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Börsenblatt f. d. deutschen Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 10187 Weihnacht»- und andere Kataloge 1901. (Fortsetzung aus Nr. 280 d. Bl.) Seemanns Literarischer Jahresbericht und Weihnachts katalog für 1901 (Leipzig, E. A. Seemann) liegt im einund dreißigsten Jahrgange vor (gr. 8°., 144 S.). An seiner Bearbeitung haben bekannte Gelehrte mitgewirkt, deren Namen auf dem Titelblatte angegeben sind. Der Eingang bringt eine niedliche Erzählung »Llarian ^.moroso« von Helene Raabe. Ein wohlgemeinter kindlicher Entschluß, viel Geld zu verdienen, und der verfehlte Erfolg eines Zeitungs inserats bilden den Inhalt der kleinen Geschichte, die wohl bei jedem Leser eines herzlichen Lacherfolges sicher ist. Knapp gehaltene Biographien von Johanna Spyri, Gabriele d'Annunzio, Herman Grimm und Jakob van Ruisdael schließen sich dieser Erzählung an; Proben mit neuen Verlagswerken, alles hübsch mit Bildern geschmückt, bilden den weiteren Inhalt der Einleitung. Es folgt die umfang reiche Abteilung ->Literarischer Jahresbericht«, kurze Bücher besprechungen mit Bildern. Ein »systematisches Verzeichnis empfehlenswerter Werke«, in Gruppen eingeteilt, und der übliche Anzeigen-Anhang machen den Beschluß. Ein hübscher Dreifarbendruck von Förster L Borries in Zwickau (Liotards »Chokaladenmädchen«) schmückt den Katalog in besonders ansprechender Weise. »Hundert Bücher, ausgewählt von hundert Männern« ist der Titel eines gut gearbeiteten und eigenartig aus- gestattcten Weihnachts-Katalogs, den das Barsortiment L. Staackmann in Leipzig herausgegeben hat (gr. 8". 108 S.). Die hundert ausgewählten Bücher wurden nicht nach Stoffen gruppiert, sondern erscheinen in der alphabetischen Reihenfolge der Verfasser. Es ist natürlich eine gute Auslese aus der neueren und auch älteren Litteratur, wobei auch der Ver schiedenheit des Geschmacks Rechnung getragen ist. Jedem Titel folgt eine kurze Inhaltsangabe oder auch kritische Besprechung. Dieser langen litterarischen Berichterstattung folgen weitere Berichte, die im besonderen die Neuigkeiten des Jahres 1901 behandeln und zu ihrem Vorteil in Gruppen eingeteilt sind, die etwas Uebersicht schaffen. Das Verzeichnis einer Auswahl von Jugendschriften schließt sich an. Das gewohnte Bild bietet der vom Verein Dresdner Buchhändler herausgegebene »Illustrierte Deutsche Weih nachtskatalog für 1901«. (Gr. 8°. XVIII, 122 S.; Ver lag von Wilhelm Baensch in Dresden). Sein Inhalt bringt zunächst ein kurzes Verzeichnis »hervorragender Neuig keiten«, dem später die »Litterarische Rundschau« und ein langes »Verzeichnis empfehlenswerter Werke« folgen. An der »Rundschau« haben tüchtige Kräfte mitgearbeitet; genannt werden Forstassessor R. Beck-Tharandt, Paul Heinze, Diako- nus v>. Franz Költzsch, vr. Leonh. Lier, vc. Max Manitius, Professor vr. Sophus Rüge, Freiherr von Schlicht, Professor vr. Paul Schumann, Tonkünstler Uso Seifert, Professor vr. Adolf Stern, Gymnasial-Oberlehrer vr. Georg Worgitzky und die Jugendschriften-Kommission des Pädagogischen Ver eins zu Dresden. Eine humoristische Liebesgeschichte »Schnell gefreit« von Hans Arnold dient als erwünschte Zuthat zu der Trockenheit der litterarischen Erörterungen, die üb igens auch durch manches unterhaltende Bildchen belebt werden. In gewohnter Sauberkeit des Drucks von Text und Bild hat sich auch wieder der Schweizerische Weihnachts und Neujahrskatalog 1901/1902 (gr 8". 