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-k 37, 14. Februar 1926. Redaktioneller Teil. P»grndlaU s. ». Lisch«. Vvchhmd«! Verband der Lrreis- und Orrsvereine im Deutschen Buchhandel. > Bericht «z. T. stenographischer) über die Verhandlungen der Vorsitzenden- Zusammenkunft, abgehalten am 13. und 14. September 1919 im Hotel »Zum Schwan« in Würzburg. «Fortsetzung zu Nr. 33 u. 35.) Georg Eggers (Berlin): Meine Herren! Vor meiner Reise hierher lag mir daran, die Stellungnahme anderer Firmen kennen zu lernen, damit ich nicht nur aus meinem eigenen Gefühl heraus urteilen konnte. Ich habe deshalb vor einigen Tagen die Inhaber einiger Firmen Berlins zusammengerufen, und wir haben uns über die hier vorliegenden Fragen unterhalten. Wir waren alle davon überzeugt, wie schwerwiegend es ist, jetzt wieder die Teuerungs zuschläge zu erhöhen. Wir wissen ganz genau, daß die Spanne zwischen Herstellungspreis und Verkaufspreis nur eine gewisse Höhe haben darf, wenn wir nicht heraufbeschwören wollen, daß noch inehr Verleger den direkten Weg zum Publikum suchen. Wir haben auch erwogen, ob nicht der Zeitpunkt vielleicht un günstig ist. Wir stehen in Berlin vor einem schweren Lohnkampf, und wir geben unter Umständen ein wichtiges Moment aus der Hand, wenn wir schon vorher mit der Erhöhung des Teuerungs zuschlags kommen. Es könnte der Fall eintreten, daß die Ge hilfen die Teuerungszuschläge für sich in Anspruch nehme». Trotzdem sind wir zu der Überzeugung gekommen, datz wir die Zuschläge bald brauchen. Das von mir zuletzt erwähnte Mo ment wurde mir widerlegt, man meinte, datz die Forderungen der Gehilfen derart sein werden, datz wir ohne Teuerungszu schlag überhaupt nicht werden auskommen können. Wir haben unsere Ansicht in einer Resolution niedergelegt, die wir hier überreichen. Wir haben darin zum Ausdruck gebracht, daß wir eine Erhöhung bald brauchen, und Sie werden das Vertrauen haben, daß wir diese Forderungen auf Grund unserer genauen Buchführung gestellt haben. Wir haben statistisches Material, das auf viele Jahre zurückgreift. Aber wir halten nach dem allen, was uns droht, die Teuerungszuschläge für bald erforder lich, wenn wir unsere Betriebe in wirtschaftlicher Weise weiter führen wollen. Wir haben vor allen Dingen zum Ausdruck ge bracht, datz der Börsenverein unbedingt den Schutz ausdehnen soll auf die abseits stehenden Verleger. Wir haben eine große Reihe von Verlagsfirmen, die sich an nichts kehren, und darin sehen wir die größte Gefahr. Ich verkenne keineswegs die Ge fahr für den Verleger, wenn er bei direkter Lieferung ans Publi kum jetzt auch noch die 20°/» erheben soll; es könnte ihm der Vorwnrf des Wuchers gemacht werden. Vielleicht läßt sich aber auch da ein Weg finden. Auf jeden Fall stehe ich auf dem Stand punkt, daß wir ohne den Schutz des Börsenvereins nicht in der Lage sein werden, den Teuerungszuschlag zu erheben, und wir richten den warmen Appell an den Vorstand, daß er bewilligen möge, was wir brauchen. Herr Geheimrat Siegismund hat ja schon ausgesprochen, daß ein Weg gesucht werden soll, um uns einen Rabatt zu gewähren, der uns gestattet, anständig zu leben. Herr Spemann hat zum Ausdruck gebracht, daß er befürchte, die Wucherämter würden uns den Teuerungszuschlag verbieten. Das befürchte ich nicht, denn wir sind keine Wucherer. Auch das Bedenken ist hinfällig, das Publikum werde sich an den Teuc- rungszuschlag stoßen; es wird sich nur dann daran stoßen, wenn die Preise verschieden sind. Ich glaube, alles angeführt zu haben, was für eine Erhöhung spricht, und bitte Sie, nochmals über zeugt zu sein, daß wir unsere Forderungen auf Grund sehr ein gehender Statistik und einer genauen Buchführung gestellt haben. Die Entschließung hat nachstehenden Wortlaut: Die Unterzeichneten Berliner Buchhändler erachten eine Erhöhung des Teuerungszuschlags auf 20°/° infolge der neuen Steuern und der noch täglich wachsenden Unkosten ab 15. Ok tober, spätestens aber rechtzeitig vor dem Weihnachtsgeschäft für unerläßlich. Sie erwarten, daß der Börsenverein die Ein führung des erhöhten Zuschlags für diesen Zeitpunkt durch führen und ihn mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln auch gegenüber etwa abseitsstehenden Verlegern bei direkten Lieferungen an das Publikum schützen wird. Sie halten es für den Berliner Platz aber für sehr bedenklich, der Entschei- düng des Börsenvereins vorzugreifen, da nicht nur die Waren häuser, sondern auch viele Sortimentsgeschäfte die Erhöhung nur unter dem Zwange der Satzungen des Börsenvereins er heben werden. Einem derartigen Vorgehen werden die Unter zeichneten sich nicht anschließen. Berlin, den 11. September 1919. Georg Eggers i. Fa. Amelang sche Buchhandlung, Hermann Lazarus i. Fa. A. Asher L Co., Wilhelm Moosdorf i. Fa. Gsellius' Buchh. (F. W. Linde), Reinhold Borstell t. Fa. Nicolaische Buchhandlung Borstell L Reimarus. Vorsitzender: Meine Herren, ehe wir in der Debatte fort fahren, gestatten Sie mir ein kurzes Wort. Als wir durch Ihr Vertrauen gewählt wurden, den Verbandsvorsitz zu übernehmen, habe ich erklärt, daß wir auf dem Standpunkt stehen, der Ver band der Kreis- und Ortsvereine müsse mehr, als es in letzter Zeit der Fall gewesen sei, dazu übergehen, den ersten Para, graphen der Satzung des Verbandes zu berücksichtigen, er müsse mehr als bisher wirken für den Ausgleich der Interessen von Verlag und Sortiment. Von diesem Standpunkte aus, als Un- parteiischer, möchte ich zur Steuer der Wahrheit hier zugleich im Namen meiner Vorstandsmitglieder feststellen, daß uns keine Minute, weder während, noch nach der Sitzung vom 4. Juli, der Eindruck gekommen ist, als sei der Vorstand des Börsen- veretns von vornherein entschlossen gewesen, die Erhöhung des Zuschlags abzulehnen. Auch ich habe allerdings, als ich seinerzeit das Exposö des Herrn vr. Ackermann zugestellt erhielt, mich über dessen Anlage gewundert und sofort das Gefühl gehabt, daß dadurch Herrn Nitschmann eine scharfe Waffe in die Hand gegeben worden sei. Ich möchte fast glauben, daß Herr Ritsch- mann sich sogar etwas darüber gefreut hat (Heiterkeit), weil er auf diese Weise einen guten Angriffspunkt gefunden hatte (Zuruf: Solche Waffen brauchen wir gar nicht). Ich möchte aber nochmals ausdrücklich betonen — wir haben niemals den Ein druck gehabt, daß die Objektivität des Börsenvereinsvorstands erschüttert sei, oder daß der Börsenvereinsvorstand unter dem Einfluß des Verlegervereins nicht wage, den Teuerungszuschlag zu beschließen. Diese letztere Behauptung ist ja seit Jahren immer wieder aufgetaucht. Ich erinnere mich, daß besonders Herr vr. Lehmann mit diesem Argument früher sehr stark ge arbeitet hat. Aber ich glaube, wir, die wir mitten in der Ver einsarbeit stehen, sollten wissen, daß dieser Vorwurf unhalt- bar ist. Wilh. Hermann (Bremen): Ich will mich kurz fassen. Nur ein Märchen möchte ich zerstreuen und wundre mich, daß der Börsen- Vereinsvorstand es nicht getan hat, nämlich daß Herr Nitschmann noch immer mit dem Märchen der Umsatzsteuer arbeitet. Ja. meine Herren, was ist denn die Umsatzsteuer? Sie ist tatsäch- lich, wenn sie mit 5°/» kommt, eine Entlastung des Sortiments. Ich will kurz ein paar Sätze aus dem Gesetz vorlesen. Da steht auf Seite 29 des Berichts über die Verhandlungen in Weimar: »Steuerträger ist der Käufer«. Nachher heißt es in Z 12: »Grund- Prinzip ist die Abwälzung auf den letzten Verbraucher«. »Nur wenn es sich herausstellt, daß die Abwälzung in aller Regel gelingt, ist der Gedanke der Umsatzsteuer haltbar«. Das heißt doch ganz deutlich: wir müssen die Umsatzsteuer abwälzen. Dann, meine Herren, möchte ich noch auf einen anderen Punkt Hinweisen. Hat es wirklich Zweck, jetzt so furchtbar viel zu verdienen? Wer heute 40 000 verdient, hat nach Abzug aller Steuern nicht viel mehr übrig als der, welcher 20 000 verdient. Warum diese furchtbare Schinderei, um möglichst hohe Einnahmen zu haben? Nur dann hat die Erhöhung des Teue rungszuschlags einen Zweck, wenn wir sagen: wir müssen sv haben, um die Gehälter unserer Angestellten zu erhöhen. Das ist das Grundprinzip, das wir festhalten müssen. Wenn wir sagen: für uns ist die Mark 30 Pfg. wert, dann müssen wir auch sagen, für unsere Angestellten ist die Mark auch nur 30 Pfg. wert. >47