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L8G. Sonnabend, den Iv April M Lil sz TagesgeschiGte. Sachsen. Schandau. Nach dem Aufruf, welcher an die Fraurn und Jungfrauen in Schandau erlassen worden ist, darf im Interesse der guten Sache wohl mit Bestimmtheit an genommen werden, daß, wie in so vielen andern Städten un seres Vaterlandes, auch hier ein Franenverein sich constituircu wird. In Bezug hierauf durfte die Nachricht nicht unerwünscht kommen, daß in der Predigt deS morgenden TagcS Gelegenheit wird genommen werden, auf die Coustiluirung dieses Fraucn- vercinü in Weiterem zurückzukommen. AuS Dresden, 1. April, schreibt die „S. Ztg.": Der vom hies. JnnungSältestcnvcrcin behufs Gründung eines sächs. Handwerkerbundc'ö einberufene sächsische Handwerkertag wurd? preußischen Ursprungs zur Seite steht, ist cü der preußischen Poliitk allerdings gelungen, gleichsam einen Keil in daö südliche Deutschland cinzutreibcn und wenigstens zur Zeit eine tonangc» bcndc NegierungSparlci zu orgamsircn. Wird diese für die Dauer stark genug sein, um den thcilS kirchlichen, iheilö politi schen Parteien gegenüber sich hallen zu können? WaS Baiern betrifft, daö überhaupt selbst auö religiösen Gründen nie gut preußisch gesinnt gewesen ist, so scheint selbst den neue sten Erscheinungen zu Folge in den alten Siammlanden der Hohenzollcrn, in AnSbach und Baireuth die Sympathie für Preußen dem völligen Erlöschen nahe zu sein: Baiern darf auf seine Unabhängigkeit um seiner größeren Bedeutung willen, die eö für daö ganze südliche Deutschland Hai, um so sicherer Be dacht nehmen, alö weder Oesterreich noch Frankreich eö im Stiche lassen würden, wenn Preußen irgend welche Gcwaltschrittc thun wollte. Und so lange Biömarck die Politik dcö preuß. Staateü leitet, wird dicö sicherlich nicht geschehen: er besitzt Muth und Thaikraft im hohen Grade, aber sicherlich weder Leichtsinn noch Unüberlegtheit, um bas Gewonnene auf die Karle der Unge wißheit zu setzen. Ucbrigcnö stößt Preußen auf dem dortigen Gebiete mit einem Gegner zusammen, der nicht zu unterschäizen ist: mit dem römischen Katholizismus, der, so lange er von Nom aus, inöbcsondcrc von den Jesuiten geleitet wird, von jedem Slaaiömaun in Berechnung gezogen werden muß. Auch lehrt die Geschichte dcö Mittelalters,' daß die Sachsen und Schwaben d. h. jetzt die Nord- und Süddeutschen, sich eine ihrer Eigenart und Selbstständigkeit zu Gunsten einer Allein herrschaft entäußert haben. Doch ist jetzt ein gewisses Bindc- mitiel vorhanden: der durch den Zollverein vertretene und ge- schützte Materialismus. Und kein Süddeutscher wird deshalb seine noihwcndige Anwesenheit in Berlin bedauern; den Berli nern aber, stolz auf die mächtige Anziehungskraft ihrer Preuß. Hauptstadt, werden sic abermals nicht unwillkommen sein. Es ist hier ein Anknüpfungspunkt gegeben, der zu Weiterem führen kann, so daß vielleicht die norddeutschen Verbündeten ihren süd lichen Stammgcnossen an den Pforten des NeichsralhcS zurufcn können: „Spät kommt Ihr, doch kommt Ihr noch!" S Süddentschland und Berlin. Kaum wird der norddeutsche Reichstag seine Sitzungen ge schlossen haben, so werden die Abgeordneten deS Zollparlamcntö ihren Einzug in Berlin halten, unter denen sich bekanntlich auch die Auscrwähltcn der süddeutschen Slammgcnoffen befinden. Und wer möchte sich nicht freuen, wenigstens bei der Bera'hung und Vertretung der so hoch