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14002 vvrjendlatt s. d. Dlschn. vuchhaudet. Nichtamtlicher Teil. 280, 2. Dezember 1908. des jüdischen Denkens und Lebens fällt. Es ist dies die Periode, die einen beträchtlichen Einfluß auf das Entstehen der gesamt europäischen Kultur ausübte und die Übergangsperiode von einem verhältnismäßig glücklichen Leben der Juden zu der großen Tragödie ihres Martyriums in den verschiedenen Ländern Europas bildete. Die schwere Periode des Mittelalters, die sich für die Juden im allgemeinen fast bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, für die Juden in Rußland aber bis in unsere Tage hinzieht — diese Periode, als deren charakteristische Züge sich erweisen das jüdische Ghetto und der Mystizismus, die Herrschaft der Zeremonien und der rabbi- nischen Literatur, der Kommentatoren und Responsen, eine Reihe von grausamen Verfolgungen und Hekatomben jüdischer Opfer —' wird ebenfalls in zahlreichen Biographien, in der Geschichte der europäischen Länder und Städte, in Abhandlungen unter speziellen Stichwörtern vorheführt werden. Der Geschichte, wie auch dem Leben und der Tätigkeit der Juden in Litauen und Polen während dieser Periode wird der gebührende Platz ein geräumt werden, und es werden in dieser Beziehung die Lücken und Mängel der englischen Enzyklopädie am gründlichsten auszu füllen sein. Den Abschluß des ganzen Gebäudes der »Jüdischen Enzy klopädie« wird die Geschichte der Juden des 19. Jahrhunderts bilden: ihre Wiederbelebung unter dem Einfluß der Emanzipation ihre Sitten und ihr Wesen sowohl in moralischer als in mate rieller Beziehung, ihre Einwirkung auf die Kultur Europas und Amerikas, anthropologische, statistische und alle sonstigen Angaben, die sich auf die über die ganze Erde verbreiteten Juden beziehen. Besondere Abteilungen werden bilden: das neue Aufblühen der altjüdischen Literatur und die Wiederbelebung der jüdischen Wissenschaft, angefangen vom Ende des achtzehnten Jahrhunderts und endend mit der jetzigen Zeit, ferner die Geschichte der Lebens verhältnisse der Juden in Rußland und Polen im neunzehnten Jahrhundert. Diese letzte Abteilung ist ein fast unberührtes Feld und wird sich in vieler Beziehung als Grundquelle erweisen sowohl in be zug auf tatsächliches Material als in bezug auf Schlußfolgerungen und Verallgemeinerungen. Eine objektive Darstellung der Geschichte und Lebensverhält nisse der Juden in der »Encyklopädie« wird in kultureller Beziehung nicht nur den Juden, sondern auch den Nichtjuden nützlich sein, weil sie geeignet ist, manche Vorurteile zu beseitigen, und wenn auch das russische Werk zunächst und unmittelbar nur den des Russischen kundigen Lesern zu gute kommt, so wird doch eine mittelbare Einwirkung auf andere Literaturen durch Bearbeitung und Übersetzung aus ihm nicht ausbleiben. Es ist daher gewiß ge rechtfertigt, auch an dieser Stelle auf das Werk hinzuweisen. Die Gesamtredaktion der »Jüdischen Encyklopädie« führen S. M. Dubnow und L. S. Kazenelson. Spezial-Redakteure sind: der biblischen Abteilung: N. A. Pereferkowitsch; — der judäisch-hellenischen: S. F. Sjelinskij (Zölinskij); — der tal- mudischen: L. S. Kazenelson; — der geonäisch-karaitischen: Baron D. G. Ginzburg und G. G. Henkel; — der europäischen: S.M. Dubnow; — der neujüdischen Literatur: S. L. Zinberg; — der Juden in Rußland seit 1772: Jul. Hessen;— der rabbinischen Literatur: N. A. Pereferkowitsch und S. E. Winer. Die »Jüdische Encyklopädie« wird aus 16 Bänden bestehen, jeder zu !!0 Druckbogen (der Bogen zu 90 000 Buchstaben) und wird im Laufe von 4 Jahren erscheinen. Auch wird sie mit Illustrationen lPorträts u. a.) sowie an geeigneten Stellen mit Karten und Noten versehen sein. Es werden zwei Ausgaben veranstaltet: eine auf gewöhnlichem Papier mit festem Einband zum Preise von 60 Rubel, die andern auf Velinpapier in Leder-Prachtband zum Preise