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366 tischen Corpö und der diplomatischen Notabilitäten bei Sr. kgl. Hopeit erfolgen. In Prag haben die Schneidcrgcscllen mehrerer gröberer Werkstätten wegen Verweigerung einer Lohnerhöhung in Masse gekündigt. Frankreich. Im Hafen von Bordeaux ist am Abend deö 28. Sept, durch eine Petroleumexplosion eine große Feuers brunst auögcbrochcn; 25 Seeschiffe sind verbrannt, alle im Ha fen befindlichen bcuOchcn Schiffe, 15 an der Zahl, wurden ge rettet. Spanien. Madrid. Dem Vernehmen nach haben sich der Regent Serrano und der Ministerraih darüber geeinigt, den Coricö die Throncandidatur des Prinzen Thomas v. Savoyen, Herzogs v. Genua, vorzuschlagcn. Der Ministerpräsident Prim sollte diese Entscheidung de» unionistischen, progrcssistischc» und demokratischen Parteiführern miltheilen. Aegypten. Die Dämme, welche den Eintritt der Ge wässer in dw Bitteren Seen geregelt, sind entfernt. Daö Ni veau ist in der Ausdehnung deö Canals hergestelli. Ein Dam pfer mit Lcsseps an Bord hat die ganze Canalstrecke bis Suez direct und ohne Unterbrechung in 15 Stunden durchlaufen. Vermischtes. — Einer Corrrespondenz der „Pr." aus Brünn entnehmen wir Folgendes: Am 26. v. M. Abends 7 Uhr, als in den Straßen lebhaf ter Verkehr herrschte, da um diese Zelt dle Besucher des Wettrennens zurückkehrlen, sand ein besonderer Andrang in der FerdinandSstrasie vor dem „Hotel Neuhauser" statt, wo die meisten der am Nennen bc- theiligtcn SportSmen absticgen. Unter den Spaziergängern befand sich auch der Ausputzhändler Gotthard Müller mit seiner Frau und seinem Kinde. Die Familie stand eben unmittelbar vor den, Eingänge des genannten Hotels, alö eine Equipage vorfuhr, von deren Bock der Graf Heinrich Hompesch, Bruder des MasoralSherr» Grafen Hompesch von JSlowitz, herabsprang. Der kleine Sohn deS Herrn Müller stand ihm im Wege und der Graf stieß das Kind nicht nur bet Seite, sondern versetzte ihm sogar noch einen Schlag mit der Reitgerte. DaS Kind fing zu schreien an, der Vater stellte in heftigen Ausdrücken den Grafen zur Rede, worauf dieser erwiderte: „Du Schuft, wenn Du nicht ruhig bist, gebe ich Dir eine Ohrfeige!" Herr Müller blieb die Antwort nicht schuldig, erhob seinen Stock und bot dem Grafen gleichfalls Ohrfeigen an. Nach andern Angaben sollen sich die beiden Herren in der That mit Ohrfeigen rcgalirt haben. Dieser Umstand ist bis setzt noch nicht genau cruirt, denn eS war eine plötzliche Verwirrung entstanden. Ein Schuß war gefallen und Herr Müller stürzte, im Gesicht getroffen, zu Boden. Graf Heinrich Hompesch hatte nämlich einen scchöläufigen Re volver aus der Tasche gezogen und aus demselben einen Schuß gegen Herrn Müller abgcfcuert. Ein Schrei der Entrüstung tönte durch die ganze dichte Menge, die sich in der FerdinandSstraßc angesammclt hatte. Frau Müller warf sich weinend über ihren Gatten, von dessen Gesichte ein Blutstrom hcrabrann, der eine große Lache auf dem Trot toir bildete. Die Menge stieß Drohrufc gegen den Thater auS und hätte ihn gelyncht, wäre sie seiner auf der Stelle habhaft geworden-, Gras Hompesch war aber nach der Heldenthat, die