Volltext Seite (XML)
L» Aus dem oben angeführten uns vorliegenden Verzeichniß geht hervor, daß in den 6 Monaten Juli bis Dezember 1860 an ungeschweißten Gußstahlreifen (für Lokomotiven, Tender und Wagen) bestellt worden sind: Von Preußischen Bahnverwaltungen und von Borsig in Berlin 764 Stück. „ der hannoverschen Eisenbahnverwaltung und von Egestorff in Linden bei Hannover 106 „ der Direkzion der Sächsischen Staatsbahnen in Leipzig und von Hartmann in Chemnitz 360 „ Bayer. Eisenbahnverwaltungen u. von Maffei in München 2296 ,, Bahnverwaltungen in Nassau, Hessen und Baden und der Maschinenbau-Gesellschaft Carlsruhe 82 „ Oesterreichisch. Eisenbahnverwaltungen und der Maschinen fabrik der Staatseisenbahn-Gesellschaft 1234 „ der Altona-Kieler Eisenbahn-Direkzion 4 „ Kondukteur auf dem Hintern; Ersterer erhielt sein Signal durch eine Glocken schelle, Letzterer kassirte das Fahrgeld, resp. coupirte die Billets während der Fahrten. Dies Alles in ganz ähnlicher Art, wie bei den gewöhnlichen Om Sodann zusanimen für Deutschland und Oesterreich 4846 Stück. für Schweizerische Eisenbahnen . . . 1012 Stück. ,, Belgische und Holländische Eiseubahueu . . . ... 16 „ „ die Dänisch-Seeländische Eisenbahn '.. . . ... 12 „ „ Russische Eisenbahnen ... 56 „ „ Französische Eisenbahnen ... 99 „ „ die Spanische Nordbahn ... 618 „ „ Englische und Schottische Eisenbahnen .... ... 470 „ „ die Ostindische Eisenbahn ... 354 „ „ Amerikanische Eisenbahnen ... 24 „ zusammen für das Ausland 2661 Stück. Straßen-Eisenbahnen in England. Im neuesten Heft des „Eivilingenieur" gibt Herr Ingenieur Ernst H. Kohl in Weimar die Beschreibung einer Straßeneisenbahn, welche in Birkenhead bei Liverpool nach amerikanischem Muster hergestellt und im Angust v. I. er öffnet worden ist. Unter Hinweisung auf die Mittheilung über Pferdeeiseubahncn in den Nordamerikanischen Städten (E.-Z. 1860, Nr. 47 u. 49) lassen wir in Nachstehendem einen Auszug aus der Beschreibung des Hrn. Kohl folgen. In der Nähe der Liverpooler Landungsbrücke unterrichteten mich große Maueranschläge, daß sich die Straßeneisenbahn-Gesellschaft mit der Dampfschiff- Gesellschaft vereinigt habe und in den BüreanS von letzt«»«« für «-Pence (--- 5 Sgr.) BilletS verkauft würden, gültig für die Ueberfahrt über den Mersey- Fluß von Liverpool nach Birkenhead, so wie für die Straßeneisenbahn, und zwar für hin und zurück. Diese Billets waren nach Form, Größe und Stoff den der bekannten Edmonson'schen Eisenbahnbillets gleich und in 4 Theile ge- theilt, 2 für die Dampfschiffahrt und 2 für die Bahn. In Birkenhead, un mittelbar hinter den Häusern bei der Landungsbrücke fand ich zwei prachtvoll ausschauende neue Omnibusse, jeder mit 2 Pferden bespannt und auf mitten in der gewöhnlichen Srraße vorhandenen Schienengeleisen haltend. Es war dies die Straßen-Eisenbahn, die ich befahren und besichtigen wollte. Ich placirte mich auf einem Verdeckplatz und bald darauf fuhr sowohl meiner, wie der zweite Omnibus, beide voll besetzt, ab. Die Geleise folgten der Straßenrichtung; es gab Straßen mit einfachem und mit doppeltem Geleis; um die Straßenecken führten kurze Curven; eine kurze Strecke lang, auf welcher die Straße eine meMiche Steigung