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des Gerichts irrtümlich, der Angekagte sei von dem Betrugs versuch zurückgetreten, erst nachdem sein Vergehen entdeckt war. Die Schrift zielt in längeren Ausführungen darauf hinaus, die Anwendbarkeit des § 46 (strafloser Rücktritt vom Versuch) des Strafgesetzbuchs darzulegen. Der Reichsanwalt hält diesen Ausführungen entgegen, es sei festgestellt, daß S. das Gedicht abgeschrieben habe, daß er beabsichtigt habe, es gewerb lich zu verwerten und als eigenes Erzeugnis auszugeben. Diesen Entschluß habe er bestätigt durch die Einsendung unter seinem Namen. Es komme in diesem Falle darauf an, von welchen Vor stellungen der Handelnde geleitet gewesen sei, und daraus ergebe sich, daß von einem Rücktritt vom Versuch hier nicht die Rede sein könne. — Der Reichsanwalt beantragte Verwerfung der Revision, welcher das Gericht (3. Strafsenat) stattgab. (Urt. d. R.-G. v 26. Sept. 1910.) Bahnhofsbuchhandel in Bayern. — Die Ministerien des Innern und für Verkehrsangelegenheiten haben, wie die »Frank furter Zeitung« meldet, für die Kolportage von Zeitungen, Druckschriften, Bildwerken in den Bahnhöfen neue Be stimmungen erlassen. Hiernach sind für die Entscheidung über die Zulassung des Verkaufs von Drucksachen die Eisenbahn direktionen zuständig. Druckschriften, Bilder usw., die in sittlicher oder religiöser Beziehung Ärgernis zu erregen geeignet sind, werden nicht zugelassen. Der Unternehmer hat ein Verzeichnis der Druckschriften, die er verkaufen will, der Eisenbahndirektion vor zulegen. Diese holt vor der Genehmigung den sachverständigen Beirat der Distriktspolizeibehörden und erforderlichenfalls den der Polizeidirektion in München ein. Nur solche Druck schriften dürfen zum Verkauf gebracht werden, die in dem genehmigten Verzeichnis aufgeführt sind. Mit der Überwachung der Bahnhofskolportage sind neben den Bahnbehörden die Orts und Distriktspolizeibehörden betraut. Statistisches über daS Fraucnstudium.—Im vergangenen Sommersemester studierten, wie Geh. Rat Tillmann in der Monatsschrift für höhere Schulen mitteilt, 2035 Frauen an den preußischen Universitäten. Das ist etwa der zehnte Teil der Zahl der männlichen Kommilitonen. Im Sommersemester 1909 waren es nur 1464. Auf die Fakultäten verteilten sich die Frauen derart, daß in der theologischen 25 (gegen 1909 —1), in der juristischen 12 (— 1b), in der medizinischen 241 (ch- 68), und in der philosophischen 1757 (-i- 615) hören. Von diesen studierenden Frauen waren die Mehrzahl, nämlich 1334, immatrikuliert, wäh rend die übrigen als Gasthörerinnen zugelassen waren. Von den immatrikulierten gehörten fünf der theologischen, neun der juristi schen, 202 der medizinischen und 1118 der philosophischen Fakultät an. Chinesische Kunst und Wissenschaft. — Ein seltenes chinesisches Buch konnte jetzt, wie die Rheinisch-Westfälische Zeitung mitteilt, für die ostasiatische Abteilung des Museums für Völkerkunde zu Berlin erworben werden. Es ist ein Groß folioband, der die Bücher 4908 und 4909 der Riesenenzyklopädie Pung-lo ta-tien enthält. Dieses Werk, das mehr als 2000 Bände umfaßte, konnte der hohen Kosten wegen nie gedruckt werden, wurde aber ein- oder zweimal abgeschrieben. Das einzige bis dahin erhaltene Exemplar ist beim Brande der Hanlin - Akademie in Peking zerstört worden. Der er worbene Band ist einer der wenigen, die gerettet wurden. Außer dem erwarb die Abteilung soeben eine Reihe wertvoller chinesi scher Bildrollen. Darunter ist eine, die als Werk des 1106 ver storbenen Li Kung-lin bezeichnet ist, und sechs Bildrollen von Tschou-ying schifu, der zur Zeit der Ming-Dynastie in China arbeitete. Endlich wurde aus China ein