- sunlcneS Anrecht auf die Führerschaft im politischen Leben Sachsens wieder z» heben. Gleichzeitig mit dem Empfange seines 106. Infanterie.Regiments batte Ehcmnih infolge der ArbeiiS - Einstellung von 7000 Maschinenbauer mit einer begreiflichen inneren Uurube zu kämpfen und eS ist ihm daher koppeli zum Verdienst anzurechnen, wenn rü trotzdem seinen Beweisen von Vaterländsliebc volle Genüge geleistet. — Unter den außerdeutschen Ländern nimmt nach wie vor Oesterreich-Ungarn am meisten unsere Aufmerksamkeit in Anspruch. Baron Kellcröperg, vom Kaiser mit der Bildung eines nenen Ministe riums betraut, hat ein solches so ziemlich fertig ge bracht. ES dürste in jedem Falle deutsch - freund, lich genannt werden und wird sich das sogleich er- geben, wenn es zur Auflösung des jetzigen böhmi. schen Landtags kommt. In dein neuen Landtag wer den nämlich zur Abwechselung einmal wieder die Ezechen die Arbeit cinstellen, während cö unter dem Ministerium Hohenwart die Deutschen thaien. Wei teres bleibt immer noch abzuwarten. Viel kommt auf die Haltung der Polen an, denn nnr, wenn man diesen den Willen, d. b. gegen die Deutschen wüthen und ihre polnischen Mucken hcrauostecken läßt, ist auf den beschlußfähigen Reichstag zu rechnen. Man sicht, die Dcuischfreuudlichkeit auch dcö neuen Mini steriums wird ihre Grenze haben. — In Frankreich hat sich in neuester Zeit wenig geändert. Herrn ThierS ist eS für den Augenblick gelungen, sich allen inneren Parteien als nothwendig erscheinen zu lasset!, während er auch dem Auölandc und namentlich Deutschland alö die annehmbarste Persönlichkeit zur Erhaltung freundschaftlicher Beziehungen erscheint. Fürwahr cin seltener Triumph oeS alten Staats mannes, von dem nur zu wünschen bleibt, daß er länger andaurrt, als wie eS des Mannes Lebens- aller und die Uurube des französischen, durch die letzten Schicksalsschläge doppel, erregten Natidnal- charakterü, wahrscheinlich erscheinen läßt. Tagesgeschichtc. Sacbson. Dresden, 3. Nov. Das mit der 2-t. Division auö Frankreich zurückgekehrte, zur hie ¬ sigen Garnison gebörigc Schützeurcgiment Nr. 108 bat heute Mittag seinen fe,erlichen Einzug in die fest lich geschmückte Residenz gehalten. Gegelt 11 Ubr traf das Lchützrnregiment, cingcholt von der Musil des Garderciterreglmeuis, ans der Weißeritzstraße cin utid stellte sich auf der Promcnadc daselbst in Parade anf, während an seinem linken Flügel De putationen der bereits hier eingetroffenen Eolonucn- Abibeilungen u. s. w. sich auschlosseu. Bald nach Vr>2 Ubr trafen Se. königl. Hoheit der Kronprinz, Genrralfeldmarschall und commandirender General des 12. (königl. sächsischen) Armeccorpö, mit seinem Stäbe ltttd Se. königl. Hoheit der Prinz Georg, General dcr Infanterie und Eommandeur der In fanteriedivision Nr. 23 (Letzterer in dcr Uniform sei nes Schützen-Regiments) auf dem Paradeplatz ein, wo der eommandirende General, nachdem er die Meldung des Regimemü-Commandrurü Obersten v. Hausen entgegengenommen, die Truppen, deren Front abreiiend, begrüßtc. Nach 12 Uhr erschtenen Se. Majestät der König, begleitet von Sr. Ercellenz dem KriegSminister Gencralleuicnant v. Fabrice und einer zahlretchen