er verübt, entflohen. Er hatte sich in daö im ersten Stocke befindliche Zimmer des Land- tagSavgeordnctcn Baron Ncuhos geflüchtet, und wollte sich darin cin- spcrren. AuS dem Kaffeehausc waren aber mehrere Bürger und Offi ziere ihm sofort nachgccilt. Graf Hompesch wollte sich zur Wehr setzen. Allein ein Bürger und ein Fabrikant faßten ihn am Halse und an der Brust, und wahrend sie mit ihm rangen, entriß ihm ein Communal- wachmann den Revolver. Im Kampfe mit den Bürgern wurden dem Grafen die Kleider vom Leibe gerissen, und die Wuih gegen ihn war so groß, daß Alle, die sich ihm nähern konnten, ihn stießen und schlu gen, ihn ohrfeigten, an den Haaren rissen, so daß ganze Büschel in ih ren Händen blieben; unter fortgesetzten erbittertsten Angriffen wurde er über die Stiege herabgczerrt. Die Communalwachc und Gendar men, die herbcigekommcn waren, um ihn zu verhaften, wollten ihn ge gen die Menge schützen; allein auch sie wurden geohrfeigt und mit Stöcken geschlagen, so daß sie Mühe hatten, den Graf Hompesch vor einem gewaltsamen Tode zu retten, den ihm die erbitterte Menge be reiten wollte. „Schlagt ihn todt, den Hund", „reißt ihn in Stücke", riefen Hunderte von Stimmen durcheinander, und von allen Seiten regnete cö Stockschläge, Ohrfeigen, Stoße und Püffe auf ihn, während man ihn vom „Hotel Neuhauser" zum Nathhausc führte, einen etwa 1006 Schritte langen Weg. Die Menge drängte sich auch in'S Nath- hauS, alü man den Grafen Hompesch vor den Polizeileiter Stadtrath Wolf führte, und auch im AmtSlocale wollte man über ihn henallen; Stadtrath Wolf rief sedoch erregt: „Im Namen deS Gesetzes fordere ich Atte auf, sich ruhig zu verhalten," und bald war die Ruhe wieder hergestelli. Inzwischen war auch der Bürgermeister Hcrlih, der Lan- deögerichtSpräsident und eine landcSgerichtliche Commission herbelge- cilt und letztere hatte auf der Stelle das erste Verhör mit dem Ver- hafteten vorgcnommen. Dieser läugncte die That nicht, behauptete aber, er sei provocirt worden, indem ihm Müller zuerst einen Schlag in'S Gesicht versetzt habe. Mehrere Zeugen stellten dicö indcß in Ab rede. Graf Hompesch wurde hieraus in einem Wagen in das Gesang» nist deS LandcSgcrichtü geführt. Vor dem Thore .deS Stadthauses hatte sich eine ungeheure Menschenmenge angesammclt, die fortwährend Drohruse auSsttcß und von Minute zu Minute wuchs die Aufregung. Es gelang jedoch trotzdem, die Menge zu bewegen, den Platz zn ver lassen. Müller war nach dem Schüsse ohnmächtig nicdcrgesunkcn. Mair trug ihn in das Hotel und ein Wiener Arzt, der zufällig anwesend war, legte ihm den ersten Verband an. Die Kugel war unmittelbar unter dem linken Auge cingcdrungen, hatte einen ziemlich langen Schuß- eanal verursacht und stak fest im Jochbein. Ob die Wunde tödtlich ist, ließ sich im ersten Augenblicke nicht bestimmen. Jedenfalls ist sic sehr gefährlich, und cS steht zu befürchten, daß Müller das Auge ver lieren werde. Müller wird als sehr ruhiger und solider Mann, Graf Heinrich Hompesch als sehr erccssiv geschildert. Er ist ein junger bart loser Mann, sehr groß und stark, etwa 23 Jahre alt, und war selbst in seinen Kreisen