hatte, wurde ein drittes Pferd vorgespannt. So fuhren wir eine reichliche Viertelstunde, nach welcher der Endpunkt der Bahn am Eingänge des Parks von Birkenhead erreicht war. Die Fahrt ging ganz in derselben Weise von statten, wie die des schnell- fahrenden gewöhnlichen Omnibus, nur geräuschloser und deshalb angenehmer. Die Curven durchfuhr man in gemäßigtem Trab; wenn Jemand ein- oder aussteigen wollte, wurde sehr langsam gefahren, bei Damen Wohl auch ganz still gehalten. — Der Kutscher stand auf dem vordem Eingangspodeste, der ein am 11. Januar auf der Kölu-Mindener Bahn erfolgter Bruch einer Krupp'schen Gußstahl-Wagenachse citirt, ohne Angabe der wahren Ursache desselben, nämlich Entgleisung, obgleich letztere Erklärung bereits in Nr. 49 des Preußischen Staats-Anzeigers untcrm 25. Februar 1859 gegeben ist. Es heißt dort unter „Gewerbe- und Handelsnachrichten" : Köln, 21. Februar. Auf der Duisburger Zweigbahn (Köln-Mindcncr Eisenbahn) brach am 11. Januar d. I. unter einem vierräderigen Kohlenwagen in Folge einer Entgleisung eine Achse hinter der Nabe. Die Achse war eine Gusistahlachse ans der Fabrik von Fr. Krupp in Esse» und seit dem Januar 1856 in Benutzung. Der Bruch war vollständig, auch die Bruchflächc durch gängig frisch uns gesund und zeigt die Textur des Gußstahls ein dichtes, sehr feinkörniges, gleichmäßiges Gefüge; die Fläche selbst zeigt mehrere lange Wulsten, welches die Zähigkeit des Materials bezeugt. Die Achse hatte überhaupt 3182 Meilen und seit der letzten Revision 587 Meilen durchlaufen. Die Nomtalbe lastung deS Wagens ist 200 Zentner und das Eigengewicht desselben 11,200 Zollpfund. Der Wagen war beladen mit 200 Zentner Kohlen. nibuslinien, nur etwas formeller und bemerklicher. Kutscher und Kondukteur hatten hübsche Uniform und Letzterer als Kassier eine am Bandelier hängende, besonders dekorirte Geldtasche. Die Omnibuswagen selbst waren, wie ich bereits angedeutet, prachtvoll und geräumig. Im Innern Spiegel, feine Wand- und Deckenmalerei, die zwei langen Sitzbänke weich und sammten gepolstert; die Außenseite nicht minder elegant dekorirt, gemalt und mit dem K. Wappen geschmückt. Sie hatten aus reichend Raum für je 70 Personen, von denen 40 im Innern, 30 auf dem Decke Platz sanden, waren schön breit gebaut, so daß das Ein- und Aussteigen ohne sonderliche Belästigung für die übrigen Passagiere stattfinden konnte. Jeder Omnibus hatte vier Räder unter sich und gewöhnliche Spurweite. Die Räder hatten etwa 2'/, Fuß Durchmesser, 4 Zoll Felgenbreite und waren mit Flanschen versehen. Die Eisenbahn selbst hat anscheinend besondere Unterbaukosten nicht er heischt, dagegen offenbar nicht unerhebliche Oberbaukosten, da man die theilweis« gepflasterten, sonst aber sehr schön chaussirtcn Straßen doch hatte aufbrechen und wieder in Ordnung bringen müssen, um die Geleise verlegen zu können. Die Schienen lagen in geraden Strecken auf Langschwellen, in Curven auf Ouerschwellen; das Schienenprofil hatte in gerader, resp. wenig gekrümmter Richtung die Form i während in den Curven das Profil f I ver wendet war. Unter welchen Bedingungen die Straßeneisenbahn-Gesellschaft die Erlaubniß zur Führung der Bahn durch die Straßen der Stadt erhalten