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Amts- und Anzeigeblatt für das Königs. Gerichtsamt und den Stadtrath zn Schandau und den Stadtgemeindcrath zu Hohnstein. Dit „Sächsische Elb-Zeitung" erscheint Mitttvoch »nd Sollilabcud und isl durch nlic Pofianfialtcn, sowie durch die Erpediiion diese« VlotteS Mr I« Ngr. viertcl- sährlich zu beziehen. — Inserate siir da« Mlttwochsblatt werden bi« Dienstag früh !> Ilhr, kür da» Sonnabendsblau spätestens bis Freitag früh 0 Uhr cr- bcicn; später eingehende Inserate können erst in der darans folgende» Nummer Aufnahme finden. — Auswärts weiden Inserate siir die Elbzeitnng angenommen in Hohn stein bet Hrn. Hesse, in Dresden in den Annonccn-Bureaur der Herren W. Saalbach und M. Ruschplcr, und Haasenstcln L Vogler n. H. Engler in Leipzig. 3. Schandau, Mittwoch, den 1i. Iauuar Z87I. Oesterreichs Stellung zu Deutschland. Dkr Reichskanzler Graf v. Brust Hal die Depesche des Bundeskanzlers Grafen v. Bismarck über die Beziehungen zwischen dem neuen deutschen Reiche und dem österreichisch, ungarischen Kaiserstaatc durch eine Depesche an den Gesandten Grafen v. Wimpffen vom 26. v. M. erwidert, welche voll dem herzlich sten Entgegenkommen Oesterreichs gegen die dieSseilS anSgrsprochenen Gesinnungen Zeugnis, giebt. — Die österreichisch, ungarische Negiernng halt cS ihrerseits fnr wunschenSwenh, eine Erörterung über den Pra- grr Frieben mit Rücksicht auf daü Ziel, dessen Er- reichung beide Theile gleichmässig im Ange haben, zu vermeiden. Sic erachtet im gegenwärtigen Au- genblickc nicht die Erörterung von BertragSartileln, nicht die Erhebung von Rechtsansprüchen für ange. messen; sic erblickt vielmehr in der Einigung Dentsch. landS unter Preußens Führung einen Act von histo rischer Bedeutung, eine Thaisache ersten Ranges in der neueren Entwickelung Europa'« und will danach das Verhältniß benrtheilen, welches zwischen Oester- reich-Ungarn und den, neue» Deutschland angebahnt werden soll. ES gereicht ihr zu hoher Befriedigung, daß auch in allen dortigen Kreisen der aufrichtigste Wunsch vorherrsche, mit dem mächtigen deutschen StaalSwcscn die freundschafiltchen Beziehungen zu pflegen und sich zur Förderung der Wohlfahrt und des Gedeihen beider Länder die Halid zu reiche». Gerade in diesem Augenblicke sei ein ergiebiges Feld eröffnet, auf welchem Gemeinsamkeit des Wollens und Handelns für beide Reiche ein Unterpfand blei- bender Eintracht, für Europa eine Bürgschaft dauern den Friedens werden könne. Wahrhaft erhebend ist der schließliche Hillweis auf dell hochherzigen Sinn Er. Majestät des Kaisers und Königs von Ocster- reich-Ungarn, welcher aus den Erinnerungen, die Erin HauS in der glanzvollen Geschichte voll Jahr hunderten mit den Geschicken bcö dents-hen Volke« verbinden, nur die wärmsten Spmpalhien für die fernere Enlwickekung diese« Volke« und den rückhalt losen Wunsch schöpfe, daß dasselbe in den neuen Formen seines staatlichen Daseins die wahren Bürg schaften einer glücklichen und für seine eigene, wie für die Wohlfahrt des ihm in geschichtlicher Ucber- licfcrung, in Sprache, Sitte und Recht so vielfach verwandten Kaiserstaale« gleich segensreichen Zukunft finden möge. Es bedarf kaum der Hinzufügung, daß die deutsche Nation ebenso wie die dentscheu Negierungen diese hochherzige Auffassung dcö Kaiser« aufrichtig und freudig würdigen wird. (B. Prov. Lorr.) Taqesgcschichtc. Sachse». Schandau. Die hiesige Bundes- Telegraphenstalion macht unten» 7. d. in dieser Nr. bekannt, daß wegen eingrlrctencr Unterbrechung der Kabelvcrbinbung am Niehschgrundc Depeschen von derselbe» biö aus Weiteres nicht befördert werden. Trog dieser Unterbrechung werden jedoch die durch den BctriebSielegraphcn in Krippen tinlaiifendeu of- ficicllen Kriegönachrichlcn im Nachhause angeschlagen werden. — Mit dem Beginn des neuen Jahres tritt auch an die Vormünder die alljährliche Aufgabe Hera», die über die geistige und leibliche Pflege und Beauf- sichligung und Fortbildung ihrer Mündel zu crstallen- dcn Erziehungoberichle elnzureichen. Die Frist endet mit dem letzte» Januar, dann erfolgt die bekannte, landesübliche gerichtliche Auflage. — ES sind wiederholt, und selbst noch in jüng ster Zeit, hauptsächlich in der Umgegend von Leip zig, Halle und Zwickan, falsche, auf Photographin schein Wege hergestclltc Fürstl. Schwarzburg.