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MMsche WMimg. Amts- und Anzeigevlatt für das König!. Gcrichtsamt und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. 12, Schandau, Sonnabend, den 9. September Tagtüsteschichtc. Sachsen. Schandau. Wie aus einem In- scrat im heutigen Blane zu ersehen ist, finde, zu dem Kirmeßseste am Somnag und Montag von der hiesigen Curcapellc mit verstärktem Orchester Concen stan; auch wird am Montag Abend, wie daü früher immer der Hall war, daselbst Ballmusik sein, die sich steiS eines zahlreichen Besuches erfreute. Krippen. Eilte würdigere Feier der Gedenk tage von Sedan komne wohl nicht stanfinden, alö denen ein Fest zu bereiten, die an jenem Tage mit den Waffen iu der Hand die Etscnmaucr um Seda» bildeten. Solch ei» Fest gab eü denn am vergan genen Sonntage, den 3. September 1871, in der Parochie NeinhardtSdorf. Wir feierten das Fest der glücklichen Hemckehr unserer Krieger. Nicht allen von Viesen Tapfren war eS vergönnt, den veran stalteten Festlichkeiten beizuwohnen, sei eö, vast sic noch draußen auf Frankreichs Feldern stehen, sei es, daß sie sonst abgehalicn wurden. Schon frühzeitig am Tage zeigte sich ein regeres Lcbcn alü sonst. Häu- ser und Gaffen vertauschten daS bescheidene Morgen- Ncgligüc mit Fcstgcwändcrn. Guirlanden zogen sich über die Straße, Flaggen wehten aus de» Fenster» der Häuser. ES war ein prächtigcr Aublick. Dem Programm gemäß setzte sich Mittags 1 Uhr von Krippe» aus der Fcstzug unter den muulereti Klän ge» eines belebende» Marsches i» Bewegung. Die Bctheiligung am Fcstzug war eine ziemlich rcge, trotz der enormen Hitze. Gegen zwei Uhr langte er in NeinhardtSdorf an, wo bereits auf dem Hose des ErbgerichteS die Festzüge aus NeinhardtSdorf und Schöna standen. Nur Gießhübel, die -1. Gemeinde der Parochie, fehlte fast vollständig. Nach kurzem AnsenthaU ging der Fesijng der ganzen Parochie »ach der Kirche ab, nicht weniger alü 3 Mufikchöre in seiner Mille habend, die abwechselnd de» Choral! „Sei Lob' und Ehr' dem höchsten Gut" bliesen. In der Kirche angelangt nahm der Festgotleödicnst seine» A»sa»g, deffe» Mittelpunkt die herzliche Nebe deü Herrn Pastors Leonhardi bilecle, die durch zwei Aussührmmen dcS gemischten Chores auü Krippen eingeschloffc» wurde. Gegen vier Uhr endete die kirchliche Feier dcS Tages und die weltliche »ahm ihre» Attfang. In den beide,, Dörfern Neinhardiü- vorf und Krippen wurde den heimgckehrttn Solda ten aus einer Sammlung freiwilliger Beiträge Kas- fee, ein solennes Festessen und Ball gewährt. Die Gemeinde Schöna behiclt sich derartige Festlichkeiten bis auf Weiteres vor. Hoffentlich wird jedem der zurückgelehrten Soldaten dieser Tag eilt Tag der angenehmsten Erinnerung sein. Interessant ist, daß von dem mehr alü 100 Mann starken Truppcncon« Imgent, daü unsere Parochie zum deutschen Heere gestellt, kein einziger gctödtel, keiner ernstlich ver wundet worden ist, ciu Glück, das vielleicht nur wenig Parochien im deutschen Baterlanbc zu Theil gcwordcu ist. >1. Dresden. Dem „Dr. I." geht die Traucr- »achricht zu, daß So. Ercellcnz der Herr Justiz- Minister, Staatüminister Ur. Schneider, am Morgen des V. Septbr. in Pontresina (m der Schweiz) mit Tode abgegangen ist. Der Verewigte, geboren im Jahre 1807 war zuletzt Präsident deü Appcllationö- gcrichtü zu Dresden und übernahm die Stelle des Justizministcrü in einer für Sachse» überaus ernste,, und schweren Zeit, wenige Wochen vor Auübruch dcö Krieges von 1866. — Nachdem Seiten deü k. sächsischen Finanz ministeriums dem Kaufmann Herrn Fr. Ed. Gustav Große in Berlin die Conccssione» zu den Vorar beiten für den Elb-Spree-Kanal er,heil, worden sind, ist eine kurze Gewinn-Berechnung dieses Kanals veröffentlicht worden. Darnach ist der jetzige Was serweg zwischen Berlin und Dresden 62'/, Meilen lang; der künftige nach Anlage deü Eld-Spree-Kanals wird 27 Meile» be,ragen, so daß eine