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AiMschc ElliMtmg. Amts- und Anzetgevlatt für das Königs. Gcrichtsanit und den Stadtrath zu Gchandau nnd den Stadtqemeinderath zu Hohnstein. Dle „Sächsische (?lb-ZcitttHg" erschein! Mittuwch und Sonnabend und ts! durch alle Postanstalten, sowie durch die Erpedttion dieses Plattes flir 10 viertel jährlich zu beziehen. — Inserate flir das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh 0 Uhr/ siir das Sonnabendsblatt spätestens bis Freitag früh 0 Uhr er beten ; spater eingehende Inserate können erst in der daraus folgenden Nummer Aufnahme finden. — AnSwärtS werden Inserate flir die Elbzeitung angenommen in Hohn stein bei Hru. Hesse, in Dresden in den Annonccn-Nureaur der Herren W. Saalbach nnd M. Nuschpler, und Haascnstctn L Vogler u. H. Engler in Leipzig. 70. Schandau, Mittwoch, den 4. Oktober 1871. Dein Jahrestage des Einzuges der deut schen Truppen in Straßburg (30. Sept.) widmet dic „Norddcutschc Allgemeine Zcituug" fol- gende Betrachtungen: „Straßburg— wic ofi haben deutsche Herzet, de» Verlust dicser Perle uuicr den Städicn Deutschland« mit Ingrimm cmpsundeti; wir ost ist c« beklagt worden, dost dcr FricdcnSschluß, dcr auf dir grcchcuSkricge folgte, unü diese Stadl nicht zurückbrachtc — aber, trotz allem Unmuth, wic fern lag scdcm Drutschcn dcr Gedanke, wegen de« altca Nurcchtü eine» Krieg herauszubcschwörcn! Nun aber, da man dcm alten Ilnrecht ein neue« hitizugc- fügt, da Frankreich ohne fcdcn Grund sich aufchicktc, als Träger dcr Civilisaiion sciuc TurcoS, sciuc Goumä und andcrcö Raubgesindel über dic Grenze zu wcrfcu, da brach, gewcckt durch dicS ucuc Un- rccht, auch dcr Zorn über dcu altcn Naud zu Hellen Flammen auS, und mit ciucr Eiinnüthigkeit, wic sic srllcu in Dculschiaud geherrscht, verlangte daü deutsche Volk dic Sühnung jcucS allcu Unrechts, dcu Wir- dcrcrwcrb dcr uns gcraubtcn Provinzen Elsaß und Lothringen. Dcr heutige Tag war vor cincin Jahre dcr Dcgiuu dcr Verwirllichung dicscr gcrcchtcn For- dcruug dcS dcuischcu Volle. Von dcm Augeublicke an, wo Gcueral v. Wcrdcr als Sieger cinzog in dic überwundene Stabt, stand cS im Herzen >cdcS Dcuischcu fcst, daß dic Fahne Dcutschlandü für allc Zeiten wehen müffe auf dcr Zinne dicscr Stadt — daS dcuischc Heer, dic dcuischc Diploniaiic haben DcutschlandS Willrn zur Thal gcmacht: Straßburg und inii ihm Elsaß.ho,hringcu sind wieder unscr. DaS ist crrcichi; was unS noch fehlt, ist dic Shm- pathic dcr Bevölkerung, dic wir durch Wcrkc dcü Friedens unS rrobcru müstcn. Dcr Kaiser und sciuc Negierung kommcn, wic allc Well wciß, bcn Wünschen dcr ncucii NcichSangehörigen in scdcr Beziehung cntge- gen; kaum jemals dürfte cin durch das Schwert gcwon. uencs Laud mit gleicher Mildc, mit gleicher Rücksicht nahme auf seine Wünsche behandelt worden sciu, wie diese wiedergkwonncnrn Provinzen. DicS ist gcwiß dcr Weg zum Ziele, dcr Wcg