Volltext Seite (XML)
Mut «Hoven, wie di« auch von der UnioerfiM L«kpzig und dem SandeaverLanb der HSHevm Beamten Sachsen, geschehen ist. * Die amtliche Großhimdel»äud«tz-lff«r. Die aus den Stichtag d« S. Dezember berechnet« M:oßhandel»inderziff«r b« Statistischen Reichmnnts ist gegenüber dem Stande vom S. Dezember (122,8) um OH v. L. auf 122H zurückgegan- aen. Gesunken sind t'e Preise für Roggen, Hafer, Butter, Fleisch, Milch, Treibriemenleder, Baumwollgarn, einige Tex tilrohstoffe und Nichteisenmetalle. Höh« lagen di« Preis« für Weizen, Gerste, Schmal- und Rohjute. Bon den Hauptgrup- oen haben die Agrarerzeugnisse von 117H auf 117H oder um OH v. H. nackgegeben, wahrend die Industriestoff« mit 132,2 (Borwoche 132,3), nahezu unverändert blieben. * Segen de» Revolutionrfeiertag. Di« Dresdener Kauf mannschaft hat an den Landtag eine Eingabe gerichtet um Auf hebung des 9. November al« Feiertag, da er in anderen Län dern nicht gefeiert wird und daher ein« Schädigung de» fach st- schen Wirtschaftslebens bedeutet. * Noch kein Tariffriede im Bergbau. Der vor kurzem in Zwickau gefällte Schiedsspruch im sächsischen Steinkohlenberg- bau, der bekanntlich den Untertagearbeitern eine Lohnerhöhung von 6 Prozent brachte, wurde von den.Arbeitnehmern an» genommen, vom Bergbaulichen Verein aber abgelehnt. Die Arbeitnehmer wollen den Spruch für verbindlich erklären lasten. * Die 6. sächsische landwirtschaftliche Woche findet vom 28. bis 29. Januar 1926 in Dresden statt. * Kiudertransporte in Erholungsheime 1826. Das Be- zircksfürsorgeamt der Amtshauptmannschaft Schroarzenbevq schreibt uns: Die Entsendung der Kinder zur Erholung hat manchem Kinde das Leben gerettet und jedenfalls alle Kinder gekräftigt und gestärkt, wenn schon den Eltern die Aufbrin gung der Unkostenzuschüste ost recht schwer geworden ist. Gemeinden, Krankenkassen und Bezirksfürsorgeverband haben sich an der Kostenaufbringung beteiligt, um die Unterbringung der Kinder zu ermöglichen. Die wirtschaftlichen Verhältnisse werden es jedoch dem Dezirksfürsorgeverband nicht erlauben, für das Jahr 1926 wieder Mittel in gleicher Höhe wie im letz ten Jahve in den Haushaltplan etnzustrllen. Eltern, habt Ihr Interesse daran, Eure Kinder zur Erholung fortzuschicken, wollt Ihr sie frisch und gesund um Euch sehen, so beginnt schon jetzt zu sparen! Legt jeden Pfennig, der zu erübrigen ist, in die Erholungssparkasse. Nur wenn die Eltern mehr wie bisher üblich, dazu beitragen, die Kosten aufzubringen, wird ein« Erholung an der See oder im Soolbad sich ermöglichen lassen. Eltern, denkt daran, es gilt die Gesundheit, di« Zukunft Eurer Kinder. Die Opfer, die Ihr dafür bringt, lohnen sich Euch tausendfältig an Euren Kindern. Eine schöne Weihnackis- freude wäre für Eure erholungsbedürftigen Kinder eine Spende in die Erholungskast«. Aue, 11. Dez. In der Hauptversannnlung des Frauen- Vereins Zelle mit Nisderpfannenstiel gab der Kurator Pfarrer Meusel zunächst den Jahresbericht und di« Rech- nung bekannt. Er konnte berichten, wie der Bersin im ver- gangenen Jahre so manche Not gestillt oder doch erleichtert hat, wie «in« sehr reiche Weihnochtsbefcherung 70 Pfleglingen groß« Freude bereitet, wi« im Laufe des Jähres SW Essen portionen verteilt worden sind. Der Bystu ist ob« ouä reichlich von den Frauen der Gemeind« unterstützt worden. In folge d«r neueil Bezlrk««inteilung sind di« Mitgliederbeiträge von 319 auf 922 ML in die Höhe gegangen. Die Firmen und Geschäfte stifteten reiche Weihnachtsgaben. Bei 1848 ML Ein- nahmen und 1101 ML Ausgaben verblieb ein Kastenbestand von 444 ML, der einen guten Rückhalt für die Erfüllung weltever Ausgaben bietet. Hierauf dankt« der Kurator den au», scheidenden Dorstandsdamen