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277 1848.^ gehende Bestellung gekauft werden: findet sie der Käufer nicht auf Lager, so nimmt er etwas anderes, das gerade da ist. Um nun dem, durch die Remittenden der Ostermesse, welche auf das Erscheinen der neuen Auflagen folgte, ziemlich ansehnlich gewor denen Vorcath der älteren eine Verwendung zu geben — gewiß ein höchst natürlicher Wunsch —bot ich denselben (in einem beson- dern Rundschreiben) meinen Herren Eollegenzu sehr ermä ßigten Preisen an*). Meine Erwartungen für den Absatz auf diesem Wege, der mir der einfachste schien und den ich in einem ähn lichen Falle schon einmal und mit Erfolg betreten hatte, rechtfer tigten sich jedoch nicht: es wurden im Ganzen nur sehr wenige Exemplare verlangt. Ich kann mir den Grund der Ungeneigtheit der Herren Sortimentshändler nicht erklären, um so weniger, als von ei nem Risico nicht die Rede sein konnte. Wenn ich sohin meinen Vorrath an eine Antiquariatsbuchhand lung abtrat, die ihn bereitwillig übernahm, so wird dies sicher jeder mann natürlich finden; und die Preise, welche der nunmehrige Käufer in seinen späteren Anerbietungen stellte, mußten mir, meinen Herren College» gegenüber, zu um so größerer Beruhigung dienen, als diesel ben bis auf wenige Kreuzer den meinigen gleichkamen **). Es würde sich nun davon handeln, ob dieser Verkauf dem fer neren Absatz der Bücher hinderlich geworden. Mir scheint, Herr Bä- deker vermuthet es, wenigstens schließe ich dies aus dem, was seiner Aufforderung, meine Erfahrungen darüber mitzutheilen, unmittelbar vorangeht. Wenn ich auch nicht anstehen kann, zuzugeben , und mit mir gewiß Viele, die nicht zu den „Unkundigen" gehören, daß eine Störung im Gange eines in der erwähnten Art im Preise herabgesetz ten Buches in vielen Fällen vorauszusetzen sei, so wird doch auf der andern Seite gewiß auch eingeräumt werden müssen, daß die Fälle sehr verschieden und namentlich in ihren weiteren Folgen nicht noth- wendig alle gleich sein müssen: es wird sich hier am wenigsten eine Regel aufstellen lassen, und die sorgfältige Erwägung aller Seiten bei jedem derartigen Schritte das einzige Mittel sein, sich vor Schaden zu hüten. Herr Bädeker traut mir aber sicher zu, daß bei jenem Verkaufe das Nöthige vorher von mir überlegt worden ist. Ich mußte hier der Ueberzeugung sein, daß einestheils die Exemplare Ab satzwege finden würden, die ihnen auf dem Felde des Buchhandels nicht oder wenigstens nicht in solcher Ausdehnung offen stehen (was Herr Bädeker selbst ganz richtig hervorhebt) — anderntheils, so bald der Vorcath vergriffen wäre, die wohlfeileren Anerbietungen von selbst aufhörten, und diese somit keine oder im äußersten Falle nur eine vor übergehende Störung des Absatzes der neuen Auflagen zur Folge haben könnten. Der seitherige Erfolg derselben rechtfertigte auch meine An sicht in vollem Maaße. Der Absatz hat nicht nur nicht abgenommen, sondern ist in der letzter» Zeit — freilich auch begünstigt durch die ge genüber den ersten Auflagen verschönerte Ausstattung neben einem bil ligeren Preise — gestiegen und beide Bücher gewinnen fortdauernd immer weiteren Boden in der Gunst des Publicums, die ihnen übri gens schon durch ihren inneren Werth gesichert bleibt. Stuttgart, 19. Februar 1848. S. G. Liesch ing. *) Schwab Sagen, erste Auflage, kostete im Ladenpreise 7 fl. 20 kr- (die zweite Auflage 5 fl. 24 kr.), ich bot jene zu 2 fl. 42 kr. netto an- — Der Ladenpreis von Güll's Kinderheimath, erste Auflage, war 1 fl. 40kr- (der zweiten Auflage l fl. 36 kr.), jene nach meinem Anerbieten 36 kr. netto. **) Herr Baer bietet Schwab Sagen zu 3 fl. 30 kr. mit 25 CH — demnach 2 fl. 38 kr. netto, und Güll's Kinderheimath zu 36 kr., eben falls mit 25 CH, also 27 kr. netto an. Zn den Leiden der Sorli'iiiciitShändlcr als „Verkürzung des Rabattes seitens mancher Verleger (deren Namen kürzlich in diesem Blatte aufgeführt wurden), Nichtgestattung von Disponenden von Seiten einiger Handlungen, die sich stereotyp alljährlich dergleichen auf Ihren Remitt.