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Erzgebirgischer Volksfreund : 24.10.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192510245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19251024
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19251024
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Druckfehler: 1. Beiblatt enthält falsches Ausgabedatum
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-10
- Tag 1925-10-24
-
Monat
1925-10
-
Jahr
1925
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 24.10.1925
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* gehe. m S IN r ärei! Der har Sui des woi En! kchi zu b bald Schwere Unruhen in Aegypten. London, 22. Olt. Noch einer Meldung aus Kairo brachen in Tantah, wo sich Tausende von Pilgern anläßlich eines religiösen Festes ei »gesunden hatten, schwere Un> ruhen aus, in deren Verlauf 54 Personen getötet und 4 3 verwundet worden sein sollen. Neus Zusammenstöße zwischen Hindus und Mohammedaner». Madras, 22. Okt. In einein Dorfe bei Bellary kam es zu einem Zusammenstoß zwischen Hindus und Mo hammedanern, wobei die Polizei eingriff. 17 Polizei- beamte wurden verwundet, während durch das Feuer der Polizei drei Inder getötet wurden. grtae fremde Loeavn schen ' veranl bund Statut im H« legenh slitten bund nriffim dann Ultim nehnu S bietes Dorsö zwecks 19. O gari heute in de bun chisch aus ' der <! und tal u Stra Berlin, 22. Okt. Don den drei verschiedenen Miß trauensvoten im preußischen Landtag gegen Innen- Minister Severing wurde zunächst über das Leutschnadio- nale Mißtrauensvotum abgesnmmt. Es wurden insgesamt 384 Karten abgegeben. Für die Ablehnung wurden 220 Stim- mcn abgegeben, wogegen 158 Stimmen für das Mißtrauens votum vorlagen. Das Ergebnis wurde mit stürmischen Kund gebungen auf der Linken ausgenommen. Die Doeveremmgen dsr StevotuNo«. München, 22. Okt. Im Dolchstoß-Prozeß wurde als nächster Zeug« der Landgerichtsrat Dobrins vernommen, der über die Ma eine Meuterei im Jahre 1917 Auskunft gab. Wolter führte er aus, daß er im Jahre 1917 als Unter- suchungsrichter beim 4. Geschwader tätig gewesen sei. Während dieser Tätigkeit habe er auch nicht einen einzigen Anhänger der Sozialdemokratie getroffen, der sich für die Vorbereitung der Meuterei eingesetzt hätte. Im Gegenteil sei stets dem Abscheu gegen eine solche Meuterei Ausdruck gegeben worden; der Zeuge nenntLbert, Scheidemann usw. Der Verrat sei aus schließlich auf Anhänger der U. S. P. zurückzuführen. Der kritische Punkt der ganzen Meutervibowegung -sei di« Stock holmer Konferenz vom 15. Oktober 1917 gewesen. Dis Or ganisation der Meutereibewegung sei von den, Schlachtschiff „Luitpold" ausgegangen und sei besonders von den Matrosen Reichpietsch und Becker vorbereitet worden. Reich st letsch habe auch die Beschickung und Unterstützung der Stock holmer Konferenz vorbereitet. Das Programm der Stockholmer Konferenz habe dann die Hauptrolle in der ganzen Meuterei- bewegung gespielt. Nach der mißglückten ersten Meuterei auf dein Schlachtschiff „Luitpold" seien 11 Mann wegen unerlaub ten Verlassens des Schiffes bestraft worden. Dann wandte sich der Zeuge den Vorgängen auf dem Schlachtschiff „Friedrich der Große" zu. Seine Untersuchungen hätten ihm die erschütterndsten Stunden in seiner ganzen kriminalistischen Tätigkeit gebracht. Es habe sich hier nicht nur um einfache Meuterei, sondern überhaupt