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ÄWschc Gtzcilmg. Amts- und Anzeigeblatt für das Königl. Gerichtsamt und den Stadtrath zn Schandau irnd den Stadtgememderath zn Hoynsteln. Die „Sächsische Elb-Zcitiing" crschcliit Mittwoch I>»d Somiabcnd und Ist durch allc Poilauilaltcn, sowie durch btc >> witrstruo die chrcitaa früh !> UI,r er. löbrllch zu bczlcbcn. - Inserate sstr das Mlllwochsblatt werden dis Dienstag früh » Uhr, siir das Souuadc ' <r,b,ciiuua auaeuommeu iu .ssohn- deieu ; später cingcheude Inserate kdnueu erst iu der daraus folgenden Nummer Aufnobme iindcu. - .luSwart« werdeu Inserate f . st „ter in Lcivtig- stein bei Hr». Hesse, iu Dresden iu den Amwneeu.Bureaur der Herre» W. Saalbach und M. Nuschpler, und Haasensteiu L Bögler u. H. Engler lu ^c.pztg. 1870. Schandau, Svnnabend, den 8. October „Eine Mahnung", welche der „Lctpziger Zeitung" itulerm 5. Oclober von einem lrrudrutschcn alten Patitvtcn zur Auf nahme zugcgangrn ist, laffeii wir hier folgen: Strastburg ist unser und unser soll eS bleiben! Diese Botschaft must fedeü deutsche Herz mit Freude erfüllen, die Freude ist aber nicht ungetrübt, denn von den Strassburgern selbst wird sic nicht getheilt: wie der ganze Elsaß hängen sie an Frankreich, grol lend begrüßen ste die Wiedervereinigung mit dem deutschen Naterlande, obgleich sic in dcr großcn Mehr zahl deutscheo NollSthum und deutsche Sitte und Sprache bewahrt haben, dem wälschen Wesen ab hold sind; aber staatlich sind sie Franzosen geworden, wenigstens dcr großcn Mehrzahl nach. Haben wir ein Recht, ihnen deswegen zu zürnen? Deutschland bat sich nm daS Elsaß, zumal um Straßburg, nicht verdient gemacht. AIS vor bald 200 Jahren die freie deutsche Reichsstadt, die Königin brö OberrhcinS, von den Franzosen in tiefem Frieden losgenffen wurde, da hat man in Deutschland wohl geseufzt und ge jammert, aber „keine Trommel ward dabei gerührci im ganzen römischen Reich". Unter französischer Herrschaft wurden die Elsasser seilen von dem Kricgö- getümmel berührt, das in Deutschland tobte, ihrer Gewcrblhätigkcii, worin sie in vieler Beziehung den Wälschen überlegen sind, war em weites Feld geöff net und durch hohe Zölle geschützt, an dem Glanze, den daS mächtigste Reich des europäischen CominentS umgab, hatten auch sie ihr Thetl und mögen sich davon auch gleich den echten Franzosen haben blen den lassen, zumal von jeher die Elsässer zu den besten Soldaten gehört und ihren KriegSruhm unlcr fran zösischen Fahnen erworben haben. Mit dem franzö sischen pruntiga ist's nun freilich seil den Keulenschlä gen bei Weißenburg, Wörth, MarS-la-Tour, Rezon- villc oder wie die Schlacht sonst heißt, und Sedan vorbei, aber e» gehört Zeit dazu, ehe den in Selbst überschätzung Versunkene» die Schuppe» ganz von den Augen fallen, zumal die französische Presse nicht aufhört, sic darin zu bestärken und die Sonne vom Himmel herunter zu lügen versucht. Die Zerreißung ober Erschwerung der bisherigen HandclS- und Ge- wcrböbeziehungcn zu Frankreich ist ein unleugbares liebel, das erst nach und nach durch den freien 'Ver kehr mit dem rechten Nheinufer ausgeglichen werdeu kann, die Folgen einer ehrltchcrcn Verwaltung, als die wälschc war, können auch erst allinähtig fühlbar werden, im Anfang müssen durch den Wechsel viele Interessen und Menschen verletzt werden. Und wer kann endlich von den Straßburgern verlangen, daß sic unö dankbar sein sollten dafür, daß wir ihre Stadt mit Eisen und Feuer verwüstet haben? Al- so wir können von den Straßburger» nicht vir- langen, daß sic uns mit offene» Armen aufnehmcn; wir müssen ihnen die Liebe entgegen tragen und be weisen. Die Noth muß in Straßburg groß seilt, thuii wir daS Unsrige, ihr abzuhelfen, zeigen wir den mit uns endlich Wicdervcrclmtgen, daß wir sic brüderlich aufnchmen. Schon besteht ein Verein von