zur Versöhnung, denn allc Welt weiß, daß diese Milde nicht aus dem Gefühl dcr Schwäche, sondern auS dcm dcr Stärke ent- springt. Wären wir schwach, zweifelten wir an dcr Dauer unscrcS ErfolgcS, so würden wir vielleicht mit Strenge, mit Härte aufirctcn; weil wir aber unserer Stärke unS bewußt sind, deohalb können wir auf alle jene zahlreichen Interessen Rücksicht nehmen, welche zu anderen Zcitcn und unter ande ren Umständen der auS einem schweren Kriege als Sieger Hcrvorgcgangcnc so oft unbeachtet läßt. So blicken wir mit srcudiger Zuversicht iu die Zukunft: Für allc Zeilen wirb Deuischlan» bei dcr Erinncr- ung au den Erfolg des hculigcn TageS seiner ersten Kaiserin gedenken, deren schönster Schmuck die Milke ist, und für alle Zeiten, so hoffen wir, wird dic Ne. gicrung des deutschen Kaisers in diesen Reichslanden eine Negierung dcr auf dcm Bcwußiscin der Stärke ruhenden Mildc sein." Tagesgeschichte. Sachsen. Schandau. Ein Besuch, welcher in diese» Tagen dcr Lottcric-AuSstellung dcü grauen- vcrcinS im Königlichen Gcrichtüamt«gcbändc gemach! wurde, veranlaßt, dic Acwohncr der Stadt und Um gegend darauf noch ganz besonders hierdurch auf- mcrlsam zu machen, weil dic Ausstellung wirklich cincn übcrauS lieblichen Eindruck macht und des Kostbaren, Nühlichcn, Neuen und Spaßhaften gar viel bietet. — Dem seit einer Reihe von 42 Jahren hier zum Heile dcr leidenden Menschheit wirkenden Mit bürger Herrn vr. mvd. Pcirenz wurde bei seiner (Übersiedelung nach BischvfSwcrka vom hiesigen ^tadtraih das Diplom des Ehrenbürgcrrcchiü ver- liehen. - i ---'Seil dcm l. Oclober ist daS hiesige Kaiser liche Postamt dcS Morgens erst von 6 Uhr an ge. öffne«. — Was für traurige Folgen dic hier unter den Kindern herrschende Unsitte dcS Anhalicnü an durch fahrende Wagen haben kann, beweist cin am Sonn- tag Vormittag in dcr Zaukenstraße vorgclommcncr Fall, wo von zwei Kindern cincs hiesigen Bürgers oaS eine in das Rad cincs glücklichcrwcise langsam fahrcndcn WagcnS gcricth und mrhrmals mit herum- gcdrcht wurbc, ohnc jedoch verlegt zu werden. Mögc dies als ernste Warnung dienen! — Dieser Tage hat ein Consvrtium sächsischer BanquicrS cin neucS Actien-Unlcrnehmcn projcclirt, wclchcS unter dcm Namcn: „Sächsische Eesenin- dnstric-Gefellschafi" inü Leben trcicn soll. Es Han- dclt sich dabei um dic Anübeuinng großer, von Sach verständigen bis zu 65 Proecni Eisengehalt geschätz ter Eisensteinbrüchc in Böhmen. In nnd bei Pirna, Bcrggicöhübcl >c. sollen die nöthigcn Schmelz- und Hochöfen errichtet werden. Herr Hartmann zu», von Chemnitz und Herr Commcrzicurath Grüson in Magdeburg sollen als Sachverständige sich ungemein für das Unternchmen imeressiren. Dresden, 3. October. Sc. Majestät dcr Kö- nlg bat bcn SiaatSmimster von Nostitz-Wallwitz mit dcr Lcüung dco durch dcn Tob dcS StaalSministcro I)r. Schueidcr crlcdigtcn DeparlemcutS dcr Justiz, bis zur Wicdcrbcsctzuug dcr