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^>5 280, 2. Dezember 1S08. Nichtamtlicher Teil, Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 14001 kostbaren SchriflmalerialL, wie zu solchen nach jeder Rich tung hin mustergültigen Stücken erforderlich ist, nicht jeder mann möglich ist. Aber auch Privatfirmen, die nicht über so ausgesucht wertvolles und reiches Material verfügen, zeigen Arbeiten, in denen sich ein ausgeprägtes Stilgefühl geltend macht, wie in den Drucken von Breilkopf L Härtel, Leipzig, In streng gegliederten Kolumnen legen sie das Schwer gewicht auf die reine Wirkung der Tppenform, Besonders feien hier die formvollendeten Universitäts-Adressen hervorgehoben - Eine mannigfaltige und äußerst geschmackvolle Kollektion verschiedenartiger Drucksachen bietet die Deutsche Buch- und Kunstdruckerei G, m, b, H, in Zossen, die außer einem »Merkbuch für das Jahr 1908« mit schönem Titel in gotischem Charakter, bei dem auch die Farbe in dezenter Weise mitspricht, Brieftöpfe, Programme, Geschäftskarten u, a, m, zeigt. — Eine kräftige Betonung der Farbe, ohne indessen aufdringlich zu wirken, weisen die Arbeiten von Günther, Kirstein L- Wendler in Leipzig auf, von denen die geschmackvollen Drucksachen zu den Kantate-Festlichkeiten 1908 und ein Luther-Kalender erwähnt seien, — Sucht Ferdinand Hirt in Breslau durch schlichte Vornehmheit zu wirken, so tragen die Arbeiten aus der Werkstatt für Buch- und Steindruck von Rudolf Kleinhempel in Dresden einen freien und flotten Charakter zur Schau, Julius Klinkhardt in Leipzig interessiert neben anderen Arbeiten durch eine Kollektion einfacher, aber äußerst zweckentsprechender Buch titel; auch George Westermann in Braunschweig bietet eine Anzahl vorzüglich gelungener Buchtitel, Vergegenwärtigt man sich, daß in verschiedenen Buch druckereien zum Teil das gleiche Schriftenmaterial verwendet wird, so liegt cs nahe, daß Ähnlichkeiten in der Anwendung, beziehungsweise im Aufbau einzelner Drucksachen sich ein stellen. Daß ein solcher Gleichklang nicht stärker hervor tritt, ist eigentlich zu verwundern und zeugt davon, wie viel hierbei doch auf Rechnung der persönliche» Anschauung und des persönlichen Geschmacks zu setzen ist. Wie stark diese Unterschiede im Gesamteindruck der Akzidenzen sich geltend machen, ist nicht bloß bei einem Vergleich der Drucksachen der bereits erwähnten Firmen, sondern auch in den Arbeiten anderer Aussteller zu sehen. Ja, ich möchte hier noch weiter gehen und sagen, daß sich in einer ganzen Anzahl der dargebotenen Drucke selbst unverkennbare Stammesunterschiede bemerkbar machen. Man braucht nur die Arbeiten der norddeutschen Gruppe mit denen der süd deutschen zu vergleichen. Bei den Hamburgern zeigt sich der Aufbau wesentlich strenger und herber in der Linienführung, die Farbe ganz zurückgedrängt, nur ab und zu sind vielleicht einige Töne verwendet, während bei den Münchener und Darmstädter Drucken ein unverkennbar schwunghafter und farbenfreudiger Zug zutage tritt. Man sieht eben, daß auch auf diesem Gebiete viele Wege nach Rom führen, daß bei aller Verschiedenheit der Durchbildung des Satzes und seiner reicheren oder geringeren Ausschmückung dennoch jede Sache an sich ihren Reiz be sitzen kann; es kommt eben immer auf das Wie an. Denn ich könnte nicht behaupten, daß die äußerst schlichten und zart getönten Drucke von H, O, Perstehl in Hamburg, die er zum Teil für die Hamburg - Amerika - Linie ausgeführt hat, in künstlerischer Hinsicht geringer an zuschlagen seien als die satten, farbenschönen, teils reich mit Golddruck versehenen Blätter von Knorr L Hirth in München, der Münchener graphischen Kunstanstalt (I, Velisch) und der I, C, Herbcrtschen Hofbuchdruckerci in Darmstadt (Nachs. vr, A. Koch), Von Hamburger Firmen find ferner noch mit vortrefflichen Ar beiten vertreten Paul Bendschneider und die Hanseatische Druck- und Verlagsanstalt, von Darmstädtern die I. G. