Volltext Seite (XML)
HM« «nid durch die Anerkennung des deutschen Standpunkte« zu den Folgerungen eines solchen Bekenntnisses stehen werden? Die Antwort ist nicht schwer zu geben, sie geht auf ein glattes Mein. Die Entente und auch Amerika können es einfach «nicht, schon aus rein materiellen Gründen heraus, die nicht «näher bezeichnet zu werden brauchen. Der „Temps" sprach erst ganz vor kurzem offen aus, daß keine Macht in der Lage wäre, den ominösen Artikel 231 des Versailler Pakts «aufzuheben. Es wird also ein schwieriges, vielleicht auch Unmögliches Stück Arbeit für unsere Delegierten werden, die entgegengesetzten Anschauungen so unter einen Hut zu bringen, daß der deutsche Standpunkt gewahrt wird. Dor -er Konferenz. Abreise der deutschen Delegation. DerN«, 2. Okt. Die deutsche Delegation hat unter Führung des Reichskanzlers Dr. Luther und des Ncichsaußcn- mmisters Dr. Stresemann heute abend in einem Sonderzug die Reise nach Locarno angetreten. Berlin, 2. Okt. Zur Abfahrt der deutschen D e - legationnach Locarno hatten sich u. a. auf dem Bahn hof eingefunden: Nuntius Pacelli und die Botschafter Eng lands, Frankreichs, Italiens und der belgische Gesandte. Nun tius Pacelli, der Doyen des diplomatischen Korps, sprach noch einige Zeit mit dem Reichskanzler, während Lord d'Abernon Mit Dr. Stresemann in längerem Gespräch verweilte. * Locarno, 2. Okt. Die italienische Delegation ist Äs erste Delegation hier eingetroffem Sie ist 16 Personen Park. ' t? ^>''' l .! ' Ein amerikanischer Beobachter. "" Paris, 2. Okt. Das „Journal" meldet: Der amerikanische Gesandtschaftssekretär in Bern hat sich nach Locarno begeben, wo er einen 14tägigen Kuraufenthalt nehmen wird. In dem Zusammentreffen -er Anwesenheit des amerikanischen Ver treters mit dem Zeitpunkt der Außenministerkonferenz kann man auf eine inoffizielle Beobachtung der Paktkonferenz Lurch Amerika Rückschlüsse ziehen. Zuchthausstrafen für Landesverräter. Leipzig, 2. Okt. Vor dem 4. Strafsenat des Reichsgerichts hatten sich wegen Verrats militärischer Geheimnisse und fort gesetzter Spionage der Kunstmaler Paul Moysisik aus Berlin, der Kaufmann Werner Bach und die ehemaligen Ge freiten August Grube und Kurt Mehner aus Mainz zu verantworten. Moysisik stand in der Zeit von 1922 bis 1924 dauernd mit dem französischen Nachrichtendienst und mit höheren französischen Offizieren in Verbindung und über mittelte ihnen wichtige, im Interesse des Staates geheimzu haltende Gegenstände, Schriftstücke und Akten. Die drei übrigen Angeklagten leisteten M. Beihilfe und erhielten für ihre Dienste viele tausende Reichsmark. M. wurde zu 12 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrenrechtsverlust und dau ernde Stellring unter Polizeiaufsicht verurteilt; Bach zu 9 Fahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrenrechtsverlust und dauernde Stellung unter Polizeiaufsicht; Mehner zu 4 Jahren Zuchthaus und 8 Jahren Ehrenrechtsverlust sowie Lauernde Stellung unter Polizeiaufsicht und Grube zu 4 Jahren Ge- fängnis und 5 Jahren Ehrenrechtsverlust. Wallstreet und Frankreichs Schulden. Neuyork, 2. Okt. Die Enttäuschung, die das Nichtzustande kommen einer dauernden Schuldenregelung mit Frankreich verursacht hat, spiegelt sich in der heutigen Börse. Der Franken gab 8 Punkto nach und für alle hier gehandelten Papiere war keine Nachfrage. Troß offiziöser Dementis ist Man in Wallstreet überzeugt, daß die vorläufige Rege lung der Schuldenfrage die Vorbereitring war für eine neue innerhalb der nächsten Monate hier aufzulegende franzö sische Anleihe von schätzungsweise 100 Millionen Dollar. Geburtenüberschuß