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J§ 64, 18. März. Nichtamtlicher Theil. 1027 Es fragt sich nun, ob der in Vorstehenden, flüchtig angedentetc Gedanke Anklang findet. Ist dies der Fall, dann wäre derselbe iin Einzelnen näher zu erörtern. Schwierigkeiten, sehr große und viele Schwierigkeiten wären zu überwinden. Zunächst würde es, auch in dem Falle vielfacher Zustimmung und Betheiligung nicht leicht sein, alle betreffenden Literatur-Er zeugnisse zusammen zu bringen. So gering das Opfer jedes Ver legers in der — doch nur zeitweisen Hergabe eines Eremplarcs sei ner Jahres-Publicationen auch ist, — welchem Opfer doch auch ein möglicher Vortheil gegenübersteht —, manche Verleger würden doch sich passiv dem Unternehmen gegenüber verhalten, oder nur nach mancherlei Bemühung zur Theiluahme im Interesse des Ganzen zu veranlassen sein. Ob die Bücher in dem Gewände, in dem sic auf den Markt kommen, auch in die Ausstellung zu bringen wären, oder ob alle in einem einfachen uniformen Einbande aufzustellen wären, wäre näher zu erwägen. Ersteres hätte manchen Vorzug, dem aber der Nach theil gegenübersteht, daß die dann meist nur broschirtenBücher, sollten sich die Zwecke der Ausstellung erfüllen, bald in kläglichem Zu stande sein würden. Eventuell würden also die Kosten für Einbände ins Auge zu fassen sein. Der Kostenpunkt, der weiter in Betracht kommt, würde nicht gering sein. Mindestens für ein Jahr würde die Anstellung eines sachverständigen, zuverlässigen Mannes erforderlich sein; derselbe hätte die Bücher anzunehmcn, die nicht eingesandten einzufordern, zu ordnen, zu classificiren, zur Weltausstellung zu spediren, dort aufzustelleu und während der Besuchszeit in Ordnung zu halten, zu überwachen und dem Publicum die erforderliche Auskunft zu geben. Die Fracht nach und von Wien wäre zu bestreiten, die, wenn auch für Ausstellungsgegenstände eine Ermäßigung in Aus sicht steht, doch nicht unbeträchtlich sein wird. Sehr bedeutende Kosten würde die Platzmiethe im Weltausstellungs-Gebäude und die nöthige Einrichtung des Locales veranlassen. Wie diese Kosten aufzubringen wären, ob von den bethciligten Ausstellern, ob, wenn auch nur theilweise, aus dem Vermögen des Börscnvereins oder durch Beihilfe der Reichs-Regierung, Las sind Fragen, die erst zu erörtern wären, wenn bei näherer Betrachtung des ganzen Unternehmens die Kosten sich annähernd überschlagen lassen. Ob und inwiefern mit einer Bücher-Ausstellung nach dem vorstehenden Plane eine Collectiv-Ausstellung der deutschen Schrift gießerei, Typographie, Holzschneidekunst, Lithographie, Kupfer- und Stahlstichkunst, sowie der anderen graphischen Künste, Papier-und Farbenfabrikation, Buchbinderei und der Leistungen des einschlä gigen Maschinenbaues zu verbinden wäre, wie solche in Nr. 133 der Annalen der Typographie vorgeschlagen ist, Und wie zu solchem Zwecke sich der Vorstand des Börscnvereins des deutschen Buch handels mit dem Vorstande des deutschen Buchdruckervereins zu gemeinsamem Wirken zu vereinigen hätte, wäre weiter zu erwägen. Ich würde erfreut sein, sachverständige Stimmen über das Vorstehende in diesen Blättern zu vernehmen. Ich bemerke zum Schluß noch, daß die Anmeldung zur Ausstellung bis zum 1. Juli dieses Jahres erfolgt sein muß; — für größeren Raum sollen die außeroesterrcichischen Ausstellungs-Commissionen schon bis zum 1. Mai dem General-Director der Ausstellung ihren Antrag stellen. G. Marcus. Der allgemeine deutsche Buchdruckertag in Eisenach. Wir entnehmen darüber der Deutschen Allgemeinen Zeitung folgenden Bericht: „Eisenach, 11. März. Vorgestern und gestern fand hier ein von dem Vereine der Buchdruckerei- und