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Amts- und Anzetgeblatt für das Königs. Gtrichtsamt und den Ttadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. Die „Sächsische Elb-Jcit»»g" erschein« Mittwoch mid Sonnabend u„d ist durch alle Pofianfialten, soivic durch die Srpediilon diese» Vkatte« sstr IN Ngr. vtertcl- tährltch zu bejieheu. — Inserate siir da» MlltwochöblaU «veide» bi« Dienstag srich n Uhr, siir da« S o u u ab end «b la«« spätesten« bi« Freitag früh !> Uhr er beten; später eingehende Inserate können erst in der daranf folgenden Nummer Aufnahme finden. — AnSwärt« werden Inserate fltr die Elbzettun« angenommen in Hohn stein bei Hrn. Hesse, in Dresden in den Annoncen-Burcaur der Herren W. Saalbach und M. Nuschplcr, und Haascnstetn L Vogler u. H. Engler in Leipzig. 84. 1871 Schandau, Sonnabend, den 2t. Oktober Tages^eschichtc. Sacbso«. Schandau. Allen Turnern und Tnrnfreundcn theilen wir hierdurch niit, daß die turnerischen Uebungen im Wimerlolalc „Spcisesaal in> Hotel znin Dampfschiff' bereit« begonnen haben. Alle Montage und Donnerstage Abend von 8—9 Uhr werdet, meist Freiübungen vorgenonnncn und c« wäre sehr wünschenSwerlh, wenn anch diese« Jahr wieder eine Männerriegc z,i Stande leime. Deögtcichcn sei rühinlich der vorigen Jahre gedacht, in welchen sich eitle grvsicre Anzahl junger heute dem Turnvereine al« Zöglinge entschlossen, welche, vorzugsweise dem Handwerker- oder Kaufmannüstande ai« Lehrlinge angehörcnd, au den Turnübungen sehr fleissigen An theil nahmen und die günstige Zeit der Entwicklung und Ausbildung ihres Körper« beunhlrn, demselben auch die gleichmäßig allseitige Muokelstärlnng und Gewandtheit zu geben. Es hat dies, außer dem großen Vortheil sür die gesunde und kräftige Ent wicklung de« jugendlichen Körper« überhaupt, für diese jungen Leute, denen ihre Mllilärdienstzeii noch bevorstehi, den nicht zu unterschätzenden Borzug, daß ihnen die Strapazen, welche dieselbe mit sich bringt, und welche namensiich in den ersten Wochen Bielen fast unerträglich scheinen, leicht fallen, well sic daraus e,»sprechend vorbereitet sind. Manche« Muttersöhn chen, dem da« Tnrncn eine zu unbegncme und ge- sährlichc Arbeit schien; manches junge Kneip- und Tanzgenie, das vor lauter Genuß- und Vergnüg- ungssucht nicht Zeit zum Turnen findet, konnte, sahen sich in den lchtvergangcncn Zeiten bitter getäuscht, und bereuten schwer aber — zu spät. Darum weg mit allem Borurthcil, daß zu turnen nicht nöthig, oder wohl gar schädlich, oder auch „zu gewöhnlich" sei! Tretet heran, frisch und froh wird hier gearbeitet! Ellern, Lehrherren, treibet die liebe deutsche Jugend au. Turncrei schafft Kraft, Gesundheit, Fröhlichkeit! Gul Heil! cl. — Die königl. Generaldircclion der StaatSeisen- bahnen zu Dresden wird aus Anlaß des Dresdner Jahrmarktes nächsten Montag Personen. Ertrazüge nach Krippen und Freiberg «blaffen. (Vergl. In serat im heutigen Blatte.) — Morgen Sonntag Nachmittag wird auf der Festung Königstein noch ein Cvnceri statifinden, des sen Reinertrag zum Besten der Kaffe des Verschöner- ungSvereinü für Königstein bestimmt ist. Der Ein tritt in die Festung ist, wie auS der im heutigen Blatte befindlichen Annonce zu ersehen, schon von Mittag an gestattet und beträgt da« Emrec diesmal nur 3 Ngr. Am 12. Oclober in der ersten Stunde de« Nach, mittags verunglückte in dem nahe bei Krippen ge legenen Sltglich'schen Steinbruchc der 15-jährige August Eduard Richter au« NeinhardSdorf, ein bra ver und fleißiger Jüngling. Seine Kräfte über- schätzend, hatte er sich ungeheißen au die Fällung eine« auf dem Arbeitsplätze stehenden Steine« ge wagt. Plötzlich stürzte der Stein um und begrub in seinem Falle den Unglücklichen dergestalt, daß er besinnungslos unter seiner Last hervorgezogen wurde und eine Stunde später seinen Geist aufgab. Am vorigen Sonntag fand sein Bcgräbniß unter großer