Siclle, intcrimistisch bc- austragt. — Sc. Erecll. dcr SlaatSministcr Or. v. Ger ber hat am Sonnabcud Mittag Sr. Majestät dcm König in Pillnitz dcn Eid gclcistct und war Nach- mittags mit Sr. Ercellcnz dcm SlaatSministcr a. D. Frhru. v. Falkenstein und dcm Referenten im f. Ge- samuuministcrium, NegicrungSrath Roßberg, daselbst zur königlichcn Tafel geladen. — Am Montag Hal derselbe die Leitung dcS Ministeriums des CultuS und öffentlichen Unterrichts übernommen. Am Sonntag Vormittag ist eine Compagnie dcS in Bautzen garnisonirenden k. sächsischen 4. Infan terieregiment« Nr. 103 per Fußmarsch als Besatz ung auf dcr Fcstung Königstcin cingctrvffcn, um Vic dasclbst stchcndc i. Compagnie dcü k. preußischen 4. thüringischen JnfanicricregimentS Nr. 72 abzu- lösen. Dic lctztcrc Iras VoruntlagS bcrcitS in DrcS- dcn cin und fuhr pcr Eisenbahn um 10 Uhr bis in dic Nähe von Torgau wcitcr. Dic Jnfantrrirbrsatz- ung dcr Fcstung Königstcin wird künftig abwcchsclnd von je cincr Compagnie dcr sächsischen Infanterie, regimcnlcr Nr. 102 und Nr. 103 gegeben werden. Die „Dr. N." schreiben: Vor Kurzem langte eine seltene EiKorlc in Zittau an, nämlich zwei mit Ketten geschloffene sächsische Soldaten, Tambours, unter Führung deS österreichischen GcnSdarmcric- wachtmcistcrS auS der benachbarten böhmischen Stadt Gabel. Dieselbe» hatten, alü sie von dcr österreichi schen Polizei arretin wurden, vorgegeben, sic seien wegen schlechter Behandlung, dic sic nicht mchr cr- tragen konnten, dcscrtirt. Dic Sache fand jedoch bald eitle andere Aufklärung; denn der Grund ihrer Flucht auS Zittau war ein ganz anderer. Beide hatten Gelb, Uhren re. entwendet und damit Ge schäfte längere Zeit getrieben. In Dresden fanden sich zwei sehr gcfälligc Collegcn, denen sie dic in Zittau gcstohlcncn Gcgcnständc zuscudcic», um die- sclbcn dort an dcn Mann zu brmgcn, währcud jenc dic in Dresden gestohlenen Sachen in Zittau iu Gelb umsetztcn. Bald kam matt aber diesem Treiben auf dic Spur und einige von Zittau nach Dresden an die beiden „Gcschäfiöcollcgc,," gesandten Briefe ka men in die Hände der Behörde. Als dicü die Zit- taucr Tambours hörten, machten sic sich bci Zcitcn auS dcni Staube, kamcn um Mitternacht übcr dic Grcuzc nach Gadcl und wandcrtcu wcitcr bis Wcist- wasscr. Nach ihrem cigcncn Geständnis! machtcn sic ihrc Tonern nur zur Nachtzeit und wagtet, bci Tage nur in cinzcln stchcndc Häuscr cinzukchrcn, um ihrcn Hungrr und Durst zu stillcn. In dcr Nähe von Wcißwasscr übcrnachtctcn sic auf frcicm Fcldc. Zu fällig patroullirtcn dort österreichische Gendarmen, um den in dcr Gcgend immer häufiger wcrdcndcn Diebstählen Einhalt zu thun und diese nahmen dic am frühcn Morgcn auS ihrcm Vrrstcck hcrvorkric- chcndcn bcidcn Sachscti sofort in Empfang, führte» sic a»f dic Bcjirköhauptman»schaft, von wo sie dann übcr NimcS nach Gabrl tranöporlirl w»rden. Dcr Gablcr Gcndarincrikwachlmcistrr gab