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Vom Woe// Vs» Mae/» -»» M»g»0«, e^lXekn« Mutter sagte ... Sie hat manch« gesagt vor I/I jenen langen Jahren, al» fle'e ,Licht noch sah*. d Muches hat sie sich bemüht, ihrer Umwelt einzuprägen, insonderheit ihren Kindern in Geist und Gemüt zu hämmern, was heute noch lebt, jung-frisch und stark genug, um auch in einer veränderten Welt vielleicht Nachklang und Widerhall zu finden. Einer ihrer klugen und guten Sprüche war: „Dorchalten stehet fein bei Jungen und Alten!* Worthaltenl Sie forderte es von andern und hielt sich selbst strengstens daran im Guten wie im Bösen. Aber sie meinte damit nicht die großen Worte des Verkehrs und der Geschäfte, denen ja das Bürgerliche Gesetzbuch, di« notarielle Beglaubigung oder der Name auf dem Wechselfo-rmular immer noch «ine gewisse Sicherheit verleihen. Auch das sogenannt« groß« Ehrenwort nicht, das leichtfertig oder gezwungen gegeben, durch Schuld oder Umstände unerfüllt, ja unerfüllbar geblieben, im Laufe der Zeiten so viel Menschenblut und Menschenglück gekostet hat. Was sie meinte, war das Wort im kleinen, ja im kleinsten Sinne, das Anbieten, das Zusagen, Versprechen, mit dem auch die Frau alltäglich operiert und das von beiden Geschlechtern so oft als ganz unverbindlich an- gesehen wird: Ein Hauch von der Luft verweht, eine liebens» würdige Phrase, eine Selbstdekorativn mit Zustimmung, Ge fälligkeit, Hilfsbereitschaft, die keine Konsequenzen zu haben braucht, vor der man sich gegebenenfalls unter den Deckmantel eines schlechten Gedächtnisses flüchten darf. Wer von uns hat nicht schon «inen Anderen vergeblich warten, hoffen, harren, sich ängstigen oder freuen lassen? Oder ist zu einer gleichen Enttäuschung verurteilt gewesen? Das ober vergebliches Warten selbst in an sich unwichtigen Fällen bedeutet, dessen können wir uns wohl alle aus unserer Kinder zeit entsinnen: Froh« Hoffnung umschloß es, banges Herz klopfen, bittere Enttäuschung. Und auch Kindertränen sind darum nicht minder salzig, weil sie rascher trocknen. Wer aber kennt seinen Nächsten wirklich? Wer weiß von seinen ernst lichen Nöten, Wünschen, Sorgen? Mehr oder weniger tragen wir alle eine Maske, und keiner kann genau beurteilen, was den andern im Augenblick nur erfreut, ihn «in wenig beruhigt, entlastet, oder ihm eine wertvolle Hilfe ist in irgend einer heimlicher Not. Doch auch ohne das: wir haben nicht all« Tage Gelegen, heit, Heldentaten zu verbringen, jemandem ein Leben, eine Ehre, ein Vermögen zu retten oder retten zu helfen, aber wohltun, ebnen, erleichtern, das können wir viel öfter, als wir es tun, und schon deshalb sollte uns auch das Nein« Wort, die Erfüllung einer anscheinend belanglosen Verabredung oder Zu- sage immer eine Art Ehrenwort sein, das Verpflichtungen auferlegt und gelegentlich auch Opfer fordert. Das ist eine Form der Selbsterziehunq, der Erziehung zur Zuverlässigkeit, dieser Kardinaltugend, die nicht nur zu Zeiten einer guten und klugen Frau als ein Grundstein für jedes Verhältnis von Menschen zueinander und miteinander an erkannt wurde. Die Jugenderziehung aber kann und soll dem vorarbeiten. „Was einem die Mutter gesagt hat, das bleibt dos läßt sich nicht ausreden!