von 100 Rubel. Nach voll ständigem Erscheinen des Werkes wird der Preis erhöht werden. Der Bezug erfolgt am besten durch Firmen, die russisches Sortiment liefern, oder direkt von der Verlagshandlung in St. Petersburg (Pratschesnyj pereulok Nr. 4). T. Pech. Was der Buchhändler von den modernen Neproduktionsverfahren wissen muß. Von Alfred Wendler. I. Viele Buchhändler wissen nicht, was ein Galvano und was eine Autotypie ist, wenn sie die fertige Platte in Händen haben. Deshalb können fie auch nicht bestimmen, was für ein Verfahren zu diesem oder jenem Buche angewandt ist und, was noch wich tiger, was für ein Verfahren am besten angewandt wird, wenn am vorteilhaftesten für das Geschäft und für das Buch zu empfehlen ist. Gerade diese Gesichtspunkte sind für einen Buchhändler sehr wichtig. Er muß die verschiedenen Repro wenn er eine fertige Platte in die Hand nimmt, was für ein Verfahren dies ist. Und dann muß er auch die Preise kennen. Wenn er theoretisch den Werdegang eines Klischees bestimmten Anordnungen, so macht er die Sache so, wie er sie sich denkt. Und wie oft wird die Arbeit dann doppelt gemacht, und was für Korrekturen und was für ein Zeitverlust stellen sich dann nachträglich immer heraus, die vermieden werden konnten? Man darf sich nicht zu viel auf seine Lieferanten verlassen; denn gerade an den Klischees kann man sehr viel sparen. Ich werde in meinen folgenden Ausführungen alles nur in großen Zügen schildern. Wer sich für die einzelnen Verfahren interessiert, kann sich Lehrbücher anschaffen, um seine Studien dort fortzusetzen. Dies ist nach meiner Ansicht aber gar nicht notwendig; dem Buch händler ist schon vollständig damit gedient, wenn er weiß, was ein Vierfarbendruck und was ein Autochromdruck ist. Bei beiden Verfahren sind ja vier Farben verwandt, nur daß das erstere Buchdruck ist und das letztere ein sogenanntes kombiniertes Ver fahren (Steindruck und Buchdruck). Oder, ich will einmal einen Fall aus der Praxis nehmen. Es soll auf irgend einer Drucksache eine farbige Abbildung des Geschäftshauses zur Geltung kommen. Wie macht man das, und was kostet das ungefähr? Welches Verfahren wirkt am schönsten? Ohne erst lange herumzufragen, muß man dies bestimmen können. Das kann auf verschiedene Art erreicht werden. Farbiger Stein druck, Vier- oder Dreifarbendruck oder Autochromdruck (drei Farben in Steindruck und die schwarze Konturplatte in Buch drucks Beim Steindruck müßte erst ein Zeichner eine Zeichnung des Hauses machen; diese wird dann auf den Stein graviert, und dann werden Farbenplatten dazu gemacht. Dieses Verfahren wäre nicht empfehlenswert, weil der Lithograph alles zu steif zeichnet und die Wirkung mit drei bis vier Farben im Steindruck gute Wirkungen zu erzielen, immer mehr Farben. Beim Autochromdruck wird eine photographische Aufnahme des Hauses gemacht, davon eine Autotypie, in die Autotypie werden im Steindruck drei Farben eingedruckt. Bei Häuseraufnahmen »ver zeichnet- der photographische Apparat zu stark, dieses Verfahren würde also keine gute künstlerische Wirkung ergeben. Es bleibt nur also das einzige und letzte Verfahren, der Drei- oder Vier farbendruck übrig. Hier wird ein farbiger Entwurf des Hauses gemacht. Dieser Entwurf wird der chemigraphischen Kunstanstalt zur Anfertigung eines Drei- oder Vierfarbendruckes übergeben. Der Minimalpreis beträgt für die Platten 90 Man kann aber nicht bestimmen, daß ein Dreifarbendruck gemacht werden muß. Dies muß der Atzanstalt überlassen bleiben. Es ist oftmals nötig, noch eine vierte Platte zu verwenden, also Vierfarbendruck zu geben, um genaue Übereinstimmung mit dem Original zu erreichen. Der Preis bleibt derselbe. Also würden wir die farbige Geschäfts abbildung in Drei- oder Vierfarbendruck bringen, weil dies die schönste Wirkung ergeben würde. Und auf diese Weise können wir jede andere an uns herantretende Klischeefrage lösen.