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 7b. Jahrgang. Wittichsche Hofbuchdruckerei und H, Hohmann, — Die Buchausgaben von Goethes Sonetten und Tristram Shandy's Leben und Meinungen, die Gebrüder Ktingspor in Offenbach a, M, bieten, gehören ebenfalls zu den Druck sachen, die nicht zu übersehen sind. Daß auch in Magdeburg tüchtige Buchkünstler herangebildet worden sind, ist aus den Arbeiten von Julius Brückner, Friedrich Barnstedt, W, Pfannkuch L Co,, Dornemann L Co. und A. Wohlfeld zu ersehen. — Weiter haben sich noch an der Ausstellung beteiligt; L, Schwann in Düsseldorf, die Merzbach'sche Buch druckerei in Posen, A, W, Kafemann in Danzig, die Brühl'sche Universitäts-Buchdruckerei in Gießen, I, B, Klein und M, Buscher in Krefeld, Philipp von Zabern in Mainz, M, Du Mont-Schauberg in Köln a, Rh,, C, A, Wagners Hof- und Universitätsbuchdruckerei in Freiburg i, Br,, die A Pierer'sche Hofbuchdruckerei in Altenburg, C, Heinrich in Dresden, Curt Nictschmann in Halle und Hermann Brücker in Friedenau, Ernst Kiesling. Eine jüdische Encyklopädie in russischer Sprache. Ein solches Werk beginnt in St. Petersburg zu erscheinen*), herausgegeben von der Gesellschaft für wissenschaftliche jüdische Publikationen und von der Verlagsbuchhandlung Brockhaus- Efron, wobei die letztere den Druck und Vertrieb des Werkes besorgt. Nach einem ebenfalls in russischer Sprache erschienenen Pro spekt gründet sich das Werk auf eine kürzlich in englischer Sprache erschienene zwölfbändige »Jüdische Enzyklopädie« (»^swiZÜ Noo^- olopLsäig.«. New Uork 1901—1906). Was in dieser von Wert ist, soll übersetzt werden, was den Anforderungen der Wissenschaft nicht entspricht, verbessert, und was nicht oder nicht erschöpfend genug behandelt ist, ergänzt oder vervollständigt werden. Schon dies allein wird nach der Meinung der Herausgeber viel An strengung und Energie erfordern. Die Bibel, das älteste Denkmal des jüdischen Lebens und Denkens, erfordert in der russischen Ausgabe eine eingehende Be handlung, weil es in Rußland keine spezielle biblische Enzyklopädie gibt, wie sie in den westlichen Literaturen vorhanden sind. Die »Jüdische Enzyklopädie« muß daher selbst alles bieten, was zur Kenntnis der Bibel als Ganzes sowie ihrer Teile und ihres In halts für Juden und Nichtjuden erforderlich ist. Nicht weniger wichtig ist die folgende judäisch-hellenische Ab teilung, d. i. die Periode, in der sich das Christentum bildete. Dieser Wissenszweig, der in den nichtrussischen Sprachen eine große Literatur aufweist, war bis in die letzte Zeit den Russen ganz unzugänglich. Diese Lücke soll in der »Enzyklopädie«, wenn auch nicht vollständig, so doch in beträchtlichem Grade ausgefüllt werden. Die ganze Philosophie und Kultur jener Zeit, die jüdische sowohl als die hellenische, das ganze soziale und politische Leben Judäas, endlich alle historischen Ereignisse, die zur Ent stehung der Lehre beitrugen, die ihren Siegeszug durch die ganze Welt machte, werden in gedrängter Form ihre Zu sammenstellung finden in den Biographien der leitenden Personen jener Zeit und in besondern Abhandlungen. Was die Bibel für die alte Periode war, das sind der Tal mud und die Midraschim für das Leben und Denken der Juden vom Anfang der judäisch-hellenischen Periode an bis zum Aus gang des ersten Jahrtausends. Diese umfangreichen Traktate müssen nach Form und Inhalt erschöpft werden in Gestalt von Biographien der leitenden Personen des Talmuds und ihrer Lehren auf dem Gebiete der Theologie, der Rechtswissen schaft und der Ethik, in Gestalt von Abhandlungen, die die geographischen, naturhistorischen, medizinischen, juridischen, moral philosophischen, folkloristischen und andern Gegenstände darstellen, *) Hvpeüo«Lri Oliuuic^onsAin. 6vOLi> Znanin o ospoueDvi u oro vi. npouiäo^li. u uaororimei^. nepskiü. (Jüdische Encyklopädie. Eine Sammlung von Kenntnissen über das Judentum und seine Kultur in der Vergangenheit und in der Gegenwart. 1. Bd. A—Almemar.) St. Petersburg 1908. 8°. VIII, 960 S. mit 2 Chromotafeln und 1 Heliogravüre. 1821