* sogt Wilhelm Raabe. Ich zitiere es nicht zum ersten und vielleicht auch nicht zum letzten Mole, denn es ist ein goldenes Wort, ein Wort von Ewigkeitswert, das nicht oft genug wiederholt, nicht früh genug eingehämmert werden kann. Doch Mütter, die leiblichen wi« die geistigen, sollen nicht nur sagen, sondern auch tun. Und sie sollen auch wissen, nicht nur was und warum, sondern auch wie. Meine hat das wohl begriffen. Sie war nicht nur eine gütige, sondern auch eine strenge Mutter. Und was bas Worthalten betraf, dessen Wert sie so hoch schätzte, wie sie ein nachlässiges oder gar feiges Imstichlassen verdammte, so mahnte sie stets: Ueberlege, was du versprichst, ob du es auch halten kannst. Verheiß aus bil liger Gutmütigkeit nicht zu viel, besser einmal «ine Unhöflichkeit als «ine Unzuverlässigkeit oder schlimmer noch Unehrlichkeit. Co strafft Wortbinbung wird ja manchmal ein bißchen schnüren. Meiner Mutter wird sie es auch getan haben namentlich wo es sich um Strafen ihren Kindern gegenüber handelte. Aber sie verhieß auch da nichts, was sie'schließlich nicht auszuführen gedachte. Die sonst sehr temperamentvolle Frau war bann aber langsam zum Zorn. Noch mein« ich ihr, Stimm« zu hören, ihre prophetisch« Mahnung: „Euch Wirt einmal wieder nicht früh« wohl sein, al» Li» ihr euer Teil weg habt.* Ach ja, uns ist tatsächlich nicht cher wohl geworden, genau so wie später der großen Erzieherin Leden gegenüber, das so häufig zaudert und droht, «he es verhängt. Gin Mal steht mir unvergeßlich in fernen Kindertagen: Ich weiß nicht mehr, was ich wollte oder nicht wollte, sollt, oder nicht sollt«. Ich weiß nur, daß im Dergnügungsprogromm unserer Herbstftrien jedesmal ein« Landpartie zu unserem langjährigen Milchmann in Begleitung unserer ebenso lang, jährigen Dienstmädchen stand. Da wurden Pflaumen im Gras, garten geschüttelt und Trauben vom Spalier des kleinen Hauses geschnitten. Da gab es frischen Wabenhonig, dunkles Landbrot und gelbe Butter nach Wahl und Belieben. Die Stubendecke war niedrig, die Holzstühle hart, es roch auch «in wenig noch Muff, und mein kleiner Driider hatte noch im vorigen Jahre große Angst gehabt vor den Hühnern, die zutraulich um di« Füße der Stadtgäste pickten. Ein Sonnensonntag war's mit Resedaduft, Georginen- und Asternleuchten, und — ich mußte laut mütterlicher Strafverfügung zu Hause bleiben. Unsere gutherzigen Leute fühlten ein starkes menschliches Rühren, sie überlegten, ob sie nicht eine Fürsprache, z. B. durch unseren Vater, einreichen sollten, aber ich selbst riet ihnen davon ab. Es würde nichts nützen, konnte nichts nützen: Mutter hatte sehr lange gezögert, ehe sie verhängte, und was sie sagte, stand unwiderruflich fest, daran hätte auch der Vater, der in einer vorbildlichen Ehe mit seiner Frau stets am selben Strange zog, nicht das geringste ändern wollen. — Was ich do eben schrieb, ist ein« Kindererinnerung, ein Kindervummer zum Belächeln, aber auch zum Darübernoch- denken. Mr jedenfalls hat sie einen tiefen Eindruck gemacht und verbildlicht mir noch bis heute nicht nur ein vorsichtige« Wortgeben, sondern auch ein unbedingtes strenges Worthalten. Wer sich darin übt, wird in Zukunft ein Helfer sein, wiederzugewinnen, was für unser Vaterland vielleicht ein noch schwererer Verlust ist als entrissene Provinzen, zerstörter Wohl stand, verlorenes Prestige — den einst so berechtigten deutschen Stolz auf „Treu und Glauben*. l2 Spezialfabrik für mchMreibebücher Max Krolop, Lößnitz, Erzgeb -«währte, von -er Deutschen Lanüwlrtschasts - Gesellschaft, Areisverelnen usw. höchst ausgezeichnete Maschinen. Zahlreiche Patente. M Reichhaltiges Lager in neutralen -Schern für Reise, Süro un- Fabrik. Extra Anfertigungen für alle verwen-ungszwecke. Liniieranstalt ftir behör-liche Formulare un- Geschäftsbücher. - Löbnitz i.Shaeb. M MbMMSll 8000 Klemstzelben M VVVVHMNGMMll. Holzbearbeitungsmaschinen M. esMsWM viele Hun-ert Lan-maschinen un- Geräte stets vorrätig u. in Arbeit. N