Frau Oberbergrat Baudenbacher und Fmu Bodenmeister Daumann. Neu in den Vorstand wurden gewählt: Frauen Gutsbesitzer Espig, Oberpostinspektor Seifert, Kaufmann Korb, Werksbeamter Georgi, Kaufmann Häußler, Bankdiveltor Rasch. Ihre Bezirke liegen in ihren Straßen. Hierauf hielt Frl. Elisabeth Oertel einen von warmem Empfinden durchdrungenen Vortrag über: Frauen- arbeit im Dienste der Liebe — aus der Vergangenheit leuch tende Vorbilder anführend, für di« Gegenwart ernste Aufgaben stellend. Er packte alle Zuhörerinnen mächtig, mögen sie aus ihm Segen und Kraft Mitnahmen in ihre Arbeit. Gesänge um- rahmten die Veranstaltung. Schwarzenberg, 11. Drz. Bei der Siadtbank betrug im Monat November der Umsatz auf beiden Seiten Les Haupt buches 7 688 328,48 RM. in 21 839 Buchungsposten; 23 neue Konten wurden eröffnet. Eibenstock, 11. Dez. Hier üben die bürgerlichen Stadtverordneten seit einiger Zeit Obstruktion, indem sie den Sitzungen fernbleiben. Wegen dieses Fern bleibens war Antrag auf Bestrafung der bürgerlichen Ver treter gestellt worden. Der Kreisausschuß lehnte jedoch die Bestrafung ab, weil die Obstruktion ein erlaubtes parlamenta risches Kampfnüttel sei. Das Eibenstocker Stadtverordneten- kollegium ist übrigens trotz der Obstruktion der bürgerlichen Vertreter noch arbeitsfähig, da die Linke mit 11:10 Stimme»» In der Mehrheit ist. Lauter, 11. Dez. Für die Kochschule ist ein neuer Dau er richtet worden, da die bisherigen Räumlichkeiten den An- sprächen nicht genügten. Die neu« Kochschule hinter dem Schul- gebärst)« entspricht allen Anforderungen und Hot elektrischen und Gasanschluß erhalten. Am Unterrichte nehmen 70 Schüle rinnen in 4 Abteilungen teil. Es liegt ein Vorteil darin, daß die Holz- und Kohlenfeuerung der Unterrichtsherde Leibehalten worden ist, da doch gerade diese Herdfeuerung sich im erzge- birgi 'chen Hause allgemein noch erhalten wird und ihre Hebung den Schülerinnen als künftigen Hausfrauen um so mehr zu gute kommt. Ausnahmsweise werden auch nichtfortbildungs- schulpflichtige Teilnehmer zum Unterricht« zugelassen. Schönheide, 11. Dez. Inder Nacht zum Hpnnerstag hat sich auf Flur Schönheiderhammer im sogenannten Herren- wald. der Vertreter eines Zwickauer Geschäftes, der in Eiben- stock wohnhafte Alfred Drechsler durch einen Schuß in die Schläfe getötet. Der Beweggrund zu der Tat ist noch nicht einwandfrei festgestellt; scheinbar liegen geschäftliche Sorgen vor. * " Ehemnitz. Fünf uniformierte Wehrwolfange- hörige gingen abends von einer Versammlung nach Hause. In der Uferstroß« begegnete ihnen ein geschlossener Zug von ungefähr 200 Kommunisten. Als di« Kommunisten der Wehrwolfleuts ansichtig wurden, stürzt« sofort ein« Anzahl nm ihnen auf di« fünf Wehrlosen, schlug auf st« ein, bewars sie mit Schmutz und versetzt« ihnen Fußtritte. Einer der An, gegriffenen erlitt klaffende Wunden an der linken Kopfseite, di« von einem Schlagring und einer Stahlrute herrühren. AI, ein größere» Polizeiaufgebot erschien, verschwanden die Kom. munisten. ** Oederan. In der Aktiengesellschaft für Spinnerei und Weberei stürzte «in km Bau befindlicher Staubturm ein. Er begrub «inen jungen, au» Crimmitschau gebürtigen Monteur unter sich, der tödlich verletzt wurde. " Zittau. Dom Mühlrad zermalmt wurde in Brunners, dorf ein in der Arabischen Kunst- und Walzmühle beschäftigter 18 Jahve alter Müllerbursche. Die Räder erfaßten ihn am Nocke und zogen ihn in» Getriebe. Ms das Weick abgestellt wurde, konnte man ihn aus seiner Lage befreien, doch hatte er so schwere Verletzungen erlitten, daß er bald darauf verschied. I GeschSfMches. ' Die Leimeligkeit langer Winterabend« Kai ihr«» besonder«» Reiz, wenn die Fvau des Hauses Ler Familie oder de» Gästen einen