Ersparnis, von 35'/, M. cinlrilt, milhin für hi» und zurück eine von 71 Meilen. Der Ertrag genannten Kanals wird gebildet durch den größten Theil desjenigen Verkehrs, der bereits jetzt auf den in gleicher Nich- lung wie dcr fragliche Kanal laufenden Eisenbabnen und Flüssen statlsindct, dann den, dem es an Billig keit deü Frachilohnü gelegen ist, und endlich durch den auü dem natürlichen Absatzgebiete deü neuen Kanals entstehenden. Wäre nun der Elb-Spree- Kanal tiur allein auf sein natürliches Absatzgebiet angewiesen, er müßte schon durch den Verkehr und die Einnahme auü demselben nicht nur die Zinsen deö Anlagekapital«, sonder» auch die Kosten, sowie die Ausgaben sür Verwaltung und die Tilgung deü Anlagekapitals decket,. Er ist der beste Vermittler der Productc Norddentschlandü, der Nord- und Ost see mit dem Binuenlande; er führt in daü Herz dcS deutschen Reiches, sowie aus demselben diejeni gen Provucte, die keine Eisenbahnfracht vertragen, wie z. B. die sächsischen, längS dcr Elbe anstehen den wrrthvollen Sandsteine und die böhmische Braun kohle. (S. Dfz.) — Die Bahn auf der Elbe mittelst Kene ist nunmehr auf dcr ganzen Strecke von Magdeburg bis Schandau hcrgestellt und werden von jetzt ab Fahrzeuge und Güler stromaufwärts nach allen da zwischen liegende» Slatio»e» bugsirt. Im Mona, August belrug die Einnahme der Kcllcnschleppschtff- fahn der Ober-Elbe 8861 Thlr. Vor einige» Tage» entdeck,c der Bahnwärter Kalbrcier an der Hänichener Kohlenbah» einen Bahnfrevler in dcr Person deü Bergarbei,crü August Hähnel auü Rippien, als dcr Letztere ciucn Stein von ungefähr anderthalb Pfund Schwere auf den Schienenstrang legte. Mittweida, -1. Septbr. Auü hiesiger Stadt nnd Umgegend sind 12 junge Männer den Helden tod für daü Vaterland im letzten Kriege gestorben. Hochheizige Bürger traten nach den, Bclanntwerden des Ablcbenü derselben znsammen, um den in fernen, Lande Bestatteten auch hier ein Eritmerungüdenlmal auf den, Kirchhofe errichten zu lassen. Dieses Mo nument ward gestern nnter entsprechenden Feierlich keiten cingewciht. Dao Denkmal selbst, welchcü die Stadt Veit unausgesetzten Bemühungen patriotischer Bürger verdankt, besteht auü schlcs. Marmor, und bildet einen abgestumpften Obelisken, oben mit einer brennenden Granate, von Kanonenkugeln umgeben, geschmückt; die vier Seilen e,»Halle» die Name» der Gefallene» nebst den Orl, wo sic gefallen oder gc- storbcn find. Den „Chemn. Nachr," wird auü de», Erzge birge geschrieben: Die Fabrikationügeschäflc gehen seil geraumer Zcil überall bei unü sehr floll. Die Weißwaarcn-, Spitzeu-, Posamcnlen- re. Fabriken haben Aufträge in Fülle; auch die Klöppelei geht sehr gut, neue Maschinell müssen angeschaffl werde» und die Nachfrage nach Arbeitern ist im Ganzen so stark, daß sic kaum befriedigt werden kann. Eö ist jetzt schwer, ein Dienstmädchen zu bekommen, sie wen den sich meistens der Fabrtkarbe» zu, die ihnen gu ten Verdienst und ein gewisses Maß von Freiheit unv Selbstständigkeit gewährt. Die Löhne sind na türlich bei dcr starken Nachfrage nach Arbeitskräften auch in die Höhe gegangen und sind gegenwärtig, nach früheren oder den gcwöhnlichen Verhältnisse» deü Erzgebirges betrachtet, für den Arbeiter recht günstig. Auch die Kornernte ist im Ganzen sehr gut ausgefallen und die übrigen Früchte stehen gut. Und so wird unsere arbeitsame Bevölkerung, wenn uns diese friedlichen Zustände erhalten bleiben, hof fentlich auf Jahre hinaus bessere» Erwerbs« und Eristenjvrrhällnisscn cnlgegenschen können. Preuße». Berlin, 1. Sepibr. Se. Maj. der Kaiser wird vor bei, ersten Tagen des Oclobcr nicht znrülkerwartet. Nach seiner glückkehr soll auf de» königlichen Nesidenzschlvsscrn an Stelle dcr biü- bcr dort wehende,, Küuigüflagge die deuische Reichs - sahne aufgezogen werbe», wozu man bcrciiü Vor- kchrunge» iriff,. In Königsberg weist die Todienliste für die Woche vom 25. August bis 1. Scpicmbcr 327 