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Sächsische MMung. Amtsblatt für das Königl. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Schandau, sowie fü, d Stadtgemeiuderath zu Hohnstein. ....... . - -—' ist durch dic Erpedition dieses Blattes für IO Ngr., durch «eitnua" erscheint Mitttvoch Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh !> Uhr, für bas Sonn- ÄL« ... m ^L85. Sonnabend, den 23. October Witt. Die neuesten Thronreden in deutschen Kammern. Die Adreßdebatte und die jüngsten Verhandlungen m der sächsischen Zweiten Kammer. In den jüngst vergangenen Wochen haben wir drei Thron reden zur Eröffnung der Ständekaminern in Baden, Preußen und Sachsen zu vernehmen Gelegenheit gehabt. DaS Gemein schaftliche derselben ist die Versicherung, daß die Hoffnung aus dic Erhaltung des Friedens alö gercchifcrtigl angesehen werben dürfe. Dagegen kann die Thronrede des Großhcrzogö von Baden gewisse zwieträchtige Partcibestrebungcn im Innern sei nes Siaateö »Heils kirchlicher, theilü politischer Natur nicht un erwähnt lassen, während der preußische Monarch finanzielle Schwierigkeiten in dem Staatshaushalte zur Sprache bringt, un- vcrkennbar von der Uebcrzcugung durchdrungen, daß das einst so zuversichtlich geführte finanzielle Fahrzeug des StaateS auf eine Sandbank g'craihcn sei und unbedingt wieder flott gemacht werden müsse, um der Gefahr, daß dasselbe schließlich lech wer den könnte, entgegen zu treten. Die sächsische Thronrede trägt den Charakter eines tiefen Ernstes an sich, ähnlich der Eröff nungsrede des Präsidenten der Ersten Kammer, gepaart mit dem Bewußtsein treuer Pflichterfüllung, woran sich die stark hervorgehobene Versicherung knüpft, innerhalb der vom Norv- dundc durch Verträge einmal gezogenen Grenzen sich mit mög lichster Selbstständigkeit zu bewegen. Diese entschiedene und ebenso unerwartete Sprache hat die national-liberale Partei Preußens und ihre Zcitungsorgane sehr in Harnisch gebracht: wenn cs auf sic ankämt, würden sie ganz Sachsen sofort mit Haut und Haar verspeisen. Doch dafür ist gesorgt, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Die offiziellen Organe verhallen sich klüglich so gut wie gänzlich schweigend. UcbrigcnS ist die rückhaltslose, wir möchten fast sagen muthvolle Sprache Sachsens nicht ohne Werth und Bedeutung: Sachsen ist im Nordbunde der mächtigste der Verbündeten und seine Haltung kann nicht ohne Einfluß auf die kleineren Bundesstaaten bleiben und Diömarck ist viel zu klug und besonnen, wie wir schon öfters erklärt, als daß er schroff auftrctcn sollte, wo nur diplomatische Klugheit am Platze ist; auch weiß er, was bei Schroffheit oder Maßlosigkeit auf dem Spiele steht. — Daß die Adresse in der Zweiten Kammer den von den Antragsstellern gehofften Anklang nicht fand, darf nicht beklagt werden. Den Großstaat spielen fällt nicht unter die Aufgaben Sachsens: der Schwerpunkt seiner Politik liegt an der Spree, und sparsam mit der Zeit umzu- gehcn erkannte selbst die neue Geschäftsordnung der Zweiten Kammer in verdienstlicher Weise als eine Pflicht an. — Die letzten Debatten in der Zweiten Kammer dem Minister bcS Innern gegenüber, der überhaupt in allen Staaten in der Regel die schwierigste Stellung hat, bei Gelegenheit der uncrwattct angeregten Frage über das Selfgouvernement der Gemeinden war ziemlich unerquicklich und für den warmen Freund des Va- terlandcs und seines inneren Friedens nicht ebcn erbaulich: der Parte,standpuiikt, nicht dic Sache trat zu sehr in den Vorder- grund: Möge eine solche Erscheinung nicht oft wicderkehren' Tagesgeschichte. Sachsen. Dresden. In diesen Tagen fand ein schö nes und seltenes hundertjähriges Gedenkfest statt, das an Sa- mucl Heinicke erinnert, an jenen Mann, welcher 1769 seine ersten Versuche mit dem Unterricht und der Ausbildung der Taubstummen veranstaltete, dic damals ganz vcrlasscn lebten. Dieses Erinnerungüfest beging nun der hiesige Verein Hephaia (d. i.: „thue Dich auf"), welcher nächst geselliger Vereinigung auch noch die weitere Ausbildung und Veredlung der hiesigen erwachsenen Taubstummen zum Zweck hat. Nachdem Vormit- tags in der Taubstummenanstalt dic jährliche Abcndmahlsfeicr statlgcfuiidcn, versammelten sich gegen hundert hiesiger und aus wärtiger Taubstummen in Helbigs Etablissement, wo das vom Dresdner Maler Faust in Ocl angcfenigte Bild Heinickes aus gestellt war. Nach üblicher Begrüßung hielt der frühere Mehrer der Leipziger Taubstummenanstalt, Löwe, einen längeren (pan tomimischen) Vortrag über das Leben und die Verdienste Hei nickes. Den (hörenden) Gästen wurde später der Vortrag ge druckt überreicht. Dic stummen Festtheilnehmer blieben noch längere Zeit zusammcn und lieferte ihr gegenseitiges trauliches Unterhalten ein eigenihümlich rührendes Bild. Tags darauf war den Festgenossen der freie Eintritt in den zoologischen Gar ten gestattet und Abends versammelten sie sich abermals bei HclbigS zu einem gemeinschaftlichen Mahle. (Dr. N.) — Zur Deckung dcö Aufwandes bei der Handelö- und Gewerbckammer zu Dresden ist auch in diesem Jahre ein Zu schlag von 2 Ngr. auf jeden Thaler der Gewerbesteuer aufzu bringen und bei Entrichtung der Gewerbe- und Personalsteuer auf den zweiten Termin 1869 milzubezahlen. — Die Beamten der vormaligen westlichen Staatseisen- bahncn haben am Sonntag ihrem vormaligen Chef, Geh. Fi- nanzraih v. Craushaar, ein Ehrcn-AbschicdSandcnken, in einem prachtvollen, massiv silbernen mit mannichfachen Emblemen der westlichen StaatSbahnen und des Eisenbahnwesens überhaupt gezierten Tafelaufsatz bestehend, durch eine Deputation überrei chen lassen. Dic Gcsammtsumme der Untcrstützungsgclder für dic Hin- tcrlaffcnen der Verunglückten im Plauen scheu Grunde be trägt jetzt 375,000 Thlr. Annaberg, 18. October. (Tgbl.) Gestern Abend fielen bei uns dic ersten Schneeflocken und heute Morgen gab es das erste Eis, indem das Wasser von dem am vorhergehenden Tage gefallenen Regen auf den Straßen mit einer ziemlich starken Eiskruste überzogen war und auch die Wege hart gefroren waren. Am 18. d. M. Abends brach auf noch unermittelte Weise in Leisnig hinter dem Polizeigcbäubc ein Feuer aus, welches in kurzer Zeil die dort dicht beisammen stehenden 7 Scheunen ergriff und dieselben nebst der reichen, eingebrachlen Ernte in Asche legte. Der herrschende Westsüdwestwind trieb die bedeu tende Glulh nach dem freien Lindcnplatze, so daß durch die Löschanstallen für die innere Stadt und die Vordergebäudc der Chemnitzer Straße größeres Unheil verhindert werden konnte.