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1871 Schandau, Mittwoch, den 20. Juli MMsk Lltzcitimg. Amts- und Anzetgeblatt für das Königl. Gcrichtsamt und den Stadtrath zu Schandau und den Stadt^cmeinderath zu Hohnstein. Die „Sächsische «lb-Zeitimg" crschclnt Mittwoch und Sonnabcnd und ist durch alle Poslanstaltc», sowie durch dir ErpcdMou diese« Blatte« wr I<» Ngr. virricl. jährlich zu bezieht». — Inserate für das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh !) Uhr, für das SonnabendSblait spätestens bis Freitag früh 1» Uhr er beten; später eingehende Inserate können erst in der darauf folgenden Nummer Aufnahme finden. — Auswärts werden Inserate für die Elbzettnng angenommen in .yohn- stein bet Hrn. Hesse, in Dresden in den Annoncen-Bureaur der Herren W. Saalbach und M. Nnschpler, und Haasenstetn L Vogler u. H. Engler in Leipzig. u IN scha n. Mit drr srslrrr» Gestaltung drr elsässisch- lothringischen Nechtü- und VerwaltungSverhält- niste ist jetzt Anfall,; gemacht wordrn. Was man üdrr die geringe Neigung drr wicdcrgewonne. nrn dculfchrn Brüder zum druifchrli Kaiserreiibe stört, sann nicht Wundrr lirstincn. Monatc löiuien nicht rinc solchr wirdrr hervorrusr», wrnn Jahr- zrstntc, ja Jahrhunderte daran gearbeitet stadcn, sir zu vrrnichlrn. AcmerkenSwrrth ist, Last auch aus Elsaß-Lothriiigen über die Umtricbc drr Nöin- ltngc verlautet, wrichr drr Festgestaltung drS drul- schon Nrichcü entgegenarbeiien.— In Ocstrrrrich. Ungarn stat dir Erlicnnuug drS Grafen Goln- chowSli zum Slaltstaltrr von Galizien grzrigt, das, die Wiener Ntgirrung das stavischc Fahrwasser noch tnllnrr für das günstigste zum Tragen dcü öster- rrichischcn StaalSschiffeü stäit. Ucbcr drn Ausgleich mit den Tschechen verlautet, dass er in freistcilltcher Beziehungßkiemandenr, in nalioualcr Aeziestnug nur den Tscheche», im Allgemeinen aber den böhmischen Großen zugute kommen soll. — Frankreich mag sich beglückwünschen, daß das deutsche Reich mil .möglichster Zuvorkommenheit ihm gegenüber zu Werle geht, Beweis dafür wiederum die aus Befehl des Kaisers stallsilldeudc Räumung brr Departements, ohne daß dir Voltzahlung der halben Milliarde be. reitS amtlich festgestcllt ist. Daß rS im Grgentheil sich nach wie vor mit Haß- und Nachegedaulen uns gegenüber trägt, ist bekannt. Man darf darüber nicht allzuhart mit den Franzosen zu Gericht gehen und eher mag man sic beklagen, daß sie im Unglück so wenig erkennen, wie nolhwendig ihnen die Ableg. uug ihrer nationalen Fehler der Eitelkeit und Ruhm sucht ist. Einen Slem und Hardenberg brauchen sic und doch sicht ihnen für fehl nur ein Gambetta zu Gebote, verlangen sie auch noch keinen anderen Führer. Mit einem solche» können sie freilich wei ter fort lügen und betrügen, können von den „ver fluchten Barbareien" reden, die sic bezeugen, von den „Abkömmlingen der Hunnen", von welchen nur Naud und Mord zu erwarten. AIS ob diesen Fran, zosen schon die Aera der Lvmmunc aus dem Ge- bächtniß entschwunden! Tagesgeschichtc. Sachsen. Schandau. Am Sonnabend hal ten wir die unerwartete Freude, Se. Königliche Ho heit unser» Kronprinzen Albert, welcher eine Jagd- parlie nach dem großen Winterberge uiilcritahm, nach Seiner Rückkehr aus dem Kriege zum ersten Male wiederzuschn. Gegen Abend lehrte der hochverehrte Kronprinz in die Stadt zurück, binirtc im Hotel zum Forsthause und fuhr nach 9 Uhr per Ertrazug wie- der zurück. Bei Seinem Scheiben von Schandau wurde Ihm vom Herr» Bürgermeister Hartung ein Hoch auögcbrachl, in welches die an der Elbe sich versammelte Volksmenge jubelnd cinstimmtc. — Ei nen herrlichen Anblick bot die in aller Kürze an der Elbe veranstaltete Illumination, vorzugsweise die des Herrn Kaufmann Meper, dessen Villa einem Ltcht- inccrc glich und sei hierbei dies mit