To- dcöfällc „ach, bei welchen als Krankheit die Cholera angegeben wird. Hierunter befinde» sich >22 Kinder. An, 2. Septbr. sind bei,,, dasige» Polizei-Präsidium äugen,eldct worden: crlrank, 50 und gestorben 2-1 Personen; am 3. September: erkrank, 33 und gc- storben 13 Personen. In S,c,,in haue sich bis vergangenen Sonn- abend die Zahl der Cbolerafälle nur nm -1 vermehr,. In Danzig ist i» den drei Tage,, vom 3l. Au gust" bis 2. September weder ciu Sterbe- noch ein Erkrankungöfall an der Cholera polizeilich angemcl- de, worden. Bis jetzt waren 18 Personen dort an dcr Seuche erkrankt und 15 davon gestorben. Frankfurt a. M-, l. September. Die hiesige Hcrbstmcsse, welche vorgestern ihren Anfang genom men, ha, bis jetzt einen günstigen Verlauf gehabt, besonders was den Großhandel in Wollenwaarcn anbelangt, die sämmtltch eine Preiserhöhung erfah ren haben. In LurnS- und Mvdewaaren zeigt sich gerade nicht große Schwunghafiigkeit, aber loch Zu nahme des Geschäfts. Oesterreich. Wien, 5. Septbr. In sämmt- lichen Wahlbezirken Wiens haben die Deutschlibera- len auf das glänzendste gesiegt, und zwar in acht Stadiwahlbezirken nahezu einstimmig, im neunten mit zweidrittel Majorität. Die Wablen in der Pro vinz sind ebenfalls günstig ausgefallen. Die Land gemeinden in Niederöfierreich haben 18 Liberale und 2 Clcricalc gewählt, dic Stadigemeinden mir Libe rale. I» den Landgemcittdcn KärnthcnS sind 11 Li berale, 3 Clcricalc, in de» Städten 12 Liberale ge wählt worden. Dic Schlesischen Wählet, find bei nahe inSgesammt im liberalen Sinne ausgefallen. In Oberösterrcich verloren dic Clcricalen zwei Sitze und in den Mährischen Landen dic Lzechcn cinc» Wahlkrcis. — Dic Wiener „Presse" schreibt in Bezug auf dic Zusammenkunft in Salzburg: „Heule wird eü Ntcmandem mehr einfallc», die Gasteiner Ge spräche für unbedcuictid und sür eitlen bloscn Auö- lausch von Höflichkeiten zu erkläret,. Dagegen spricht daü Gefolge, mit dem Kaiser Franz Joseph dic Rcisc nach Salzburg unlernommcn. Ist sein Besuch auch durch dic Etiguettc vorgeschrieben und zunächst cine Erwiederung dcr Jschlcr Visitc Kaiscr Wilhelm'S, so bemüht man doch nicht drei Minister, damit sie ein paar gleich,gillige Worte mit den deutschen Di plomaten wechseln. Nein, in Salzburg wird der zweite Aci dcr Haupt- und Staaiüactivn aufgcführt, die in Gastein begonnen. Man wird dort prüfe» und vielleicht in eine feste Form bringen, worüber man sich hier verständigte; Salzbnrg ist ausersehen, den ersten schwachen Keim einer deutsch-österreichischen Allianz, dcr in Gastein gepflanzt ward, zu stärke» und wachset, zu machen. Die geschichtliche Gerech tigkeit hat cs so gewollt, daß dic Annäherung Oestcr- reichs und Deutschlands aus demselben Boden er folge, auf dem ihre Entfremdung den Ursprung ge nommen. Nicht bloü ist dic Kaiscrbcgegnung von 1871 eine Sühne für jene von 1867, auch in Ga stein haben Beust und Fürst Bismarck ausgeglichen, was Nechberg und Herr v. Biümarck dort gesündigt." Salzburg, 6. September, Nachmittags 3 Uhr. Kaiser Franz Joseph ist soeben hier cingctroffcn und von dcr Bevölkerung lebhaft begrüßt worden. Dcr Neichökanzlcr Graf Beust, dic Ministerpräfidcntcn Grafen Andrassp und Hohenwart, SecttvnSchcf v. Hofmann und der deuische Gesät,die General v. Schweinitz waren bereits früher „„gekommen. Prinz Karl von Laden ist ebenfalls hier anwesend. Vor mittags halte General v. Schweinitz dem Grafen Beust einen Besuch gemacht. Kaiscr Wilhelm wird Abendü erwarlcl. — Abends. Die Ankunft des Kai- serü Wilhelm erfolgte "/,7 llhr Abends; bereits um "/>6 llhr begab sich dcr österreichische Kaiscr vor daö Absteigequartier des deulschci, Kaisers. Dcr österreichische- Kaiser trug dic preußische Obcrstuni- orm mit dein Großkrcuz deü schwarzen Adlerorbcnü In der kaiserlichen Suite befanden sich Erzherzog Ludwig Victor, Fürst Hohenlohe, Graf Bellcgarbh, Graf Beust, Graf Andrassp, Graf Hohenwart, Hof-