buddhistisches Steinrelief der Wei-zeit angekauft, das vom Jahre 502 datiert ist. Nachlatz der George Sand. — Die Pariser Akademie der Wissenschaften hat ein Vermächtnis von literarischer Bedeutung erhalten. Mme. Gabriele Sand hat das Schloß Nohaut, das seit einem Jahrhundert der Familie Sand gehört, der Akademie vermacht. Hierzu gehören nicht nur die kostbare Einrichtung und der ausgedehnte Landbesitz, sondern, was von besonderer Wichtig keit erscheint, das Archiv des Schlosses, das bisher unzugänglich war, aber für. die Zeit- und Kulturgeschichte wertvolle Hand schriften enthält. Zunächst den umfangreichen Briefwechsel der George Sand mit Chopin und Alfred de Müsset. Es ist auch bei dieser Gelegenheit bekannt geworden, daß die Briefe des letzteren an George Sand, die als verschollen galten, hier auf bewahrt werden. Unter den anderen Familienpapieren ist auch die Korrespondenz der Großmutter der George Sand, einer Gräfin Horn, mit ihrem Sohn Maurice erwähnenswert, der General adjutant und ein persönlicher Freund von Murat war. Ob und wann die Veröffentlichung dieses interessanten Nachlasses erfolgen soll, ist noch nicht bestimmt. Billa Halkyone. — Otto Erich Hartlebens Sterbehaus, die Villa Halkyone in Salo am Gardasee, in der der Dichter seine letzten Jahre verbrachte und am 11. Februar 1905 verschied, soll demnächst auf Antrag verschiedener Hypothekengläubiger durch das Gericht in Salö öffentlich meistbietend versteigert werden. Nach dem Tode Hartlebens war in dem Hause eine Pension ein gerichtet worden, die aber nicht gut ging. Seit April d. I. ist das Haus geschlossen und ohne Aufsicht. »Jungbrunnen Verein jüngerer Buchhändler. — All gemeine Bereinigung deutscher BttchhandtungS-Gchilfen in Karlsruhe (Baden). — Die Generalversammlung dieses Vereins findet Freitag den 7. Oktober, abends 9 Uhr, im Vereinslokal »Palmengarten«, Herrenstraße 34a, statt. Die Tagesordnung um faßt folgende Punkte: Vorstandswahl — Vereins-Kassen — Biblio theksberichte — Beschlußfassung über verschiedene Neuanschaffungen, wie fachwissensthaftliche Bücher, Vereinsbanner usw. — Lesezirkel — Reorganisation — und Verschiedenes. In Anbetracht der wich tigen Beratungen ist vollzähliges Erscheinen erwünscht. Die direkten Einladungen sind bereits versandt. B. Lge. » Neue Bücher. Kataloge ustv. für Buchhändler. Via Pontanelia äi Uor§üs86. 8". 40 8. 695 I§rn. 6r. in-8". 68 p. 8°. VIII, 264 8. ckavon 8 8. 8aevr6Ai8t6r. Hannover 1910, 6.25; Zsb. 6.— orck. Personalnachrichten. Ordensverleihung. — Herr Jean I. V. Socec, delegierter Verwaltungsrat der Firma Socec L Co., Aktien-Gesellschaft für Buch- und Papierhandel, graphische Künste und Papier-Confection in Bukarest (Rumänien), Mitglied des Börsenvereins der Deut schen Buchhändler zu Leipzig, sowie rumänischer Generalkonsul von Schweden, wurde von Sr. Majestät dem Könige von Schweden durch Verleihung des Ritterkreuzes des schwedischen Polarstern-Ordens ausgezeichnet. Jubiläum. — Am heutigen Tage, den 29. September, sind 25 Jahre verflossen, seit Herr Edmund Hand als Beamter der Leipziger Bestellanstalt tätig ist. Zu diesem ehrenvollen Ge denktage dem treuen Beamten die herzlichsten Glückwünsche! Gestorben: am 27. September im achtundfünfzigsten Lebensjahre nach längerem Leiden Herr Buchhändler Ernst Wiesach in Leipzig. Der Verstorbene war ein treubewährter Angestellter der Leipziger Kommissionsfirma Fr. Ludwig Herbig. Uber vierzig Jahre hat er dieser Firma mit großem Pflichteifer seine Dienste gewidmet und zuletzt den verantwortungsvollen Posten des Kassierers bekleidet. Durch sein gerades Wesen hatte er sich im Buchhandel viele Freunde erworben, die ihm ein ehrendes An denken bewahren werden.