Suite. Nach dem Abreitcn der Front ließen Sc. Majestät die Offiziere dcö Regi ments vor die Front befehlen und richteten eine An sprache an dieselben, worauf Allcrhöchstdieselbcn un ter den Hochrnsen der an der FriedrichSbrücke ver sammelten Menge mit der Suckc den Paradcplatz ver ließen und sodann nach dem Ncumarkie begaben, um daselbst dcn Vorbeimarsch dcr Truppen anzunehmen. Dcr Einmarsch, bci welchem das Musilchor dcr Grc- nadicrbrigadc sich an die Tülc dcö Regiments setzlc und dicscS mit dem Musikchor dcö letzter» abwech- sclte, cifolgtc unter dcn. Läuten sämmtltchcr Glocken der Stadt mit llingcndcm Spiele nnd wehenden Fah nen zwischen dcn bcflaggtcn Obelisken dcr Welßeritz- straßc hindurch über die Fricdrichöbrücke, durch ocn mit grünen Reisern geschmücktem Bogen dcr Maricn- brücke, von deren Höbe den Siegern ein „Willkom men!" in gvldncn Nicscnlcitcrn auf rothem Grunde cmgegcnlcnchtcte, dnrch die Ostraallce, über dcn Post- Platz durch dir vor Allem im reichsten Fahnen-, Flüggen-, Blumcn- und Guirlandenschmuck prangende, einen einzigcn Laubengang bildende Wgydrnfferstraßc nach dcm Altmarkte. Auf dem ganzen Wege war dcn Tupfern ein ebenso herzlicher, alö enthusiasti scher, begeistcrtcr und patriotischer Empfang i» Theil geworden. Auf dcm Altmarkt bcgrüßie Odrrbürgcr- mcistcr Pfotcnhaucr im Namcn dcr Gcmciubevcrtrcl. ung dcn von fäinmtlichcn bcrittcncn Offizieren dcö Regiments umgebenen Eommandeur, Obersten Frei- Herrn v. Hausen, der diese herzliche Ansprache mit tanter, volltönender Stimme crwidcrte. Gegen Uhr trafen dir Truppen, empfangen und geleitet von dcm Jubel dcr zablrcichcn Zuschauer, auf dem über aus festlich geschmückten Altmarkte ein und dcfilirtcn hier vor Sr. Majestät dcm Könige, während Jhrc Majestät dic Königin, sowie Jhrc kgl. Hvheitcn dic Frau Kronprinzessin und dic Frau Prinzessin Georg mit dcm Prinzen Friedrich August und zwci Prin- zcssinneu-Töchtcrn dem militärischen Schauspiele hier im offenen Wagen beiwohnten. Gleich nach dem Einzüge fand für dic Uutcrofsizicrc und Mannschaf ten dcö Rcgimcnlü und für dic Dcputalioncn dcr dcm Negimrnt brigcgcbcncn Colonucn eine Festspcis- nng auf städtische Kosten statt und war von Seiten dcö Lomitees für festlichen Empfang der heunkehrcn- dcn Krieger den Truppen rin ansehnliches Getdgc« scheu! zur Verfügung gestellt worden. Abends fand festliche Beleuchtung der öffentlichen Plätze durch Gaöppramidcn stalt, auch waren in verschiedenen Stadtthcilcn einzelne Häuser illnminirt. — Se. Maj. dcr König .haben folgenden Tages befehl erlasse»! Soldaten der 2-t. Division! Bei Eurer Rückkehr ins Vaterland biete Ich cin herz ¬ liches Willkommen. Nach überstandenen harten Kämpfen und vollbrachten rühmlichen Thate» hielt Euch dic Pflicht noch langc von dcr Hiimaih fern. Auch in diescr Zeit habt Ihr durch ircue Pflicht« crfüllung und tadclloscö Bcnchmcn dcm Sächsischen Namcn Ehre gemacht. Genießt jetzt dic wohl ver« dicnic Ruhe dcr hcimathlichen Krcisc. Johann. — DaS Kricgö-Ministerium erläßt umcrm -t. November folgende Bckannimachnng: Von der Kö niglichen General-Dircciion der sächsischcn StaatS- cisenbahnc» wird einc größcrc Anzahl von