Städten zu Sammlungcn für „die durch den Krieg schwer bedrücktet! rheinischen Gemeinden", Straßburg ist auch eine rheinische Gemeinde und gewiß von al len am härtesten getroffen; dieser Stadt hilfreich bei- zuspringen, ist doppelte Pflicht, weil wir eine alte Schuld gegen sic zu sühnen habe». Gewiß werben die übrigen alten Reichsstädte: Franks,,rt, Augsburg, Nürnberg, Regensburg, Bremen, Hamburg, Lübeck u. s. w. der Schwesterstadt ihre Theilnahme nicht versaget, und die Nachkommen dcr Fürsten, die sie damals schmählich verlassen, auch das Ihrige thun, den häßlichen Flecke» aus der deutsche» Geschichte auszulöschen. Scho» habe» die Schweizer begonnen, sich dcr Straßburger anzunehtnen. Wollen wir de ¬ nen den Vorrang lasset!? Nein, wie vor 28 Jahren ganz Deutschland Hamburg Hal wieder anfbauen helfen, als eö durch die Gewalt deS Elements ver wüstet war, so laßt uns auch Straßburg wieder ausbauen, das wir selbst haben verwüsten müssen, und damit diesmal den 18. Oclober feiern. Ta.qcü.qeschichtc. Sachso». Dresden, 5. Oclober. AuS dcr soeben erschienenen Nr. l der „Mitlheiluugcn beS in ternationalen HilfSvereinö für das Königreich Sach sen" ersehen wir, daß die Liebesgaben, welche am 20. vor. MtS. an daS k. sächsische (XII.) Armee- corpö abgegangen sind, in folgenden Posten bestan den: 10,000 Paar wollne Socken, 125-1 Paar Un terhosen, 4730 Stück Leibbinden, 3221 Stück Jacken, 301 Stück Hemden, 2810 Fußlappen, 8 wollne Decken, 54 Shawls, 01 Paar Pulswärmer, 323 Taschentücher, 180,400 Eigarren, 203 Pfund Eho- colabe, 12 Packele dergl., 1 Sack bergt., 00 Flaschen Okum, 438 Flaschen Wein, I Kiste besgl., 24I8 Flaschen Schnaps, 12 Flasche» Ligucur, l Ktste Thee, I 'Partie Leinwand, 4 Büchsen conbensirle Milch, 1 Partie Tabak. Die Geldspenden betrugen ca. 4400 Thlr., wovon baö Direktorium noch fol gende Gegenstände zur Ergänzung der obigen Natu- ralspenben anlauftc und mit fortsandte: 2065 Paar Socken, 1580 Stück Unterhosen, 41 Stück Leibbm- den, 1520 Stück Jacken, 121,000 Stück Eigarren, 200 Stück Stearinkerzen, 200 Dutzend Stück seiuerc Seife, 100 Pfund ordinäre Seife, 16 Dutzend Wür fel. Außerdem ist noch eine weitere Sendung von Leipzig aus an dir Armee abgegangen. (Dr. JZ Der Okeinertrag beü vom Musilchor bco 4. Thü ringischen Infanterie,Regiments am letztvcrfloßenrn Sonntag auf dem Königstein zum Besten der Jn- valibensttftung für Deutschland abgehaltenen Eoncer- les beläuft sich auf 224 Thlr. Leipzig, 3. Oclober. (Tgbl.) In diesen Tagen sind an verschiedenen Vcrlaussstclien falsche Zehn- thalcrscheinc dcr Geraer Batik verausgabt worden. Wie man erzählt, ist eö bereits gestern Mittag un serer Polizei gelungen, den Berauögabrrn auf die Spur zu kommen und die Falschmünzer in einer hie sigen Restauration zu überraschen und sestzunehmcn. Auch soll entc erhebliche Anzahl solcher Falsifikate noch in ihrem Besitze vorgefunden worben sei». An dem Kramer und HauSbcsitzcr Karl Gruner zu Reichenau bei Ztllau tst am 27. v. M. Abends in der neunten Stunde ein frecher Raub auögeführl worden. Als zu gedachter Zeit unter der Wohn- stubcnlhürc ein Fremder erschienen und fünf Stück Eigarren verlangt und Gruner sich in den Laden mit ihm begeben und das Gewünschte verabfolgt, der Fremde zur Bezahlung einen sächsischen Fünf- thalerschcin hingelegt und gebeten, ihm Banknoten hcrauözugeben, Gruner jedoch in Ermaiigclung die ser Gclbsortc vier sächsische Einthalerscheinc und baö Uebrigc in Courant hcrauögegcben hatte, war, weih- rcnd bcr Cigarrenkäufer sich seine Cigarre angezün- bet, ein zweiter Fremder im Laben erschienen, und nach kurzem Verweilen, währenddem der Erstere sich zur Ladenthürc hinauSgezvgen, auf Gruner loS- gelprungen und halte demselben mit den Worten: „Jetz, geben Sie sofort bas Gelb her" eine Pistole auf die Brust gesetzt, ihn mit der andern Hand