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Mf ffche LlbsÄnng. Amts- und Anzetgeblatt für das Königl. Gerichtsamt and den Stadtrath zu Schandau uud deu Stadtqemcinderath zu Hohnstein. Dic „Sächsische Elb-Zcitnng" crschcliit Mittwoch und Sommbcnd und ist durch alle Postanstallcu, sowie durch die Erpcditlon diese« Dlalie« sstr ltt Ngr. vicrtcl- lährlich zu beziehen. — Inserate ltir da« MiliwochSblall weiden bi« Dienstag früh » Uhr, Mr da« SonnabenbSblatt späiefien« bla Freitag früh !) Uhr er beten ;»lpäter eingehende Inserate können erst In der daraus folgenden Nummer Aufnahme finden. — Auswärt« werden Inserate Mr dle lslbzetMng angenommen tu .Nah«- stciii bet Prn. Hesse, in Dresden in den Annoncen-Bureanr der Herren W. Saaldach und M. Nnschpler, und -aascnstein L Vogler >i. H. Engler in Leipzig. M 6!>. Schaudau, Sonnabend, den 27. Aniznst 1870. Die Einschliestuill; der französischen Opcrationüarmce in Metz. Die am 10. August nach den sich wicdersprcchcn- den Depeschen aus den Hauptquartiere» der beiden Armeen noch zweifelhafte Tbasiachc ist durch den Sieg vom 18. Anglist zur Gewißheit geworden. Dic ganze französischc Armee unter dein Marschalt Bazainc ist in Metz eingeschloffen und hat nur noch zwischen Ergebung und dem Versucht sich durchzu- brechen zu Wählen. Dieser Erfolg ist ein ungeheurer, so groß uud rnlfcheidend, daß selbst der größte Sanguiniker ihn nicht vorhcrschen konnte. Es gehörte dazu nicht blos dic größte Ausdauer uud Unermüdlichkeit der deut- sehen Truppen, eine unvergleichliche Bravour bei den Angriffen auf den Feind, sondern auch daü Glück, d. h. große Fehler des Gegners. Dic Franzosen sind im Allgemeinen bessere Fuß gänger als die Deutschen, sic haben besser gebaute Füße uiid einen elastischeren Gang, das Schubwerl der französischen Armee ist entschieden besser als das der deutschen Heere. Bis zu einem gewissen Grade ist die Behauptung wahr, daß der Werth der In- fantcric vor Allem in den Beinen liegt. Zu den obigen natürlichen Vorzügen der französischen Infam teric kam im vorliegenden Falle der Vortheil, daß sie im eigenen Hande war, überall von den Einwoh nern Anokunft nnd Unterstützung erhielt und bei ih rem Rückmarsch keine Vorsichtsmaßregeln zu treffet«, sondern nur rastlos zu marschiren hatte, endlich wird eS ihr an Lebensmitteln nicht gefehlt haben, weil sic wenigstens kleine Magazine oder einige Vor- räihe auf allen Nastpunkicn sand. I» allen diesen Nichinngen waren die deutschen Truppen viel schlechter gestellt. Sic waren in Fein- bcS Hand, die französische Sprache nicht Jedem ver traut, die Ernährung schwierig und unzureichend und der Vormarsch nur in Verbindung mit einem auS- gebildetcu Sicherheitsdienst möglich. Trotzdem ist eS den deutschen Trnppcn gelungen, den Franzosen zuvorzukommcn und ihre NückzugSstraßc zu durch- schnciden. Dic Spitzrn der Colvnnen habcn sich dabei gegen eine ungemeine Ueberzahl schlagen müssen, denn sie durften, wollten sic ihr Ziel erreichen, keinen Augen blick mit ihrem Angriff zögern, sic mußtcn sich auf dic Gefahr, vernichtet zu werden, der ganzen feind lichen Armee entgegenwerfen. Erst nach längerem Kampfe konntc sie auf Verstärkung hoffen. Trotz der ungemeinsten Hingebung würde aber der Erfolg kaum den Deutschen geworden sein, hätte Bazainc nicht bei seinem Nückznge Zeil virloren und sich langsamer zurückgezogen, als in seinem Interesse lag. Dieser Fehler, denn eS ist zweifellos ein großer Fehler, läßt sich nur dadurch erklären, baß dic Trup, pen der Armce, welche Bazainc führte, daS 2., I., 4. Corps und dic Garde, dazu der größte Theil der Reiterei des ganzen Heeres, mit Ausnahme einiger weniger Regimenter noch leinen Schuß verfeuert haticn, als sic am 14. Abend« ostwärts der Mosel, im Begriff diesen Strom zu