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wurde» sowohl zur Schonung der untern Tragbänder, als auch zur Sicherheit, außer dem getriebenen Walzensystem noch mehrere ungetriebene Walzen unter legt, welche den Druck des Brückengewichtes gleichmäßig vertheilten und nicht blos auf einen Punkt konzentrirten und wodurch sich auch der ausgcübte Druck stets in der Nähe einer Vertikalvcrsteisung und weniger zwischen 2 derselben äußern konnte. Da gerade da, wo die Brücke durch das FreihLngen am meisten in An spruch genommen wurde, welche Stelle für die definitive Lage mehr der Mitte der Oeffnung entsprach, die Vertikalversteifungen am weitesten von einander ent fernt waren, so wurde diese freitragende Partie noch durch hölzerne Versteifun gen provisorisch verstärkt: wenn dieselben auch keine vollkommene Vertikalab steifungen bildeten, so verhinderten sie jedenfalls ein cinseitliches Auöbauchen der Gitterstäbe. Außerdem wurden im Innern der Brücke noch vertikale Holzkreuze angebracht, um dadurch einem Verwinden und Windischstellen der Gitterwände zu begegnen. Auf dem zweiten und den übrigen Pfeilern wurde gerade so verfahren, wie auf dem ersten und es waren indessen auf dem Lande die nöthigen Walzen hiefür frei geworden. Der ganze Weg der Brücke von 450 Meter wurde mit den oben angege benen 80 Mann, welche wcchselsweise als Triebkraft arbeiteten, in 12 Arbeits tagen ä 11 Stunden durchlaufen. Die ersten Proben der Vorwärtsbewegung der Brücke wurden am 16. Angust gemacht und fand nach den verschiedenen Reparaturen -c. das eigentliche Walze» vom 8. September bis zum 22. September (incl.) statt. Nachdem die Brücke nun in ihrer richtigen Lage vorgcwalzt war, mußten die Walzenrollen entfernt und durch die definitiven Lager ersetzt werden. An den Tragbändern waren über den Pfeilern noch Vcrstärkungsplatten vorgesehen, welche vor dem Walzen weggelaffen wurden und nun nachträglich angenietet werden mußten; um daher diese Bänder ganz frei zu erhalten, wurden zum Heben der Brücke 2 starke Hölzer durch die untern Gittermaschen geschoben und diese durch die ober» Tragbändcr mit 48 Sprießen abgesprießt. (Fig. 5, Blatt I.) An den 2 starken Hölzer» wurde mit 12 Spindeln von 9 Centim. Dicke die Brücke über den Pfeilern frei gehoben, hierauf die Platten untcrnietet und die definitiven Lagerplatten unterbracht und nntcrgoffen und hierauf die Brücke abgelaffen. An den Endpfeilern konnte» die Hcbgeschirre unter den Tragbän dern angebracht werden, da die letzter» für diesen Zweck etwas länger gelassen wurden. Um die jetzt noch fehlenden Consolen mit Geländer so wie die untern Ver bindungsplatten der Querträger anbringen zu können, wurde in jeder Oeffnung ein Hängwagen (Fig. 6, Blatt l.) angebracht; derselbe wurde auf dem über den äußer» Gittern angebrachten Geleise hin und her geschoben und cs konnte daher alles Fehlende, so wie auch der nüthige Anstrich bequem hergestellt werden. Nachdem die Brücke an den Ende» vollendet war, wurde mit Aufstellung der Portale begonnen; dieselben wurden in den Werkstätten der Nebernehmer fertig hergestellt und mußten nun an Ort und Stelle montirt werde», zu welchem Zweck- das Fig. 7, Blatt I. dargestellte Gerüst benützt wurde. Dasselbe wurde so hergestellt, daß die übrigen Arbeiten oder der Betrieb der Bahn vor Vollen dung der Portale in keiner Weise gestört wurde. Das obere Consolgerüst konnte auf der ganzen Pfeilerlänge hin und her bewegt werden. Die Durchschnitts zahl der bei der Gitterbrückc beschäftigten Arbeiter war von Dezember 1859 bis Juli 1860 . . 160 Mann, von Juli bis Ende September 100 Mann, welche Zahl dann bis zur gänzlichen Vollendung auf 50 Mann reduzirt wurde. Einheitliches Maßsystem für Deutschland. Die in Frankfurt tagende Kommission für einheitliches deutsches Maß und Gewicht hat sich nach der Allgem. Zeitung bereits über nachstehende Punkte geeinigt: Für das als Einheit des Längenmaßes gewählte französische Meter soll der Name Meter beibehalten werden, und man hat demnach die Benennung „Stab", welche in einer von der hannoverschen Regierung vorher am Bundestag über reichten Denkschrift empfohlen war, nicht angenommen, um zum Vortheil des intcrnazionalen Verkehrs auch in der Schreibung die Identität des Maßes er kennen zu lassen. Die Theilung des Meters betreffend, hat man zwar prinzipiell die vollständige decimale Zerfällung in 10 Decimctcr, 100 Centimcter, 1000 Millimeter angenommen, daneben aber auch eine vereinfachte Einthei- lung und Nomenklatur aufgestellt, wonach — mit Ausschluß des Zehntels — das Meter direkt in 100 Cent, das Cent in 10 Mill zerfallen soll. Es dünkt uns, daß dieses letztere System allgemeinen Beifall im gewöhnlichen Ver kehr und in der technischen Welt finden müsse, während die Leute der reinen Wissenschaft vielleicht fortfahren werden die ihnen