83, VVI S.) ein gestellt, der seit einer Reihe von Jahren vom Schweize rischen Vereins-Sortiment in Olten zum Feste heraus gegeben wird. Er beschränkt sich auf ein zweckentsprechend abgeteiltes Verzeichnis von Titeln, dessen Eintönigkeit durch lustige und interessante Bilder gemildert wird, und auf Ver leger-Anzeigen, alles in recht geschmackvoller Gruppierung des Satzes. In einer stark realistisch gehaltenen skizzen haften Erzählung »Wie Sepp und Pepp den Himmel finden« von Ernst Zahn treibt die Gemütsroheit einer Dörflerfamilie, die sie ihren Aeltesten und ihren Jüngsten, den Urgroßvater und den Urenkel, empfinden läßt, zu trau rigem Ausgange. Die Geschichte will wenig zum Weih nachtsfrieden und zur Weihnachtsfreude passen. Im dreiundzwanzigsten Jahrgang hat der Verein von Verlegern christlicher Litteratur seinen von Otto Kraus herausgegebenen »Christlichen Bücherschatz« als illustrierten Weihnachtskatalog für 1901 erscheinen lassen (gr. 8". 192 S.). Eine lesenswerte Betrachtung von Professor vr. Karl Kinzel: »Wozu liest und schreibt man Romane?« leitet den Katalog ein. Im weiteren bringt der Katalog außer reichlichen Anzeigen Verzeichnisse von Büchern, nach Stoffgebieten geordnet. Be sprechungen von Büchern aus dem betreffenden Gebiete gehen jeder dieser Abteilungen voran. Von Katalogen der ausländischen Litteratur liegen uns bis jetzt nur wenige vor. Wir nennen zuerst »Brock haus' Katalog ausgewählter Werke der ausländischen Litte ratur«, der seit einer langen Reihe von Jahren erscheint und für das Jahr 1902 im dreiundzwanzigsten Jahr gange vorliegt (Leipzig, F. A. Brockhaus; gr. 8°. 252 S.). Er zeigt, wie in früheren Jahren, wieder die vor trefflich übersichtliche Einteilung und die bekannte vor nehme Ausstattung, die ihn auszeichnen. Den größten Raum nimmt die französische Litteratur in Anspruch. Dieser folgen die englische, italienische, spanische, portugiesische, dänisch-norwegische, schwedische, finnische, niederländisch-vlämi- sche, russische, polnische, ungarische, rumänische und neugriechische Litteratur. Jede Litteratur hat ihre eigene Einteilung, die bei den reich vertretenen, wie bei der französischen, englischen, italienischen, sich in viele Abteilungen und Unterabteilungen verzweigt, bei den spärlicher vertretenen und weniger begehrten sich auf Klassiker, erzählende und Dichtungswerke, wissenschaftliche Werke, Wörterbücher und Grammatiken be schränkt. Die Anzeigen, die auch hier zahlreich Vorkommen, sind der betreffenden Litteratur zugeteilt, zu der sie gehören. Ein anderer Katalog der Auslandslitteratur, aber nur der französischen, ist der vom »Osrols äs 1s Vibrsiris« in Paris als Teil der » Liblioxrsxbis äs Is vrsoos« unter dem Titel »vivrss ä'Ltrsnvss pour 1'suoss 1902« heraus gegebene (gr. Lex-8°. S. 3093—3415). Er besteht nur aus Anzeigen, enthält ihrer aber eine große Fülle, und die meisten davon mit außerordentlichem Geschick illu striert. Der Katalog ist somit an sich schon ein förm liches Bilderbuch, und das Blättern darin macht Vergnügen. Von besonderem Interesse aber war uns eine nicht illustrierte Anzeige auf Seite 3167 dieses Katalogs, wo die Verlagsfirma Bernoux, Cumin L Masson in Lyon zwei kostbare »Unika« ankündigt. Nämlich erstens eine Läitioo llstiovsls von Victor Hugo, 43 Bände, ein kostbares Exem plar von ausgesuchter Schönheit, für das nicht weniger als 100 000 Frcs. (!) verlangt werden, und zweitens einen Molisre (Osuvrss eowpldtss, iilvstrsss äs 700 compositious äs ä. Vsinsu st N. Vsloir«), der 50 000 Frcs. kosten soll. Das erst genannte Werk (Mctor Hugo) ist gegen Abgabe einer Karte in der Succursale des Lyoner Geschäfts, 7, Vbsussss ä'^vtlu, in Paris zu sehen. Ein holländischer Weihnachts-Katalog liegt uns in einem stattlichen Hefte vor, das von I. M. Meuten hoff in Amsterdam herausgegeben ist und den Titel führt »Vst lloslc ia 1901« (gr. 8°. 90 S. 96 Sp 64 S-). Der Katalog bringt, neben Anzeigen und umfangreichen Bücherverzeich nissen, kurze Aufsätze, Erzählungen und Bücherbesprechungen. Die Artikel belehrenden Inhalts sind nicht alle in holländischer 1341*