um die Vor bereitungen der Revolution gehandelt. Für den Zeugen steht fest, daß "Abgeordnete der U. S. P. di« Meuterei geführt haben. Das Programm der Bewegung sei in der Hauptsache gewesen: Möglichst vollständiger Uebertritt der Mannschaften der Flotte , zur U. S. P. und Erzielung eines Friedens mit gewaltsamer Durchführung des Programms. Nach der Aussage des Matrosen Neichpietsch ist dieser im Reichstag von Dittmann, Haase, Bügtherr und Frau Zietz empfangen worden, wobei ÄM gesagt wurde, daß die Be wegung mit Agitationsmaterial unterstützt werden würde. Zeuge Dobring führt dann weiter aus, daß man in der restlosen Verfolgung und Niederkämpfung der Bewegung von -er Regierung nicht unterstützt worden sei. Der Obrr- veichsanwalt habe sich, parlamentarisch ausgedrückt, zurück gezogen und erklärt, nur im Auftrage des Reichsjustizmini steriums handeln zu können. Mit einer Anklage gegen Dittmann wegen Landesverrats sei man in Berlin haupt sächlich aus politischen Gründen nicht durchgedrungen. Scheide mann habe sich sehr entschieden für die Veröffentlichung des Sachverhalts oer Nieuterei ausgesprochen. Auf Grund der Aussagen des Zeugen Dobring be antragt Rechtsanwalt Pestalozza die Ladung des Abgeordneten Dittmann als Zeugen, wobei er darauf hinweist, daß Dittmann im Magdeburger Ebert-Prozeß unter Eid erklärt habe, er habe nie an der Erregung einer Meuterei teilgenommen. Der Zeuge betont weiter auf die Frage, ob die Unter suchung gegen den Matrosen Reichpietsch und Genossen geheim gehalten worden sei, bis Reichskanzler Dr. Michaelis die Marinemeuterei im Reichstage zur Sprache brachte, daß das Erricht die Untersuchung geheim gehalten habe. Nach Ver lesung von Auszügen aus Reden des Reichskanzlers Dr. Michaelis, des Staatssekretärs Capelle und einiger sozial- dLmorkatischLr Führer über die Marmemeuterei-Besprechung wird Konteradmiral a. D. Pauk Heinrich über die Vorgänge auf den kleinen Fahrzeugen, Kreuzern und Torpedobooten ver nommen. Er erklärt, eins Reihe von Wahrnehmungen hätten in ihm die Uv-erzeugung gefestigt, daß eine Zersetzungs- arbeit bei Heer und Flotte betrieben worden sei. Zu -sm geplanten Flottenvorstoß bemerkt der Zeuge, daß die Ge- rächte fälsch waren, wonach der Vorstoß den Zweck gehabt hoben soll, die Schiffe vor der Auslieferung lieber zugrunde gehen zu lassen. Auch die Herren vom Flottenstab hätten solche Hintergedanken nicht gehabt. Daß man den Plan -es Vor stoßes nicht bekannt gab, sei aus militärischen Gründen begreif lich. Der Zeuge gibt im weiteren Verlauf eine Darstellung der dann folgenden Meutereien und Unruhen. Darauf wird die Verhandlung auf Freitag vertagt. Ham 700< N Kuo bün Polen erkennt Wahlergebnisse nicht an. Danzig, 22. Okt. Die „Krotoschiner Zeitung" schreibt: „Bei den StadtverordnetLnwahlen in Rothenburg an der Obra haben 90 Prozent Ler Bevölkerung ihr Wahlrecht aus geübt. Es wurden 427 Stimmen abgegeben. Auf Liste 1 ent fielen 95, auf Liste 2 — 72 und auf Liste 3 (deutsche Liste) 257 Stimmen. Liste 1 erhielt 3 Mandate, Liste 2 zwei Mandate und die deutsche Liste nur ein Mandat (I!). Alle bisherigen Proteste und Eingaben gegen diese Mandatszuteilung blieben erfolglos." Die Beschießung von Tetuau. London, 22. Okt. Das Bombardement von Tetuan dauert an, ohne daß die Spanier bisher in der Lage gewesen wären, irgend eine Wirkung auf die Artillerie Abd el Krims zu erzielen. — Ein französisches Flugzeug ist gestern von den Rifleuten ab geschossen worden. — Aus Tanger wird gemeldet, daß zufolge Nachrichten von Ein geborenen Abd el Krim beabsichtigen soll, im Gebiet der Beni Zerwl einen Angriff durchzuführen. Ein Angriff nördlich von Bibane soll bereits im Gange sein. -r— ! Mchmr«chl, MeWlAM, MkMlMn. Don (Seh. Reg.