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13416 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 282, 5. Dezember 1913. geln sich all unsere Tagesfragcn, drahtlose Telegraphie und Tuber kulosebekämpfung, Privatbeamteuversicheruug und Kinematographie in diesen Spalten. Die Sprachen, von der abessinischen über die deutsche hinweg zur ural-altaischen, füllen 90 Spalten, die Unterhaltnngslitcra- tur deren 320, Zeitschriften zur Unterhaltung und Belehrung gibt cs gegcn500. Welche Zahl, welcheTitcl von Kalendern nndAlmanachen anf49 Spalte»! Kaum eine Berufsgrnppe, die nicht mit einem Fachkalendcr be glückt rvird: Standesbeamte und Stcncrbeamte, Gerichtsvollzieher und Kakteenzüchter, Taubstumme und Musiker, Vegetarier nnd F-leischbcschancr, Alkoholgegner und Bicrhändler, Weichensteller und Ticfbohringenienre, Lnftschiffahrt und Wassersport. Und der Freund der Statistik kann im Personenregister feststellen, welche von unseren Gelehrten am fleißigsten, welche Schriftsteller am betriebsamsten sind: daß die Meyer mit cy, was literarische Produktion anlangt, fruchtbarer sind als die mit ai und ay zusammen, aber gegen die Müller auch vereint nicht aufkommen können. Die Schmiede, weich, halb hart und hart, sind fedcrgewandter als alle Schulze, ob mit t; oder ohne e, insgesamt. Im Ernst! Für Namens- forschnng der Gelehrtengeschichte und Genealogie gibt es auch hier manches zu holen. Wer dieser gewaltigen Bücherproduktion — an 75 000 mögen nicht viel fehlen — gegenüber skeptisch ist, mag unter dem Stichwort »Wahrheit« Klarheit suchen und vielleicht finden: da fragen von 22 Autoren zwei mit Pilatus: »Was ist Wahrheit?« und ein dritter: »Gibt es eine Wahrheit?«. Im. Kleine Mitteilungen. Postverkehr mit Serbien. — Für die neuserbischen Gebietsteile können bis auf weiteres nur gewöhnliche und eingeschriebene Brief schaften sowie gewöhnliche und telegraphische Postanweisungen zur Be förderung angenommen werden. Alle anderen Gattungen von Post sendungen, wie Wertbriefe, Postansträge, Nachnahmen und Pakete, für Nenscrbien werden von der serbischen Postvcrwaltung noch nicht -ugelassen. Autorenabende. Die buchhändlerisch-literarischen Experimente der Autorenabende nehmen in dieser Saison einen Umfang an, der hoffentlich zu einem günstigen Resultate führt. Die Berliner Buchhand lung Neuß L Pollack brachte es fertig, in ganz kurzer Zeit sieben Vortragsabende zu veranstalten, von denen auch kein einziger pekuniär mißlungen scheint. Dazu hatte sie nicht einmal immer Autoren von Ruf, es war mancherlei darunter, das sich erst dnrchringen muß, sie nahm Eintrittspreise, die hoch gelten in unserer Zeit der Freibillette — nnd doch war die Bücherstube stets gefüllt von Andächtigen, die es immer noch vorzogen, statt Operette, Tango und Kino sich etwas vorlcscn zu lassen. — Am 1. Dezember kam Or. Carl Hanptmann hier zu Worte. Er las Sonetten und dann Novellen aus seinem jüngsten Buche »Schicksale« (erschienen bei Kurt Wolfs, Leipzig). Hanptmann hat die ganz seltene Autorengabe, seine Werke persönlich vermitteln zu können; wie er las nnd w a s er las, war von einer Harmonie durch drungen, die die Stimmung der Weltfernheit in diesen stillen Raum trug, die vergessen machte, daß da draußen das Leben von vier Mil lionen brandete. 0. 1^. Nene Bücher, Kataloge etc. Ille Ckristmas kookZeller 1913. I^ex.-L". XVI. 152 8. Personal»?, chrichten. Gestorben: am 27. November nach langem, schwerem Leiden im Alter von nur 51 Jahren Herr Joh. Adolf Hundegger in Mindel- heim. Der Verstorbene erwarb am 1. März 1884 das 1780 von Anton Hundegger gegründete Geschäft, das aber noch nicht mit dem Buch handel in Verbindung stand, sondern aus zweiter Hand seinen Bedarf deckte. Adolf Hundegger stellte 1893 die Verbindung mit dem Buch handel her und erwarb auch 1894 die Mitgliedschaft des Börsen vereins. Erich Priegcr f. — In Bonn ist der Musikliebhaber und Musik sammler vr. Erich Prieger im Alter von 68 Jahren gestorben. In ihm verliert die musikalische Welt einen ihrer unermüdlichsten Förderer. Namentlich die Königliche Bibliothek in Berlin verdankt ihm eine Reihe der bedeutendsten nnd wertvollsten Zuwendungen. Als es sich darum handelte, die Originalhandschriftcn von Beethovens Pastoral- und NeunterSinfonie dem Vaterlande zu erhalten, stellte Prieger ein sehr erhebliches Kapital teils schenkungsweise, teils als