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Amts- und Anzeigeblatt für das Königs. Gcrichtsamt und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemciuderath zu Hohnstein. Dlc „Sächsische Elb-Zeitung" ccfchcln« Mittwoch mid Sonnabend und ill durch alle Posianstalicn, sowie durch dir Erpcbllio» dirseS Btattc« Mr Ist Ngr. viertel- tährlich zu beziehen. - Inserate ftir do« MillwochSbta!! wrrden bi« Dienstag früh 0 Nhr, siir do« So»nabc»d«blolt fpälesicn« bi« Freitag früh I) Ilhr er- bktrn; spüirr eingehende Jnsrrolr können erst lu der darauf folgenden Nnnnner Aufnahme finde». — AuSwärt« werden Inseroic fiir die Elbzellnng angenommen in Hohn- stein bei Hrn. -esse, in Droscht» in den Anuonceu-Bureaur der Herren W. Saalbach und M. Nufchpler, und Hoosensieln ,h Vogler u. H. Engler in Leipzig. 00. Schandau, Mittwoch, den 3t). November 1870. Der Kampf zwischen Deutschland nnd Frankreich, welcher ul der zweiten Hälfte dieses JahrcS ent- brannie, diirsle, wenn nicht alle Anzeichen trügen, nun mehr und mehr sich seinem Ende nahen. Deutschland Hal kiesen ihm aufgebrungenen Krieg mit Aufbietung großer Kräfte geführt und beispiel lose Erfolge errungen. Eö lassen sich, ohne nach ei. ner künstlichen Eimheilung zu suchen, im Verlauf, dieses Feldzüge« drei Perioden unterscheiden. Die erste beginn! mit dem 16. Juli, mit dem Erlasse der Mobilmachungüordrc an die norddeutsche BundeS- arinrc, und reich! bis zum 2. August. Die zwciie Periode vom 3. August bis 2. Sepirmber kann alo die der großen Operationen nach einem mit sicherer Hand angelegten FeldzugSpla» bezeichnt! werden. Die deutsche» und preußischen Armeen unter drm Oberbefehl des königlichen B»»dc«feldherrn und Mi' ler der Führung des Kronprinzen von Preußen, des Prinzen Friedrich Karl, des General« von Stein, meh und später auch dcS Kronpriuzen von Sachsen, ergreifen die Offensive, betreten Frankreich« Boden nnd fesseln den Sieg an ihre Fahnen. Die dritte, noch nicht abgeschlossene Periode diese« Felbzugco trägt einen wesentlich verschiedenen Eharakier: Feld, schlachten werden nicht geschlagen, denn Frankreich hat fürerst keine Armeen in« Feld zu stellen, den deulschen Heeren aber erwächst mil der Einschließung und Belagerung zahlreicher fester Plätze cmc neue, schwierige Aufgabe, welche Ausdauer, Beharrlichkeit, stete Wachsamkeit der Truppen in vollstem Maße in Ansprnch nimmt. Die Rüstungen nehmen inzwischen von beiden Seiten ihren Fortgang, die Waffenstill. standSlinltrhandlungen zerschlagen sich, die Franzosen bieten Alle« auf, nm den Parieigängerlrieg zu vrga- nisiren, den Haß der Bevölkerung zu entflammen, einen Nacenkrieg herauszubeschwöicu. In diesem Zeitabschnitt haben die deutschen Armeen vor Straß, bürg, Metz, Pari« und vor den zahlreiche» festen Platzen, die eingeschlossen und genommen werden mußten, Gelegenheit gehabt, sich auch in dem be, schwerlichen Belagcrnugödienste zu bewahren, sich Monate lang starl im Erdulden und Auoharrcn zu erweiscii imd neuen Kriegöruhin zu erwerben. Straß burg uud Metz uiid viele andere bedeutende Fest ungen sind inzwischen gefallen und die Wahrschein lichkeit eine« EmlayeS von Pari« wird mil jedem Tage geringer, weil die ne» orgamsirlcn, au« den belrogtusten Elementen zusammengcstelllen französi schen Armeen sich weder im offenen Felde, »och hin- ter den Wällen und Verschanzungen gegen die deut schen Heere werden behaupten können, welche nach dem Falle von Metz sich dem Schauplätze nähern, wo die letzten Kämpfe auögefochtcn werden dürften. (St.