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80 Am Schluffe des Jahres 1859 war der Bestand des Erneuerungsfonds der Staatsbahnen 1,036,280 Thlr. Einen Reservefond hatte die Leipzig- Dresdener Eisenbahn im Betrag von 500,000 Thlr. Die Beamten-Pcnsions- und Unterstützungskaffen der Staats- und Privat bahnen hatten in 1859 eine Einnahme von 43,705 Thlr., einen Aufwand von 8649 Thlr. und war der Bestand am Jahresschluß 243,597 Thlr. bei einer Zahl der Betheiligten von 2866, wovon 333 eigentliche Pensionen und 24 tem poräre Unterstützungen erhielten. Erfindungen und Verbefierungen. Patentirte Steigwagen. Von Ingenieur Beigel in Neckarweihingen (Württemberg). Unter obigem Namen habe ich den 28. März 1861 in Württemberg ein 10jähriges Patent für meine Erfindung erhalten, deren Zweck in Nachstehendem näher erläutert werden soll. Die Steigungen von Eisenbahnen und Straßen haben für gegebene, auf denselben zu transportirende Lasten und gegebene Zug kraft eine Grenze. Um auf Eisenbahnen und Straßen gegebene Höhen mit bestimmter Steigungsgrenze zu erreichen, braucht man eine bestimmte Weglänge. Diese Länge ist in den meisten Fällen größer, als die direkte Verbindungslinie des Thalpunkts mit dem Höhenxunkte und wird durch schlangenförmige Rich tung des Wegs längs einer Bergwand erreicht. In geradem Verhältnisse zu der Länge stehen auch die Anlagekosten eines Weges. Es ist also von großem Werthe, möglichst große Steigungen befahren zu können, um an Weglänge, be ziehungsweise Kosten, zu ersparen. Der Steigwagen hat zum Zwecke, die für gegebene Zugkraft und Last nöthige Verlängerung eines direkten Verbindungs wegs vom Thalpunkt zum Höhenpunkte in die Konstrukzion des Fuhrwerks zu legen dadurch, daß die Räder innerhalb der Spurweite oder Fahrgeleisbreite eine schlangenförmige Bahn durchlaufen. Ich habe nun eine von den Rädern zu durchlaufende Curve und einen sehr einfachen Mechanismus erfunden, welcher die Räder zwingt, diese Curve ohne Leilschienen auf ebenflächiger Bahn zu durchlaufen und welcher gestattet, Rich tung und Größe der Bewegung je nach den zu überwindenden Krümmungs- und Steigungshinderniffen beliebig und mit Leichtigkeit zu reguliren. Dieser ! Konstrukzion habe ich den Namen Steigwagen gegeben. Da der Weg der be wegenden Kraft selbstverständlich ebenfalls länger, als der der Vorwärtsbewe- ! gung in der Richtung der Fahrbahnachse sehn muß, so muß dieselbe auf dem Wagen angebracht sehn; der Steigwagen wird daher hauptsächlich auf Dampf wagen und Gebirgseisenbahnen Anwendung finden. Die theoretische Richtigkeit der Konstrukzion kann bewiesen werden und über die leichte Ausführbarkeit des Mechanismus steht mir das günstige Urtheil einer sachverständigen Autorität zur Seite. Ich erbiete mich, Eisenbahnen unternehmenden Regierungen und Gesell schaften gegen vertragsmäßige Belohnung, welche nur im Falle des Gelingens beansprucht wird, weitere Auskunft zu ertheilen. Verein für EisenbahnkunÄe in Berlin. Sitzung am 14. Mai 1861. Vorsitzender: Herr Hagen; Schriftführer: Herr Schwedler. Es wurde beschlossen in der Zeit vom 18. Juni Abends bis zum 22. incl. eine Reise zur Besichtigung der Eisenbahnen zwischen Risa, Chemnitz und Zwickau, cvent. Freiberg und der dortigen industriellen und bergmännischen An lagen zu machen. — Herr Althans machte danach Mittheilung über eine ein fache Vorrichtung, das beim Stollen- oder Tunnelbau abfließende Wasser als Treibkraft zur Ventilazion zu benützen, wie solche von ihm in Tyrol zur An wendung gebracht worden ist. Das Wasser wird dabei durch einen Wafferver- theiler in einzelnen geschlossenen Quantitäten in ein vertikales oder stark ge neigtes verjüngtes Abfallrohr, bei 60 Fuß Höhe oben 6 Zoll, unten 1'/, Zoll weit, abgelassen, und bildet in demselben einzelne Pfropfen, welche die dazwischen «ingeschlossene Luftsäulen mit sich fortreißen. Die Ventilazion kann entweder durch. Luftverdichtung oder durch Luftverdünnnng hervorgebracht werden, je nach dem man die Luftleitungsröhre mit dem untern oder obern Ende des Abfall- rvhres in Verbindung bringt. Derselbe überreichte dem Verein ein Exemplar eines von ihm in der Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen in Preußen IX. 1. abgedruckten Aufsatzes über die Anwendung der Wassersäulen- maschine auf den Bergbau mit Rücksicht auf die auf den Gruben: „Centrum" und „Altenberg" erlangten Erfolge, und erläuterte einige besondere Verhältnisse dieser Maschinen, wodurch ihr Wirkungsgrad nicht nur bis auf 84 Proz. er höhet