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1870 Schandau, Mittwoch, den 6. Juli ZÄMchc lMMng. Amts- und Anzetgeblatt für das Königl. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. Dit „Sächsische Elb-Zeit,mg" erschetn, Mittwoch und Sonnabend und I» durch olle Pofianfialtcn, sowie durch die Crpcbttlon dlesc« DlatttS für IO vlertc,- lllbrllch zu beziehen. - Inserate für du« MlttwochSblalt werden b,S Dienstag srnh » tthr, für da« SonnabcubSblat, spateficnS b S Freitag f 1 nur beieu; später eingehende Inserate können erst in der daranf folgenden Nummer Aufnahme finden. — Auswärts werden Inserate siir die Eldzcttung angc stein bei Hrn. Hesse, in Dresden in den Annoncen-Bureaur der Herren W. Saalbach und M. Nuschpler, und -aascnstcin L Vogler u. P. den gier Leipzig- Die Thronfraqe in Dpanicit. Der Versuch, Spanien einen Monarchen zu ver schaffen, ist abermals vergeblich gewesen. Wochen- lang haben die Corte« darüber dcbaitirl und da« endliche Resultat ist die Erklärung Prim'«, daß man leider noch keinen paffenden Throncandidaicn habe finden können, vielleicht aber in drei Monaten glück licher sein werde. ES ist im höchsten Grade kläg lich, daß ein Land, wie Spanien, da« trotz seiner zerrütteten Verhältnisse denn doch noch immer eine Macht ist, die etwa« in der Welt bedeutet, Nieman den zu finden vermag, der mit der Würde des ScepierS auch seine Bürde zu übernehmen Lust Hai, allein der Grund dieser Erscheinung ist nicht darin zu suchen, daß jene« Sccplcr nichts Verlockendes mehr Hal, sondern darin, daß die Bedingungen, welche die Machthaber, die c« zu vergeben haben, an seine Uebrrnahme knüpfen, diejenigen, denen es angcbolcn worben, zurückgcschrcckt Haden. UcderbieS sind sie selbst nicht einig untereinander, die eine Partei be günstigt diesen Candidaten, die andere jenen und alle halten sie an ihrer Wahl mit solcher Hartnäckig keit fest, daß selbst der von den verschiedenen Par- tcien gewählte GesainmtauSschuß es noch nicht zu einer festen Ucbereinlunft hat dringen können. Es ist überhaupt verkehrt, die monarchische Form für die einzige zu erklären, die sich für Spanien eigne und dennoch keinen König zu Haden, den man sofort auf deii wieder aufgerichteien Thron setzen konnte. Ursprünglich waren allerdings wohl alle monarchische Parteien der Wahl deü Herzogs von Mvntpensicr günstig, allein statt ihli gleich der Nation in Vor schlag zu dringen, wollte man sich erst vergewissern, ob auch der Kaiser Napoleon an der Wahl eines Prinzen au« dem Hause Orleans keinen Anstoß nehme, und da dieser sich auf da« entschiedenste da gegen erklärte, so wollten auch Prim, Olozaga und Rivero nicht« davon wissen und alle Anstreng ungen der Union Liberal, die Mehrheit der Corte« dieser Wahl günstig zu stimmen, find an dem Wider stand jener drei Staatsmänner gescheitert, wobei cs ihnen sehr zu Statten kam, daß e« dem Herzog nicht geglückt ist, in dem spanischen Votkc eine wahre An hänglichkeit an sich und seine Kinder zu erwecken und daß er zudem im Bewußtsein der Abneigung der Progressisten gegen seine Person und au« Furcht vor dem Widerstand der Republikaner sich in der ersten Zeil zu sehr im Hintergrund gehalten hat. Dadurch hat er die ihm günstigen Chancen verpaßt und eS ist kaum wahrscheinlich, daß sic jemals wic- dcrkchrcn werden, obwohl die Unionisten seine Thron, destcigung noch fortwährend im Auge behalten haben. Soll Spanien eine Monarchie bleiben, so wäre es auch jedenfalls eine vvrzuzichende Combinaiion, wenn eö gelänge, den König von Portugal zur Annahme der Krone zu bewege» und trotz seiner wiederholten Weigerung scheint diese Combination am meisten ins Auge gefaßt zu sei». Prim'« Erklärung, daß man jetzt lieber