-Rot G«orgLleinow, Berlin. In Locarno wurde manche« Problem der Weltpolitik in Angriff genommen, aber kein« konnte entschieden und gelöst w«Len. Nicht etwa, weil es den einzelnen Konferenzteilneh mern an gutem Willen fehlte, sondern weil man dort zu glauben scheint, einen wichtigen Faktor aus den Besprechungen ausscheiden zu können: die Sowjetunion! Die Tat- fache, daß die Sowjetunion nicht nur den siebenten Teil der Erdoberfläche einnimmt, sondern auch das Erbe des früheren moskowitischen Staates in der auswärtigen Politik angetreten hat, läßt sich durch keinen Antibolschswismus und erst recht nicht durch die Feindschaft Englands gegen den alten Rivalen im Osten fortwischen. Vielmehr ist es gerade der alte eng- lisch-russtsche Gegensatz, der die Notwendigkeit der Anwesen- heit der Bolschewisten auf jeder der Befriedung der Welt ge- widmeten Konferenz bedingt, wenn die Beschlüsse der Kon ferenz nicht in der Luft hängen bleiben sollen. Ls war darum ein grundsätzlicher und taktischer Fehler, die Russen nicht einzu laden, auch wenn die Herren Juristen mit ihren formalen Ein wendungen dagegen formal durchaus im Recht wären. Wa rum hat man es den Russen nicht überlassen, selbst ihr Fern bleiben von einer Konferenz, die dem Frieden in der Welt ge weiht sein soll, zu begründen? Jetzt sieht man nur den eng lischen Segnet an der Arbeit, sein« Figuren gegen die Sow- jetunion zu schieben . . . Die Politik Chamberlains auf der Konferenz von Locamo wird uns nur dann verständlich, wenn wir annehmen, daß er die Verhältnisse in der Sowjetunion -och nicht genügend oder nur durch die Brille von russischen Emi granten kennt. Er unterschätzt ohne Zweifel die Festigkeit des SowjetgefUges und den Fortschritt von dessen innerer Kon- solidierung. Er unterschätzt auch die militärische Friedfertig keit der Sowjetregierung bezüglich Polens. Die Sowjetre gierung muß die nächsten Jahre friedfertig sein! Darauf be ruht in wesentlichem Umfange die Sicherheit der polnischen Republik für die nächsten Jahre. Die Sicherheit Polens hängt weiterhin auch von der Befriedung Deutschlands ab. Ein deut- iches Volk, das die Möglichkeit vor sich sieht, 20 bis 30 Jahre friedlich arbeiten und die Schäden des Krieges beseitigen zu können, ist für kriegerisch« Abenteuer nicht zu haben und seine Arbeiterschaft fällt nicht jenem proletarischen Pessimismus an heim, der zur Stärkung -es Bolschewismus in gerader Linie führt. Wird das deutsche Volk durch irgendeinen internatio nalen Beschluß um seine Ruhe gebracht, dann gibt es auch keinen Frieden in Europa. Der gefährlichste Fraaekomplex in.obigem Zu sammenhangs ist der der deutschen Ostgrenze. So, wie der Komplex von Chamberlain und Briand angefaßt wurde, kommt es darauf hinaus, -aß Millionen Deutscher aus Ost- und West preußen, Posen und Schlesien die Hoffnung genommen werden soll, je von den Bestimmungen des Versailler Dokuments über die deutsche Ostgrenze los und zu einer gerechten Ordnung der Dinge zu kommen. Um dies zu verhindern, soll das deutsche Volk ständig unter der Bedrohung durch Krieg und Bürger krieg gehalten