wichtigen materiellen Adressen all deutschen Stämme in Gemeinsamkeit zu sehen? Allerdings hat sich auf diesem Gebiete trotz mancher Kämpfe und selbst Ge- fahren im Allgemeinen eine größere Eintracht und Verträglich keit gezeigt, als auf dem der Politik: hier ist in der ^.hat Preußens Macht nicht ohne Segen für die Gesammlhclt der deutschen Staaten stetö iu'ö Gewicht gefallen. Sollten nun nicht auch die Süddeutschen mit wachsender Sympathie für Preußen ihren Einzug in Berlin halten und dort auch um so willkommener geheißen werden? Lassen wir jetzt einige Thatsachcn sprechen. Als im Monat Februar einige Führer der Dcmokra- tie Württembergs eine Vcriammlung von Parteigenossen abhicl- len — eö sollen deren gegen 2000 anwesend gewesen sein — und auö vollen Backen die Nothwcndigkeit und daö Heil dcö Anschlusses an den norddeutschen Bund prießen und zu Unter schriften in diesem Sinne aufforderten, unterzeichnete — kein Einziger. Die beiden hervorragendsten Minister Württembergs, v. Varnbülcr und Miltnacht, zwar keine absoluten Pariikula- ristcn, aber auch keine Anbeter des norddeutschen Bundes, sind abermals in'ö Zollparlamcnt gewählt worden: v. Varnbülcr, Haupt und Führer der NegierungSparlci, im Wcscnllichcn für Württemberg was v. Beust für Sachsen war, erhielt eine sehr bedeutende Majorität der Stimmen; Miltnacht (Justizministcr) als eine hervorragende parlamentarische Persönlichkeit bereits auch in Berlin bekannt, ward von mehr alö 9000 Stimmenden fast cinmüthig wieder gewählt. Wenn aber die süddeutsche De mokratie überhaupt, die würtkembergische insbesondere den An schluß an den preußischen Nordbund so eifrig betreibt, so fragt man natürlich nach dem Beweggründe dieser Erscheinung. Die Antwort ist: wir wollen durch unsern Eintritt in den Bund die preußische Demokratie dergestalt verstärken und kräftigen, daß ,daü herrschende System ans seinen Fugen gehoben werden kann: die Süddeutschen sollen also die Kastanien auö dem Feuer ho- Kn; die Lust dazu ist aber eben so wenig allgemein alö groß. Eine andere Thaisachc ist folgende. Jüngst trat der bekannte balnlchc Abgeordnete Becher in einer Wahlversammlung für daö Zollparlamcnt auf: er sprach gewaltig gegen Preußens Bund und den Eintritt in denselben, und empfahl einen süd deutschen Bund: er ward mit großer Majorität in das Ioll- parlament Üswählt. — Auö dem annectirten Hcrzogihum Nas- sau lauten die Nachrichten im Wesentlichen nicht preußenfreuudlich, und d,c zweite Kammer des Großhcrzogihumö Hessen haderte noch neulich ui tiefer Verstimmung mit dem Kriegömiuistcrium wegen zudringlicher Forderungen Preußens zu militärischen Zwecken. Baden, dessen Regent Schwiegersohn dcö Königs von prcußcn ist, und dem ein Kricgöminister, v.^Beyer, Sächsische Mallung Amtsblatt - das Könial. Gerichtsamt und den Stadtrath zn Schandau, sowie für den Stadtgemeiuderath zn Hohnstein. erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch die Expedition diese» Blattes Mr IO Rar., durch Die --Sächsische ElbInserate Mr das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh 9 Uhr. für das Sonn- dic P°ü Mr 12 Nar vi . Z angenommen; später eingehende Inserate sonnen erst in der folgenden Nummer Aufnahme finden. — abendübla I k^ Frci ag M ü Hohnstein, sowie die Annoneen-BurcauS von H. Engler, E. Fort, Sachse » Eo. Inserate Mr ^^^öseuM Vogler in Leipzig, und das Annoneen-Burcan von W. Saalbach in Dresden.