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8354 Börsenblatt f. d. Llschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 160. 12. Juli 1S12. Kleine Mitteilungen. Da- Kraneustndinm in Deutschland im Gommer 1912. — Wie die Zahl der deutschen Universitätsstudenten überhaupt, so ist auch die Ziffer der unsere höchsten Bildungsanstalten als vollberechtigte akademische Bürger besuchenden Frauen in diesem Sommer weiter angewachsen und von 2662 im Vorjahr auf 2958 gestiegen, d. i. gegenüber dem Winterhalbjahr 1908/09, in dem auch Preußen den Frauen seine Universitäten öffnete, eine Zu- nähme um etwa 160°^. Dieser starke Andrang ist im jetzigen Entwicklungsstand de- Frauenstudiums zum Teil daraus zu er klären, daß infolge des mehrjährigen Studiums der einzelnen Studentin dem jeweiligen Semesterzuwachs noch kein normaler Abgang gegenübersteht, was erst nach einigen Semestern der Fall fein wird. Von den heutigen weiblichen Studierenden sind 1962 an den 10 preußischen Universitäten eingeschrieben, 279 befinden sich an den 3 bayerischen, 417 an den 2 badischen und 300 an den übrigen 6 einzelstaatlichen Universitäten einschließlich derjenigen in Straß burg; etwa 2500 mögen Deutsche, der Rest (468) Ausländerinnen sein. Von den letzteren stellt bekanntlich Rußland das größte Kontingent, nämlich etwa die Hälfte; am nächsten steht Nord amerika mit etwa einem Fünftel, dann folgt Österreich - Ungarn mit etwa 40; der Rest verteilt sich auf die übrigen Kulturstaaten, selbst Asien, Afrika und Australien sind hier und da vertreten. Der verhältnismäßige Anteil der Frauen am deutschen Univetsi- tätsstudium beläuft sich zurzeit auf 4,9 vom Hundert, gegen 4,4 v. H. im Vorjahr und 2,7 v. H. vor drei Jahren. Die Verteilung der Studentinnen auf die einzelnen Fakul täten bzw. Studienfächer zeigt von Jahr zu Jahr mehr, daß die studierenden Frauen überwiegend denjenigen Fächern zustreben, die eine staatliche Anstellung sichern, nämlich den Disziplinen der philosophischen Fakultät mit dem Endziel des Ober- lehrerinnenexamenS, worauf freilich die Frau zunächst Be gabung und Neigung Hinweisen, was zu einem großen Teil aber auch darauf zurückzuführen sein dürfte, daß namentlich viele preußische Studentinnen ein Lehrerinnenseminar besucht haben. So stieg binnen Jahresfrist die Zahl der Studentinnen der Philosophie, Philologie und Geschichte von 1438 auf 1635, die jenige der Mathematik und Naturwissenschaften studierenden Frauen von 42Z auf 639, während die Medizinerinnen, die vor einigen Jahren noch dominierten, nur von 649 auf 625 sich vermehrten und jetzt in den Hintergrund gedrängt sind; Staatswissenschaften und Landwirtschaft studieren 74 Frauen gegen 66 im Vorjahre, Rechtswissenschaft 39 gegen 42, Zahnheilkunde 28 gegen 31, Pharmazie 7 gegen 7 und evangelische Theologie II gegen 6. Zum Vergleiche sei hier eingefügt, daß die französischen Universi täten im letzten Jahre von etwa 4300 Studentinnen besucht waren, die sich auf die einzelnen Fächer folgendermaßen ver teilten: Philosophie und Philologie etwa 2300, Mathematik und Naturwissenschaften 600, Medizin 1300, Rechtswissenschaft 150 und Pharmazie 60. Davon stammten etwa 1900 aus dem Aus- lande, und die Hälfte war an der Pariser Universität ein- geschrieben. Was die Verteilung der Studentinnen auf die einzelnen Universitäten des Reichs betrifft, so werden offensichtlich die preu ßischen Hochschulen von den Frauen bevorzugt, was sich wesent lich aus der örtlichen Herkunft der Studentinnen erklären dürfte; denn aus dem Norden stammen verhältnismäßig mehr studie rende Frauen als aus dem Süden. Eine nähere Untersuchung der Heimatsverhältnisse würde ergeben, daß von den reichsange- hörigen Studentinnen fast drei Viertel in Preußen beheimatet sind. An der Universität der Reichshauptstadt befindet sich denn auch fast der vierte Teil der weiblichen Studentenwelt, nämlich 717; am nächsten steht Bonn mit 283, dann folgen München mit 