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Amts- und Anzeigeblatt für das Königl. Gerichtsamt und den Stadtrath zn Schandau und den Stadtszemeinderath zn .Hohnstein. Dlc „Sächsische Elb-Zcit«»g" erschein! Mittwoch und Soiinabcnd und ist durch alle PofianfiaOen, sowie durch die Ervedülon diese» Blatte» fiir IN Ngr. vlcrtcl- iührlich zu beziehen. — Inserate für da» MMwochSblaii werden bi» Dienstag früh N Uhr, fiir da» Souuabeud»blali späiesten« bi» Freitag früh I) Uhr er beten; später eingehende Inserate lönnen erst In der daranf folgenden Nnmmer Aufnabinc finden. — Auswärt» werden Inserate fiir die ElbzeHung angenommen In Hohn stein bei Hrn. Hesse, i» Dresden in den Annoncen-Vurcaur der Herren W. Saalbach und M. Rnschpler, und Hassenstein L Vogler n. H. Engler in Leipzig. 1871. Schandau, Mittwoch, den t8. Oktober Der Reichstag wurde am Mittag des 16. Octobcr von Sr. Niajcstät dem Dculschcn Kaiser in Berlin eröffnet. Die Thronrede erklärt, gegenwärtig werde die Ordnung des Rcich«ha»shaltc« die hauptsächlichste Aufgabe sein. Es komme darauf au, durch Vcrwcu- duug eines Theiles der Mittel, welche wir den Er folge» des Krieges verdanken, die einzelnen Aundcö- staatcn von den Vorschüssen zn cMlaflcn, welche sic bisher für Ncichözwcckc leisteten, und ein normales Verhältnis! zwischen dem Rcichshanshalt nnd dem Hanshaltc der Oieichsglicdcr hcrznstcllcu, die ncncrwor Venen Ncichslhcilc in den Ncichshanshalt ciuziifügeu nnd Sorge zn tragen, das; die äußere Lage der Reichs, beamtcu dcu im ösfcutlichcu Jutcrcssc gestellte» Aufor- dcrmigc» entspreche. Der Umfang der durch dcu Krieg veranlaßten Arbcitc» nnd die Ihcilwcise Umgestaltung des Heeres haben leider die rechtzeitige Aufstellung de« Hccrcö- ctals verhindert. Es müsse daher dic Znslinnnnng iu Anspruch genommen werden, dic UcbcrgangSzcil für dcn Militärctal noch ans das lomincndc Jahr anSzndchncn. Dcr vorznlcgcudc Etat verlange keine hvhcrn Bei träge zu Ncichszwcckcu al« dcr gcllcndc. Dcr Jahrcö haushalt von 1870 ließ cincn Ucberschuß, übcr dcsscn Vcrwcndmig dcm Nkciehstagc cinc Vorlage zngchcn werde. Der Augenblick sei gekommen, dcu Gruud für Ordnung des Münzwcscn« z» lcgcn, da dic wirlh schastlichcu Verhältnisse hierfür niemals günstiger wa rcn als jetzt. Dcr BnndcSrath bcrathc cinc Gcsctz- vorlagc, wclchc cinc nmlmifsfähigc Goldmüiizc schasfcn nnd Grnndzügc cinc« gcmcinsamcn dcutfchcn Äkünz wcscus fcststcllcn soll. Als wcitcrc Vorlagcn erwähnt die Thronrede die jcnigc, bctrcfscnd dic Gcwährnng cincr billigcn Aus- glcichung für dic Beschränkung dcr Grundstücke im Bereiche neuer oder crwcilcrtcr Fcstuugsaulagcn, so wie diejenige, bctrcfscnd dic Vcrwcndmig cincs Thci- les dcr Kricgscntschädignng zn Tilgnng dcr Anlcihcn dcö NorddcMschcu Bnndcs für KricgSzweckc. Im Vcrtrancn auf dic stctigc Fortcntwickclnng dcr inncrcn Zustände Frankreichs, heißt cs wcitcr, habe