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ZiMsche LlbMimg. Amts- und Anzetgeblatt für das Köttigl. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemcinderath zu Hohnstein. Dit „Sächsische Elb-Jcitmig" erscheint Mittwoch lind Soinmbcud und ist durch alle Postanstalten, sowie durch die Erpcditiou diese» Blatte« siir I«) Ngr. »icrtcl- iährllch zu beziehen. — Inserate iiir do» MitIwochSblatt werden bi» Dienstag srich l) Ilhr, für do» SounabendSblatt spätesten» bi» Freitag früh 0 Uhr er- beten; später tingebende Inserate iönnen erst in der daraus folgenden Nummer Ausnahme finden. — Auswärl» werben Internet stlr die Etbzcitung angenommen in Hohn stein bet Hrn. Hesse, in Dresden in den Annoncen.Aurcaur her Herren W. Saalbach eend M. Nuschpler, und Hoascnfietu L Bögler u. H. Engler in Leipzig. Schmidim, Mittwoch, dcu 14. December 1870. M 100. Tagcö.qcschichtc. Sachsen. Schandau, >2. December. Auch dieses Jahr zeichnete den Geburtstag Sr. Majestät, unser» allverehrien König«, ein festlicher Actu« im festlich geschmückten PrüfungSsaalc hiesiger Bürger schule au«, welchem ritte ansehnliche Versammlung beiwohnte. Nach dem Gesänge de« Choral«: --So weit die Himmel reichen, :c." sprach der Herr Dir. Seltmann über die große Zen im Allgemeinen, in der wir seht leben, darnach speciell über das Geschichtliche der beiden Provinzen Elsaß und Lothringen und bezeichnete sic deutsch einst, so- wie den« sch zum großen Theile noch heute durch Sitte und Spracht, durch Gcwerbfleiß und Wissenschaft, deutsch durch herrliche Bauwerke, deutsch al« GedurlSställc visier Meister deutscher Dichtung, deutschen Denken«, Forschen« und deutscher Erfindungen und hofft seht festen An- schluß Elsaß und Lothringens an Deutschland als den sicheren Preis der Siege deutscher Kraft und deutschen Hcldcnnnnhc«, hoffet, daß eü der segnenden Hand der deutschen Bruderliebe gelingen werde, auch die Herzen der Besiegten zu gewinnen, hinweisend, wie die Jugend unserer Anstalt schon das Samarlllcrwerk des hiesigen Militärvcreinö ge fördert habe, welchen Ertrag der Sammlung 'ein Knabe und ein Mädchen dein anwesenden Herrn Vorstände genannten Vereines übergaben, erinnert Redner an den Aufrnf Fr. Hoffmanns in der Gar tenlaube: „Einsammlungen zu einer Christbeschcerung für arme, vcrwais'tc Mililarkinder und sonst armer, verwaister Kinder schwer vom Kriege hcimgesnchtcr Städte in Elsaß und Lothringen zu veranstalten." Nach Schluß der Rede, welche sämnulichc Anwesende in gespannter Aufmerksamkeit erhielt, gingen zwei Mädchen, während die sächsische VatcrlandShynme ertönte, mit Sammelbüchsen herum und eü konnten, nachdem am Nachmittag noch einige Groschen hinzu- kamcn, 6 Thlr. 16 Ngr. 5 Pf. nach Leipzig zur Weiterbeförderung ciugefandl werden. Wie alle Jahre wechselten auch diescömal noch verschiedene Deckamaiiviien und vaterländische Gesänge, welche den Vortragenden alle Ehre machten. Zum Schluß stimmte die Versammlung noch den Choral an: Vernimm in deines Himmel« Höh'n, Herr, deine« Volke« brünst'gr« Fleh'» für unser« König« Leben :c. und ein stille« Gebet endete die einfache aber wür dige Feier. — Beflaggung vieler Gebäude der Stadt, Mittag« cm einstündige« volle« Glockengcläuie, Nachmittag« ein Festessen im Forsthausc, Abends Zu- sammcntritt der Mitglieder mehrerer hiesiger Vereine boten mannigfache Gelegenheit, gerade zu Ehren die se« TageS sich recht zu freuen und fröhlich zu sein. F. W. H. Unter zahlreicher Bctheiligung fand am Abend des 7. DecemberS im Saale de« Erbgerichl« zu Krippen eine gemeinschaftliche Versammlung der landwirthschaftlichcn Zweigvertinc von „Reinhard«, dors", „McißncrHochland" und„Cu»ncrSdorf" Stall. Herr Obercommissar Münzner aus Freiberg war einer an ihn ergangenen Einladung gefolgt, und hielt ei- ncn allgemein ansprechenden Vortrag über die Frage! „Was und wieviel läßt sich für Verbesserung eines undankbaren Bodens thun?" Nach dem Herr Obercommissar Münzner dargclegt, was unter undankbarem Boden zu verstehen sei, bezcich. nete