Schriftgießereibesitzer Stuttgarts veranlaßter Allgemeiner deutscher Buchdrucker tag statt, um die den wiederholten Strikes von Gehilfen gegenüber zubeobachtende Haltung und sonstige allgemeine Angelegenheiten des Buchdruckerstandes zu berathen. Es waren 62 Buchdruckereibesitzer aus allen Gegenden Deutschlands (Thüringen, Sachsen, insbeson dere Leipzig, Berlin, Breslau, Stettin, Köln, Hamburg, Frank furt a. M., Stuttgart re.) versammelt, welche meist auch Vollmach ten von Kollegen hatten und so gegen 550 Buchdruckereifirmen Deutschlands vertraten. Vorgestern Abend von 5—11 Uhr fand eine eingehende Vorberathuug, gestern von IO—3 Uhr die eigent liche Versammlung statt. Den Vorsitz führten Hr. Bonz (Metzler'- sche Buchhandlung) aus Stuttgart und Hr- Engelhard aus Gotha. Hr. Eduard Hallberger aus Stuttgart war Referent. Die Ver sammlung faßte nach längeren und lebhaften Debatten folgende Beschlüsse (der Wortlaut derselben soll noch durch eine Redactions commission festgestellt werden): I. Der in Eisenach zusammengetrctene Allgemeine deutsche Buchdruckertag, das heißt, 1) die auf demselben laut Präsenzliste persönlich anwesenden Buchdruckereibesitzer für sich persönlich und 2) zugleich im Aufträge und Namen der durch sie laut Vollmachten vertretenen weiteren Kollegen beschließen, nicht nur selbst sämmllich, soweit dies noch nicht der Fall, dem bereits bestehenden Deutschen Buchdruckervcrein alsbald beizutreten, sondern auch alle heute hier nicht anwesenden oder vertretenen Kollegen dringend zu diesem Bei tritte einzuladen. II. Bei der am 27. April in Leipzig stattfindenden ordentlichen Generalversammlung desselben eine Erweiterung und Ergänzung der Statuten, welche folgenden Wünschen die Erfüllung sichert, zu beantragen: 1) Die Schaffung eines Organs von Vertrauensmännern, welches als Instanz dient in allen Streitfällen zwischen unter sich geeinigten Gehilfen und einzelnen Prinzipalen oder den Prinzipalen einer ganzen Stadt. 2) Es soll in derartigen Streitfällen nicht nur ein Recht, son dern eine unbedingte Pflicht der Vereinsmitglieder sein, an diese Instanz zu appclliren, d. h. den Streit von dem Gebiete der persön lichen Interessen auf das des allgemeinen gewerblichen Interesses zu übertragen. 3) Es hat diese Instanz innerhalb einer möglichst kurzen Zeit ihre Entscheidung über den Streitfall zu geben und haben die be treffenden Vereinsmitgliedcr dieser Entscheidung gemäß zu handeln. Tritt nun aber trotzdem ein Strike oder ein feindseliges Vorgehen der vereinigten Gehilfen gegen solche Vereinsmitglieder ein, so wird der Buchdruckervcrein in seiner Gesammtheit für die Angegriffenen eintreten und werden die sinkenden Gehilfen bis zu Beendigung des Strike in keiner Vereinsofficin Anstellung erhalten. III. Die Versammlung erkennt und bezeichnet unter den schon bisjetzt vom Deutschen Buchdruckervcrein angcstrebten Zielen als be sonders dringend: 1) Die möglichst rasche und ganz Deutschland umfassende Bil dung von Local- und Kreisvereinen als die einzig richtige Unterlage und Vorausbedingung für die Wirksamkeit unsers Centralvereins. 2) Die Einführung eines Normaltarifs für ganz Deutschland, unter Zugrundelegung des Leipziger Tarifs. (Folgen Details.) 3) Die Einführung einer möglichst gleichlautenden Druckerei ordnung in allen Vereinsofficinen, um durch Gleichmäßigkeit auch in dieser Beziehung Differenzen zwischen Prinzipalen und Gehilfen thunlichst vorzubeugen. IV. Endlich empfiehlt die Versammlung nachstehende Wünsche dringend dem Ausschüsse des Deutschen Buchdruckervereins: 1) Möglichste Förderung und Unterstützung des officiellcn Or gans des Vereins (Lorck's „Annalen der Typographie"); 137*