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AäGsche EWtnng. Amts-und Anzeigevlatt für das Königs. Grrichtsamt und den Stadtrath zu Schandau nnd den Stadtgemcinderath zu Hohnstein. Die „Sächsische Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sounabcud und ist durch nllc Poganstalten, sowie durch die Erpedition diese« Blatte« kiir 10 Nstr. viertel' sührlich zu beziehen. — Inserate fiir da« MlllwochSblalt weiden bl« Dicnstaq früh !) Uhr, siir da« Sonnabend«blait spätesten« bi« Freitag trug » ">>r er- beten; später eingehende Inserate können erst in der daraus folgenden Nummer Aufnahme finden. — Auswärt« werden Inserate fiir die Elbzeitnng angenommen tn .t,,»hn- steiii bei Hrn. Hesse, in Dresden in den Annoncen-Burcaur der Herren W. Saalbach und M. Nuschplcr, und Hassenstein L Vogler n. H. Engter in Leipzig. 28, Schandau, Svmmbcnd, den 8. April 1871. Der Bürgerkrieg in Frankreich. Vor Paris erfüllt sich das verhäng,lißvollc Ge- schiek, welches der freventlich hcrausbcschwornc ,t,td ebenso frevetülich durchgcsuhrlc Krieg über Frank- reich gebracht hat, nunmehr im blutigen Bürgerkrieg. Dieselben Männer, welche vermein,sich zur Rettung Frankreich« die revolutionären Leidenschaften de« Volke« wach riesen, müssen seh, zur wirklichen Net- Hing des Landes durch blutigen Bürgerkrieg kiese Leidenschaften dämpfen; dieselben Generäle, welche vor Kurzem a» der Spitze deü Volke« von Pari« unsre starken Stellungen vergeblich zu durchbrechen suchten, benutzen fetzt unsre Schanzen und Werke im Kampse gegen da« Pariser Volk; dieselben Schaareu au« der Bretagne, welche sich in erfolglosen Käm pfen an der Sarthc aufricbcn, um zur Befreiung de« „heiligen" Pari« zu ziehen, stehen fetzt sta,i unsrer Truppen bei Versailles, um die gottlose Ba- bei von Neuem abzuschliestcu, — derselbe Mont- Valerien, welcher Monate lang mit geringem Erfolge unsre BclagerungSiruppku zu schrecken und zu hin dern suchte, wirst fetzt Schrecken und Tod in die Neihen der Pariser Natioualgarden und bedroht die Siadt selbst mit einem neuen Bombardement. Nie mals hat sich eine so grostartigc Wendung deS Aer- häuguisseS so rasch und in so erschütternder Weise vollzogen; — da« weltgeschichtliche Drama, welche« mit der Kriegserklärung in, vorigen Juli begonnen hat, ist in Wahrheit Schritt vor Schritt von einer erhabenen Gröhe und Gewalt, wie wir sic sonst nur in den biblische,, Geschichten des alten Testa ments kannten. Um die Rettung Frankreichs han- delt eS sich fetzt in der That, um die Nesiung vor schmählichem Untergänge de« StaaiSwcscn«, wie der Sitte und Civilisaiion. (P.-C.) Tagesgeschichte. Sachso». Dresden. Das „Dr. I." schreibt unlerm 5,. April: Mit heute beginnt der NücktranS» Port der französischen Gefangenen per Bahn. Nach den von der Liniencommission bi« setzt getroffenen Bestimmungen geht bi« zum 7. d. M. täglich Mit tag« ein Zug vou circa 980 Manu ab; feder Zug hat eine EScvrtc von 2 Osficicrcn und ca. 50 Mann. — Wie man dem „Wiener Tagebl." au« Ber- litt telegraphirt, wird der detitsche Kaiser, eiucm Gc. rücht zufolge, »ach Ostern den Besuch de« König« Johann erwiedcrn und einen Tag in Leipzig zu bringen. Auch die in Frankreich lhälig gewesenen Spann- fuhrleuic kehren nach und nach heim. Eine große Anzahl derselben passirtc vergangenen Sonntag Meißen. Freilich Hal sich leider da« Alle« bestä- tigt, waü wir von ihrer mißglückte,, Unicrnehmung hier gelesen; denn ihre Leu» und ihre Thierc sahen sehr desolat und hcrabgekommen au«. Man cher hatte sogar seine Pferde draußen verloren; den» c« hing hjrr und da ein Wagen ohne Rosse am Hinirrtheil de« anderen und ließ sich mühsam fortschleppen. Wie da« „Glückauf" in Potschappel hört, ist daS Nicscnrechnungöwerk, welches die den Hinlerlas- senen der am 2. August 1809 im Segen-Golle«, und HvffnungSschachte