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1028 Nichtamtlicher Theil. 64, 18. März. 2) die Errichtung einer Centralunterstützungscasse, deren Zweck -es wäre, eine Ergänzung für alle Localunterstützungscasscn zu bil den, und eine Commission zu ernennen, welche bereits der nächsten Generalversammlung des Deutschen Buchdruckervereins einen Bericht darüber zu erstatten hat. Sobald die damit Beauftragten die Formulirung der Anträge und die schließliche Redaction vorgenommen haben, sollen diese Be schlüsse allen Buchdruckereibesihern zur Beistimmungserklärung vor gelegt werden." Miscellen. DieRüge des Börsenvorstandcs gegen denRedac- teur des Börsenblattes (Börsenbl. Nr. 59) wegen Aufnahme eines Artikels in Nr. 49, der „ beleidigende Ausdrücke" entbaltcn soll, gibt zu berechtigten Bedenken Anlaß. Warum überläßt cs der Vorstand nicht dem Beleidigten, sich auszusprechcn oder seine Klage vor das zuständige Gericht zu bringen, und wendet sich gegen den Redacteur in einer Weise, welche sich der getadelten Form des rncriminirten Artikels an die Seite stellt? Unser Börsenblatt ist gewiß mit Tact und Sorgfalt redigirt; da ist cs doch stark, dem Redacteur Mangel dieser Eigenschaften vorzuwerfen, weil er einmal über die Zulässigkeit eines Artikels anderer Ansicht gewesen, als der hochweise Vorstand. Soll damit ein solcher Druck auf die Redaction geübt werden, daß sie in Zukunft jedes Wort ängstlich abweist, wel ches die conventioncllen Formen etwas durchbricht, so ist das ein Schlag gegen die Redefreiheit des gesammten Buch handels, der entschieden zurückgcwiesen werden muß. — Auf die Sache selbst zurückzukommen, so war der incriminirte Artikel „Sa- ling's Börsenpapiere" in der Form einer Humoreske ziemlich harm los. Wäre aus den Reihen der Sortimenter, welchen das wieder holte Nicht-Jnnehalten der annoncirtcn Zeit des Erscheinens von Saling's Börsenpapieren wirklich mancherlei unangenehme Erörte rungen mit ihrem Publicum zugezogen, ein ernster Tadel bei der Redaction eingelaufen: es würde kaum möglich gewesen sein, das Börsenblatt dagegen zu verschließen. Da konnte der Redacteur wohl denken: „Von allen Geistern die verneinen, ist mir der Schalk am wenigsten zur Last!" — er konnte vielleicht nebenbei den Artikel auch noch als eine Rcclame für das betreffende Buch betrachten. Noch ist wohl der Buchhandel nicht so raffinirt; aber Ullmaun hat schon Schlimmeres über sich schreiben lassen, auf Bestellung und für viel Geld, um nur rechtes Aufsehen zu machen. — Der große Fritz hat gesagt: „daß duLsttsn nicht Aenirt werden müßten" (Börsenbl- Nr. 52)! Auch ließ er ein Pasquill gegen seine eigene Person niedriger hängen, damit man's besser lesen könne. Wie lange mag das wohl her sein, gestrenge Herren in Berlin, Bonn und Leipzig? 6. v. 8. Hinsichtlich der neulichen öffentlichenRügedes Börsen vorstandes an den Redacteur des Börsenblattes schreibt Herr Hofrath Or. Petzholdt in Dresden an denselben unter air- derm Folgendes: - Als ich seiner Zeit den Artikel über Saling's Börsenpapiere im Börsenblatte gelesen, habe ich gelacht, aber in den Ausdrücken contra Hände L Spener — in Betracht daß solche Aus drücke in einer Humoreske eben ganz anders zu beurtheilen sind als in einein gewöhnlichen Aufsätze — etwas Auffälliges oder gar Be leidigendes nicht finden können. Aber das habe ich auffällig finden müssen, daß man wegen ein paar solcher für eine Humoreske harm loser Ausdrücke besonders Lärm schlägt und eine Bekanntmachung des BörsenvorstanLes provocirt, und noch viel auffälliger, daß sich dieser Vorstand veranlaßt sieht, dem Redacteur seines Börsenblattes, zu mal