Wcichcn- wärter- beziehentlich Kofferträger- nnd Aufläder- Stellcn, sowie von Schlag-, Bahn- und Briwärtcr- Posten noch im Lause dieses Monats besetzt werden. Auf derartige AnstcUung reflectircudc Miluäranwär- tcr haben sich bis spätestens 15. Novembcr d. I. unter Vorzeigung ihrer Cwckvcrsorgungö- rcsp. An- stclUmgöscheinc miv ihrer FührnngSattcstc bci dcr ge nannten Gcncraldircciion anznmclde». — Wie die „Dr. N." schreiben, coursiren meh rere Falsisicaie von königl. Preuß. Einthalcrstücken tnit der Jahreszahl 1811, dercn Unechtheit schwer zu crlenmm sei» soll. Ein akademisches Programm dcö Profcffvrö Coc- ciuS in Leipzig macht Aufsehen wegen dcr Enl- hüllungcn übcr die dicsjährige Pockencpidemic in ih ren Folgen für dic Augen. Dic leipziger Augen- hctlanstail nahm allein 58 meist schwer erkrankte Pockcupälienten ans, seit 51 Jahrcn die größte Zahl schwerer Fälle von Augenkranlhcitttt infolge der Pocken. Die Hälfte jener ängenkrankcn Pocken- pätienten waren Kinder. Keines dieser Kinder, keines der Erwachsenen war geimpft, bez. rcvaccitiirt. Die bäusigsten Angcncilcankungcn waren Hvrnhautentzün- dnngett, alSdann folgten die Entzündungc» dcr Jriö. „Um dicsc schweren Augenkranlhciie» bei den Blat tern in Znknnfi zn verbinde!»," sagt Or. Eocciuü, „wceß ich kein andcrcö Mittel alö die Impfung dcr Knhpockenlpmphe z,i cmpfchlen." In 22jährigcr Er fahrung habe er selbst nie einen Nachthcil von der Impfung kennen gelernt. Die Furcht vor jener cr- sundeuen Thaijachc, alö ob durch einc richtige Im pfung neben dcr Pockenlpmphe constitutionclle Gift stoffe wcitcr verbreitet werden könnten (waö nur durch Ucbertraguiig von Blut, nicht aber von Pocken- lpmphc geschehen könne), war ebenso schlecht berathc», erklärt er, als dic sogcnanntc öffentliche Meinung mit ihren Gründen. — Dic „Lcipz, Ztg." schreibt: Dic Fragc dcr Haftpflicht, wic sie nmiinchr durch Rcichsgcfetz ge- icgcli ist, wird mit jcdcm Tage für unsere Indu striellen eine brennendere. Nicht nur, daß dic Eiscn- bahnnnfällc, an denen doch die Industrie auch ihren Antheil hat, und die praktische Bedeutung dcö Ge setzes ciprobcn kann, uns noch immer in Athem hal ten, sondern auch den Industriellen selbst ist kürzlich wieder einmal cin rccht eindringliches Moment vor Augen geführt worben. In dcr Mcyer'schcu PhoS- phoritmühlc bci Wctzlar hat eine Dampfkeffel-Erplo- sion staugcfunden, bei welcher vier Arbeiter gctödtct und sieben, darunter einer schwer, verletzt worden sind. Von dcn Gctödlclrn hinterläßt riner Weib und Kind, ein anderer ist dic Hauptstütze srincr El tern. Vermuthlich wird daö Unglück unter das Hastpflichtgesctz fallen; denn dic Schuld desselben trägt augenscheinlich dic Verwendung cmcs ganz jungen, uncrfabrcncn Burschen alö Heizer nnd wenn auch Heizer nicht nothwcncig alö „Beauftragte" des Fabrikbesitzers anznscbcn sind, so wird doch in einem Falle, wo die Anstellung des Hetzers in evident leichtsinniger Weise erfolgte und das Unglück verur sacht Hal, höchst wahrscheinlich das Gesetz in dcm Sinne auögclegt werden, daß hier dcr Fabrikbesitzer selbst, oder sein zn einem so wichtige» Geschäft Be auftragter die Verantwortung trägt. Dcr Fabrik-