derselbe auch die, solchem Boden angemessene, natürliche und künstliche Düngung für Acker- »nd Wiescnland, wobei besonders betont ward: daß der vermehrte Futtcrbau da« einzige Mittel sei, die Viehzucht in die Höhe zu bringen, sowie überhaupt jede kleinere oder größere Landwirthschaf» zu heben. Die Debatte führte auch auf weitere interessante Milthriliingen, z. B. über die Herstellung zweckmä ¬ ßiger, undurchlässiger Jauchenbehältcr ans Beton- Masse (einer Mischung von irgend einer harten Strinart, etwa Quarz, Porphyr, Basalt, mit Sand und Kall nebst Wasser, Alles in gegebenem Verhält- niß. Die Beton-Masse sei sehr billig herzustellen und habe eine unübertreffliche Däner. De« Drai- nlrenS ward grhachl und hierbei erwähnt, daß fehl auch Gebäude, bic an feuchtem Untergründe lei den, mit bestem Erfolge drainirl werde». Znlrht wurde eine geregelte Fruchtfolge für Wirthschaften ohne Wiesenbesitz bezeichnet, deren consequemc Durch führung ihren praktischen Werth beweise. II. L. Dre«den, 2t. November. Von Bewohner» de« platten Lande« sind mehrfach Klagen geäußert worden über vermeintliche Ungleichmäßigkeit bei der in jüngster Zeil vorgelommenen Erhebung und brz. Erhöhung der Arandkasscnbeiträge. Diese ver meintliche Ungleichmäßigkeit beruht ludest lediglich darauf, daß, während bisher nach der Beilage II zu dem Gesetze vom 23. August 1862 die ländlichen Grundstücke, welche onS Wohnung mit eingebauten Stall- oder Scheunrnraum bestehen, und einen Zeit- wcrih von 1500 Thlr. ober weniger rrpräsentiren, im Bezug auf ihre BeilragSpflichi, besondere AuS- nahmcvergünstigungen genossen, diese den vorbezeich neten Gebäuden ausnahmsweise zugestandcnc Ver günstigung in Folge de« von der legten Siändever- sammlung gestellten Antrages durch 8 7 der Verord. nuttg vom 7. März d. I. (Gesetz, und Verord.<Bl. vom Jahre 1870, S. 51.) auszuheben und die Ver setzung dieser Grundstücke in Vie ihnen wirllich zu- kommendc Beitragüklasse z» verfügen gewesen ist. — Da« „Dr.J." schreibt untcrm IO. Dec.: In der heute uns zugegangenen Nr.' 586 der „Nat.- Ztg." ist ein der „Kob. Ztg." entnommener Brief Sr. Hoheit de« Herzog« von Koburg-Gotha mitge- theilt, welcher sich über den jüngsten Pariser Ausfall verbreitet und untcr Anderem folgende Stelle enthält: „ES wurde mit der äußersten Erbitterung von allen Scltrn gekämpft. Die Wackern Württemberger, unterstützt von unserm 2. Eorp», wctchc» unsere Reserve bibber bil dete, errangen sich blutige Lorbeern; sie hatten die schwerste Arbeit. Hätten die Sachsen glücklichereingegrlf. len, so würde die Niederlage de» Feinde» noch größer gewescn scin". So viel wir wissen, hat sich Sc. Hoheit der Her zog vvn.Koburg-Gvtha während der Kämpfe de« 30. Novembers und 2. DecemberS nicht in der Nähe des Schlachtfeldes, sondern etwa -1 Meilen davon entfernt, in Versailles, aufgchallcn. Auch ist unS nicht bekannt, ob Hochdcrsclbc durch Thcilnahmc an den Geschäften dcS GcncralstabcS oder sonst in der Lage ist, sein Unheil auf amtliche Unterlagen zu bc- gründen. Jedenfalls wird die sächsische Division, von welcher an jenen beiden Tagen 4 Regimenter in heldenmüthigcm Kampfe über 80 Offiziere und 2100 Mann verloren haben, durch jene Ansicht in ihrer Ehre sich nicht verletzt fühlen und ruhig dem Urthcilc entgegen sehen können, welche« von compc- tcnlcr »nd von dem Sachverhalte unterrichteter Stelle über ihr Verhalten ausgesprochen wird. — König Wilhelm hat nach dem „Dr. I." auch unserm König zn den Erfolgen der jüngsten Helden- müthigen Kämpfe vor Paris in einem Telegramm beglückwünscht, in welchem eü wörtlich heißt: „Ich wünsche Dir herzlich Glück zu den neuen, wenn auch blutigen Ehrentagen Deiner beiden Söhne." — Für unsere im Felde stehenden Militärs ist von Seilen dcS k. sächs. Monlirungsdepotü, die erste Sendung von 5000 Stück der neuen warn, gefütter ten, mit Capuchon versehen Militärmäntel abgelassen worden, die weiteren Sendungen werden wegen der ctzt ringttrclcttcn kälteren Jahreszeit schleunigst