-Facturen (meist ohne jeden Grund und Ursache) verbitten; Notirungen in alte Rechnung, obgleich das neue Jahr schon längst angegangen ist (Hrn. Gerhard'sBuchhdlg. in Danzig verschickte z. B. noch am 3. Febr. 1848 Hefte von Nobis Hand buch in alte Rechnung, Hr. Schäfer in Leipzig und Hr. I. Meißner in L. liefern ebenfalls noch weil ins neueJahr hinein Fortsetzungen von eini gen Werken« 6onto 1847)" ic. w. scheintsich neuerdings noch ein neues Leiden gesellen zu wollen, indem einige Handlungen angefangen haben, außerordentlich Vieles gegen baar zu expedicen,ja einige Handlungen, z. B. Herr Meusel in W., wollen ihren sämmtlichen Verlag in Zukunft nur gegen baar geben, ohne jedoch bei derBaar- expedition höheren Rabatt als den gewöhnlichen zu gestalten. Möchten doch alle diese genannten Uebelstände für das Geschäft bald aus unserer Mitte schwinden! — Es regt sich gegenwärtig ja so erfreulich unter den Buchhändlern, um bessere Zustände herbeizuführen, daß es Pflicht eines Jeden ist, immer und immer wieder auf solche Sachen aufmerksam zu machen und Abhülfe zu erstreben. -g- 3. Rüge. Herrn Thcvd. Kampfs»,eyer in Berlin. Ohne auf eine allgemeine Beleuchtung Ihres Aufsatzes in Nr. > 7 dieses Blattes, — der nur ein Wiederkäuen Dessen ist, was Jeder schon längst verdaut hat, — eingehen zu wollen, nehmen wir nur Veran lassung, Ihre in Nr. 4 Ihres Aufsatzes ausgesprochene Meinung zu berichtigen. Wenn auch hin und wieder traurige Beispiele vorgekommen sein mögen, daß Einzelne aus dem jüngeren Buchhändlerpersonal durch heim liches Verschleudern unrechtmäßigen Eigenthums sich Veruntreuung haben zu Schulden kommen lassen, so ist es doch mehr als Kühnheit, zu behaupten, daß dies in dem Maße stattgefunden habe, um als Grund zum Verfall des Buchhandels hingestellt werden zu können. Deshalb geben wir Ihnen die Versicherung, daß Ihre Behaup tung nur ein mitleidiges Lächeln hervorgebracht haben wird, und kön nen Sie nur schließlich in Ihren ehrenwerthen Grundsätzen bestärken, nchmlich: „nur solche Bücher zu kaufen, von denen Sie überzeugt sind, daß sie der Verkäufer auf ehrlichem Wege an sich gebracht hat; müssen Ihnen aber rathen, für die Folge in Ihren Behauptungen vorsichti ger zu sein und sich Verdächtigungen zu enthalten, die auf Ihren Stand zurückfallen könnten." Darum: si laeuissoo, plülosoplnn. manoisse!-! XXX Berlin, den 29. Februar 1848. Heute wurde mit den Buch händlern Seitens der Polizei folgendes Protocoll ausgenommen: Den Herren Buchhändlern wurde heute eröffnet: „Nach einer dem Hrn. Ober-Präsidenten von Meeding von dem Hrn. Ober-Präsidenten von Eichmann zu Coblenz zugegangencn Mittheilung ist der Versuch gemacht worden, Eremplarc der sich in verschiedenen Artikeln über die allerhöchste Person des Königs und der neueren staats- rcchll. Gesetzgebung i» unehcerbietiger und gehässiger Weise äußernden in Paris gedruckten Schrift: „Pariser Brei" und unter dem Titel: „Kritische Blätter, herausgegeben von German, Maurer u. Fr. Braun" Leipzig, E. O. Weller 1848 augenscheinlich mit Umgehung des Artikel 11 der Verordnung vom 18. October 1819 im Jnlande einzuführcn." Die Herren Comparenten versicherten dies wohl verstanden zu haben und verpflichteten sich, sich durch Täuschung nicht verleiten lassen zu wollen, die Pariser Horen zu verbreiten; cventualitcr es sei ihnen wohl bekannt, daß sie durch solche Verbreitung sich einer Eriminal-Untersuchung aussctzen. Berlin, 29. Februar 1848. Verbot. Am 28. Februar wurde mittelst Rescripts des Köuigl. Preuß. Ministeriums des Innern das zu Leipzig bei Naumburg unter Kvllifll. Stichs. Ccilsur erschienene Buch: Frauenspiegel !t. von Zander wegen seines unsittlichen Inhalts verboten und mit Be schlag belegt.