demselben sonst doch Tact und Sorgfalt zuerkannt wird, wegen Aufnahme jenes humoristischen Artikels eine öffentliche Rüge in ziem lich brüsker Fassung zu ertheilen. Zu einem solchen öffentlichen Vor gehen des Vorstandes, der meinetwegen seine Mißbilligung privatim äußern konnte, habe ich einen Grund nicht finden können. Es ist dieses Vorgehen in meinen Augen eine ganz ungerechtfertigte Maß regelung seitens des Börsenvorstandcs, die im Kreise meiner Erfah rungen in ähnlicher Weise noch nicht vorgekommen ist. Ich bedaure Sie dieser Maßregelung wegen aufrichtig. . . . Falls Sie von diesen meinen Aeußerungen in einer Ihnen passend scheinenden Weise Ge brauch machen wollten, würde ich nichts dagegen einzuwenden haben." Erwiderung. — In Nr. 60 des Börsenblattes ist eine Be schwerde darüber enthalten, daß meine Volksschriften vom badischen Kirchen- und Schulblatt durch den Ausschuß der südwestdeutschen Conferenz für Innere Mission unter Rubrik „Verbreitung guter Volksschriften" circa 25 hh billiger als zum Ladenpreis ausgeboten werden. Bis heute habe ich (vor circa 10 Jahren überall durch Circular bekannt gemacht) meine Volksschriftcu baar mit 50 °X> ge liefert, wenn große Partien, mindestens über 100 Eremplare, be zogen werden*). Ich kann es daher nicht hindern, wenn bei mir so eingekauft und sich mit 25 )h statt 50 ?h Rabatt begnügt wird, da cs mir nicht zusteht, den Sortimcntsbuchhändlern oder, leider heut zutage besser ausgedrückt, Denen, die das Recht haben, Bücher zu verkaufen, das Budget zu machen. Jede gute und verständig ge führte Sortimentsbuchhandlung muß aus Erfahrung wissen, daß mein Verlag ein solider ist und ich gar nicht nöthig habe, sie beschä digende Manipulationen zu machen, vielmehr mich stets bemüht habe, die Verbreitung durch dieselben sehr zu unterstützen. Wiesbaden, 15. März 1872. Julius Niedner. Personalnachrichten. Am 12. d. Mts. feierte der seitherige Procurist der B. G- Teubncr'schen Verlagsbuchhandlung hier, Herr August Schmitt, den Tag, an welchem er vor 25 Jahren in dieses Haus eingetreten war. In Anerkennung seiner seltenen verdienstvollen Wirksamkeit nahmen ihn die Chefs der Handlung, die Herren Roßbach und Acker mann, an diesem Festtage zum Theilhaber in dieselbe auf; eine Ehrenbezeigung, die in der That für den verdienten Empfänger ebenso rühmlich ist als für die hochherzigen Geber. Außerdem aber wurde dem Jubilar noch die hohe Auszeichnung zutheil, von der Univeisität Jena wegen seiner Verdienste um die Hebung und För derung der elastischen Philologie zum Ehrendoctor der Philosophie ernannt zu werden. Der Ucbermittler dieses Diploms war der Geh. Regicrungsrath Professor Or. Ritschl hier, welcher dem „viro omni liumnnitutin Isucks ornatisoiwo" gleichzeitig im eigenen Namen eine sehr schmeichelhaft abgefaßte lateinische Votivtafcl über reichte. Am Abend des festlichen Tages hatten die Herren Roßbach und Ackermann ei» Festmahl im Schützenhause veranstaltet, an welchem über 100 mit dem Geschäfte oder Herrn Schmitt in näherer Beziehung stehende Gelehrte und Bcrufsgenosscn theilnahmen; dasselbe zeichnete sich durch geistvolle meist dem Jubilar und den Festgeberu gewidmete Toaste aus. Möge der so heul) geehrte treffliche Mau», zum Nutze» der Wissenschaft und zur Ehre des Buchhan dels, sich seines Glückes noch lauge Jahre erfreuen! Vom kaiscrl. Ober-Präsidium für Elsaß-Lothringen ist an C- F. Schmidt's Buchhandlung (Friedrich Bull) in Straßburg der Charakter „Universitäts-Buchhandlung" verliehen worden. Eine Reducirung dieses Rabattes bedalte ich mir bei der enormen Steigerung aller Herstellungskosten jeden Moment vor. .