-A.) Tagcsgcschichtc. Sachse». Dresden, 28. Novbr. Die am 17. d. M. erfolgte glückliche Entbindung Ihrer kö niglichen Hoheit der Frau Prinzessin Georg von ei nem Prinzen wurde gestern in sammtlichcn Kirchen de« Landes beim VormittagügolleSdicnste durch Ab- singung dcS TedeumS, resp. de« Ambrosianischcn Lobgcsangs und ein besondere« Dankgebct gcscierl. Ihre Majestäten der König und die Königin, Ihre Majestät die Königin Maric und Ihre königliche Hoheit Vie Frau Kronprinzessin wohnten Hem Got tesdienste in der katholischen Hofkirchc bei. Wäh rend de« TedeumS gaben drei auf dem Thcatcrplatze ausgestellte Jnfamcricbalaillvnc und eine am rechten Elbufcr postiric Artillcrieablhciluilg die üblichen Sa lutschüsse. Weitere Festlichkeiten haben nicht staitge- funken. Preußen. Berlin. Die erste Sitzung de« NeichiSiages rröffnete Simson mit folgender An sprache: M. H„ wir treten nach einer lnrzrn Trenn- ung zur Wiederaufnahme unserer Geschäfte zusam men. Inzwischen haben unsere deutschen Heere, un ter einer Führung voll Nath und Weisheit, voll Muth und Demuth, getragen von einer beispiellos einmüthigcn Erhebung der Nation, freilich auch un ter Opfern, bei deren Vergegenwärtigung unsere Herzen bluten, in einem schnellen und steten Sieges- lauf die deutschen Fahnen bis in da« Herz de« feindlichen Nachbarlandes getragen. (Beifall.) Wenn Gott weiter Hilst und Segen giebt, so dürfen wir uns jetzt schon eine« Frieden« versichert halten, wür- dig de« Ungeheuern Kampfe«, würdig de« Helden- tvveS unserer Brüder und vollaus entsprechend den berechtigicn Erwartungen der Nation, (Bravo.) Ich würde vergeben« versuchen, meine Herren, für da« Gewicht solcher Thatsachen einen einigermaßen genügenden Anöbrnck in Worten zu finden. Wir haben eben nicht«, womit wir da« Ercigmß verglei chen können. Aber den Dank de« von ünü vertrete- nen norddeutschen Volke« lassen Sic uuü in Ehr furcht niekerlcgen vor dcm obcrstcn Führer de« deut schen Heere«, vor seinen Feldherren und Befehls- Habern, vor den Männern allen, unseren Söhnen und Brüdern, die den heiligen Boden de« Vaterlan des so ruhmvoll vcrihcidigi haben, wie vor denjeni gen, die dem Kriegöheerc in schwerer Arbeit hilfreich zur Seite standen, helfend, fördernd, heilend, auf- richtend und tröstend. Und indessen der Kampf in der Ferne sein letztes Ziel noch weiter verfolgt, las sen Sie uuü in der Hcimaih den Versuch machen, eine seiner edelsten und herrlichsten Flüchte jetzt schon cinzubringen: die Einignng nnscrcü Vatcrlan- dcü in Verfassung uud Freiheit! (Bravo.) Denn verschwunden ist in kur Erhebung der Nation, was unü bisher trennte und zerriß. Der alte Fluch Hai sich gelöst und die beseligende Gewißheit davon ver bürgt unü auch eine Zulunft, scgenSvvll und gedeih lich für die Werle des Frieben«. (Bravo!) In die- sein Sinne, meine Herren, lassen Sic uns an die Arbeit tretet! nnd unsere Aufgabe ohne Nast, aber auch ohne Hast zum Heile de« Vaicrlandeü vollen- den! (Lebhafter allseitiger Beifall.) — In der am 26. Novbr. stattgefundenen Sitzung de« Ncichstagü genehmigte derselbe die Mittel zur Fortsetzung dc« Kriege« gegen -1 Stimmen. E« ge lang den Abgg. Bebel und Liebknecht durch Reden, Vic sich ebensowohl durch Unpatriotiümus der Ge sinnung, al« durch Rücksichtslosigkeit in der Form auö- zeichneirn, Sccncn hervorzurusen, wic sie der Reich«, tag noch nicht erlebt bal nnd hoffentlich nie wieder erleben wird. ES laßt sich kaum beschreiben, wie groß die Empörung über dic Denkungsart und da« Betragen jener beiden Mitglieder nicht blo« im Reichs- tage, sondern in der Berliner Bevölkerung überhaupt ist. Schließlich wurde von denselben folgender An trag eingcbracht, der nach Schluß der Debatte zur Verlesung kam: „Der Reichstag wolle beschlichen, den Gcsetzentwurs abzutehncn und Folgende« onzunchmctn In Erwägung, dog der am 19. Juli von Loni« Bo- navartc, damals Kaiser der Franzosen, an Dentschlaitd erklärte Krieg durch Besiegung der französischen Heere und Gefangennahme Loui« Bonaparte'« und Nieder- wersitng de« französischen Kaiserreich« Ibatsächlich sein Ende erreicht hat, in Erwägung, das! nach den eigenen Worten de« Kö nig« von Prengen in der Thronrede und Proclamation an da« sranzösischc Voll der Krieg der deutsche» Staa te» nothwe»dlg ctu VerthetdtgnngSfrieg und keiner gc- gen das französische Volk sei, in Erwägitug, daß der Krieg, welcher trotzdem seit