dcr Kaiscr für thnnlich gchaltcn, die Räumnng dcr Departements, deren Acsctznng bis Ende Mai in Aussicht gcuommcu war, schon jetzt cintrctcn zu lassen. Dic Bürgschaften, wclchc an Stelle des anfgcgcbcncn Pfandes lrctcn, scicn an« dcm am 12. dicscö Monats gcschlosscncn Abkommcu zn crschcn. Glcichzcitig hicr mit wcrdc cinc Convention über Zugeständnisse vor gclcgt werde», wclchc vo» Dentschlmid für dic dcr Judustric Elsaß-Lothringcn« zu sichcrudcu Erlcichtcr- uugcu zn mache» sind. Bezüglich dcr auswärtige» Politik war dic Anfmcrlsamkcil dcs Kaisers dcr Aus bildmig und Befestigung des Friedens mit Frankreich nm so nngcthciltcr gewidmet, als dic Beziehungen Deutschlands zu allen auswärtigen Negierungen fried liehe nnd von gegenseitigem Wohlwollen getragene sind. Dic kaiserlichen Bcmühnngc» blcibcn dahin gcrich tct, das Vertrauen zn stärken; da« neue deutsche Ncich wolle ein zuverlässiger Hort des Friedens bleiben. Dic Thronrede bezeichnet als eine wichtige, beson ders willkommene Aufgabe des Kaiser«, mit dcu uiieh- flc» Nachbarn Deutschlands von dcr Oslsce bis znm Bodcnsce solche frcimdschaftliche Beziehungen zu pfle gen, daß ihre Zuverlässigkeit außer Zweifel stehe. Wohlthuend sei dem Kaiscr dcr Gcdaulc, die Bcgcg unngcu dicscS Sommer« mit dcu Monarchcu dcr Nachbarrcichc scicn dcr Kräftigung dcö Vertrauen« ans eine friedliche Zuknnft Europas förderlich. Dcutschlaud und Oesterreich seien ans freundschaft liche Beziehungen dringend angewiesen. Dic Befrei ung von jeder Trübung an dic Erinncrnng dcr lctztcn Kämpfe wcrdc dcm ganzen deutschen Volke zu auf richtiger Befriedigung gereichen. Schließlich gcdcnlt dcr Kaiscr dcö herzlichen Em pfange« in alle» Gaucn dcs Vaterlandes, dcr ihn mit freudiger Gennglhmmg uud mit Dank gegen Gott er füllt habe. (Dr. I.) Tagesgeschichtc. Sncklsr». Dresden. Am Morgen dcö 14. Ociobrr wurde dic vierte und letzte Gruppe deö zur plastischen AnSfchunlcknng dcr Tcrrassentreppc bc. stimintcn Sculpinrcncpktn» ausgcrichict. Die Gruppe stcltt ii, drei stcbeudcn Figuren dcn „Tag" dar und rcitzt sich in chrcr mcistcrlichcn, schönhcüSvollcn AnS- führung dcn übrigen Bildwerken der Treppe würdig an. Nicht ohne Interesse, in technischer Beziehung, waren dic geiroffenen Vorrichtungen, die gegen 50 Ecntncr schwrrc Gruppe vom Brüekcnplatz au» auf das für sie besiimmic obere Pcstamcnt der Treppe zn heben. Ein ziemlich zahlreiche« Publikum wohnte der Aufstellung bei. Wie riesig der Verbrauch der Steinkohlen sich fortwährend steigert, geht aus der von dcr Gkter- erpcditio» in Zwickau soeben veröffentlichten Nebcr- sicht hervor. ES sind danach während des Zeitraums vom 1. Januar bis 30. Scptbr. d. I. von Zwickau 251,376 Wagenladungen rr 100 Centner Steinkohlen versandt worden, d. i. 10,055 Wagenladungen mehr alö in dein cnisprechciiden Zeiträume dcö VorfahrcS, Preußen. Bcrlin, 13. Octsbcr. Dic Con- fcrcnzcn, wclchc nach Ankiinft des französischcn Fi- naiiz-MiuistcrS Pcupcr-Qucrlicr im „Hotel Nepal" stattfandcn, babcn, wie der „N.