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AlMche LlbMmg. Amts- und Anzeigeblatt für das Königs. Gcrichtsamt und den Stadtrath zn Schandau uud den Stadtgcmeinderath zu Hohnstein. Die „Sächsische Klb-Zcituug" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstaltc», sowie durch die Erpcdition diese» Blatte» Mr IN Ngr. vtcrtct- siihrlich zu bezikheu. — Inserate Mr da» Millwochsblalt werden bis Dienstag früh n Ilhr, Mr da» Sounabcud»blait spätesten» bi» Freitag früh !> Nlw er beten ; später etngehende Inserate können erst t» der darauf folgenden Ammner Ausnabmc finden. — AnSwärl» werden Jnferale Mr die Eibzettung angrnommen in Hohn stein bei Hr». Hefft, in Dresden in den Annoncen-Burcaur der Herren W. Saalbach und M. Nuschplcr, und Haafenstctu L Vogler u. H. Engler In Leipzig. 8. Schandau, Sonnabend, den 28. Januar 1871. Tagesgeschichtc. Sachsen. Dresden. Das „Dr. I." ver öffentlicht den Wortlaut des Schreiben» Sr. Majo- stäl de» deutschen Kaisers und Königs von Preußen alt Se. Majestät den König Johann: „Durchlauchtigster Großmächtigstcr Fürst, freund- sich lieber Vetter und Bruder. Nachdem Euere Königliche Majestät i» Gemeinschaft mit der Ge- samnuheit der Deutschen Fürsten und freien Städte dic Aufforderung zur Herstellung der Deutschen Kaiserwürde Mir haben zugehcn taffe», danke Ich Eurer Köuiglichcu Majestät für diesen Vcweio Ihres Vertrauens, und halte e» für eine, Mir gegen daü gemeinsame Vaterland obliegende Pflicht, den, an Mich ergangenen Rufe Folge zu leisten. Ich nehme dic Deutsche Kaiscrwürdc an, nicht im Sinne der Machtansprüche, für deren Verwirklich ung in dell ruhmvollsten Zcilcn unserer Geschichte dic Macht Deutschlands zum Schaden seiner in neren Entwickelung eingesetzt wurde, sondern mii dem festen Vorlage, — soweit Gott Gnade gicbl — al» Deutscher Fürst der treue Schirmherr aller Rechte zu sein, und das Schwert Deutschland» zum Schutze derselben zu führen. Deutschland, stark durch dic Einhrit seiner Fürsten und Stämme, hat seine Stellung im Nathc der Nationen wicdcr gewonnen, und das Deutsche Volk hat weder da» Bcdürfniß, noch dic Neigung, über seine Grenzen hinaus etwas Anderes als den auf gegenseitiger Achtung der Selbstständigkeit und gemeinsamer För derung der Wohlfahrt begründeten freundschaft lichen Verkehr der Völler zu erstreben. Sicher und befriedigt in sich selbst und in seiner eigenen Kraft wird das Deutsche Reich — wie Ich ver traue — nach siegreicher Beendigung dcö Krieges, in welchen ein unberechtigter Angriff uns verwickelt bat, und nach Sicherstellung seiner Grenzen gegen Frankreich, ein Reich dcö FricdcnS und drS Scgcnö scin, iu wclchcm das Dcutschc Volk flndcn und gcnießcn wird, was cS scit Jahrhunderten gesucht und erstrebt. Mit der Versicherung der auöge- zeichnctftcn Hochachtung und wahren Frcundschasi verbleibe Ich Euerer Königlichen.Majestät freund- williger Vetter »nd Bruder (gcz.) Wilhelm. Ver- sailleö, den 1-t. Januar 1871. Au dcS König» von Sachsen Majestät." Da« Antwortschreiben Sr. Majestät unseres Königs lautet folgendermaßen: „Durchlauchtigster Großmächtigstcr Kaiser, freund lich lieber Vetter uud Bruder. Eurer Kaiserlichen und Königliche» Majestät geehrtes Schreiben, wel ches ich durch Allerhöchst Deren Gesandte» em pfing, hat mich mit hoher Befriedigung erfüllt. Innig erfreut über das in demselben ausgespro chene Anerkenntnis! der Gesinnungen, die mich in dieser Angelegenheit geleitet haben, erkenne ich in der Erfüllung dcS von unü einstimmig gestellten Antrags ein Pfand dcS Heils für daü große deutsche Vaterland. Die cdlcn Absichten, welche Eure Kai serliche und Königliche Majestät bci dieser Gelegen heit an de» Tag legen und denen ich nur vollkom- men bcistimmcn kann, erwecken dic beste Hoffnung auf