in Frankreich. Paris, 2. Okt. Nach der Statistik des Arbeitsministeriums sind in Frankreich im Jahre 1925 398 563 Lebendgeburten gegenüber 385 527 im Jahre 1924 zu verzeichnen. Es starben im Jahre 1925 379 886, im Jahre 1924 381698 Personen. Das Ergebnis -er Ministerbesprechnng. Berlin, 2. Okt. Die Reichsregierung hatte di« Minister- Präsidenten sowie die Finanz- und Innenminister der Länder eingeladen, um nrit ihnen die allgemeine Finanzlage des Reiches, der Länder und Gemeinden sowie die Zweckmäßigkeit der Aufnahme von Ausländsanleihen durchzusprechen. Der Reichsminister der Finanzen belegte besonders die Auswir- kungen der inzwischen in Kraft getretenen Aenderungen der Steuergesetze zahlennmßig. Er wies nach, daß die auf Grund der Steuereingänge in den ersten fünf Monaten des laufenden Rechnungsjahres, d. h. in der Zeit vom April bis August, vielfach in der Presse vertretene Schätzung für das ganze Jahr in unvereinbarem Widerspruch zu den tatsäch lich zu erwartenden Eingängen stehen, und daß die Gesamt eingänge im ganzen Jahre kaum den Voranschlag erreichen werden. In den in den kommenden Monaten anfallenden Be trögen wird sich eine wesentliche Entlastung der Wirtschaft gegenüber den vergangenen Monaten bemerkbar machen. Der Neichsbankpräsident wies vor allem auf die Gefahr hin, die aus einer unnötigen Inanspruchnahme des Anleihemarktes, namentlich im Auslands, auf die Dauer für die Gestaltung der Zahümgsbilanz droht. Die Beratungen, die sich auf die allgemeinen Grundlinien der Preissenkung erstreckten, ergaben volles Einvernehmen zwischen den Negie rungen des Reiches und der Länder, besonders mich hinsichtlich der in der Aufwertung bestehenden Möglichkeiten und der Not wendigkeit auf strikteste Zurückhaltung der Gemeinden in der Aufnahme von Ausländsanleihen hinzuwirken. Eine Richtigstellung. Berlin, 2. Okt. Die Zeitungsmeldung, daß der Reichs- finanz Minister beim Empfang der Vertreter der Bcam- tenorganisationen diese aufgefordert habe, dafür zu sorgen, daß die Mitglieder nur in den Geschäften der Konsumge nossenschaften kaufen, entspricht in keiner Weise den Tatsachen. Er hat die Beamtenschaft aufgefordert, ihren Ein fluß sowohl in den Konsumgenossenschaften wie auch in pri vaten Geschäften im Interesse des Preisabbaus geltend zu machen. Der Minister hat zu der Frage, ob Konsumgenossen schaften oder Privatgeschäfte zu bevorzugen seien, in keiner Weise Stellung genommen. Wie aus den Worten des Ministers eine feindselige Haltung gegenüber dem Mittelstand geschlossen werden kann, ist unerfindlich. Berlin, 2. Okt. Heute beraten die Staats- und Ministerpräsidenten der Länder in der Reichs kanzlei. Es handelt sich um Sparmaßnahmen. Berlin, 2. Okt. Wie eine Berliner Korrespondenz er fährt, wird in der kommenden Woche im Reichswirtschafts ministerium eine Besprechung zwischen Vertretern der Län der, der Kommunen, der Fachverbände aller größeren Städte Deutschlands und der Verbraucher stattfinden, deren Ziel der Abbau der Tarife für Gas, Wasser und Elek- trizität ist. Es wird nicht nur über eine Minderung der Grundgebühren, sondern auch über eine Senkung Ler Miete für die Wasser- und Elektrizitätsmesser verhandelt werdem Frankreich stellt neue Forderungen. Berlin, 2. Okt. Ein Berliner Mittagsblatt berichtet über einen Konflikt zwischen Ler Reichsregierung und der Ne parationskommission. An zuständiger Stelle wird hierzu mit geteilt, das; Frankreich auf Grund des Versailler Vertrages das Recht auf Restitutionen hat, das es auch jetzt Deutschland gegenüber geltend gemacht hat. Die Reichsregierung steht jedoch auf dem