schon geläufigen längeren Namen zu gebrauchen. Die doppelten Benennungen derselben Maßgrößcn können zu Mißverständnissen nicht Anlaß geben, da die Namen der einen Reihe eben nur durch Streichung der späteren Sylben aus jenen der andern Reihe ge bildet sind. Das Meter soll auch — unter Beseitigung jedes andern Ellenmaßes — znm Messen der Zeugwaaren gebraucht, hierbei aber in doppelter Weise ein- getheilt werden, nämlich aus der einen Seite dreimal, in 100 Cent (was be sonders wegen Messung der Stoffbreiten zweckdienlich erscheint), und auf der andern Seite in '/,, V«, V», um der im gewöhnlichen Leben gerade bei Ellenwaaren so bequemen Gewohnheit Rechnung zu tragen. Diese letztere Theilungsweisc, durch Halbiren, würde jedoch nur nebenher als gesetzlich zuge- ' lassen (nicht als absolut verbindlich) anzusehen seyn. Als Bcrgwcrksmaß ist das Lachter — 2 Meter (wie es in Sachsen ' jetzt schon besteht) vorgcschlagen und angenommen; dasselbe wäre in 100 Theile (Zoll oder Lachterzoll, auch schlechtweg Hundertel genannt) zu theilen. Als Wegemaß hat man die Meile — 7500 Meter beschlossen, welche von der geographischen Meile und den in Deutschland jetzt üblichen Post- oder Straßcnmcilen unbedeutend abwcicht. Das Kilometer — 1000 Meter, soll da wo man ein solches kleineres Wegmaß etwa wünschenSwcrth hält, zulässig ! seyn; ebenso eine Ruthe von 5 Meter (welche in der Meile 1500mal ent halten ist). Das Flächenmaß für Grundstücke und Ländereien erhält als Einheit und Grundlage naturgemäß das Quadrat-Meter, welches dreimal getheilt wird. Als größere Einheiten sind angenommen die Quadrat-Ruthe — 25 dlMcter das Beet oder Ar (nach dem franz, uro) — 100 der Morgen — 2,500 „ das Joch — 5,000 „ der Acker oder das Hektar (franz, kecture) — 10,000 „ wobei man beabsichtigt den einzelnen Staate» zu überlassen, welche von diesen Größen sie zu ihrem Gebrauch auswählen und zu einem System znsammenstellen wollen. So würden z. B. diejenigen Länder welche den Morgen annähmen (dieser ist sehr wenig vom preußischen, hannoverischen, braunschweigischen, bre mischen Morgen und vom kurhessischen Acker verschieden, dem darmstädtischen und nassauischen Morgen aber ganz gleich), denselben in 100 ^Ruthen theilen, > ohne sich der übrigen Größen zu bedienen. Indem man so gestrebt hat sich thunlichst dem Gewohnten anzunähern, ist doch die leichte Vergleichbarkeit sämmt- licher Feldmaße nnd ihr Zusammenhang mit dem Decimalsystcm, so wie mit den französischen, belgischen und niederländischen Feldmaßen nicht anfgeopfert. Zum Brennholzmaß ist das Kubikmeter als Einheit aufgestellt; 4 Ku bikmeter werden eine Klafter genannt. Man wünscht daß vorgeschrieben werde: die Messung solle in einem Rahmen von 2 Meter Höhe und 2 Meter Breite, also 4 Quadratmeter Oeffnung, geschehen. Die Länge der Holzscheite will man entweder gar nicht vorgeschrieben oder der Festsetzung durch die einzelnen Re gierungen überlassen wissen, um örtlichen Gewohnheiten oder den Erfordernissen zu bestimmten Zwecken Rechnung zu tragen. Dcffenuugcachtet würde in jedem einzelnen Fall augenblicklich zu erkennen seyn wie viel Klafter oder Kubikmeter der Meßrahmen faßt: denn die Länge der Scheite, in Meter ausgedrückt, gäbe direkt die Masse in Klafter, mit 4 multiplizirt dieselbe in Kubikmeter an. Wäre etwa die Scheitlänge 0.75, ober 1.00, oder 1.20 Meter, so hätte man die Holz menge womit der Maßrahmen gestillt ist, ohne weiteres als 0.75, oder 1 oder 1.2 Klafter, d. h. beziehungsweise 4 X 0.75 — 3, oder 4 X 1 — 4, oder 4 X 1.2 — 4.8 Kubikmeter zu berechnen. Als Körpermaß für Bau- und Werkholz gilt das Kubikmeter, oder — wo man diese Einheit den Umständen nach zu groß fände — das Scheit, unter welchem Namen Kubikmeter zu verstehen ist, so daß 100 Scheit — 1 Kubikmeter sind. Endlich schlägt man für die Größenbestimmung von Stein- und Erd massen (beim Straßen- und Eiscnbahnbau w.) das Kubikmeter vor, ohne den Gebrauch eines ausdrücklich benannten Vielfachen des Kubikmeters ver hindern zu wollen, sofern cs etwa wünschenswerth gefunden werden sollte, bei Lieferungsakkorden u. s. w. dergleichen an die Stelle der jetzt üblichen Schacht- ruthcn, Faden, Kasten ic. zu setzen. Wahrschcinlicherweise würde das Kubik meter sich leicht ausschließliche Geltung verschaffe». Deutsche Eisenbahnen. Die Pfälzischen Bahnen. DaS Bctriebsjahr der Pfälzischen Bahnen beginnt mit dem 1- Oktober und endigt am 30. September. Der Generalversammlung am 2>. und 22. Dezember m I. konnte» daher die Ergebnisse des Betriebsjahrs 1859—60 vor gelegt werden. Dieselben haben sich namentlich für die Pfälzische Lndwigsbahn günstig gestaltet, wie aus Nachstehendem hervorgeht. I. Pfälzische Ludwigsbahn. Bau. Für Rechnung des Baufonds wurden im Jahre 1859—60 im ! Ganzen verausgabt 233,264 fl. und stellte sich der gesammte Bauaufwand bis