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shs. 178, 2. August 1927. Redaktioneller Teil. Posteinkllnste ist. Wir müssen den Kongreß überzeugen, daß Bücher wesentlich sür die Volkserziehung sind. Volksbildnerische Organisa tionen sind ausgesordert worden, Beschlüsse hierüber herbetzusühren und ihre Mitglieder zu veranlassen, sich dieserhalb mit den rlbgcovd- neten in Verbindung zu setzen. Buchhändler und Leser werden den größten Vorteil von einer ermäßigte» Gebühr haben und müssen ihre Wünsche in diesem Sommer und im nächsten Herbst und Winter ein- bringlichst den Abgeordneten vortragen. Ihre Mitarbeit ist zur Durchdringung unseres Antrags über die Postgebührenordnung durchaus notwendig. Was wir der Lmerlcan Sooksellsrs' Lssoclatioo voriges Jahr hauptsächlich empfahlen, war die Fortführung der buch- händlerischenAusbildung. In der Zwischenzeit haben wir das Ministerium sür Berusscrziehung dasllr interessiert, einen Kur sus einzurichten, der allen Buchhändlern erreichbar ist. Einige Vor besprechungen haben in unserem Büro stattgefunden, um mit Mr. Barnhart, dem Leiter der Abteilung sür kaufmännische Ausbil dung, die Einzelheiten der Durchführung eines solchen Kursus zu erörtern. Mr. Barnhart wird uns morgen über die leichte Ausführ barkeit der buchhänblcrischen Ausbildung berichten, die die Regierung sür den Buchhandel erreichbar machen kann. Auf unsere Anregung hin soll ein dreiwöchiger buchhändlerischer Kursus in der Columbia lintversity Summer School im Juli abgchalten werden, geleitet von Miß Sarah Ball und Mr. Melcher. Vierzig Teilnehmer haben sich bereits gemeldet. Wenn dieser allgemeine Kursus zur Durchführung kommt, hofst di« Verlcgervereinigung auch ln den einzelnen Staaten und Städten dazu veranlassen zu können. Dl« Förderung von Aus- bildungskurscn scheint zurzeit ein« der wichtigsten Ausgaben sür beide Verbände zu sein». Aus den Anregungen R. G. MontgomeryS über Rundfunk werbung stillt der bemerkenswerte Umstand aus, daß die wöchent lich einmal etwa 2V Minuten dauernde Buchbesprechung u. a. nach den von Verlegern ausgearbeiteten Waschzetteln wie von Buchhändlern sür ihren engen Bezirk nach eigener Beurteilung gegeben wird. »Ich möchte gern», sagt er u. a., »ein paar Worte über die zahl reichen Maßnahmen sagen, die in Verbindung hiermit vorgenommcn werden können. So veranstalteten wir z. B. sehr erfolgreich zwei lite rarische Preisausschreiben im Rundsunk. Für den ersten Wettbewerb wählten wir ,Sou»dings' von A. Hamilton Gibbs und für den zweiten,Sookey' von Douglas Newton. Die Hörer wurden ausge- sorbert, Besprechungen dieser Bücher einzusendcn. Kür die drei besten setzten wir Geldpreise aus, und nach Beendigung des Wett bewerbs las ich die prämiierten Besprechungen tm Radio vor. Kür das Preisrichteramt gewannen wir bi« literarischen Leiter zweier führender Tageszeitungen und einen Mitarbeiter der öffentlichen Bibliothek. Dies enthob unsere Firma der Pflicht, die Entscheidung selbst zu tressen, und trug viel dazu bei, daß der Wettbewerb in der Öffentlichkeit bekannt wurde. Sie würden erstaunt sein über das Interesse, das das Preisausschreiben hervorrief, und über di« Anzahl der Teilnehmer, die Manuskripte einsandten. Eine andere regel mäßige Darbietung im Zusammenhang mit unserem Bllchersunk ist das ,1-iterarz' LIearlnx Holms', eine Abteilung für Fragen und Ant worten. Ich fordere di« Hörer aus, Fragen zu stellen, die sie in bezug aus Bücher oder literarische Dinge beschäftigen und bei der nächsten Biicherstunde versuche ich, darauf Antworten zu geben. Das Interesse hieran ist sehr groß, und es fehlt uns niemals an interes santen Fragen zur Besprechung. Es wird Sie interessieren zu ersah- ren, daß es mir sür gewöhnlich innerhalb der 20 Minuten möglich ist, drei Bücher zu besprechen, einige Minuten dem ,1-iterarz' Llearüig Houas' zu widmen und auch noch etwas Zeit für die besonderen An kündigungen übrig zu haben.