nicht sehr beliebt. Die Achnlichkcit zwischen ihm und seinem altern Bruder wäre Letzterem bald sehr Übel bekommen, da die vor dem Hotel Neuhauser versammelte Menge auch diesen, den sie für den Urheber der beschriebenen empörenden That hielt, zu lynchen drohte; nur mit Noth entging er diesem Schicksale. — In Posen starb vor einigen Tagen eine 89jährige Wittwe Sophie GozdzielSka, verw. WiisowSka, welche noch bis vor einigen Wochen am Altmarktc Semmel feilgchalicn halte. Dieselbe hatte als Marketenderin mehrere Feldzüge des ersten Napoleon mitgemacht. l808 war sie in Spanien, gemeinschaftlich mit ihrem Manne, der Mit glied der polnischen Legion war, welche unter französischen Fahnen im Jahre 1808 gegen Spanien kämpfte. Ebenso nahm sic an der Cam pagne von 1812 in Rußland Theil. Als sie vor einigen Wochen er krankte, wies sic die ärztliche Hilfe, welche ihr angcbotcn wurde, zurück, da sie in ihrem ganzen Leben nie krank gewesen sei und sich niemals von einem Arzte habe behandeln lassen. Die neuen Maaßc und Gewichte, welche von Januar 1870 an faculttuiv, aber von Januar 1871 an obligatorisch in Sach sen zur Einführung kommen, haben bereits eine ganze Literatur hervorgerufcn. Wird sich daö Publikum nicht so leicht an die immerhin fremdartigen Bezeichnungen gewöhnen, so wird auch die Umrechnung des Alten inS Neue bei sehr Vielen Schwierig keiten bicicn. Um über die letzteren hinwegzuhclfen, hat die königl. sächsische Normal-Aichungs-Commission ein sehr zweck mäßiges Wcrkcheu herauögcgcbcn, welches bei V. G. Teubner in Leipzig unter dem Titel erschienen ist: Rednctionstafel» zur gegenseitige» Verwandlung der bisherige» Maaße und Gewichte deö Königreichs Sachsen und der im norddeutschen Bunde cinzuführenden metrischen Maaße und Gewichte. Preis nur 10 Ngr. — Diese Tafeln bieten den Vor- thcil, jedes alle sächsische Maaß oder Gewicht mit Leichtigkeit und ohne umständliche Rechnung in daö entsprechende neue deS norddeutschen Bundes und umgekehrt jedes neue Maaß und Ge wicht in das entsprechende alte umsctzen zu können und empfiehlt sich deshalb zur Anschaffung namentlich den Geschäftsleuten und Behörden, wie überhaupt Allen, welche von dieser Neuerung betroffen werden und mit Maaßen und Gewichten zu thun ha ben. (S. H.) Kirchen - Nachrichten» Parochie Schandau. Am 19. Sonntag nach Trinit., Miifcier des Michacliöfesteö. Vormittagötext: Luk. 10, 38—42. Nachmittagsteri: u. Mark. 9, 38—41. d. 1. Mos. 33, 9-11- o. Jak. 3, 5—10. Geboren: Dem Einw. u. Maur. Chr. I. Peschke hier ein S. — Dem Einw, u. Geschirrhalt. F. I. Hüttel in Rathmannsdorf einS. Gestorben: Amalie Auguste, des E. W. Noak, Einw. u. Steinbr. hier, ehcl. T., ll I. 7 M. 9 T. alt. Haupt-Gewinne V. Classe 76. k. s. Landes-Lotterie. Ziehung am 28. September. 13V,«NO Thlr. auf Nr. 35287. 2000 Thlr. auf Nr. 65927. 83767. 1000 Thlr. auf Nr. 440. 3486. 5927. 10151. 11639. 18442. 20130. 2l878. 22196. 25913. 28126. 28607. 29239. 30225. 34540. 34993. 38267. 39683. 40433. 44507. 44799. 45987. 48688. 57829. 59495. 64452. 72294. 76116. 76772. 81719. 82303. Ziehung am 29. September. 2000 Thaler auf Nr. 66864. 1000 Thaler auf Nr.