werden. Nichts anderes würde bedeuten die Anerkennung des Durchmarschrechtes französi scher Truppen durch Deutschland zum Schutz Polens. Man vergegenwärtige sich: wer würde im Dölkerbundsrat darüber zu entscheiden haben, ob Polen von der Sowjetunion angegriffen sei oder nicht? Die Mehrheit! Also die alt« En tente, dis sich zurzeit England zuliebe zu einem Block gegen die Sowjetunion organisieren lassen soll, wobei die Herren glauben, dsr Polen nicht entraten zu können. Deutschland soll in den Block hinein, und zwar geknebelt, um darin eine ähnliche Rolle zu spielen, wie sie 1854 die Türkei in der Koalition gegen das Rußland Nikolaus des Ersten gespielt hat! Wir wissen, wie diese Koalition der Türkei bekommen ist. Als Politiker würden wir es verstehen, wenn ein englischer Staatsmann aus seinen durchaus begründeten Sorgen wegen Indiens der deutschen Regierung ein Bündnis gegen die Sowjetunion vorschlüge und dafür einen entsprechenden Preis böte, einen Preis, den kein deutscher Staatsmann, der die deutschen Interessen wahrzu nehmen hat, ausschlagen dürfte ... Aber Deutschland zumuten, um Polens oder Indiens willen seine gesamte Zukunft aufs Spiel zu setzen, ohne etwas anderes einzutauschen, als einige geringfügige Konzessionen und die Zugehörigkeit zum Völker bünde, das wäre unverständlich. Vom englischen Standpunkt« aus würden wir diese ungeheuerliche Forderung noch begreif lich finden, wenn damit die Durchsetzung englischer Ziele zu ge währleisten wäre. Doch auch davon kann nicht die Rede sein! Vielleicht genügt ein kurzer Hinweis auf das, was ge schieht, wenn von deutscher Seite das Durchzugsrecht aner kannt werden sollte. Gesetzt den Fall, die deutschen Delegier ten würden früher oder später annehmen. Darauf be kommt Deutschland amerikanische Kredite. Der deutsche Ge werbetreibende, -er etwas wie wirtschaftliche Bewegungsfrei heit spürt und sich das Geschäft nicht stören lassen will, wird eingeschläfert. Die Polen werden militärisch weiter gestärkt und bilden eine von Jahr zu Jahr wachsende Bedrohung der Sowjetunion. Die englischen Konservativen und Liberalen, bedroht inr Innern durch die kommunistische Gewerkschasts- agitation, in Asien durch die Moskauer Politik, halten den Zeit punkt der Abrechnung mit Moskau, sagen wir 1927 oder 1929, für gekommen. An den Ostgrenzen Polens beginnen die zur zeit eingeschlafeuen Plänkeleien wieder. Eines Morgens drah tet Warschau die Meldung in die Welt, Polen sei von der Sowjetunion angegriffen und — der Bündnisfall für Frank- reich ist da! Diesen Augenblick steht Hr. Sinojew als Führer der Komintern ebenso herankommen, wie Hr. Tschitscherin als Außenminister, wie Hr. Krassin als Leiter des Außeichandels- monopols. Don allen drei Stellen wird der „strategische Auf marsch" vom Tag« des Paktanschlusses an vorbereitet und Eu ropa beunruhigt. Ein französisches Heer soll nun in tausend Zügen verladen durch Deutschland geführt werden. Was das bedeutet für Wirtschaft und Wirtschaftsverkehr, wissen wir aus Erfahrung: Arbeitslosigkeit! Und dazu eine nationale Em pörung, di« keine Regierung in Deutschland dämpfen könnte und die hunderttausend deutscher Bürgersöhn« in die Reihen der Konnnunisten ganz automatisch führte . . . Die Moskauer International« hätte di« erste Schlacht für die Sowjetunion ge wonnen, ehe der Krieg eigentlich anfing. Die zweite Schlacht schlagen die Sowjettruppen selbft. . . England