wird, sondern sie auch zur Anwendung als Treibkraft bei andern In dustriezweigen als vortheilhaft empfohlen werden könnten. — Durch übliche Ab stimmung wurde zum Schluß Herr Baumeister Franz als ordentliches Mitglied in den Verein ausgenommen. I e i t u n g. Inland. Oesterreich. — Die Generalversammlung der Brünn-Rossitzer Eisen bahn hat am 11. Mai stattgefunden. Dem Dirckzionsbericht zufolge hat der Verkehr auch im letzten Betriebsjahre sich wesentlich gesteigert. Befördert wur den: 2,362,703 Ztr. Kohlen, 281,323 Ztr. Güter, 51,707 Personen, somit 159,278 Ztr. Kohlen, 78,077 Ztr. Güter und 1317 Personen mehr als im Vorjahre. Die Bruttoeinnahme beläuft sich auf 278,713 fl., wovon 121,243 st. für Betriebskosten abgehen, es bleiben somit 157,470 fl. Reingewinn. Rach dem Beschluß der Generalversammlung genieße» die Prioritätsakzien ein Er- trägniß von 7 Proz., ohne einen Abzug für Einkommensteuer zu erleiden. Die Erbauung einer Meilen langen Flügelbahn »ach den benachbarten Kohlen werken wurde zu den von der Dirckzion abgeschlossenen Bedingungen von der Versammlung genehmigt. (Akz.) Preußen. — In der am 11. zu Trier stattgefundenen Generalversamm lung der Neuen Mosel-Dampfschiffahrt-Gesellschaft wurde beschlossen, daß der Verwaltungsrath sich wegen Beschaffung eines neuen Bootes mit dem Hütten werke zu Seraing in Belgien benehmen solle. Für 1860 wird keine Dividende gezahlt, da der Gewinn zur Ansammlung der Kaufsumme für das neue Boot benutzt werden soll. Demgemäß wurden von dem nach den üblichen Abschrei bungen sich ergebenden Reingewinn von 12,917 Thlr. dem Reservefond 2585 Thlr. und der Kapitalreserve 10,342 Thlr. zugeschrieben. Das Unternehmen entwickelt sich in nicht ungünstiger Weise. Es wurden 1860 befördert 37,889 Passagiere und 88,687 Ztr. Güter (6252 Passagiere und 32,259 Ztr. mehr als im Vorjahre. Die Gesammteinnahme betrug 60,231 Thlr. (11,443 Thlr. mehr als 1859). (Akz.) — Dem in der Generalversammlung der Maschinenbau-Gesellschaft Vulkan in Stettin erstatteten Geschäftsbericht zufolge haben die Resultate des Jahres 1860 die Vertheilung einer Dividende nicht gestattet, indem von dem im Laute des Jahres erzielten Gewinn von 23,438 Thlr. ein Betrag von 15,516 Thlr. zu den statutenmäßigen Abschreibungen und 7204 Thlr. aus Instandhaltung der Anlagen verwendet werden mußten. Wenn man indessen, wie es eigentlich ge schehen müßte, den für Instandhaltung der Anlagen erforderlichen Betrag zu den Betriebskosten rechnet, so reduzirt sich der ganze Gewinn aus dem Ge schäftsbetrieb auf 16,234 Thlr., wovon nach vorgenommenen Abschreibungen ein Reingewinn von nur 718" Thlr. verbleibt. Die Anschaffung neuer Hülfs- maschinen und Handwerkszeug- zur bessern und billigern Fabrikazion hat eine Ausgabe von 19,693 Thlr. erfordert, aus den Betriebseinnahmen wurden hierzu, wie oben bemerkt, 15,516 Thlr. verwendet, die Differenz von 4177 Thlr. hat also das Anlagekapital von 791,428 Thlr. im Jahr 1859 auf 795,605 Thlr. erhöht. Der Gewinn und Verlustkonto blieb Ende 1859 mit 83,046 Thlr. belastet, nach Abschreibung des Reingewinns von 718 Thlr. bleiben auf diesem Konto also noch 82,328 Thlr. Der Geschäftsbetrieb der Anstalt soll jetzt besser organisirt sehn, so daß die Fabrikazionskosten sich beträchtlich gemindert haben. Behufs Erzielung einer weitern Redukzion derselben ertheilte die Generalver sammlung ihre Genehmigung zum Bau und zur Einrichtung eines Hammer werks in Verbindung mit einer Schleiferei. (Akz.) Ausland. Frankreich. — Es ist die Ausführung der Gürtelbahn um Paris ans dem linken Seine-Ufer im Werke. Dieselbe macht eine Brücke über die Seine und einen großen Viadukt über das Thal der Biövre nöthig. Erstere, bei Auteuil, soll zugleich für den gewöhnlichen Verkehr mit benutzbar werden; die Baukosten für die Brücke über den hier 200 Meter breiten Fluß sind zu 2'/, Millionen Francs veranschlagt. Der Viadukt wird 800 Meter lang und erhält Oeffnungen von 10 Meter; die größte Höhe beträgt 10 Meter. Tunnels kommen in der ganzen Linie nicht vor; ebenso keine Uebergänge im Niveau; auch erleiden die zu durchschneidenden Boulevards und Straßen in ihrer Rich tung und ihrem Niveau keine Veränderung. Die Westbahn und die Bahn von Orsay werden unter, die Bahn von Orleans über dem Niveau durchkreuzt. Es werden 4 Stazionen errichtet, welche leicht mit den Stazionen von Saint-Lazare und der Bastille in Verbindung gesetzt werden können. Redakzion: L. von Klein. — In Kommission der I. B. Mctzler'schen Buchhandlung in Stuttgart.