übersetzen, angegriffen wurden. Diese Trnppen hatten also noch gar keine materiellen Beweise von der Ucbcrmacht ihrer Geg ner erhallen und waren deshalb zweifellos empör«, daß sic, ohne Widerstand zu leisten, dem Gegner den Nücke» zeigen sollten. Die DiSciplm der fran- zösischcn Armee ist »ichl dic beste, namentlich dem Dccouragemcnl, welches feder Rückzug mit sich bringt, wohl nicht immer gewachsen. ES «nag daher sein, daß Bazainc sich Nicht so rasch znrückzichen konnte, als er sonst, für paffend erachtete, wenn er nicht seine Trnppen in dic äußerste Mißstimmung versetzen wollte. Darüber hat er. kostbare Siunde» und wahrscheinlich einen ganzen Tag, den 15., ver loren, denn daß er am lii. mit seiner Tüte nicht wri- ter als bis MarS-la-Tonr gekommen, wo beim Ge fecht sein rechter Flügel stand, läßt sich sonst nicht erkläre», auch nicht, warum er sich am 17. durch ritt Arriüregardengesecht dort scsthalten ließ. Am 18. ist eS offenbar zu spät gewesen, um den Rückzug sortznsetzen. 'Rach einem verzweifelten Kampfe wnrdc Bazainc gezwungen, sich auf Metz zurückziehen und die neuesten preußische«, Depeschen melden bestimm«, daß er dor« eingeschloffen ist, daß alle Straßen nach Paris ihn« verleg« sind. Man würde sich sehr irre««, wenn man glauben sollic, daß eS Bazainc'S Absicht gewesen, in Metz Hal« zu mache«« und sich in da« verschanzte hager zi« werfen, an welchem man dort sei« einigen Jah, ren allerdings gearbeilel Hal. ES ist zweifellos, daß man in ChalonS fest auf Bazainc'S baldige Attkunfl rechnele, eS ist »ich» minder gewiß, daß man in Paris sich bereits wegen des Marsches der Bazainc',chc» Truppe«« sorgle. — DaS hager von Metz ist für eine sehr große Truppciunacht berechne«, es mögen dor« reichlich 100,000 Mann eine gesicherte, durch permanente Werle gedeckie Aufstellung finde«« können, aber sicher wird man das dor« vcrschanzle hager ««ich» für 20,000 Mann Cavalcric berechne« haben, und daö Bazaine'sche Heer ha« emc Neuere« von dieser Slärke. ES ist ferner gewiß, daß eS in Metz an Lebensmitteln für eine so bedeu«cndc Trup- pcnzahl bald fehle«« wirb. Der ganze Feldzug gegen Dnttschlanb ist von houiS Napoleon, dafür bürgen «auscnd Thalsachei«, mi« den« grössten Leichtsinn, ohne irgend vorsorgliche Rüstung umernommcn worden. Bereits an der Grenze fehlte eS de» vorgeschobenen Armeecorps an Lebensmitteln, d«e Magazine in Metz werden daher schwerlich gefüllt gewesen sein. Französische Blätter meldeten nach der Schlacht bei Forbach wiederholt, daß dic Behörden dic größten Anstrengungen machte», um Metz mit Lebensmitteln zu versehe». Die Lebenömittclzüge ginge«« dahin ab, biS dic preußische» Ula««e» cü verhinderten, was scho» au« 13. eimrett. Die Einwohner von Metz wurde«« erst am 10. aufgefordert, sich auf 60 Tage mit Lebcnsmittcln zu versehen. Im günstigsten Falle wird also für eine Besatz ung von höchstens 20,000 Mann auf 2—3 Monate vorgesorgt sein, aber nicht für 100,000 Mann mit vielleicht 20,000 Verwnnbeten und 20,000 Pferden. Lange kann also sich Bazainc in Metz nicht hal ten, und eü lohnt daher, 300,000 Mann um Mrtz zu concemrire», um ihm daS Durchbrechen unmöglich zu machen. Es genügen 150,000 Mann znr Zeit, «un den Marsch gegen dic Marne fortznsetzen, wenn Aussicht ist, Metz und Bazainc zur Capittttatto» zu bringe««. ES würde daS ein Erfolg sei««, wie die Kriegsgeschichte keinen ähnlichen kennt, seit Mack sich bei Ul»« den, Kaiser Napoleon ergeben mußte; ein Erfolg, der über dcn AttSgang des Feldzuges cnt- scheide» dürfte. Mit Bazainc ist daS Mark der französischen Ar mee, die besten Truppen des ganzen HeercS ver nichtet. Die Infanterie und Artillerie wirb man vielleicht ersetzen können, aber bic Reiterei nicht. Was dic Franzosen an Cavalcric besaßen, war von Beginn des Feldzuges