-Z." milgcthcilt wird, Henie ihr Ende erreicht, uiid svllctl die Verträge zur Befriedigung abgeschlossen sein. — Die Pferdebahnen sollen, nach cincr Mitthci- lung dcr „Tribüne", cinc bcdeutcndc Ausdehnung erhalten. ES werdet« Pferdebahnen »in die ganze Stadt, dein Laufe der alten Ringmauer folgend, er- richtet und von dieser Ecntralbahn auö strahlenför mig Linien in die nächsten Orte dcr Umgegend an- gclcgt werden, «heil» nm diese mit dcr Hauptstadt näher zu verbinden, «Heils um dcr Arbcüerbcvöllcr- ung cinc Mcnge billigcrc Wohnungen in jene» Or- icn zu verschaffen. — Wäbrcnd überall von einer besseren Wendung in dcr Elsässer Zollfrage gesprochen wird, liegen »och keine Anzeichen vor, daß Frankreich scincu Rache- gcdanlcu gegen Deutschland entsagt habe. Die Thicrö'schc Armcercform deutel auf andere Plätte. Sic will das Hccr um miudcstcttS eiu Vicrtcl dcs frühcrru Vcstaiidcü unlcr dein Kaiscrrcich crhöheu. Zu dcu 100 Napolcouschett Regime,ilcru sollen noch etwa 30 hinzutrctcn und die Artillerie in demselben Maße vermehrt werden. Das Militärbudget, das unlcr Napolcon III. 375 Mill. Frcö. betrug, ist unter ThicrS scit dein 1. Juni d. I. auf 503 Mill, angcwachseu, also nach deutschem Gelb auf 135'/, Millionen Thaler, während dcr Etat dcö gcsamnuen dcutfchcn Heercö nach dem bisherigen Maßgabe 86-'/, Millionen betragen würde. Das besiegte, verschul dete Frankreich, dessen gegenwärtiges Budget eine Ausgabenvermchrung von 650 Millionen zeigt, welche dnrch die bisher bewilligten neuen Sienern noch nicht zur Halste gedeckt waren, will also für seine Armee jährlich 48'/, Millis,teil mehr aufwendcn als Deutsch land, und zwar nicht für neue Ausrüstungen, sondern für daS regelmäßige Bedürfnis;. Diese Zahlen sind dcr politischen Correspondenz dcö so eben auOgegc- bencn OctobcrhefieS dcr „Preuß. Jahrbücher" ent nommen, dic gewiß richtig bemerken, daß wir den offenbaren Projccten Frankreichs dic ernstc Arbcii an der Einheit deö Deutschen Reiche« uud die wach ¬ samste Ausbildung seiner VertheidigungSkräste cnt- gegcn setzen müssen. Dic Mosel- nnd Vogescnliuic müsse derart befestigt werden, daß die Franzosen die geringe Aussicht, über dieselbe je hinaus zu kommen, wenigstens so lange cmsehen, als ihnen eiu Nesi nüchterner Ueberlegung bleibe. Dic Arbeiten hierzu sind denn auch in vollem Gange. Hainburg, 11. October, lieber eine hicr am letzten Sonnabend nfolgwBcschlagnahmc von300,000 Bondö in französischen Papieren laufen in auswär tigen Blättern verschiedene Mutheilungen um. Fol gendes ist, nach der „Köln. Ztg.", Theusachc und durch die Untersuchung fcstgrstelO. Die Budiker Glümpcr und Najchl gingen bei Auöbruch dcö Krie ges mit dcm Ulancnregimcnt Nr. 11 in Feindesland. Bei dcr Bclagcrnng von Paris kam