« Franklin Spier, der einem Teil der deutschen Verleger be kannt ist, sprach über Gemeinschastswerbung. U. a. sagte er: »Warum treiben Sie nicht Lesepropaganda? — Warum gibt man nicht eine Zeitschrift geringen Umsangs zu allgemeiner Verteilung heraus? Alle diese Dinge können billig und erfolgreich unter nommen werden, wenn sie gemeinschaftlich angcsangen werden. Wenn der Name Ihrer Firma und die Namen der verschiedenen Buchhand lungen Ihrer Stadt damit verbunden sind, werden Sie bei Ihrem Publikum größeren Erfolg erzielen als dl« übliche Ankündigung eines Verlegers oder einer Vcrlegervereinigung, weil Sie beim Publikum bekannt sind. Und vergessen Sie bas Eine nicht, daß beim Zusammen schluß sür einen solchen Feldzug Sie sich in der öffentlichen Meinung mit der Werbung identifizieren, die von der ,Vear-liounä Loolr Sel ling' unternommen wird, und mit allen Bestrebungen, die die Men schen zum Bllcherlesen bringen sollen . . .» »Ich gehe nur zögernd daran, von verschiedenen Arten der Inser tion zu sprechen, weil es säst ebenfoviele Theorien darüber gibt wie Inserenten, und außerdem find eine Menge Leute vorhanden, die ihre eigenen Gedanken über den Gegenstand haben. Ich habe ein paar sehr allgemeine Anregungen versuchsweise ausgearbeitet, wie Ge- melnschastspropaganda unternommen werden könnte, aber ich möchte, baß Sic dies« eben nur als Anregungen betrachten, die noch von Ihrem Ausschuß umgeändert und ausgearbeitet werden müßten. Als ich z. B. über die Sache mit einigen besreundeten Buchhändlern und Werbeleuten sprach, entstand ein erbitterter Streit darüber, ob man sich anfchicken soll, allgemein das Lesen von Büchern oder bestimmte Bücher zu empsehlen. Sie wissen, was ich meine: ob man über die Vorteile des Lesens usw. sprechen soll oder über ein bestimmtes Buch, dos die Leute in die Buchhandlung lockt, um dann zu versuchen, sie dort sestzuhalten. Beide Methoden haben ihre Vorteile, und ich könnte jetzt nicht sagen, welche die bessere ist. Persönlich glaube ich, daß beide Pläne gut sind, und daß man sie gleichzeitig oder abwech selnd anwenden sollte.» über den Buchhandel im Auslande berichtete B. W. Huebsch, der ein Jahr lang in Deutschland weilte, u. a. wie folgt: Anstatt über europäisch« Verhältnisse und den Buchhandel tm Aus lande zu sprechen, ziehe ich es vor, mich über den amerikanischen Buch handel, wie Ich ihn jetzt nach den drüben gemachten Erfahrungen sehe, auszulassen. Ich ging weg, um mich zu unterhalten, und ich kehrte zurück mit der Überzeugung, daß, wenn man etwas lernen will, man dies am besten so tut, daß man in der Absicht absährt, zu leben und sich mit der täglichen Lebensart im Auslande ober in einem neuen Ort vertraut zu machen. So zieht man den meisten Nutzen aus Land und Leuten, aus der Lebensanschauung und aus der Lebens weise in dem anderen Lande. Ich ging in dem Glauben weg, den die meisten haben, daß näm lich alles Entserntllegendc gut aussieht und auch gut