an sür das Bcdürfmß un genügend, nach der Gefangennahme Bazaine'S Corpö wird cö so sehr daran mangel», daß die Franzosen offene Feldschlachten kaum noch wagen können wer den. ES ist allerdings auch noch die Möglichkeit vor handen, daß Bazan,c einen Versuch macht, die cin- chließenden Truppe» zu durchbrechen, aber dazu ge kört mehr innerer Halt, mehr Vertrauen auf die Führung, mehr Entschlossenheit, als man zur Zeit noch bei den in fünf Tagen vier Mal geschlagenen Trnppen Bazainc'S vorauSsetzen darf. (L. ZZ Taizcsgeschichtc. Sachso». Schandau. Nr. 24 der Badcliste weist 430 Parteien mit 110l Personen »ach. Dresden. Untern« 23. August ist nach dein „Dr. I." dem Generalcommando dcü lönigl. sächs. (XII.) ArmeecorpS nachstehender Allerhöchster Tageö- besedl zur Mittheilung an dic Truppen auf telegra phischem Wege zugrfcrligt worden: „Soldaten! Gc- wen Eurer Vergangenheit habt Ihr auf'S Nenc gc- kämpft nnd in altbewährter Hingebung und Tapfer keit wiederum Ansprüche auf Meine ganze Anerkenn ung Euch erworben. Mit Stolz sieht Sachsen auf Euch «mb betrauert mit Mir die von Euch gefor derten schweren Verluste. Ich aber entbiete Meinen braven Truppen Meinen Königlichen Gruß und Dank. Golt mit Euch. Johann." Zwickau, 2l. August. Am vergangenen Sonn abend sind die Ehefrauen dcS Bergarbeiters Krügel ,md des Wiesenbauerü Regel von Zwickau auf dein Rückwege vom Altenburger Wochenmarlte, wo sic Gemüse« und Obsteinläufc gemacht hatten, in der Nähe des Zehmaer Gottesacker« (zwischen Altenburg und Gößnitz) auf dem Lhauffeeübergangc über dic Eisenbahn von einem Zuge überfahren und sofort gnödtet worden. Preußen. Berkin, 10. Anglist. Dic Diplo- maien fliegen dereiiS hin und her, und wenn wir bier »ichl auf die Festigkeit unsere« König« und des Grafen Biömarck ein so zuverfichiliche« Vertrauen setzten, könnte u»S dic Furcht beschleichen, bic Diplo- maicn möchten wieder verderben, was die Soldaten gut gemacht habcn. Einen nnter dcn, Hcuchclnamcn des Frieben« verhülltcn Waffenstillstand kann und wird Deutschland nimmermehr cingehcn. Dic ganze deutsche Wehrvcrfaffung, bic unendlichen Opfer eine« deutschen Volkskriege« erlauben da« nicht! Wollten fremde Mächte, diese unsere Lage verkennen, e« vcrsnchen, einen solchen falschen Friede» nn« „auf- zuzwmgen" — wie die Times biescü unbedachte Wort gebraucht hat — so würden sie das eben mit den Waffen in der Hand versuchen müssen! Darüber ist hier nur eine Stimme. Deutschland kann nicht von seinen, Ziele weichen, Deutschland kann nicht alle paar Jahre einen Volkskrieg führen, eö muß fetzt zum Zielt kommen, gegen Frankreich allein, odcr — gegen Frankreich nnd seine Verbündeten! Aber noch dürfen wir zu Gott hoffen, daß c« solche nicht sin- den wird. Wenn übrigen« Jemand Anspruch darauf erhebt, zwei Streitende trennen zu wollen, so setzt man von ihn, in, Allgemeinen voraus, baß er durch Energie und Würde der Anerkennung der Parteien sicher sei. Wenn er aber, wo eö noch Zeit war, dcn Streit zu verhindern, sich feige zurückzog, wenn er während dcö Kampfe« auS einer schiefen Haltung in dic andcrc schwankte, wenn er dann nach den ersten Erfolgen dem Sieger einen längere,, calmiren- den «crmon halten will, au« dem man die Sorge um dic eigene Baumwolle noch betrüblich hcrvor- lugen sieht, dam« mag er gewärtigen, daß idm da« alte, derbe Wort entgegenschallt: „I-ex inilü umritt Laß' mich in Ruh'!" Köln, 24. August. Die „Köln. Ztg." meldet von der algerisch-nun okanischcn Grenze von, l7. d., daß dic Nachricht von dcn Siegen der Preußen bis zu den nomadisircnbcn TribuS der kleinen Sahara und des Telü gedrungen ist und daß eine allgemeine Erhebung der Araber zur Abschülickung bcS franzö- ischcn Joches nicht unwahrscheinlich sei. Dasselbe Blatt meldet ferner, daß gestern Abend