gcnamucs Nc- gimcnl nach TroyeS in dcr Nähe von Versailles, uiid dic beiden Marketender erhielten Quartier beim Vicomte Renomier. Nach den Aussagen dcr Ver- hastcum sind sic dnrch folgcndcn Vorfall in dcn Be sitz dcr Papiere gelangt. Glümper hat im Gartcn ein Werthpapicr gefunden und sei ihm neben dem Fundorte cinc Stcllc aufgcfallcn, wo srisch gcgraben zu sein schien. Zugleich fand er in dcr Rinde cinc« Baumes eine deutliche „10" eingesch,ritten, die srisch gegrabene Stelle war genau 10 Meter von dem Baume ciufcrnt. In der Nacht gingen beide Mar ketender au die Stelle und fanden in einer Tiefe von 3 Fuß cinc ciscrnc Kiste. Diese wurde gewaltsam geöffnet und eine große Summe Papiergeld siel in ihre Hände. Sic nähten dasselbe in ihre Klcider und kamen damit glücklich nach Hamburg, wo sie sich den Raub thriltcn. Nun aber erhielt Glümpcr meh- rcrc Papiere auf Namen lautend, dic cr bei einer 'Reise nach England nicht verwerthen konnte. Er kam hierher zurück und erzürnte sich mit seinem Com- pagnon. Die Kunde von dem Raube drang durch den heftig geführten Streit ins Publikum, und feit zwei Monaten wußte Jedermann im Dorfe, daß dic beiden Marketender eitlen großen Schatz in Frank reich gehoben hätten. Auch der Schwiegervater deö Najehl, ein Howind, haue für ein Kind dcö vcrwitl- wcten Najehl eine Summe von 70,000 Francs er- halien. Dic Polizei erhielt Wind von dcr Sache, verhaftete die 3 Personen und nahm 300,000 Frco. iu Beschlag. Die Untersuchung wird große Dünen- sionen annchmen, da noch mehrere Personen mit in dic Sacke verwickelt seit, sollen. Baden. Kehl, 9. Lciober. Fast sämintlichc Eigcnlhümcr dcr durch dic Bcschicßmig beschädigte» und abgebrannten Häuser haben gestern die durch dic Abschätzung festgesetzte Emschädigung vollständig auS- bezahü erhalten. Baiern. Ueber dcn Einsturz dcr Eisenbahn- brücke zu Maria vrl theilt mau dem „N. C." fol gendes Näherem»: DaS Gerüst, welches cinstnrzle, befindet sich zwischen dem linken Donauufer und dcm nächsten Strompfeilcr. Die Eiscnthcile für die Hauplbrüeke wnrdcn von der nur '/, Stunde donan- abwärts gelegenen stabilen v. Maffci'fchen Arnckcn- bauanstali mütclst Danipfbooischlcppkähnc unter die Werlbrncke verbracht und hicr mittelst großer, nur 8 Meier hoher Krahnenwagcn auf daö Podium der Wcrkbrückc aufgezogen. Gestern früh V-lO Uhr waren dic v. Maffel'schcn Arbeiter gerade „och mit Entleerung eine« Schleppkahnes auf der eisernen Werkbrückc beschäftigt, alö diese im Zeitraum von höchstens 3 Minnien plötzlich zusammenbrach und in dic Donau stürzte. Dic 28 Ärbcilcr, welche im Schleppkahn, auf der Werkbrückc und dcn Krahnen beschäftigt waren, retteten sich meist dnrch einen Sprung in die Dona»; da dic Wafferticfe an dcr Baustcllc 18 bis 22 Fuß beträgt, so kamen bei so fortiger Thätigkcit zahlreicher NettungSbootc auch alle Arbeiter, wclchc z. B. von dcn Krahncnwagcti