greift ein. Der neue Weltkrieg i st da, entfesselt, um England in Indien und China freie Hand zu geben. Und dazu sollen wir die Hand bieten!? Das Ende dieses Weltkrieges wäre nicht die Niederrin- gung der Sowjetunion, sondern das Chaos in Europa und der Fortgang der Weltrevolution, nunmehr in den heute noch blühenden deutschen Industriegebieten, denn dann wär« das eingetreten, was die Voraussetzung für den Sieg der Weltrevolutum unter der Führung Moskaus ist: der Zusammenbruch des unbewaffneten Deutschland! Glauben die englischen staats» mSnneb wlrklsch, baß «in solcher Sieg der Sowjetunion in Europa den EnglUnd^ n freie Hand in Asien brächte? Ein Blick auf die nationale Bewegung in China und auf die Zu- stände in Zgntralasien und Persien genügt, um die Frage zu verneinen. , "Was hätte Frankreich von einem solchen Ausgang? Die Vorschiebung der russischen Macht dis an den Rhein mit allen Folgen für die deutschen Kriegszahlungeu. Die Befriedigung Europas bleibt ein Unding, wenn Europa durch den Sicherheitspakt, den dl« Entente mit Deutschland schließt, doch nicht mehr wie ein Werkzeug der englischen Asienpolitik werden soll. Wer zu viel sichern will, sichert am Ende gar nichts, weil er die moralischen und phy sischen Kräfte, die der Sickerung dienen sollen, erstickt. Die Staatsmänner sollten sich damit begnügen, eine D e r- ständigung zwischen Deutschland und Frank reich her bei zu führen, die gemeinsames Arbeiten in der ganzen Welt ermöglichte. Gelänge solches, so wäre außer ordentlich viel erreicht, nämlich die unerläßliche Ba sis und der Ausgangspunkt für die Befrie- düng Osteuropas, an deren Ende di« Medervereinigung Rußlands mit Europa stehen soll. Hinter dieser Verständigung muß freilich der große Gedanke der Vereinigten Staaten von Europa stehen. Die Spannungen, die mit der Zertrümmerung des Habsburger Staates und mit der Schaffung des neuen Polen in seinen heutigen Grenzen geschaffen sind, können nur im Rahmen großeuropäischer Gedankengänge und nur all mählich ausgeglichen werden, nicht dadurch, daß das heutige, in sich zerrissene, von Mißtrauen und Wut bebende Mitteleuropa zum Schlachtfeld« der russischen und englischen Gegensätze her gerichtet wird. » » Grey lockt. Swansea, 22. Okt. Grey erklärte in einer Rede, der größte greifbare Erfolg der Konferenz von Locarno bestehe darin, daß nach -er Ratifizierung der Verträge Deutsch land in den Völkerbund eintreten werde. In nerhalb einiger Jahre müsse Deutschland dieselbe bedeutende Rolle in den europäischen Angelegenheiten spielen wie vor dem Kriege. Im Laufe der Zeit werde Deutschland ebenso groß, wenn nicht größer sein, wie zuvor. Cs sei von vitaler Be deutung, daß Deutschland in den Völkerbund eintrete. Wenn ein Krieg ausbrech«, werde England nicht für eine Grenze oder eine Nation, sondern für den großen Grundsatz des Schieds spruches und friedlicher Regelung kämpfen. Die billige Konferenz. Die Konferenz in Locarno zeichnete sich besonders dadurch aus, daß di« einzelnen Delegationen verhältnismäßig wenig Personal mitgenommen hatten. Es mögen in Locarno etwa 300 Personen gewesen sein, die den sieben Delegationen von Deutschland, England, Frankreich, Italien, Belgien, Polen und der Tschecho-Slowakei angchörten. Davon waren min destens die Hälfte Stenotypistinnen. Die Konferenz hat vier zehn Tage gedauert und während dieser Zeit mußten alle Konferenznntglieder verpflegt und