ist, daß Europa bezüglich des Buchhandels unserem Buchhandel hier wett voraus ist, was auch tatsächlich zutrisst, und daß alles, was bekannt sein sollt«, in Europa zu slnden sei. Ich war auch der Meinung, daß alle Probleme, welche uns bewegen und die bei unseren Zusammenkünsten besprochen werden, gelöst werden könnten, und zwar säst alle durch die Anwen dung der Methoden, die man in Europa angenommen hat, besonders in dem Europa, das durch Deutschland verkörpert wird; denn Deutschland ist wirklich das Zentrum des europäischen Buchhandels, wie wlr alle wissen. Seine Methoden und Gebräuche sind den Ver hältnissen angepaßt, die in anderen europäischen Ländern bestehen, und weil ich etwas von den deutschen Buchverhältnissen vor 10 Jah ren flüchtig gesehen hatte, zog ich den Schluß, daß, wenn dies dort richtig sei und sie so viele Bücher tatsächlich verkauften, auch wir hier dasselbe tun könnten und nur ihre Mittel anzuwenden hätten. Ich glaubte auch und sprach cs sogar viel öster, als es notwendig war, ossen aus, daß wir, wenn wir ein Ausbtldungsinstitut für Buch handlungsangestellte und leitende Buchhändler ln der Art der seit vielen Jahren sehr erfolgreichen Deutschen Buchhändler-Lehranstalt zu Leipzig hätten, imstande wären, das Land des Buchhandels zu werden. Nun machte ich in Europa, wohin ich gegangen war, um selbst zu lernen, die Beobachtung, daß alle dort sehr eifrig die Me thoden studierten, durch welche Amerika zu dem begütertsten Land in der Welt geworden war. Diejenigen, mit denen ich sprach, sanden es ziemlich sonderbar, daß ich ihre Methoden studieren wollte, während sie sich selbst dabei abmühten, unsere zu studieren. Besonders die deutschen Buchhändler untersuchen und studieren die amerikanischen Methoden der Reklame und Verbreitung. Sie sind eifrige und wissensdurstige Leser des Materials, das von der ilational Lssociution ok küidlisders herausgegeben wird. Während eines Besuches in Deutschland im letzten Jahre tras es sich, daß ich gerade in einer Woche ankam, welche sic ganz der Propaganda im Buchhandel, demselben, was wir Publicity nennen, widmeten. Die Vertreter der Verleger aus allen Teilen Deutschlands waren eine Woche lang tn Leipzig. Morgens, mittags und abends saßen sie zu sammen; morgens und mittags tm Buchhändlerhaus und abends in der Universität. Sie Härten Vorträge, hielten Konferenzen ab, sahen an Hand von neuem gedruckten Material Vorführungen und Bücher und hörten Vorträge von rührigen Reklame- und Propagandasach- leutcn. Alles zusammen war «ine neue Erscheinung, etwas, was srtiher in Deutschland nicht notwendig zu sein schien, wo die Bücher millionenweise verkauft wurden, kraft einer geheimnisvollen Macht. Jetzt glauben sie nun, daß die magische Macht nicht mehr wirkt und diese angeregt werden muß. Deshalb richten sie ihre Blicke nach Amerika. Auch England wandte sich dem Kontinent zu, um die Me thoden, die dort zum Ersolg geführt hatten, kennenzulernen. Es ging sogar so weit, baß es eine Kommission sandte, die sich, soviel ich weiß, ausschließlich aus Verlegern zusammensetzte und die die deutschen Me thoden eingehend studierte und darüber einen Bericht ausarbeltet«. Heute sind wir nun in der glücklichen Lage, einen der Führer dieser englischen Kommission unter uns zu haben, nämlich Herrn Stanley Unwin, der hier ist, um, wie ich glaube, einige Jahre unsere Ver hältnisse zu studieren. Bei allem Respekt gegenüber unserem eng- SVS