hat, ist mir un bekannt geblieben; nur so viel wurde mir als gewiß versichert, daß durch die selbe der gewöhnliche Verkehr durchaus nicht gehindert werden dürfte und daß es dem gewöhnlichen Fuhrwerke unverwehrt sei, die Straßeneisenbahnschienen mit zu benutzen. Die Eisenbahnwagen scheinen gewöhnlichen Geschirren gegen über lediglich insoweit bevorzugt, als sie berechtigt sind, das sofortige Aus weichen dieser zu verlangen. Die Schienen der Straßencisenbahn sind in Folge dieser doppelten Benutzung und der öftern Querpassage über dieselben sehr starken Verunreinigungen ausgesetzt. Zu deren Beseitigung sind zwar vor den Rädern Kehrbesen als Schmutzräumer angebracht, allein dieselben reichen, wie ich wäh rend meiner Fahrten selbst bemerkt, nicht aus, um den zähen Schmutz und Steinchen zu entfernen. Man wird also unter Umständen gezwungen seyn, die Schienengeleise öfter separat auskehren und reinigen zu lassen. Diejenigen Ge schirre, deren Spur in die der Eisenbahn Paßt, und dies schien mir mit den meisten Droschken und Fiakern der Fall zu seyn, benutzen das Geleis natürlich mit unk gdukefien <o di« Bvrtheile geringerer Reibung ohne alles Entgelt. Ich sah dergleichen Geschirre hinter dem Ommhus 'genäu mit der Geschwindigkeit desselben herfahre». Die Birkenheader Straßeneisenbahn ist auf Veranlassung und durch die Bemühungen eines Mr. George Francis Train zu Stande gekommen. Mr. Train soll Repräsentant einer Gesellschaft seyn, welche sich zu dem Zwecke ge bildet hat, dergleichen Eisenbahnen allerorts in Europa anzulegen. Derselbe hat die Straßeneisenbahn zuerst in Liverpool selbst einführen wollen, allein hier fand er seine Bestrebungen nicht von Erfolg. In Birkenhead schaffte man da gegen die erforderliche Unterstützung. l Postwesen. Der neue Poftvereinsvcrtrag. Die durch den neuen Postvereinsvcrtrag herbeigeführten Veränderungen in Ansehung des Vercinsrerkchrs sind im Wesentlichen Folgende: Briefe von 4 Loth an bis zum Gewicht von V, Pfund werden nur auf besonderes Verlangen des Absenders mit der Briespost befördert. Der Franki- rungszwang für rekommandirte Briefe im Vereinsverkchr ist ausgehoben. Der RckommandazionSzwang für Erpreßbricfe bleibt bestehen, der Frankirungszwang fällt aber fort. Der bisherige doppelte Satz der Erpreßgebühr bei Nachtbe stellungen (6 Sgr.) ist abgeschafft; künftig kommt der Satz von 3 Sgr. zur An wendung, gleichviel, ob die Bestellung bei Tage oder bei Nacht erfolgt. Be zahlt der Absender das Porto, so hat er auch die Gebühren zu entrichten, be zahlt er das Porto nicht, so muß er auch die Entrichtung der Gebührem dem Adressaten überlassen. Bei dem Minimalgewichtporto für Fahrpostsendungcn ist der bisherige letzte Satz (über 40 Meilen 7 Sgr.) abgeschafft worden. Der höchste Satz des Mi nimalporto beträgt künftig 6 Sgr. und tritt bei Entfernungen über 32 Meilen ein. Das Wcrthporto ist in der Weise ermäßigt worden, daß die bisherigen Sätze, welche für Abstufungen von 40 auf 80 demnächst von 80 zu 80 Thlr. galten, künftig für Abstufungen von 50 auf 100 und demnächst von 100 zu 100 Thlr. in Anwendung kommen. Dem entsprechend tritt die Ermäßigung des Wcrthporto auf die Hälfte, anstatt bei Sendungen über 800 Thlr., künftig