Danlbarkeit er wähnt, da diese Familie bei festlichen Gelegenheiten scholl so manckeo Opfer gebracht und freundlicher weise zur Verherrlichung beigctragen Hal. — Dic.am 22. Juli auSgegdbene 16. Nummer der hiesigen Badclistc weist 341 Parleicn mit^977 Personen nach. - — In dcr Nach! vom 24. zum 25. Jnli wurde in dem Gulc deS Hrn. Landrichler Wort» zu Naih- mannSdorf auf höchst freche Weise ei,,gebrochen und aus dcr Parterrewohnung mehrere Kleidungsstücke und Sticflcltcn, sowie Eßwaarcn verschiedener Ari und auS dem Sccrelair, welcher erbrochen wurde, Geld gestohlen. Hoffentlich gelingt es, die Diebe zu. ermitteln. Dresden, 2l. Juli. Sc. Königliche Majestät haben allcrgnädigst geruht, die von dem Unier- Eommanbanlcn der Festung Königstein, Obersten Andrich, erbetene Versetzung in Disponibilität mit der geschlichen Pimsion und der Erlaubniß zum Forttragen scincr biöhcrigen Uniform mit den vor- geschricbencn Abzcichc» zu bewilligen, auch dcmsclben hierbei dcn Ausdruck der allerhöchsten besonderen Anerkennung für lange, treue und auSgrzeichncte Dienstleistung zu erkennen zu geben. — Den sich widersprechenden Angaben verschiede ner Blätter gegenüber ist das „Dr. I." in der Lage, die Mitlhcilung zu machen, daß dcr Marschallsstab, wclchcr von Sr. königl. Hoheit dem Kronprinzen aiti kl. d. MtS. bei dem Emzugc unserer Truppen geführt wurde, dem hiesigen htstvrischen Museum entnommen war und derselbe ist, dcn cinst König Johann EobicSki, wclchcr 1683 bei srincm Sicgc über die Türken Wie» cnlsehlc, geführt Hal. — Auü sicherer Quelle erfahren die „Dr. N.", daß ein bei dcr hicsigcn Mililär-Jnlendantur sungi- rcnbcr Assistent, ein au« Preußen gcdürligcr junger Mann von 26 Jahren, seil einigen Tage» mil einer Summe von circa 3800 Thaler» aiwerlrauler Gel ber sich auü dem Siaubc gemachl Hal. — Auch ei» hiesiger Agent dcr Versicherungsgesellschaft „Thurin- gia" in Erfurt, in bcsscn Lasse der rcvidircnde Ge- scllschaftübcamte eilt Deficit von ca. 1200 Thalern gefunden Haden sott, ist seit einigen Tagen ver schwunden. Dippoldiswalde, 21. Juli. (Wciß.-Ztg.) Die überaus hcsligen Gewitter in der 7. Abend stunde am Dienstag haben leider in unsrer Gegend großen Schaden angerichtct, da sic mil Hagelschlag verbunden waren. Die südlich und südwestlich von Dippoldiswalde gelegenen Fluren unsrer Stadt, scr- »er von Reichstädt, Höckendorf, OberlunnerSdorf, Ober- und Nicderfraucndorf und Ulberndorf sind hart durch die dicht gefallenen Schloßen mitgenom men, sodaß einzelne Landwirihc ihren Schaden über 1000 Thlr. berechnen. Auch züudcte dcr Blitz in dcm Dorfc PauShain, wodurch die Wohn-, Scheu nrn-, Wagenschuppen- und AuSzugSgcbäude dcö Gutsbesitzers und Gemtindevorstandcü Karl Wilh. Bormann total cingcäschcrt wurden. Hierbei ist auch das Gcmcindearchiv ei» Naud dcr Flamme» geworden. Die Stadt Frankenberg im Erzgebirge ist von einem bedcuicndcnUnglücküfall betroffen worden, indem daselbst 39 Scheunen in Flammen aufgingen. Man vermulhet Brandstiftung. Freilich bildeten diese Scheunen gerade keinen eleganten VcrbmdlmgSpunkt zwischen dcr eigentlichen Stadl und dcm ncucn An- ban. Dcn vcrursachlcn Schadc» schätzt matt ohne Mobiliar auf 12,000 Tblr. Millwcida, 22. Juli. (Eh. Tgbl.) Heute Mittag 1 Uhr fand eine Feierlichkeit seltener Art auf hiesigem Marktplätze stall. Auf einer Tribune hallen sich sechs weißgekleidete Mädchen nebst dem Bürgermeister, umgebe» von einigen Stadlrälhcn, sowie dcm Dircctor nebst den Lehrern dcü hiesigen Technikums cingefundcu und kurz darauf rückten, mil dem Mufikchor an der Spitze, die Schüler deü Technikums an und stellten sich nm die Tribüne auf, um auS dcti Händen der von hiesigen Jungfrauen geschickten Deputation, im Beisein obiger Herren, eine sehr schöne, blau, roch und schwarze Fahne zu empfangen. Nach