eine glückliche Zukunft für das wicderaufgc- richtete Reich Deutscher Nation. Möge cö Eurer Kaiserlichen uud Königlichen Majestät, zunächst durch Gottes Hilfe gelingen, den so ruhmreich bc- gonnencn und fortgesetzten Kampf siegreich zu Ende zu führcu. Möge auch der Geist weiser Mäßig ung, der Eurer Kaiserlichen und Köuiglichcu Maje- stäl Schritte leitet, uuS iu nicht zu ferner Zeit die Wvhllhat cincS ehrenvollen, gesicherten und dauerhaften Friedens zu Theil werden lassen. Möge dann Deutschland unter Eurer Majestät kräftiger und umsichtiger Führung die Segnungen desselben iu vollem Maße genießen, die unvermeidlichen Wunden dcö schweren Kampfe» sich allmälig schlie ßen feden und auch nach außen hin als ein geach tetes Mitglied dcr Europäischen Völkcrfamilie seine Stimme für alle» Gute uud Rechte zur Gel tung bringen. Eurer Kaiserlichen und Königlichen Majestät freundwilliger Vetter und Bruder (gez.) Johann. Dresden, am 20. Januar 1871. An des Deutschen Kaisers und Königs von Preußen Majestät." Eine interessante, dabei aber doch ganz sinnige Art, Mittel zu Unterstützung für patriotische Zwecke zusammen zu bringen, finde, sich in der Restauration beS Bahnhofes zu Königstein, wo die Stamm- gästc mit dem Wirth, Hcrrn Sachse, auf eine cigcn- idümlichc Idee gekommen sind, eine nicht unerhebliche Beisteuer für dic jurückgcbliebenru Familicn dcr in» Fcld grzogcncn Kriegcr dc» NaponS Königstein zu gewinnen/ Auf dcr Platte des dösigen Stammtische» ist nämlich rin riesiges mctallnes Kreuz angebracht, daü mit einer Krone und der Jahreszahl 1870 dc- eorirl, von kleinen Löchern garuirl ist, in welche e» Jedem, der einen Beitrag für dic oben crwähntc Kasse scheiikt, gestattet ist, einen Hellen funkelnden Nagel einznickiagen und zwar höchst eigenhändig, zur ewigen Erinncrnng an daü patriotische Werk. ES sind im Ganzen 225 derartige Löcher und waren bereits vor Kurzem schou 92 auogrttiui, welche schon dic hübsche Summe von l5ä Thalern, wie wir hö ren, eingcbracht. Das Ganze geschieht nämlich im Wege des MeistgeboicS, wer mehr für einen Nagel bietet, hat das Vorrecht. DaS Recht adcr, dic Lö- chcr dcr Kronc und der Jahreszahl auszufüllen, muh thcurcr bezahlt werdcu. Somit steht noch dic Er- laugung ciiicr bedcuiendcn Summc bevor. (Dr. N.) Leipzig, 25. Jan. Gestern Abend sind fünf Wagenladungen mit 700 Ccntncr Fleisch in fest ver schlossenen Büchsen für das 12. Armeecorp» auf der Thüringer Bahn nach dem Kriegsschauplätze abge- gangcn. Am 7. Januar fiel in ObergcrSdorf bc, Ka- mc„z ein Ö'/^jähriger Knabe bci Gclcgctthcil dcS Schlittenfahren» in c,n in daS EiS dcS Dorfbachcs gchaurncü Loch und ertrank. — Am 14. wurden in Mcrgcndors bci Nicsa dic Gcbäudc deü Bcgcr- Ichcn Brigittes durch Fcucr zerstört. — Am 21. brannten in Ober-Oderwitz dic Wirihschaftsgc- bäudc deü Bauergutübesitzerü Ehr. Fr. Aug. Secligcr total nieder. — Am 18. Hai sich ein 3jähr. Kind dcö Einwohncr» St. in Krimmitzschau bcim Fallcn einen Bleistift umcrm Angc mehrere Zoll lief in dcn Kopf gestoßen und ist lagü darauf an dcn erlittenen Verletzungen gestorben. — Am 20. brannte in Nic- dersohland a. N. da» Wohnhaus dcö Gartennahr- ungSbcsitzerS I. G. Zimmer total nieder. — An demselben Tage stürzte in Obersohland der Häus ler uud Schuhmacher Nicgner auü Mittclsohland in einen Brunne» n»d ertrank. — Am 21. fiel in Mönch »walde bci Bautzcn dcr Brauerburschc G. Krcppcrl in cine Wassergrubc und sand darin seinen Tod. Proußcn. Dic Sammlung, wclchc iu Berlin zur Widmung cincü Ehrcndcgcnü der Sladi Berlin für den General von Werder veranstaltet worden, nehmen einen günstigen Fortgang. Dic KaufmannS- wclt in Stettin Hai eine Eingabe an den doriigcn Magistrai gerichirt, dein General da» Ehrenbürger- rcchi dcr pommer'fchcn Haupistadt