Standpunkt, daß auch diese Angelegenheit im Nahmen der Dawesgesetze zu erledigen sei. Diese Meinungsverschiedenheit, von einem Konflikt läßt sich nicht sprechen, wird das Schiedsgericht entscheiden. Ueberweisung des Gegenwertes der Rentenbank-Anleihe. Berlin, 2. Okt. Wie die „B. Z." erfährt, ist der Erlös aus der Dollaranleihe der Nentenbankkreditanstale nominell 25 Millionen Dollar resp. 22 Millionen Dollar gestern in Neu- york der Deutschen Rentenbank-Vertretung als Treuhänderin überwiesen worden. Ueber -die Verteilung des Geldes, das nicht Lem Geldmarkt zugeführt werden soll, läßt sich bisher noch nichts sagen. Paris, 2. Okt. Wie Havns aus Straßburg meldet, ist der Betrag von 3500 Goldmark den das „Journal d' Alsace-Lor- raine" für den französischen Flieger Loste gesammelt hat, von der süddeutschen Bank in Freiburg, die nichts von der Freilassung Costes wußte, dein Freiburger Staatsanwalt über mittelt worden. Der Staatsanwalt erklärte, Laß das Geld dem Flieger zur Verfügung stehe. Lan-elsverlrag mit Ruhland. Berlin, 2. Okt. Wie zu erwarten war, haben die Unter haltungen des Reichsaußenministers Dr. Stresemann mit dem russischen Volkskommissar Tschitscherin im Laufe Les heutigen Nachmittags ihren Abschluß gefunden. Das Reichskabinett hatte sich inzwischen in längeren Be ratungen eingehend mit Lem neuen deutsch-russischen Handelsvertrag beschäftigt. Heute nachmittag hat dann das Reichskabinett seine grundsätzliche Zustimmung zur Unterzeichnung des Handelsvertrages erteilt. Herr v. Körner wird sich als Führer einer Kommission so fort nach Moskau begeben, um die endgültige Formulierung des neuen Vertrages gemeinsam mit den russischen Der- handlungsvertretcrn vorzunehmen. In Berliner politischen Kreisen nimmt man an, daß dieser neue Vertrag der 'Ausgangspunkt weiterer wirtschaftspoli tischer Verhandlungen mit Rußland sein wird, und man glaubt sogar, daß bereits in den nächsten Tagen neue Verhandlungen ausgenommen werden sollen, die sich in erster Linie auf die Gel tungsdauer der handelspolitischen Vereinbarungen beziehen. * Russische Kundgebungen für Deutschland. Rotterdam, 2. Okt. Der „Courant" meldet aus Moskau: Auf Betreiben der Sowjetregierunq haben in Moskau große Kundgebungen für ein Bündnis mit Deutsch land stattgefunden. An den Demonstrationen, Lie vor der deutschen Botschaft ihren Höhepunkt erreichten, nahmen 30 009 Personen teil. » » » Lenkt Polen ein? Warschau, 2. Okt. Gestern abend ist die polnische De- legationfür Lie Leutsch-polnischen Handelsver- tragsvcrhandlungen nach Berlin abgcreist. Die Delegation erhielt den Auftrag, die Verhandlungen auf Ler Grundlage Ler deutschen Vorschläge durchzu führen. Iubiläumstagung des Deutschen Fußballbundes. Leipzig, 2. Okt. Der 25. Bundestag des Deutschen Fuß ballbundes begann heute vormittag im Stadtverordneten sitzungssaal des Rathauses. Nach Entgegennahme der Be richte Ler Bundesorgane und deren Entlastung wurde der bis herige 1. Vorsitzende Hinze (Duisburg), der sein Amt 20 Jahrs verwaltet hat, einstimmig zum Ehrenvorsitzenden gewählt. Der bisherige 2. Vorsitzende Lindemann (Berlin) zum 1. Vorsitzen den. Der Posten Les 2. Vorsitzenden wurde dem Rechtsanwalt Schmidt (Hannover) übertragen. Der bisherige geschäfts führende Vorsitzende Blaschke (Kiel) wurde für ein weiteres Jahr bestätigt. Zu Beisitzern wurden Medizinalrat Dr. Wag ner (Danzig) und Notar Keyl (Herrieden) gewählt. Zum Ort des nächsten Bundestages wurde Cassel bestimmt. Die Tages ordnung wurde in der Hauptsache durch organisatorische Fra gen und Satzungsänderungen ausgefüllt. An Len Reichs präsidenten wurde folgendes