noch drei Monate warten wolle, wird ohne Zweifel den Sinn haben, daß man den Ereig nissen, die vor Kurzem in Lissabon cingetreicn sind, Zeit lassen wolle, ihre volle Tragweite zu entwickeln und da Prim dein Staatsstreich Saldanha'« nicht ganz fremd gewesen sein soll und skanzösischerscilS auf da« Zustandekommen der iberischen Union unter dem Sccplcr des Hause« Coburg-Braganza eifrig hingearbeitet wird, um auf diese Weise eben so sehr die Thronbesteigung de« Herzogs von Mvntpensicr, wic die Proklamirnng dcr Republik in Spanien zu verhindern, so darf man erwarten, daß sich in der nächsten Zeit die Anstrengungen vorzugsweise auf eine solche Lösung der Thronfragc richte» werde». Es wäre allerdings die beste, die erzielt werden könnte, aber die große Schwierigkeit ist, daß die Stimmung dcr portugiesischen Bevölkerung vorwie- gcno gegen eine Vereinigung mit Spanien ist; cr- lähri diese Stimmung keine Umwandlung und wagt dcr jungc König e« nicht, ihr durch die Annahme der spaiiischeit Krone cntgegenzuhandcltt, in der Hoff nung, daß die Portugiesen sich später schon überzeu gen werden, daß dieser Schritt keine Gefahren für die Selbstständigkeit ihres Lance« mvolviri, so wird man doch wohl schließlich sich genölhigt sehen, den Versuch mit der Republik zu machen. Halb und halb scheint Prim zu einem solchen pi» aller schon geneigt zu scm und wenn er auch der föderativen Republik sich entgegen zeigt, die einheitliche Repu blik würde er wahrscheinlich acceptiren, zumal wenn Hoffnung für ihn wäre, daß er ihr erster Präsident werben könnte. Tagcügcschichtc. Sachse«. Schandau. Es wird uns be kannt, daß die Sitzungen des Vcrbandö dcr sächsi schen Vorichußvcrcmc im hiesigen Babcsaale abge- halicn werden. Sic brginncn am 9. Zuli früh 8 Uhr und dic ausgestellte Tagesordnung ist folgende: 1) Berich« des VcrbandSbirecloro. 2) Bericht über die BcstcucruugSfragc von Hrn. Fröhner. 3) Ucbcr die Unterstellung dcr Vcrcinc unter das Bundesgesetz, vom AnwaltHrn. Schultze- Delitzsch. äst Welche Grundsätze sind für dic Bemessung der BeanUcngchaUc zu empfehlen L 5) Ucbcr die Bcitragspflicht der VcrbandSvcr- cmc. 6) Einführung der Schutzgemeinjchaftsorgani- satioii bei den Vorschußvcrcincn. 7s t Prüfung uns evcnt. Justificalivn der Vcr- dandürcchnung vom 1. Mai 1869 bis 39. April 1879, 8s t Wahl de« gcschäslSführcndcn Vereins, des Orte« dcr nächsten Versammlung und des Deputaten zum allgemeinen Vcrcinoiag, 9s t Austausch gewonnener Resultate und Er fahrungen. Ein reiches Feld für die Rhetorik kcnnlmß uns Erfahrung auf di, Sciic stehens Gemeinschaftliche Spaziergänge am 8. sowohl wic 9. Juli sollen die anwesenden Gäste mit dcr nächstcn Umgcbung unscrcü Städtchen« dc- lannt machen; am 10. Juli, einem Sonntage, sollen dic größeren Touren unter Führung von Mitglie dern des hiesigen Vorschußvcrcinü begangen werben. Wünsche,, wir bcn lommcnvcn Gästen recht schöne« Weiter uno freundliche Aufnahme Seiten« dcr Bc- vvhncr Schandau'«. Soeben geht uns auch ein Jn- erat zu, worin der hiesige Vorfchußvcrcin blcSbe- ^gliche Einladungen erläßt. — Sonntag, den 10. Juli von Nachmittag« 3 Uhr an findet in Copitz-Posta dic diesjährige Zufam- mcnkunft dc« Obcr-Elb-Sängerbünde« statt. Die- selbe soll, durch Fcstzug, Concert und Ball begangen werden. Außer den für den Maffengcsang bestimm- tcn folgenden Chören: An dc» Sonnenschein, von Lachner, Frühlingslicd von Tschirch, dic Deutschen in Lyon und das Comitat vvii Mendelssohn-Bar- Iholcp werden sich die Ihcilnchmcnccn Vereine im edlen Wettkampfe mit einander messen und durch Einzclvorlrägc „m dic Palme des Tages ringen. Dcr hicsige Gesangvcrcin „Liederlranz" wird auch dieses Jahr mit in dic Arena cimrcten und hat zu diesem