verunglückten Bergarbeiter zu ge währende Unterstützung festste«,, beendet. Eingegan- geu waren in Summa 441,259 Thlr. und partieipi- ren au tiefem Vermögen über 1100 Personen. Welche erhebliche Summe fährlich absorbirt wird, dürfte am deusiichstrn daraus hervorgehen, daß die zu zahlende« Unterstützungen bi« Ende vorigen Mo nat« allein die Höhe von 62,090 Thlr. 7 Ngr. 5 Pf. erreichen. Ein traurige Cousinn-Uion sollte am Palmsonn. tag ein Mädchen in Stollberg feiern. Die Eon firmaudin, au« dem Dorfe Würschnitz gebürtig, die schon längere Zeit kränkelte, wurde während de« Gottesdienste« vom Schlage gerührt. Al« die Feier zu Ende, ^var da« Mädchen tvdt und wurde sie so al« Le,ehe nach Hause gefabren. (Unglücksfälle.) Am 27. März ist in Sehma bei Annaberg ein 10jährige« Mädchen durch einen Stein von einer dem, dortige,, Bahnbau auögeführ- len Lprcugung derariig getroffen worden, daß e« Tag« darauf starb. — Am 3 l. März ist in Al, Hörnitz bei Zittau da« Wohnhaus der vcrw. Noihe nicderge- brannt. — An, 19. März sind in Lausigk das alte Armenhaus und 5 Scheunen nicdcrgebrannt. — Am 20. wurden in Beut ha bei Hartenstein die Baucr- güter der Herren Schmidt und Jockel cingeäschert. — Am 1. April wurde auf dem zu „Vereinigt Feld" gehörigen Konstanlinschachlc bei Freiberg der Berg arbeiter Fritzsche auü MüdiSdorf durch eine uner wartet hcrabstürzendc Erdwand erschlagen. Preuße». Berlin. Polnischen NcichStagö- abgeordneien, welche gegen die Ausnahme in da« Reich proicstirtcn, erklärte Bundeskanzler Fürst Bis marck: Ich will verhüten, daß abermals eines jener Schlagwörter in die Welt gesetzt werde, unter denen ich nicht selten kurch das Wohlwollen meiner politi schen Gegner zu leiden habe. Noch bis in den fran zösischen Krieg hinein habe ich an der Acußerung zu leiden gehabt, die ich nie gclhan, die mir aber Graf Schwerin in den Mund gelegt: „Gewalt geht vor Recht." Jetzt soll sich da« neue Schlagwort bilden: „Wir sind ein Voll." WaS versteht der Vorredner unter „Wir?" Ich verstehe unter „Wir" die etwa 2l Abgeordneten, die sich als da« Volk geriren. Sic aber, meine Herren, sind lein Volk, Sic haben nicht« hinter sich, al« Ihre Ficsionen und Ihre Jl- kusionen, und zu diesen gehört, daß Sic von dem politischen Volke in den Reichstag gewählt seien, um darin die polnische Nationalität zn vertreten. Ich verstehe da« auch und we,st, wozu Sic hicrher ge- wählt sind: um dic Interessen der katholischen Kirche zu vertreten. Wenn und sobald Sic da« Ibun, so werden Sic Ihre Schuldigkeit gegeu Ihre Wähler ibun. Dazu sind Sic grwähli! (Langanbalte,wer Beifall.) DaS Volk in Posen lhcllt nicht Ihre Jl- lusion, baß dic polnische Verwaltung und Herrschaft gut oder doch mch, schlecht gewesen sei. Ich kann Sic versichern, sic war herzlich schlecht und darum wird sic uic wiederkommen! (Beifall und große Heiserkeit.) Anch Abg. Schraps ließ sich dabei ver nehmen: Dic europäische Demokratie erkennt stet« mit Dank au, daß dic Polen dic Vormänncr gegcn dic Russen gewesen sind. Den Polen wird immer dic Shmpalhic aller europäischen Länder erhalten bleiben, welche Werth auf dic curopäischc Civilisa- tion legcn. In der Adresse ist geäußert worden: Deutschland ruhe auf festeren Grundlagen als je. Ich glaube nicht, daß da« jetzt aufgerichteic Dentschc Reich 1000 Jahre bestehen wird. Ehe 20 Jahre vorüber sein werden, wird dic Gestaltung der Dinge eine andere sein nach den Dingen, dic sich jetzt im Westen vorbcreiten. (Schallendes Gelächter,) Nnn, da« ist eben meine Ansicht. Ich prvtcstirc mit den Polei, gegen da« Unrecht, da« ihnen fortwährend geschieh, nnd mag daran keinen Theil haben. — Die Anträge der Polen werden abgelebt«. — Der den, BnndcSralh vorgcleglc Entwurf ei nt« Gesetzes, betreffend dic Vereinigung von Elsaß und Loihriugen nm dem Deutschen