Glückwunschtelegramm gesandt: „Die zur Iubiläumstagung Les Deutschen Fußballbundes in^ Leipzig versammelten Vertreter von 900 000 deutschen Sportsleuten entbieten ehrfurchtsvollen Glückwunsch zum Ge burtstage. Sie gedenken dankbar der Förderung Les Volks sports durch die kürzlich erfolgte Kundgebung des Herrn Reichspräsidenten und geloben, weiter zu arbeiten für Jugendertüchtigung und Volksgesundung". Berlin, 2. Okt. Wie wir von unterrichteter Seite erfahren^ trifft die Nachricht, Laß Staatssekretär Mei st er vom Preußischen Ministerium des Innern aus dem Ministerium ausscheiden würde, um einen hohen Verwaltungsposten in der Provinz zu übernehmen, nicht zu. Ml kill MV ksM M üvorrsups üicli vorder von Uor Olltv uiikl ?roiswürMk-ksit meiner InsirumvrUe, berw. verenge k-lMIo,». H iVSsx pirmofsimk.'rttsMsim/krrgsb. Vertreter Mr ^.ue u. : Auer, dluslkdeu» LottbodUt Hu« Meine Erlebnisse in öer französischen Fremdenlegion. Von Kurt Thü m e r aus Beierfeld. Ein junger orzgobtrgischer Landsmann ans Beier feld, der Klempner von Beruf ist, schildert im folgenden seine Erlebnisse in seiner 5jährigen Fremdenlegionszeit. Mögen sie allen, welche die Abenteurer!ust treibt, zur Warnung dienen! ,/L. D." I. Am 23. August 1920 überschritt ich Len Ria in bei Frank furt, um mir Arbeit im besetzten Gebiet zu suchen. Auf der Mainbrücke wurde ich von einer französischen Militär patrouille zum Dorzeigen meines Passes aufgefordert. Da ich nicht im Besitze eines solchen war, erfolgte meine sofortige Verhaftung. Ich wurde untergebracht in einem Wachlokal, welches sich rechts der Mainbrücke befand. Hier wurde ich von französischen Kolonialsoldoten gut ausgenommen, welche mir Schokolade, Biskuit usw. schenkten. Am nächsten Tage erfolgte mein Abtransport nach Metz. Daselbst lieferte man mich in Vin Fort ein, in welchem sich bereits zirka 80 Mann aus allen Staaten Europas befanden. Ich erkundigte mich nach ihrem Hiersein und bekam zur Antwort, Laß sie zur Fremdenlegion angeworben seien, was mir einen derben Stich ins Innere versetzte. Die Bewachung Les Forts, welche aus Elsaß-Lothringern bestand, riet mir, falls man mich zum Eintritt in Lie Fremdenlegion auffordere, dieser Aufforderung Folge zu leisten, Lenn man würde mich durch Hunger und Schläge im Arrest schließlich Loch Lazu zwingen. Nach zwei Stunden wurde ich aufgefordert, nach dem Büro zu kommen. Hier legte mir ein Offizier einen Vertrag zur Unterschrift vor. Auf deutsch wurden mir die Pflichten, welche ein Legionär zu erfüllen hat, vovgelesen. Don Rechten bekam ich nichts zu hören. Man gab mir fünf Minuten Bedenkzeit bis zur Unterschrift, da mir ja, weiter nichts übrig bliebe, als den Vertrag anzuerkennen. Behandlung und Perpflegung in Metz waren sehr schlecht. Auf die verschiedensten Weisen sind die Deutschen in di« Legion gelockt worden. Das H sehr tvmrvig, aber etwas anderes ist noch viel, viel trauriger! Ls ist die Tatsache, Laß es heute noch so viele junge Deutsche giebt, die sich freiwillig in die Fremdenlegion begeben! Warum? Meist aus purer Abenteuerlust, weil sie glauben, in der Fremdenlegion, in Afrika, interessante, ruhmreiche Abenteuerjahre verleben zu können. Die Toren! Wie bald werden sie erkennen, daß nichts, nichts von Len; in Erfüllung geht, was sie gehofft hatten, daß sie vielmehr in eine wahre Hölle geraten sind. Nach zwei tägigem Aufenthalt wurden wir per Bahn iiber Lyon nach Marseille abtransportiert. Jur Hafen von Mar seille liegt ein altes Fort, „St. Jean" mit Namen. Da blickte ich nun auf Las weite Meer; Angst und Sorgen beschlichen mich, und immer wieder drängte sich mir die