-Sou- perShauscn'sche Eaffen-Amveislmgcn n 1 Thaler vor gekommen. Die Falsisicale tragen die Nummern 651877 und 012878 und dürfte daher Vorsicht beim Vorkommen derartiger Cassenschcinc nicht überflüssig sei». (Dr. 'N.) Dresden. Von der königl. General-Dircclion der sächsischen StaatSeiseiibahiien wird bekannt ge macht, daß nach Anzeige des österreichischen Station« - chcfs in Bodenbach der Braunkohlenverkehr von Böh- inen »ach dem Auslände vom 9. Januar ab auf An ordnung der (lranzösischen!) Ccntral-Directton der k. k. österreichische» Siaalöc,sc»bahngesellschaft voll ständig eiiigestelll wird, und baß leere Wagen, welche von Dresden aus nach Bodenbach gebracht werde», mit A»S»ahme österreichischer und Außig-Teplitzer Wage» dort zurückzuweisen sind. — E« kommt jetzt häufig vor, daß Reservisten oder Laiidwchrmäiincrn, die zur Entlassung kommen, Packele mit Eivilkleidern mit der Post zugcsandl werden. Das Genrralpostaml erklärt, daß diese Packele, wenn sie aus der Heimalh der Post znge. he», ebenfalls portofrei versendet werden, sobald sie all die Adresse des TruppenlhcilS, bei welchem der Ncscivist und der Landwehrmann steht, gerichtet und aus der Adresse die Bezeichnungen enthalten sind: „Inhalt: Civillleider des Reservisten (Landwehr- inannS) N. N-" Das in diesen Tagen anSgegebeiic Personalver- zeichniß der Universität Leipzig weist eilten Bestand von 1762 immatriculirten Studirenden am I. De- cembcr v. I. nach. Die Gesammlsninme der Hörer würde 1836 betragen, wenn nicht etwa -100 der im- matriculiricn Studirenden gegenwärtig im Felde ständen. -— Die Berliner „C. B." bringt jetzt folgende Mittheilung: Die beiden verhafteten Soccaldemokra- Ml Bebel und Liebknecht sind nicht nur in Folge ih rer in Leipziger Volksversammlungen gehaltenen Ne- den verhaftet worden, welche ganz m dem Sitmr und Geiste sich änßerten, welche diese Herren bei de» Debatten dcS Reichstage« documenlirtcn, sonder» e« lagen schon vor ihrer Verhaftung ganz cclatanlt Beweisstücke vor, daß diese Herren Verbindungen nntcrhiclte», welche der dentschen Sache diametral cntgegcnstehcn; n»r ihre Eigenschaft al« Mitglieder ec« Reichstags schützte sic vor früherer Verhaftung. Die Untersuchung, welche nunmehr gegen die beiden Herren cingelcilct ist, soll, wie wir hören, eine große Menge so gravirenden Materials ergeben habet,, daß auf dieselben gegen sic die Anklage wegen versuchten LandcSverralhs basirl werden wird. Auch andere Personen, welche sich gegenwärtig noch auf freiem Fuß befinden, sollen in dieser Angelegenheit derartig verwickelt sein, daß ihre Verhaftung noch erfolgen dürfte. Frankrcicü. Paris. Heinrich Rochefort sagt in der neuen Ausgabe seiner „Laterne": „Für die Kaiserreiche giebt cö drei Arten des Unterganges: eine Militär-Revolution, einen VvlkSaufstand, eine Fremden-Invasion. Napoleon, dieser Eomödianl, hat die dritte gewählt. Sie war die grausamste für unS, aber unbestritten die beste für ihn. Er wird der Einzige seit,, der keine Belagerung ausznhattcn hat. Sei» Onkel, der ebenso wie er ein Bandit war, verstand doch wenigstens seine Unverschämtheit mit Phrasen wie die folgende zu maskiren: „Ich wünsche, daß meine Gebeine am Ufer der Seine in mitten deS französischen Volke«, da« ich so sehr liebte, ruhen." Der Neffe