ölgen. Prcutzcn. Berlin, lO. December. Heute Abend wurde der norddeutsche Reichstag geschloffen. Nachdem er in den letzten Tagen den Verträgen mit Süddeutschland gegen 32 Stimmen beigestimnit hatte, genehmigte er am Sonnabend mit 188 gegen 6 Stimmen (der Abg. Bebel, Fritzsche, Hasenclever, Liebknecht, Mende und I)r. Schweitzer), daß der deutsche Bund ln ei» deutsches Reich, das Bundes- Präsidium in einen deutschen Kaiser umgcwandclt werde. Hierauf voiirte er eine Adresse an den Kö nig von Prenßcn, worin derselbe Namens der Na tion ersucht wird, die deutsche Kaiserkrone anjunch- men. Diese Adresse war vvn dem Abg. Lavier cnt- worfen worden. Tag« zuvor halten Vic Führer sämmilicher Parteien sich über diese Adresse verstän digt. Auch die Abg. Ackermann und Günther waren zn dieser Eonferenz eingrladen worden. Man hat in dieser Eonferenz eine langschwülstigc und fast kriechende Adresse veü Abg. Graf Münster abgelehnt und dafür die Laoker'schc angenommen. Dieselbe wurde sofort mit 153 Unterschriften versehen/und vom Reichstage in seiner letzten Sitzung mit 191 gegen die Stimmen der 6 Socialisten angenommen. Sie lautet: „Allerburchlauchtigster, grostmächtlgstcr König, Aller- gnädigster »buch und Herr! Aus de» Nus Ew. Maicstät bat da» Volt um seine Führer sich geschaart und auf fremdem Boden vcrtheiblgt e» mit Heldenkräst da» src- vclbaft hcranSgefordcrtc Vaterland'. Ungenicsscnc Opfer fordert der Krieg, aber der tiefe Schmerz über den Ver lust der tapferen Söhne erschüttert nicht den cntschlosse- nen Willen der Nation, wctchc nicht cbcr die Waffen abiegen wird, bi» der Friede durch gesicherte Kreuzen besser verbürgt ist gegen wiedcrkehrendc Angriffe de» eifersüchtige» Nachbar»: Dank den Siegen, zu denen Ew. Maiestät dlc Heere Deutschland»> in treuer Waf- fcngcnossenfchaft geführt hat, steht die Nation der dau ernden Einigung entgegen. Vereint mit den Fürsten Deutschlands naht sich der Norddeutsche Reichstag mit der Bitte, daß cS Ew. Maicstät gefallen möge, mit An- nähme der Deutfchen Kaiserkrone da» EintgungSwerk zu weihen. Die Deutsche Krone auf den; Haupte Ew. Maiestät wird dem wieder äusgerschtetcn Reiche Deuischer Natiou Tage der Macht, des Frieden», der Wohlfahrt und der im Schuh der Gesetze gesicherten Freiheit er öffnen. Da» Vaterland dankt dem Führer und dem ruhmreichen Hccrc, an dessen Spitze Ew. Maiestät heute noch auf den, erkämpften Sicgcsfeidc wellt. Unver gessen für immer werden der Nation die Hingebung und die Thatcn ihrer Söhne bleibe». Möge dem Volke bald vergönnt sein, daß der ruh,»aekröntc, Kaiser der Nation den Frieden wiedergicbt. Mächtig und siegreich hat sich da» vereinte Deutschland im Kriege bewährt unter seine», höchste» Feldherr», mächtig und friedlie bend wird da» geeinigte Deutsche Reich »vier seinem Kaiser sei,,. Ener Königlichen Maicstät allcrunicrthä- ntgstc, Ireugthorsamstc dcr Reichstag de« Norddeutschen BundcS." Hierauf lovstc der Reichstag 30 Mitglieder auö, welche rie Adresse dem König Wilhelm i» Vcrsaillcü überreiche» solle». Dir Debatte» hierüber Hoile» einen fast beschämende» Anstrich, so daß sich die So- cialistcn schadenfroh in« Fäustchs» lachte». Von den sächsischen Abgeordnete» wurde nur dcr Abg. v. Salza auSgeloost. — Nach einem am 10. Dccbr. AbcndS in Be» iin eingegangene,, Telegramm dcü Bundeskanzlers sind Sc. Majestät der König bereit, dic Adresse de« Reichstags auü den Händen der mit dcr Ueberreich- ung derselben beauftragten Deputation entgcgcnzu- nehmen. Die Abreise dcr Deputation wird in dc» nächsten Tagen erfolgen, sobald bic dazu nöihigcn Vorbereitungen getroffen sein werden. Berlin, 3. Drcbr. Die Aufgabe dcr norddeut sche» Postverwaltung in Frankreich ist zur Zeit eine dreifache: 1) dic Feldpost für dic Armeen und deren Branche»; 2) dic definitivc Organisation dc« deul- schc» Postweg'»« im Elsaß und Lothringcn und 3) dic Administration dcr Posten in den von unü oc- cupirttn und noch zu occupirenden Provinzen. Für alle drei Zwecke sind in, gegenwärtigen Augenblick