Theilnahme statt. Die „Dr. N." schreiben: Ein mysteriöser Vor fall in Saupödorf beschäftigt die Gemüther in dortiger Gegend ungemein. Der 25jährige Sohn de« Gutsbesitzers Katzschner daselbst, welcher mit im Felde gewesen und au« allen Gefahren und Stra pazen de« Feldzug« glücklich hcimgelehrt war, kehrte am 1. Octodcr b«. I«. Mittag« mit einer bedeuten den Schußwunde in der Brust au« dem Walde, in welchen er gegen 7 Uhr Morgen« gegangen, Henn, ohne daß er über den Vorfall etwa« anözusagen vermochte, da er der Sprache nicht mehr mächtig war. Sein Zustand ist nizwischen ein solcher ge- worden, daß eine Hoffnung zum Auskommen kaum mehr vorhanden ist. Ob Katzschner, dem man nur da« Wort „geschossen" ve> stehen konnte, von fremder Hand verwundet worden, oder, was kaum anzunch- mcn, da er ein Gewehr nicht mit in den Wald ge nommen haben soll, durch eigene Unvorsichtigkeit sich verletzt hat, darüber herrscht ein Dunkel, welche« trotz der sorgfältigsten Recherchen jur Zeit noch nicht geklärt ist. Dresden. In Sachsen fallen wie in ganz Deutschland im nächsten Jahre die Hebungen der Mannschaslen des BeurlaubtcnstandeS mit Rücksicht auf die Einzichungeu während deS letzten Krieges au«. (Dr. N.) — Der am 15. Oetobcr iu Dresden abgehalienc 4. sächsische Fcue, wehrtag wurde durch eine von der hiesigen städtischen Turnerfcnerwehr Morgens 8 Uhr auf dem Turnplätze dinier den, Schießhause mit außerordentlicher Präcisivn auSgesührlc Specialübung eingeleite«. Den Beraihungen wohnten StaatSmini- stcr v. Nostiz-Wallwitz Ercell., die geheimen Reg.- Näthe Just und Stelzner, die Neg.-Näthe v. Teu bern und Friedrich, Eomm.-Nath Gutwasser und als Vertreter der Stadt. Bürgermeister Neubert bei. — Statistische Mitthe,lungen lagen nach Angabe de« Referenten Weigand von 120 Feuerwehrcorps vor, welche zusammen über 13,100 Mitglieder zählten. Von diesen sind über 8000 Freiwillige, über 2200 Verpflichtete und der Nest besteht in Zusammenge- trctenen beider Systeme. Diese Fcuerwrhrcorpü be dienen 270 größere, 167 vierrädrige und 162 zwei rädrige Spritzen und eine Dampffeuerspritze (Chem- nitz). Für Ausrüstung der Mannschaften und Ge- räche haben die Gemeinden >39,000 Thlr., die Fencr- wehrcn und Private aus ihren Mitteln über 22,000 Thlr., die Feuerversicherungen an Prämien nur 1900 Thlr., verausgabt, bez. be,getragen. — Nach den, „Dr. I." Hai die noch in Frank reich stehende königl. sächsische 2. Infanteriedivision Nr. 24 Befehl zur Marschbereitschaft erhalten, um nach der Hrimath znrückzulehren. Der Abmarsch der Truppen aus ihrer dcrmaligen Stellung dürfte dem nächst beginnen können, und werden dieselben bis Forbach und Neukirchen marschiren, um von dort per Eisenbahn befördert zu werden. Das Eintreffen der selben in die Heimach dürste sonach in der ersten Hälfte des Monat« November erfolgen. — Wie da« „Dr. I." einem Privalschreiben entnimmt, ist am 8. Oclober in Sedan ein Attentat gegen einen sächsischen Unteroffizier verübt worden. Derselbe, NamenS Berger II., war von der 6. Eom- pagnic de« JnfanwrieregimcnIS Nr. 107 (angeblich au« Leipzig gebürtig), wurde Abend« >/,!! Uhr i» der Vorstadt Torcy von zwei Franzosen meuchlings angcfallcn und durch einen Messerstich der Art im Nacken verwundet, daß er am 12. October früh '/r7 Uhr gestorben ist. Die muthmaßlichen Thätcr sind fcstgenommc» worden und hat der eine derselben sich bereits noch vor seiner Vernehmung durch Erhängen entleibt. Infolge dieses Vorfalls sind in Sedan verschärfte, dem Belagerungszustände gleichlommcnde Maßregeln «»geordnet worden. Am 10. October stellten in Crimmitzschau in der Hüffcr'schen Fabrik sämmtliche Andreher — Km- der von 10 bis 14 Jabren — die Arbeit ein. Sic verlangten eine kleine Lohnerhöhnng, wurden jedoch nicht ins Comptoir ihre« Fabrckhcrrn vorgclassen. In Folge dessen zog die munterc Schaar in cmrporci mit einer (mittelst