Frage auf: Was wird die Zukunft bringen? Ich dachte an di« Heimat, an die Lieben, die ich im Stich gelassen hatte, Heimweh befiel mich, Neu« zernagte mir das Herz. Ich wollte wieder fort, fliehen, ehe es zu spät war. Liber es war zu spät! Steil fallen Lie Mauern des alten Forts in Las Meer ob, dos ringsum drallst; an Flucht war nicht mehr zu Lenken. Nach zwei Togen wurden wir eingeschifft auf das Schiff SiLi—Dreime. Das Essen unterwegs war schlecht und entsprechend schlecht war die Behandlung. Zwölf Mann täglich zweimal eineinhalb Liter Essen ohne Teller und Besteck. Zusammengepfercht im dumpfigen Bauch -es Schiffes, von Seekrankheit geplagt, erwartete ich sehnsüch tig die Ankunft Les Schiffes im Hafen von Oran. Sofort nach Ankunft in Oran erfolgte der Abtransport nach Sidi-Nel-Abbes in das Legionär-Depot. Hier wurden wir eingekleidet und dursten auch unsere sonstigen Ausrüstungsgegenstände in Emp fang nehmen. Bis 1921 gab es nur 2 Regimenter Fremdenlegion. In der letzten Zeit hat Frankreich den Bestand Ler Fremdenlegion außerordentlich vergrößert; heute besteht di« Legion aus 4 Ne- gimentern. Eigentlich wär« Frankreich schon längst verpflich tet gewesen, diese allen Anschauungen vom Völkerrecht hohn- sprechende Einrichtung eingehen zu lassen, aber das hat Frank- reich niemals getan, denn es weiß, welch billige Arbeiter die Legionäre sind. Der junge Deutsche, der in die Legion oin- tritt, in der Hoffnung, hier «in frisches, fröhliches Soldaten ¬ leben führen zu können, wird sich bald arg enttäuscht sehe^ denn der Soldat kommt in Ler Legion erst in letzter Linie. Di« Legionäre sind in erster bis zehnter Linie Arbeiter, die für Frankreich all die schweren Arbeiten verrichten müssen, für welche die Franzosen nach ihrer Ansicht zu schade sind, Ar- beiten, die sie selbst ihren gelben und schwarzen Landsleuten nicht zumuten. Freilich, Len Herren Franzosen hat es immer gepaßt, Laß Liese billigen Arbeitssklaven aus Deutschland Lie Arbeiten für sie verrichten. Da brauchen sie doch nicht selbst Lie eigne Haut für die eignen Zwecke zum Markt zu tragen. Ich kam zuerst in die Ausbildungskompanie, Las ist die 6. Kom panie des 1. Regiments. Die Ausbildung dauert etwa 3 Mo nat«, sie stellt ungeheure Anforderungen an Lie Leute. Da ist erst einmal Las heiße, ungewohnte Klima. Biele können es nicht vertragen. Sie werden krank und sterben. Die Behänd- lung Ler Deutschen war von jeher schlecht, man kann sich Len- ken, wie Lie Deutschen heute behandelt werden, wo Frankreich sich so gemein und nichtswürdig gegen alles, was Leutsch ist, benimmt. Heut« ist für jeden deutschen Legionär die Frain- denlegion die wäre Hölle. Nach 4 Wochen unternahm ich den ersten Fluchtversuch; Veranlassung hierzu waren die schlechte Behandlung und Ver pflegung. Ich gewann einen Kameraden, welcher aus Bayern stammte, und mit diesem versuchte ich die Freiheit wieder zu erlangen. Nach 15 Tagen Wanderung unter den größten Ent behrungen der Küste zu, wurden wir bei Spanisch-Marokko von 2 arabischen Wüstengendarmen ergriffen, welche uns wieder nach Sibi-Vel-Abbcs brachten. Wir bekamen 15 Tage Pelotonlaufen, ein« barbarisch« Strafe, d. h. wir mußten jeden Tag im Gvfängnishof im Kreise herummarschiercn oder Lauf schritt machen; Label waren wir mit vollem feldmarschmäßigen Gepäck ausgerüstet, und Lazu trugen wir noch einen Sock, der mit 60 Pfund Sand gefüllt war. Glühendheiß brannte di« afrikanische Sonne auf uns Sklaven herab. Wehe dem, der nicht weiter kann oder stehen bleibt! Die französischen Unter offiziere wissen ihn schon wieder auf die Dein« zu bringen. (Fortsetzung folgte