unverzinsliches Dar lehn zur Verfügung, um diese Schätze der Berliner Sammlung zu sichern. Ein feiner Kenner der Kunst Beethovens, wie der klassischen Musik überhaupt, gelang es ihm vor einigen Jahren, aus einer Anzahl vergilbter, mit unendlicher Mühe gesammelter und entzifferter Noten blätter die Originalpartttur von Beethovens »Leonore« (Fidelio) in ihrer ursprünglichen Fassung von 1805 wieder herzustellen. Franz von Schönthan f. — Am 2. Dezember ist in Wien der bekannte erfolgreiche Lustspieldichter Franz von Schönthan im Alter von 64 Jahren den Folgen einer Operation erlegen. Ursprünglich Seekadett, später Schauspieler, wandte er sich nach dem Erfolg seines- Lustspiels »Das Mädchen aus der Fremde« (1879) und einer kurzen Tätigkeit als Oberregisseur an dem Wiener Stadttheater ganz der schriftstellerischen Tätigkeit zu. Er schrieb seine Stücke zum Teil gemeinsam mit anderen, so mit Moser („Krieg im Friedelt"), mit seinem ihm 19>>5 im Tode vorangegangenen Bruder Paul („Raub der Sabinerinnen"), mit Kadelburg („Die berühmte Frau" usw.), mit Freiherrn v. Schlicht („Im bunten Nock"), mit Koppel-EUfeld „Renaissance" und „Komtesse Guckerl". Von Stücken, die er allein ge schrieben hat, erinnern wir hier nur an „Schwabenstreiche", „Cornelius Boß", „Der Herr Senator", „Zirkusleute", „Klein-Dörrit". SprechsM. Handbuch der deutschen Industrie. <Bgl. Nr. 104. 110, 115, 122 u. 27«,» Mit Bezugnahme auf den Sprechsaalartikel im Bbl. Nr. 276 kann ich Mitteilen, daß das hiesige Amtsgericht die Klage der Fa. M. Schrö der (Handbuch der deutschen Industrie) gegen mich kostenpflichtig ab gewiesen hat. Es wird dies eine ganze Reihe von Kollegen inter essieren. Urteilsgriinde sind: »Ein Vertrag ist nicht zustande gekommen. Wäre er aber zustande gekommen, so wäre er infolge der vom Beklagten noch im Laufe des Prozesses geltend gemachten Anfechtung wegen Be trugs nichtig, da das Gebaren der Klägerin sich als arglistige Täu schung darstellt (88 123, 124 B. G.-B.). Es kam nach Überzeugung des Gerichts der Klägerin weniger daraus an, ein Adreßbuch hcraus- zngeben, als darauf, rechtsnnkundige Leute in eine Falle zu locken. Dies beweisen auch die Masscnprozesse, die die Klägerin in derselben Angelegenheit führt.« ViHin gen. F. K. W i e b e l t. Auslieferung nur in Leipzig. Manchen Arger würden sich die Herren Kollegen vom Sortiment er sparen, wenn sie, besonders jetzt in der Weihnachtszeit, sich bei direkten Bestellungen vorher durch einen Blick ins Adreßbuch darüber ver gewisserten, ob der betr. Verlag auch direkt liefert. Daß dies leider sehr oft nicht geschieht, mnß ich täglich erfahren, denn obwohl im Adreßbuch bei meiner Firma die Notiz steht »Auslieferung nur in Leipzig. Alle direkten Bestellungen werden über Leipzig ausgeführt«, erhalte ich doch täglich direkte Bestellungen, die sich namentlich jetzt wieder häufen, wo es den Herren Bestellern auf schnelle Erledigung an kommt. Da sich aber mein ganzes Lager in Leipzig befindet, bin ich beim besten Willen nicht imstande, direkte Bestellungen auszuführen. Diese Bestellungen erleiden deshalb eine Verspätung von mindestens 24 Stunden und rufen manche Unzuträglichkeiten, nicht nur für den Herrn Besteller, hervor. Wie mir, wird cs wahrscheinlich auch anderen Verlegern ergehen, deshalb richte ich an die Herren Kollegen im beider seitigen Interesse die Bitte: werfen Sie einen Blick in das Adreßbuch, bevor Sic direkt bestellen! Berlin-Lichte rfelde, den 3. Dezember 1913. Edwin Runge. Schreibunterlagen. Seit Jahren bezogen wir stets für Unser ganzes Personal, sowie für die Inhaber selbst die von uns als äußerst praktisch befundenen Hacckcrtschen Schreibunterlagen (auf Löschpapier gedruckter Kalender in Folio-Format, rechts Raum für Notizen, für jeden Monat eine ganze Seite). Seit dem vergangenen Jahre erscheint diese Schreibunterlage nicht mehr. Gewiß haben viele Herren Kollegen ebenfalls diese Unter lage benutzt und vermissen gleichfalls das Eingehen dieses Artikels. Gibt es irgendeinen praktischen Ersatz dafür, nnd woher ist solcher zu beziehen? Besten Dank im voraus! 1^.. L. Verantwortlicher Redakteur: Emil Thomas. Verlag: Der 'N ö r s c n v e r e i n der Deutschen Vuchliändlcr zu Leipzig, Deutsches Ruchliändlerhauö. Druck: Ramm L Seemann. Sämtlich in Leipzig. — Adresse der Redaktion und Expedition: Leipzig, Gerichtsweg 26 lBuchhändlerhauS).