Reiche, lautet: § l) Dic von Frankreich dnrch den An. I. des Prä liminar-Frieden« vom 20. Februar 1871 abgetrete nen Gebiete Elsaß nnd Lothringen werden, unbescha det der in diesem Artikel Vorbehalten«, endgültigen Bestimmung ihrer Grenze, mit dem Deutschen Reiche für immer vereinig!. — § 2) Die Verfassung de« Deutschen Reiche« tritt in Elsaß und Lothringen vom 1. Januar 187 t in Kraft. Durch Verordnung de« Kaiser« im Einvernehmen mit dein Bundcsraihe lönnen einzelne Abschnmc der Verfassung schon früher in Wirksamkeit gesetzt werden. — § 3) Auch in den, der Neichügcsetzgebling in den Bundesstaaten nicht uttlerkiegendeu Angelegenheiten steht für Elsaß und Lothringen da« Rech, der Gesetzgebung dem Reiche zu und wird bis zur Einfühlung der Ncichövcrfaff- »ng (§ 2) vom Kaiser im Einvernehmen mit dem Bundesraiht auSgeübt. Alle anderen Rechte der Staatsgewalt übt der Kaiser au«. Frmitroicb. Pari«, 3. April, Morgen«. Dic Eommunc hat rinc Proclamatisn erlassen, in welcher es heißt: „Die Negierung von Versailles hat unü angegriffen. Da sie auf die Armcc nicht rechnen lonnic, fo Hal sie die Zuaven ChariMc'S, die Bretonen Trochn'ü und dic Gendarme» Valen- „»'S gegen uns entfendet und Nenillh bombardirl. Unscrc Aufgabe ist e«, die Stadt zu schützen. Wir rechnen auf Eure Hilfe." — Während der Nacht hat unausgesetzte Bewegung geherrscht. Dic Ba taillone der Eommunc habcn mit Ambulanzen in der Nuc-Nivvli, aus den EhampS-ElpfvcS und in der Nähe der Enceimc campirt. Heule Morgen setzten sich frische Bataillone in Bewegung. In allen Quariiren wurde Gcneralmarsch geschlagen. Dic Bardicaden vor den, Stadthausc und an anderen Orten sind wieder hergestellt. Seit 5 Uhr Morgen« wird in der Stadt Kanonendonner gehört. Versailles, 3. April. Marschall Mac Mahon ist zum Obcrcommaudanlen der Armee von Vcr- saillcS ernannt worden. — Ein Telegramm der „Agcncc Havaü" meldet: Die Pariser ausständischc Nauonalgardc operirl in drei Corp«, und zwar daS erste von Monlrougc aus, da« zweite von Jssp au«, da« dritte von Nueil und Nanierrc au«. Alle drei Lvrp« rücken gegen Versailles vor in der Gesammt- stärkc von 100,000 bis 110,000 Mann mit 200 Ge schützen. Versailles, 3. April, Abend«. Dic Jnsurgen- icn in zwei Colonnen, zusammen auf 40,000 Mann geschätzt, machten einen Ausfall theilü über Nan- icrrc und Bvugival, »heil« über Meudon. Nach tingegangencn Meldungen sind dic Jnsurgcnlcn von Meudon in voller Flucht, unter Zurücklassung vieler Todten und Verwnndeten, während den über Nan- ierre und Nueil Gekommenen General Vinop den Nückzug abschueidet. Pari«, 3. April, Abend«. Ein Dccrct der Commune ordnet die Versetzung Thier«', Favre'«, Picard'«, Dufaure'«, Simon'« und Pvthuau'S in Aicklageznstanb und dic Sequcstralion ihrer Güler bi« zu deren Erscheinen vor der VollSjustiz an. Ein zweites Deere, verfügt dic Trcnnung dcr Kirche vom Staate, sowie die Aufhebung dcö Cullenbudget« und erklärt da« Vermögen der religiösen Gesellschaf ten für Naiionaleigenihum. Compiegne, 3. April, Abend«. Die soeben erschienenen französischen Abendzeitungen vom heuti gen Tage sagen: Da« Hauptgefcch, in, Süden von Pari« hat bei Chaüllvn und Fontenap-aur-Noses staltgcfnudcn. Flouren« soll dort mit 8000 Mann gesangcn sein. Der Mont-Valerien ist in den Hän den der Versailler; dcr verdächtige Commanbant wurde diese Nach« ersetzt. Dic Pariser Gefangenen wurden kort sofort erschossen. Der Mont-Valerien hat sich mit bedeutendem Erfolge am Gefechte bcthei- ligt. Dic Pariser Verluste sind sehr bedeutend. Dic Wendung de« Gefecht« war günstig für dic Versailler. Dic Pariser Angriffe scheiterten hanpl- schlich an den früheren deutschen Verschanzungen. Versailles, 4. April. In der gestrigen Sitz ung dcr Naiionalversammlung hielt Th,crü eine Rede, in welcher er sagte, die Negierung werde streng gegen