zu vcrlcihc». — Die deuifchc Armer, welche neuerdings im Südostcn Frankreichs gebildet und unter den Ober befehl deü General» dcr Cavalcric, grhrn. v. Man- lcuffck, gestellt worden ist, Hai die Bcnennung „Deuifchc Südarmcc" erhalten. Sic wird ihre Operationen nach dein Süden Frankreich» auübehnen. Baipru. München, 21. Januar. Al» heute in der Abgeordnetenkammer dic Versailler Verträge mit dcr crforbcrlichcn Zwridrittelmajorität angrnom- mcn waren, richtete dcr erste Präsident, Dr. v. Wei», ciwa folgende Worte an die Versammlung: „Durch diesen Beschluß ist daü deutsche EinigungSwcrk voll endet, und Baiern ist in daü neu gegründete deutsche Reich eiugelretcn. Geloben wir uns in dieser ern sten Stunde mit ernster, tiefer Hingebung im Geiste dcr Vaterlandsliebe au Allem milzuarbciteu, was zu deS gcsammtcn Vaterlandes Wohl gereicht, dann wird dcr Scgcn des HimmclS nicht schlcn und der Baum, dcr jetzt gepflanzt ist, bald feste Wurzel fas se» und reiche Früchte iragen. Zu diesen Früchten rechne ich einen edrenvvllcn Frieden und die Herstell ung dcr Eintracht, nickt bloü untcr dcn dcutschc» Negieru»gcn und Stämmcn, sondern auch inncrhatb dcr Stämmc untcr den bisher bestandcnen Parteien. Ucbcr dem großen Gcsamnttvaterlande vergessen wir abcr nicht unser engeres Vaterland Baiern; ihm bleiben große Aufgabe», und indem Sie innerhalb dieser Ausgaben sein Wohl fördern, fördern Sic auch be» Gesammlvalerlandcü Wohl; den» nur wenn die Einzclstaaicu blühen, können sic für die Gc- sammiheit lcistcn, wa» dieser nöihig ist. Um dieser Gesinnung Ausdruck zu geben, fordcre ich Sie auf, im Gefühl der Zusammengchvrigkcii unserm aller- gnädigstcu König rin dreifaches Hoch zu bringen!" Mii sturmitchcr Begeisterung stiinmie die ganze Ver sammlung in diese» „Hoch" ciii. Hierauf schloß der Präsiden« dic Sitzung. Ki it.qünachi ichtcn. Bern, 24. Januar. Dic Orlschaficn Glay und Roches (bci Blamont im Arrondiffcmcnl Monibü- liarb) wurden hellte von dcn Dcutschc» gestürmt und genommen. Die Franzosen wurden auf Villard zurückgeworfcn. Graudvillc, 25. Januar, 3 Uhr 25 Minuten Morgens. Longwp, scit 9 Tagcn desckosscn, hat soeben capilulirt; 4000 Gcfangcne, 200 Geschütze gcuommcn. Ich besetze hellte Mittag dic Festung. v. Krcnöki. Genf, 24. Januar. Privatbricfen auS Lyon zufolge ist es am 22. uud 23. d. zu heftigen Käm pfen zwischen dcn Garibaldiancrn und dem Feinde gekommen. Zu einer Entscheidung sollen dieselben nickt geführt habe». Nach den letzten Berichten bc. hauptcicn sich dic Garibaldiancr tu dcr Stadt (?). Aus Vcrsaillcü vom 24. Januar mctdct dic „Timcü": JulcS Favrc ist mit CapiiulattonSvor- schlägcn hicr eingctroffcn; cr vcrlangt Abzug dcr Garnisou mit Kriegüehren. Gcncral Trochu ist krank. Favre hat dcn Grafen v. Bismarck bereit» gespro chen. General Vi»oy cvmmandirt. Dic französische Forderung ist nnzulässig. Dic Feststellung dcr Bc- dingungen crfordcri Zcit. Brüsscl, 24. Jan. Auü Paris vom 21. d. gehen scr „Jndcpendance bclgc" nachstchcude Meldungen zu: Dic Unzufricdeuheit mit dem Gcncral Trochu ist insolgc de» letzten Mißerfolge» vom 19. d. so groß gcwordcu, daß Trochu seine Entlassung nach- gesucht hat. Dic Majorität der Mitglieder der Ne- gieruug dcr Nationalvcrihcidigung hat das Enllas- sungügcsuch angcnvmmen. Ein Nachsolgcr ist noch nicht ernannt worden. Eine Folge der Demission Trochu'ü ist dic Nothwendigkeit, dic Stelle dcS Kricgoministerü neu zu besetze». Doria» weigert sich, da» Portefeuille deü Kriege» zu übernehmen. Bi» jetzt hat sich auch noch kein General bereit fin den lassen, dcr Verantwortlichkcit der Uebernahmc djcfcü Postens in der gegenwärtigen Situation sich zu linterziehe». London, 25. Januar. Dic „Times" knüpft all dic Behauptung, daß der Graf v. Biömarck seit gc-