fest- gehalten und da Gruner kränklich „„p pp» heftigem schreck ergriffen, cü geschehe» lassen, den Gelbkasten auö dcr Labcntafrl hecauögrzogcu und baö bann vorgrfuudcnc Gclb im Bclragc zwischcn vicrzig unb fünszig Thalcr in ein bei sich geführtes Säckchen ein- geraff, und mit foNgcnvmmcn. Die Räuber hatten sich in dcr Richtung nach Nieder-Reichenau entfern,; sic sind von großcr starker Statur gcwcscn und Ha belt städtische Kieibung gelingen. Zu vcrmulhen ist, baß ihnen bekam» gcwcscn, baß Gruner unb scinc Schwester d,c einzigen Hausbewohner sind. Prcußc». Berlin, 4. Oclober. Dcr Ma- gistra, beantrag! bei den Stablverodnclen, zur Un- lerstütznng Straßburgs 20,000 Thlr. aiö Ertraor- dinarlnm aus der Smdthanpckasse zu bewilligen. — Dem Magistrat ist ein Schreiben deö Königs znge. gangen, welches die Freude Er. Majestät darüber auospricht, daß sich der Magistrat an Vic Spitze ei- neö Ausrufs zur Unterstützung der Stadt Straßburg stellt, und als ersten Beitrag 1000 Thlr. sendet. Berlin, 4. Oktober. Tic in bcn lctztcn Tagen vcröffentltchcn Berichte über die im Preuß. Haupt- quarticr geführten Verhandlungen lassen die Aus sichtslosigkeit eines Friebens nm der provisorischen Regierung völlig erkennen; da diese aber auch die konstituirendc Versammlung zu feinet» andern Zwecke berufen will, als um durch eine vorgebliche Vertret- iing Frankreichs ihre verzweifelte Politik unterstützen zu lassen, so wird auch mit dieser zu ernstcn grie. denSverhanblungen mchi zu gelangen sein. Deutsch land ist daher lediglich auf ritte entschiedene und er- folgrcichc Fortführung deö Krieges angewiesen. — siSt.-A.) Auf Befehl des Bundeüfeldhcrr» wird bei Freiburg in, Großherzogthum Baden ei» mvbilcö Ncservceoipö gebildet, welches die Bezeich nung „4 Neservedivision" führ«. Italic». Florenz, 3. Oclober. Nach hier eilige,,offenen Nachrichten ist daS Resultat des Plc- biscito In den römischen Gebieten folgendes: I» Rom wurde» 40,835 Stimmcn mit Ja, 46 mit Nein abgegeben; in Frosinvne stimmten sämmilichc 2550 Wähler mit Ja; in Belletti 3156 mit Ja, 11 mit Nein; in One waren 644 Wähler erschienen, welche sämmtlich mit Jä stimmten. Florenz, 5. Oktober. Nach weitern über den Ausfall deö PlebiscitS eingelroffcnen Nachrichten habe» in der Provinz Viterbo 24,207 mit Ja, 228 mit Nein, in der Provmz Frosinonc 25,536. mit Ja, 271 mit Nein gestimmt. — In der Provinz Vcllctri haben 10,012 mit Ja und nur 56 mit Nein ge. stimmt. Dänemark. Kopenhagen, 3. October. Die Eröffnung des Reichstags fand heule stall. Die Thronrede hebl vornehmlich hervor, daß cS durch die Aufrechterhaltung der neulralen Stellung gelun gen sei, daü Land vor dell Uebeln deö Krieges zu bewahren. Obgleich lein menschliches Auge den Aus fall ulld die Folgen deö Krieges vorauösehe» könne st) habe die Regierung doch die feste Hoffnung, baß bic Frage, welche noch zwischen Dänemark und Preu ßen unentschieden bestehe, eine baldige Lösung sinden werbe, welche die Selbstständigkeit deö Reiches sichere und bic guten Beziehungen mit dcm mächtigen Nach bar im Silben stärke. Die Rede spricht schließlich bet, Wunsch aus, baß dcr Reichstag seine Arbeiten möglichst beschleunige. -Kr ltssüilllchrichteu. Straßburg. In einer Proklamation vom 27. September benachrichtigt General Uhrich die Cin- wohncr Straßburgs, baß bie Berthe,digutig nicht mehr möglich sei, und bankt darin bell Soldaten, bett Kindern beü Elsasses und den Bürgern sür ihre treue Unterstützung und schließt mit den Worten: „Bio zum letzte» Tage werde ich bie Erilmcrung bcr verflossenen bcibcn Monate bewahren. Ihr Eu rerseits erinnert Euch Eures alte» Generals. Drücken wir, soviel wir könne,i, die Augen zu über die trau rige und schmerzliche Vergangenheit und wcndcn wir die Blicke auf die Zukunft, da werden wir die Stütze des Unglücklichen sinden — die Hoffnung.