Beendigung der entsprechenden Feierlichkeiten zogen die Techniker, die Fahne in ihrer Milte, mit Mnsik durch die Siadl, und Abends fin det ein Aall stall. In Obrrhermsgrün b. Oclonch steht im Gar- , len des Gutsbesitzers Fr. Schwab eilt Birnbaum im > brillantesten Blütheiifchmuckc. (UnglückSfällc.) Am 8. Juli wurde in Gol. zcrn bei Grimma der Braunkohlcnwcrkübesixcr Bern hard Wilhelm LurtiuS in seiner Grube von uttcrwar- icl hcrcmbrechcndcr Kohlc zerquetscht, sodaß sofort der Tod erfolgte. — Am 10. gericlh in Reinhards- grimma bei Dippoldiswalde dcr Dienstknecht Lohsc bcim Hcucinfahrcn untcr dcn Wagen und crltll außer mehrere» Arm- und Beinbrüchen erhebliche innere Verletzungen. — Am 1l. sind in Kirchbach bei Oederan die Gebäude des Herrn v. Weiß gehörigen Erbgcrichlö infolge Blitzschlags abgebrannt. — Vor einigen Taget, stürzte in Neu sch ö n efclb bei Leipzig ein zweijähriges Kind, welches in der Wohnung al lein gelassen worben war, auü dcm Fcnfler auf das Slraßcnpflasicr und war sofort tobt. — Am 13. crtranl in Ncnlauüke bei KömgSwartha ein 4 Jahre alles Mädchen in cmem Wasserlache. — Am 17. ertrank in Warnübors bei Glauchau dcr Hand arbeiter Franz Hcinrtch Tirschmann in einem gisch- behälter, auü den, er Fische zu holen im Begriffe stand. — Am 18. stürzte in Zwickau dcr Gcrbcr- gescllc Göllke in dcm Hause seines Meisters auü dem ersten Stock aus die Straße herab und erlitt dabei Plauen i. V. währcnd'dcü heftige» Gcwittcrü eine Frau in ihrer, im Thiergarten befindlichen Wohnung vom Blitz getroffen niid gelödtcl. — An demselben Tage wurde in Ebcrübach bei Löbau dcr zwcijährigc Sohn dcü Windmühlcnbesihcrü Wemmc von einem Flügel dcr im Gange befindlichen Mühle ersaßt und io vcrlchl, daß er bald daraus starb. — Am 19. ist in Krumbach bei Hainichen cin zu dcm Eichler'schcn Gutc gehörigrs Scitcngcbäudc mil Schmicdcwcrlstalt abgcbrann». Preußen. Bcrli», 17. Juli. Das hiesige „Frcmdcnbl." schreibt: „Dtc Strömung dcr Frem- dcn, namcnllich dcr reichen Engländer, Russin und vorzugsweise Amerikaner, geht in diesem Jahre hauptsächlich über Berlin, anstatt, wie früher, über Paris. ES sind noch niemals in dieser Jahreszeit so viele Fremde in Berlin gewesen, nm von hier aus in die deutschen Bädcr zu gelangen, wie in die sem Jahre. Es sind seht Tage, wo 150 bis 200 Amerikaner, 7—800 Engländer und ca. 500 Russen hier anwesend sind, und dic HotclS sind in diesem Jahre überfüllt." — Die Frage, ob die im Verlanfe des letzten Krieges deutscherseits erbeuteten Eiscnbahntrains als wahre und wirkliche Kriegsbeute zu betrachten und damit für Frankreich als dauernd verloren anzusihen seien, hat, laut der „Schl. Zig.", nach dcr von den, benlsche» Negierungöbevollmächligttn bereits dcr französischen Regierung abgegebenen Erklärung eine Beantwortung im verneinenden Sinne erfahren. Die Rückgabe des noch im deutschen Besitz befind lichen EisettbahnmalcrialS dürfte demnach wahrschein lich lintnutclbar mit Anschluß der jetzt noch statt« habenden großen Transporte erfolgen. In dieser Entscheidung könne cin voraussichtlich allgemcin bc- stimmcnbcr Vorgang gcschcn werden, welcher bei ei ner spälcrn intcritationalen Regelung dcr Eiscubahu- Verhältnisse im Kriege dcr Zustimmung sämmtlicher Mächte ziemlich sicher sein dürfte. Um welch' be deutendes Object eS sich hierbei gehandelt hat, cr- gicbt sich aus dcr officiell in dcr französischen Na tionalversammlung erstatteten Mittheilung, daß sich gegenwärtig noch gegen 10,000 Waggons im deut schen Besitz befinden. DaS Entgegenkommen, das die deutsche Negierung auch bei dieser Gelegenheit dcr frattzöfischcn wieder erwiesen hat, muß um so höher angeschlagen werden, alü dic Erbeutung dcr in lc Mans, Amiens, St. One»,in, Saargcmünd und noch an mchrern andern Orten angchalicncn