ihncn das Gc- lcitc bis Zittau, wo cr sic an bctrcffcndcr Stcllc ab- lirfcric und dicsclbcn mit dcn allcrdittgS prophctischrii Wortrn cmpfangcn wurdrn: „Ihr Kcrle, Euch blü- hcn zchn Jahre Fcstung!'' Lcipzig. Dic „L. Z." schreibt utilcrm 20. Sept.: Gttlrtii Vernehmen nach beabsichtigen drei junge Da men aus Rußland im bevorstehenden Wintersemester an dcr hicsigcn Univcrsität bchufS ihrcr Ausbildung iu dcr NcchiSwiffenschafl uud Mckicin Vorlcsungcir zu hören. Um eine förmliche Jnscripliv» haben die selben unseres Wissen« nicht nachgcsucht. An maß gebender Stellt Hai man gegen dcn Bcsuch dcr Vor- lcsungen scitcn dicscr Damen, von welchen die eine bereit« in Zürich und Heidelberg juristische Vorles ungen gehör! hat, cin Bcdcukcn nicht crhvbcn, sofern sich ihr Besuch ausschließlich auf dic strcng sach- wiffcuschafilichcn Collegicn bcschränki und dic spccicllc Gcnchmigung dcr bctreffcndcn Doccnten crlangt wird. Lcipzig, 2. Oct. Gestern Nachmittag >K4 Uhr ging cin zwischen Leipzig und Eutritzsch auf städti scher Fcldslur in dcr Nähc dcü Chauffcchauseü auf- gcstcllicr, dcm Pachtcr dcr Ccniralhallc, Hr». Jägcr, gchvrigcr Strohfcim in Flammen auf und entzün dete dic nicht writ davon stchcndc, dcmsclbcn Besitzer gehörige große sogenannte Feldscheune, sodaß dieselbe mit dcn darin befindlichem bedeutenden Fuitcrvor- räthcn cbcnsallü, ohne daß einc Okettung desselben möglich war, in kurzer Zcit in Flammen stand. Die auü Leipzig und den angrcnzcnbc» Ortschaften herdcigccilicn Feuerwehren konnten nur cinigc Wa ge» und Ackcrgerälhschasicn, sonst nichts weiter ret ten. Dic 50 Ellen lange uud einige 20 Ellen breite, crst dieses Jahr neu von Holz erbaute Feldscheune enthielt mit dem Strohfeim dic von dem Besitzer auf 1000 Thlr. geschätzten Vorräthe von eiuigen 70 Ackern Feld und mehrere Fuder Hcu, daü Ge treide war jedoch bereits auSgcdroschen. Da vorübcr- gchcndc Personen den Brand des Sirohseimeü an ver Windseite haben entstehen sehen, waö eine Vor aussetzung der Vernichtung dcr Schcunc crkcnncn läßt, kann daü Feuer nur durch böswillige Brand- sttfinug entstandet! sein. Dahlcn, 27. Scptbr. Vcrgangencn Montag Nachmittag gegen 4 Uhr stürzte plötzlich der seit ci- lichen 20 Jahren crst crbaulc, zu dcm Rittergutc Börln gehörige Schafstatt zusammen. Unter dcn Trümmer» hat ma» mit größter Anstrengung 56 erschlagene Schafe hcrvorgczogcn. Einige minder beschädigte, noch lebende Thicrc sind an die Arbeiter verschenkt und geschlachtet worden. Dcr Einsturz des GcbäudrS ist durch dcn gewaltigen Druck dcr oben maffcnhaft gclagcrtcn Lupinen erfolgt. Am letzlvergangcncn Donnerstag ist auf dem Rittergutc Dewitz b. Taucha eine große Feime mit 118 Schock Weizen „icdergcbrannt. Man vcrmu- thct, daß da« Feuer angelegt worden ist. (Unglücköfä llc.) Am 23. September wurden in Klcinopitz bci Tharandt dic Seidrlschc und dic Koch'schc Wirtschaft durch Feuer zerstört. — Am 24.