dem 4. September geführt wird, im schroffsien Wider- spruchc mit der königlichen Proclamation stcht, weil er nicht ein BerthcidtgungSkrlcg, sondern ein Eroberung«, krieg, nicht fiir dlc Unabhängigkeit Deutschland«, son- dern die Unterdrückung der edlen französischen Nation geführt wird tGelächler), beschließ! der Netrb«!ag, dlc Bewilligung der Gelder abzulehnen und sorderl den Bundeskanzler auf, dabtn z» wirken, daß umer Vcr- zichlleislung aus jede Atwerion sranzösischen Gebleie« mil der französischen Republik schleunigst Frieden ge schloffen weede." (SchallendeS, lange« Gelächter,) Für diesen Antrag erhoben sich bei der Abstim- mung nnr die ä Abgeordneten Bebel, Liebknecht, I)r. Schweitzer und Hasenclever. — Die durch den Krieg veranlaßten Ausgaben der Militärverwaltung haben bi« zum 15. Novbr. d. I. im Ganze» 119,166,000 Thlr. betragen, de nen circa 2 Millionen Thaler KriegüauSgaben der Marinevcrwaltung hinzutreten. Der bewilligte Cre dit ist sonach bereit« vollständig erschöpft. Köln, 23. Novbr. Man kann gar nicht zu scharf dic Art und Weise vcrurtheilen, wic Rußland den dcutsch-französischcn Krieg benutzte, um sich von der im Pariser Frieben von 1856 festgesetzte» Neutrali sation de« Schwarzen Meere« loszusagcm Die bc- trefftnde» Bestimmungen selbst wurde» schon 1867 vom österreichischen Reichskanzler Grafen Beust in amtliche» Schriftstücke» al« illusorisch bezeichnet, und wir zweifeln nicht daran, daß auf gütlichem Wegc diese Bestimmungen, dic unsere« Erachtens besser gar nicht getroffen wären, sich hätten wieder auf- hcben lassen. Rußland hat Unrecht. Durch dic ge waltsame Zerreißung eine« Vertrage« beweist ma» seine augenblickliche Macht, aber wahre Ehre ist da- durch nicht zu erlangen. Das erschütterte Ansehen der Verträge ist für alle Staaten, auch für Ruß land eine Calamität, und der Himmel bewahre uns vor dcm Unglück, daß ein so brutale« Verfahre» Nachfolge fände. Vertragstreue ist die Grundlage der sittlichen uud materiellen Wohlfahrt Europa'«. Da« ist dic eine, dic thcorctischc Seite der so un- vcrmuthrl aufgeworfenen russischen Frage. Dtc an dere ist die praltischc Frage: Werden wir einen neuen Krieg, emen russischen Krieg haben, in de» so ziemlich alfe Siaalcii verwickelt werdet!, dic bi« jetzt noch nicht von dcr schrecklichen Geißel de« Kriege« hcitugcsnchl sind? Wir haben un« von Anfang an und schon wochenlang vor dcr Gortschaloff'fchen De pesche dahin ausgesprochen, daß ein solches Vorgehen Rußland« beklageuSwerth sei, aber allem Anscheine nach nicht zum Kriege führen werde. Von Frank- renh kamt fetzt keine Rede sein, und Oesterreich denkt nicht daran, ohne England vvrzugehen. Für den, der zu lesen versteht, beweist aber dic Granvillc'schc Drpeschc vom 10. Novembcr, daß England wegen dcr Neillralisaiion de« Schwarzen Meere« bi« jetzt nicht zu Thäilichkellen schreiten will, und Italien zeigt noch wertiger Lust zum Kriege al« Oesterreich und England. Rußland denkt für de» Augenblick nicht an eitlen Eroberungskrieg in der Türkei, und die übrigen Machte denke» schwerlich daran, einen Krieg anzufangen wegen eine« PrincipS, fast ohne einen greifbaren Gegenstand des Streite«. Baden. Karlsruhe, 27. Novbr. Dic „K. Z." bringt folgende Mitteilung aus Versailles vom gc- flrigen Tage: Heute wurde eine Militärconveniion zwischen dem Norddeutschen Bundc und dcm Groß- herzogthum Vadrn umerzeichnn. Durch dieselbe wird im Sirmc der allmäligcn Herbeiführung einer vollen Gemeinsamkeit der nationalen Wehrkräfte das da- bensche Comingem unmillelbarer Bestattdiheil dcS Deutsche» Bundes, bezichuttgöweisc der preußischen Armee unter dcm Bcfchlc des König« von Preußen und unter der einheitlichen Leitung und Verwaltung durch das Bundes-, beziehungsweise durch da« lö- niglich preußische KriegSministcrium. Die baden- schen Osficierc treten mit ihrem dermaligen Range in das cinhciilichc Officiercorpü dcr vereinigte,! Ar mee. Die Angehörigen des Großherzogihums wer-