241, Göttingen mit 234; Heidelberg hat 231, Freiburg 186, Münster 157, Breslau 142, Marburg 127, Leipzig 112, Königsberg 96, Greifswald 81, Halle 69, Kiel 69, Tübingen 40. Straßburg 38, Gießen 25, Erlangen 23, Würzburg 15 und Rostock 6. Im Vergleich mit dem Vorjahr ist die Zahl der weib lichen Studierenden zurückgegangen in Erlangen, Gießen und Tübingen, während die Steigerung wesentlich Heidelberg, Mar burg und Münster zugeflossen ist. Im Verhältnis zum Gesamt besuch ist der Prozentsatz der studierenden Frauen am höchsten in Berlin, Göttingen und Heidelberg, am niedrigsten in Leipzig und Rostock. Mit den nur an einzelnen Vorlesungen teilnehmenden 1183 Gastzuhörerinnen nehmen in diesem Winter 4141 Frauen am deutschen Universitätsunterricht teil, gegen 3764 im Vorjahr. Die meisten Hörerinnen hat in diesem Sommer München, nämlich 193, in Bonn sind es 98, in Tübingen 97, in Berlin 88, in Leipzig und Straßburg je 70, in Freiburg 2» und in Marburg nur 8. Warenzeichen-Eintrag. — Dem Verlag der Ärztlichen Rundschau, Otto Gmelin, Pfadfinder-Verlag, München, wurde vom Kaiserlichen Patentamt das Wort »Pfadfinderbucha in Klasse 28 V 4997 Nr. 161745 als Warenzeichen geschützt. I« der Technischen Hochschnle zu Berlin-Charlottenburg werden vom 4. bis 26. Oktober Hochschulvorträge und Übungs kurse für Ingenieure abgehalten. Mene Bücher, Kataloge »sw. für vnchhLndler. Die Sage vom Doktor Faust in der Literatur, Kunst und Musik. Die Sage von Don Juan — Robert dem Teufel — Ahasver. Antiqu.-Katalog Nr. 112 von Paul Alicke in Dresden-A-, Grunaerstraße 19. 8°. 48 S. 888 Nrn. Führer durch die ?s.uobnit>2 Läitioo. Juni 1912. Kl.-8°. 260 S. Leipzig, Bernhard Tauchnitz. Sprechsaal. Was ist Rechtens? <Vg>. Ni. ISS.) Im Journal-Lesezirkel richtet sich das Vierteljahrs-Abonne ment nicht nach dem Kalender-Vierteljahr, sondern kann mit jedem Tag begonnen werden. Es ist üblich, daß die Quittung von dem Tage des Abonnementbeginns auf 13 Wochen ausgestellt wird. Wenn also Herr kdx. die erste Lieferung am Sonnabend, den 30. März, erhielt und für das erste Vierteljahr 9.— prä numerando bezahlt hatte, so hatte er außer der Anlieferung noch Anspruch auf weitere 12 Lieferungen, d. h. er bekommt mit Sonnabend, den 22. Juni, das letzte Mal geliefert und hat am 29. Juni die Journale zurückzugeben, ohne an diesem Tage neue Hefte beanspruchen zu können. Wenn ein Abonnent nur 13 Wochen — ^ Jahr bezahlt hat so kann er nicht verlangen, daß ihm 14mal geliefert wird. Keinesfalls ist er berechtigt, die Journale zurückzubehalten, die er sich ja nur geliehen hat und die der Lesezirkelinhaber sehr oft schon an demselben Tage einem zweiten Kunden überläßt. Bei Auswahl-Journalen würde noch eine größere Störung eintreten. Es ist daher das gute Recht des Journallesezirkel-Jnhabers, wenn er auf Herausgabe seines Eigentums besteht. Jeder Richter wird nach meinem Dafürhalten einer eventuellen Klage statt geben und auch den Anspruch des Klägers auf Schadenersatz anerkennen, wenn dieser infolge Zurückbehaltens der Journale nachweislich Neuanschaffungen hat machen müssen. Herr ?dx. verwechselt anscheinend das Journallesezirkel-Abonnement mit festem Abonnement, wo die Journale behalten werden können. Zum Schluß möchte ich noch bemerken, daß ich nicht der Lieferant des Herrn ?dx. gewesen bin und daß der Gegenstand derartiger Zwistigkeiten, der eventuell gar noch vor das Gericht führt, eigentlich viel zu gering ist. In meinem Geschäft haben die Boten über derartige Vorkommnisse abends Bericht zu er statten. Ist ein Abonnent über irgendeinen Punkt im Un klaren, so erhält er meistens noch an demselben Abend darüber Aufklärung. Ich glaube, im vorliegenden Streitfälle wäre jeder verständige Abonnent, der ordnungsgemäß sein Abonnement gekündigt hat, damit einverstanden, 9 durch 13 geteilt --- 70 H (Leihgebühr für eine Woche) zu bezahlen, falls er die Journale noch eine Woche länger haben will. Leipzig, 10. Juli 1912. I. Ferda.