eine« Stocke« und rothcn Hals tuches) rasch «„gefertigten „roihen Fahne" durch die Straßen der Stadt, um noch in, Laufe de« Nachmil. tagS iheilwcisc in einer anderen Fabrik in Arbeit zu treten. Anderen Tage« früh folgten die Spinner in der H. F. Wagner'schen Fabrik dem Beispiel ihrer jüngeren Gefährten und verlangten die Arbeitszeit von 13 auf 12 Stunden herabgesetzt. Da ihr Be gehren abgelebt» wnrde, verließen sämmtliche Spin ner die Fabrik. In, Laufe de« Nachmittag« bewil ligte der Fabrckhcrr 12stündigc Arbeitszeit und der Sinke war beendet. (Dr. N.) Im sächsischen Voigtlandc, nanicnilich in Auerbach und Umgegend, sind in jüngster Zeit falsche kgl. preußische >/, - Thalerstückc, sowie preußische Silbrrgroschen wiedcrholt in Umlauf gesetzt worden. Die Ersteren führen die Jahreszahl 1769 nnd be stehen a„S bleihaltigem Zinn und zinnhaltigem Zink; die Groschen trägen die Jahreszahl 1863 und sind au« bleihaltigem Zink, vermischt mit Zinnzusatz her- gestellt. Die Eindrinelthalcrstückc sind besonder« durch eine erhabene Gußporcnzvnc kenntlich, welche auf dem Avcr« von, Hinterkopfc au« über die Schläfe hinweg nach den, Rande zu läuft. (Unglück«fälle.) Ani 9. October Nachts stürzw bei Annabcrg der Bahnarbeiter Flohr in einen etwa 60 Ellen tiefen Abgrund nnd fand dabei scinen Tod. Der Verunglückte, welcher eine Fran und 5 noch unerzogene Kinder hinterläßt, hatte nach dem in Bärenstein auögcbrochencn Feuer gehe» wol len, verfehlte aber den rnhiigcn Weg. — Am 11. wurde in Werdau das F. Schmelzcr'sche Spinnerei- gebäudc ciu Raub der Flammen. — Am 13. wur den in La nlcrst ein bei Zöblitz die Wohnhäuser der WirthschafiSbesitzcr Ehnert und Oettel durch Feuer zerstört. — An demselben Tage brach in der Scheune dcö GemeindevorstandeS Wünsche in Zch- mcn bei Rötha Fcuer au«, wodurch in knrzer Zeit 3 Gebäude in Asche gelegt wurden. — Am 16. fiel in Meißen der bei,,, Tcicherl'schcn Neubau auf dem Neumarltc beschäftigte Maurer Dietze au« Lerch« von ciner Leiter und erlitt dabei bedeutend äußere und innere Verletzungen. — Vor einigen Tagen ist in Berthelsdorf bei Neustadl der Emwohncr Jo seph Müller in einer Düngergrube erstickt aufgefun- den worden. — In Ehrenberg bei Neustadt ver letzte sich der Soldat Schaffrath beim Anstößen an eine Wagendeichsel so unglücklich am Unlerleibe, daß er bald darauf starb. Preußen. Berlin, 16. Oclober. Die Er öffnung des dculschcn NeichSlageü ging heule in, weißen Saale des königl. Schlosses in hcrgcbrachlcr feierlicher Weise vor sich. Nach staUgehablem Gol- leSdicnst in der Schloßlapcllc, sowie in der katho lischen St. HcdwigSkirchc versammelte sich der Reichs tag in Verbindung mit einer großen Anzahl hoher Siams- und Hofbeamlcn, der Generalität w. im weißen Saale und bildete um den Thronseffcl einen, namentlich durch Uniformen glänzenden Halbkreis. Die NcichSMgSmitglicdcr waren in erheblicher Miu- verheil. Der BunvcSralh, gcführl durch den Reichs kanzler Fürsten Bismarck, der in Kürassierunisorm erschienen war, und dem baicr'schcn Finanzministcr v. Pfretzschner lral paarwciS in den Saal, um rcchiS vom Throne Aufstellung zu nehmen. Das zweilc Paar in diesem Zuge bildeten der KriegSminister Graf v. Noon und der sächsische Slaalömimstcr Freiherr v. Friesen, das drille der Jnstijministcr vr. Leonhardt und der BunbeSkanzlcrmmSpräsident Delbrück, denen sich dann die übrigen BnndcS- commisiärc «„schlossen. D«S Königreich Sachsen war noch ferncrweii diirch geh. Finanzralh Wahl, geh. Finanzralh v. Nostitz-Wallwitz und den Militär- bcvollmächliglc,, Major v. Hollleben-Normann vcr- trcicn, während geh. KriegSralh Teucher mil unter dem eingklabcnc,, OffiziercorpS Platz genommen hatte. Kurze Zeit nach Aufstellung des BundcörmhS erschien, benachrichtigt vom Ncichölauzler, daß der Reichstag seiner Eröffnung harre, Sc. Majestät der Deutsche Kaiser, entblößten HauplcS, freundlich grüßend, ge-