Behuf- da« Schlffcrlicd: „Wo dic Woge braust, wo dcr Haifisch haust" auScrwähli. Die preußische Besatzung der Festung König stein ist am 1. Juli durch eine bisher in Görlitz dessen, dem Sach sc» Gebiete» zu: garmsonircndc Compagnie dcS 38- Füsclicr-Regi ment« abgelöst worden. Dres den. Dic Gcncraldircciio» dcr SlaatS- eiscnbahnen macht bekannt, daß auf dcm SlaalSbahn- hofe zu Altstadt uub auf bcn, sächsisch-bairischrn Bahnhöfe zu Leipzig künftig dirccic Billcis l. uns II. Claffc nach Italien, (Verona, Venedig, Bologna, Florenz, Genua, Mailand, Turin, Rom und Neapel) über dic Brcnncrroulc und zwar sowohl über Egcr al« über Hof auögcgeben wcrdcn, welche 30 Tage lang giltig sind uno zur Unterbrechung dcr Reise auf alle» Louponstaiionc» und zu 50 Pfund Frei- gcpäck berechtigen. — Sc. Majestät dcr König haben für dic abgc- branntcn Dcuischcn in Pcra 300 Thalcr, Ihre Majestät dic Königin zu gleichem Zwecke 100 Thlr. zu jpcnbcn geruht. — Nach amtlichem Ausweis kostete der Kriegs, auswand der Siadi Dresden 301,000; von dcm Er satz blicbcn ungcdccki 12,000 Thlr. — Die Bclricdskoste» dc« zoologischen Garten« haben im vergangenen Jahr 19,601 Thlr. betragen, dic BciricbSctnnahmcn 19,070. — Die diesjährige Vogelwiese beginnt am 31. Juli und endet am 7. August. Dcm Programm cntnchmcn wir Folgende«: Montag: Beginn deS HauplschießenS, Dienstag: Aufstcigen de« Lufibal- Ions; Mittwoch: Schießen dcr Damen und Illumi nation; Donnerstag: großes Doppclconccrt; Frei, tag: Feuerwerk; Sonnabend: Bccnbtgung dc« ä^aupt- jchicßcno und Sonntag Nachmittag 4 Uhr Prämicn- schicßcn für Schützen und Gäste. — Den Dreooncr Gcwcrbcvcrcin hat dcr Ge neralmajor von Nohrscheibl, Commandant der Fest, ung Königstein, cingcladcn, dic Festung zu besichtigen, ben Eintritt in dieselbe unentgelilich bewilligt und die Erlaubniß erthcill, daß die Thcllnchmer dc» Königstein in seinem ganzen Umfange, Zeughaus >c. bcfuchcn könne». Dieses Ancrbieic» ist »atürlich mit Dank angenommen worden und für nächstcn Don nerstag eine Ercursion nach Königstein beabsichtigt. Am 27. Juni ging dic 13jährigc Auguste Löhe aus Rathewalde mit mehreren andern Kindern nach dcr Bastci hin in Vic Hcidcldccrcn. Mi« Pflücken eifrig beschäftigt, hörten dic Begleitcrinnc» dcr Löhe einen markdurchvrlngcndcn Schrei und sahen dieselbe nicht mehr. Sic überzeugten sich bald, daß diese eine schroffe Felswand in bcn Amsclgrund hinab- gcstürzi sci. Dic Kinbcr eilten so schncll als mög lich nach Hause, um dcr Pflegcmutter der Vcrun- glückten vaü Geschehene milzuihcilcn, sanden dieselbe aber nicht zu Hause. Unverzüglich machten sich ei nige Bewohner Rathewaldes auf, um der Aermstctt Hilfe zu bringen. Nach zweistündigem Suchen fan den sic vaS Mädchen in bewußtlosem Zustandc und schrecklich zugcrichlct. Nicht nur, daß ihr beide Beine und mehrere Rippen gebrochen waren, sic Halle auch schwere Verwundungen am Kopfe erlitten. Dcr Arzt fürchict aber namentlich dic Folgen möglicher innerer Verletzungen. DaS arme Kind leidet schreck lich und weiß selbst nicht, ob dcr Sturz Folge ci> ncS sic überkommenen Schwindels gewesen, oder ob sic auf dcr Höhe auSgcglittcn und zum Fall gekom men sci. Freiberg, 13. Juni. Dcr Gcsammtbctrag dcS Ausbringens bei dem sächs. Erzbergbau belief sich im letzicn Rechnungsjahre auf 2,120,785 Thaler, wovon auf daS Freiberger Revier 1,815,117 Thlr., auf das Schwarzenberger Revier 255,301 Thlr. und auf Marienberger endlich 20,366 Thalcr cntfallcn. DaS sämmtlichc in diesen Revieren beschäftigte Per sonal betrug am Schluffe des grnantttcn Jahre« 9746, bei den Stein- und Braunkohlenwerken 17,977 rcl. 830 wcibl. Arbeiter. Dcr Sleinlvhlcnbcrgbau mtlc in den drei Inspektionen Chemnitz, Drcödcn