beköstigt werden. Für jede Person wurde einheitlich ein Preis von 25 Franken bezahlt. Alles in allem dürfte der Vertrag von Locarno für alle Dele gierten zusammen 300 000 Mark gekostet haben, eine Summe, die außerordentlich gering ist und sich gar nicht mit den Aus- gaben früherer Konferenzen vergleichen läßt. » « » Schacht für Revision des Dawes-Planes. Paris, 22. Okt. Dem „Petit Parisien" wird aus Neu - York genreldet, daß die Washingtoner Unterredungen Dr. Schachts Gegenstand lebhafter Kommentar« bilden. Dr. Schacht habe die Aufmerksamkeit des Generals Dawes und -er ande ren Finanzleute auf die mit -er Ausführung -cs Dawes- Planes zusammenhängenden Schwierigkeiten, besonders hin sichtlich der Natur al-Leistungen, wo man auf den Widerstand -er alliierten Industriellen stoße, hingewiesen; ferner auf das Uebertragungssystem des kommenden Dezem ber, wo di« ersten Barüberweisungen eine Rolle spielen werden. Es wird angenommen, daß der Generalagent für die Reparationszahlungen sich im Dezember nach Amerika begeben wird, um mit Dawes gemeinsam di« Anregungen Dr. Schachts zu beraten. Die LAge der VkM-WixMM. Berlin, 22. Okt. Der Deutsche .Landwirtschaftsrat ha!l.r heute die Vertreter der Berliner und auswärtigen Presse zu einer Besprechung über di« Lageder deutschen Land- Wirtschaft sowie die besonderen Verhältnisse der Lebe ns- mittelversorgung geladen. Der Präsident des Deutschen Lairdwirtschaftsrates, Dr. Brandes-Althos, zugleich Präsident -er Preußischen Haupt- lan-wirtschaftskMnmer und -er .Ostpreußischen Landwirt schaftskammer, gab zunächst einen allgemeinen Ueberblick über die augenblickliche Lage: Di« Augusischätzungen der Ernte waren mit 30 Millionen für Weizen und 76 bis 78 Millionen für Roggen sehr hoffnungsvoll, haben sich ober nicht ganz er füllt. Die Sommerung ist gut, im Durchschnitt bleibt aber dir Ernte hinter der Friedensproduktion knapp zurü ck. Nach der langen Dürreperiode fiel die Ernt« selbst in di« Rsgenperiod«. Von einer Rekordernte könne jedenfalls nicht gesprochen werden. In Hessen und im ganzen Osten sind, wie vielfach schon im Vorjahre, besonders schwere Schädigungen cingetveten. Die Weizenernte ist jetzt als durchschnittlich gut mittel zu bezeichnen, Roggen ebenfalls, Gerste und Hafer zum größten Teil sehr schlecht, Kartoffeln gut mittel und Rüben zwar widerspruchsvoll aber noch mittel. Zur Kreditlose der Landwirtschaft übergehend stellte Dr. Brandes-Althof zunächst fest, daß die kurzfristigen -Kredite getilgt werden könnten, wenn ein« „Reihe" von Rekordernten vorlägen. Im übrigen müsse die U m wand luuginl a n g- fristige Kredite duvchgeführt werden. Dazu dien« zu nächst die lOO-Millionen-Anleihe -er Nentenbank-Kreditanstalt. Sie sei ober nur der erste sehr kleine Schritt. Jetzt soll versucht werden, provinzweise die tatsächliche Lage gemeinsam mit Banken und Vertretern der Landwirtschaft festzu stellen, uni zur Aufstellung eines allgemeinen und für alle Teile tragbaren Ruckzahlungsplanes zu kommen. Elberfeld, 22. Okt. Reichswehrfähnrich Dühring, der vom französischen Kriegsgericht in Bonn zu 1 Jahr Gefängnis und 2000 Mark Geldstrafe verurteilt wurde, weil er da? be setzte Gebiet ohne Spczialcrlaubnis betrat, ist aus dein Ge fängnis entlassen worden. Die Haftentlassung bedeutet die Einlösung der Zusag«, die Briand in Locarno Dr. Stresemann gemacht hat.
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