hat noch die Nation ge lästert, die er zu verthieren stichle, wie jene Wild linge, die noch ans der Anllagcbank mil der Faust die Opfer bedrohen, die sie nicht erwürgen konnlcn. „Wäre cö in meine Macht gegeben, ich hätte vom 7. September an die ganze Sippschaft der Napoleo- nidcn und ihre Mamclokcii den Preußen für einige Scheffel Kartoffel angeboten." Englund. London, 6. Jan. Der„Glvbc" Höri aus guter Quelle, daß eine immense Waffen ausfuhr nach Frankreich andauere. Der unverheim- lichte Transport habe von Anfang September bis Ende Decembcr nahezu 120,000 Gewehre betragen. Außerdem sind bedeutende Quantitäten unter der Bezeichnung als Eisenwaaren abgegangcn. Spanien. Madrid, 28. Decbr. lieber de» Mordversuch auf General Prim schreibt man der „Allg. Zlg.": AlS Prim gestern Abend um '^8 Uhr den Eongreß verließ, um mit seinen beiden Adjutan ten nach dem nahen KriegSministcrium zu fahren, fand sich sein Wagen plötzlich an der Ecke der Turco- und Alcalastraßc durch zwei über die Straße ge stellte Wagen anfgchallcn. Eitler seiner Adjulanlcn, der »ach der Ursache dcü AufeitlhattcS auösah, cr- blicklc vier mit TrabucoS n»d Büchsen bewaffnete Männer, die in den Wagen hinein zielten und konnte kaum noch anSrusen: „Bücken Sic sich, General, man schießt auf uns!" als bereits von rechts und links cinc Anzahl Schüsse fielen. Prim'« Kutscher hieb zugleich auf die Mörder und auf seine Pferde lo«, die denn auch mit kräftigem Ruck die beiden im Wege stehenden Wagen auf die Seite schoben, und Prim mit den Adjutanten auS den Bereich der Schüsse trugen. Die Mörder eilten nach dem Prado, wo -Pferde für sic bercit gehalten waren und ent kamen. Voll Polizeidicnern war während der gan zen Zeit weit und breit nichts zu sehen, ein sprechen des Zeugnis, für deli Znstand der öffentlichen Sicher- heil in der Hauplstadk, in der nun schon seit Wochen von nichts Anderem die Rede ist, als voll bevor stehenden Ruhestörungen. Prim ist im Ganzen durch acht Kugeln verwundet worden, von denen man ihm bi« Henie Morgen siebet! anögezogen hat; eine Wunde an der linken Schulter scheint mehr schmerz haft als gefährlich; am Zeigefinger der rechten Hand mußte ihm ein Gelenk abgenommen werden, man befürchtet noch den Verlust des ganzcn Fingers. (Prim ist bekamtllich am 30. Decbr. AbcndS seinen Wunden erleget«.) Einem der beiden Adjutanten ist die rechte Hand durch zwei Kugel» ganz zerschmet tert worde». Krie.qüNKchrichtcn. Eharleville, 5. Jan. Handstreich ans Nocrop gelungen, soeben capilulirt die Festung. Zwei Com- pagnien besetzen noch heule dir Thore, v. Senden. Versailles, 5. Januar. Die gegelt die Süd- sront von Pari« errichteten Batterien, deren Armir- ung vom Feinde nicht gestört worden, beschossen im Laufe deS heutigen Tages die Forts Jssp, VanvreS und Montrouge, die Verschanzungen voll Vtllcjuif, den Point du jonr und Kanonenboote; gleichzeitig wnrdc die Beschießung der Nord- imd Ostfront kräf tig fortgesetzt, zum Theil auS neuerrichtelc» Batte- rien. Erfolg sehr günstig, trotz ziemlich starkem Nebel. Diesseitiger Verlust: -t Mann lobt, -l Offi ziere, II Mann verwundet. General v. Bemheim hat am -t. d. früh von Rouen aus die feindliche» Truppen auf dein linken Scineufcr nnter General Ropc überfallen, zersprengt nnd ihnen theilö gestern, theiiS bei der heute fortgesetzten Vcrfvlgung 4 Ge schütze, 3 Fahnen und gegen 600 Gefangene genom men. Die bei Bapaumc zuruckgeschlagene Nord- Armee unter Faidherbe befindet sich im Rückzüge auf Arrao und Donop, v. PodbielSky. AmienS, 5. Januar. Die Verfolgung deS am linken Seineufcr geschlagenen CvrpS deS Generals Rope wurde gestern »och durch ein kleine« gemisch te« Detachement unter Major Preinitzer über Bour- gachard fortgesetzt; er überfiel den Feind von Neuem, zersprengte ihn, nahm ihm noch fernere 2 Geschütze,