ihrer selbst gemachten Liköre oder gar einen selbst gebrauten Punsch oder Grog vorsetzt. Obwohl die allgemeine Geldknappheit und di« geringen Derdienstmögllchkeiten heute jeder Familie gewisse Ein schränkungen auferlegen, braucht man sich den bescheidenen Genuß eines Tropfens doch nicht zu versagen, wenn man sich nach alter erprobter Sitte seine Schnäpse mit Rsichel - Essenz « n selbst her- stellt. Man spart dann mehr als das Doppelt« und weiß, was man trinkt. Sämtliche Sorten Likör«, Branntweine und Dlühextvalt« sind herstellbar. Der nötig« Sprit ist auch wieder überall erhältlich Neh men Sie aber nur Reichel-Essenzen mit dem Lichthsrz, die allein Erfolg für sicheres Gelingen und stet» gleichbleibende Güte verbürgen. Zu haben in Drogerien und Apotheken. Daselbst auch Dr. Reichels Rezeptbüchlein mit erprobten Rezepten umsonst, oder wenn vergriffen, kostenfrei durch d» Fabrik Otto Reichel, Bertin SO. 33, Eisenbahnstraße 4. Die -a frei find. Roman von Henriette von Meerheimb. Nachdruck verboten. 124. storlsehung.) VUI. Ein durchsichtig blauer Frühlingshimmel hing über Ber lin. Auf allen Plätzen, an jeder Straßenecke boten Lie Blumen- Verkäufer weiße urrd rosa Hyazinthen, gelbe Narzissen, streng duftende Tazetten zum Kauf an. Die Sonne warf lange, goldene Streifen durch die noch dünnbelaubten Bäume, git ternde Lichter spielten llber die Fußgänger, Equipagen, Droschken, Automobile und Lastwagen, die in unabsehbarem Gewühl durcheinanderdrängten. Unermüdlich jagte das alles vorüber wie rasch wechselnde Bilder eines Kaleidoskops. Da zwischen schrien dis Zeitungsverkäufer, klingelten die elektri schen Bahnen, tuteten die Automobilführer; der Lärm unL das Gewühl verwirrten Monika vollständig. Sie hielt bei Len Straßenübergängen ängstlich den Arm des Vaters fest. We niger aus Sorge um die eigene Sicherheit, als aus Angst um ihn. Das durfte sie aber natürlich nicht eingestehen. Seit einer Woche bewohnten sie ein« billige Pension im Westen Berlins, da das Sanatorium des Doktors erst in eini gen Tagen eröffnet werden sollte. Inzwischen kam Hardt täglich, denn der Zustand des Professors gefiel ihm nicht. Di« seelischen Erschütterungen beeinflußten das Befinden des Kranken ungünstig. Gram und Bitterkeit zehrten an seinem Leben und rieben seine letzte Widerstandskraft auf. Bisher redete Monika es ihm aus, in die Kunstausstellung zu geben. Auch Henri Dubois Bitten, ihn zu besuchen, sich mit dem Professor aussprechen zu dürfen, wies sie hartnäckig zurück, um für den Kranken jede neue Erregung wenigstens hinaus- zuschieben. Aber heute hatte der Professor sich nicht mehr ab- halten lassen. Allen Bitten der Tochter setzte er ein hart näckiges: „Ich gehe! Wenn du mich nicht begleiten magst, so bleibe Hierl" entgegen. „Ich will endlich Lie Bilder sehen, di« man meinem Gemälde vorzog. Vor allem natürlich die Werke der Weimarer Künstler." Er lachte höhnisch bei diesen Worten. Alle weiteren Ein wände blieben fruchtlos. So fuhren sie denn mit der elektri- chen Bahn bis zum Leipzigerplatz und gingen dann, nachdem ie dem Getriebe ein Weilchen -ugesehen hatten, durch Lie tillere Bellevuestraße die mit Denkmälern besäte Siegesallee entlang, Alt-Moabit zu. I« näher sie ihrem Bestimmungs- ort kamen, um so schwerer wurde Monikas Herz. Denn wie auch des Vaters Urteil über Henris Bild ausfallen würde, Grund zu Verstimmung, Qual und Kränkung gab es dabei auf jeden Fall. Die Anlagen des Gartens, der das Ausstel lungsgebäude umgibt, waren wundervoll gehalten. Große lila Rhododcndronbllsche blühten wie Riesenbuketts auf dem samtgrünen, kurzgeschorenen Rasen. Jeder Luftzug, der über die weißgoldenen Narzissen hinstrich, trug den schwülen süßen Dust weiter. Ein früher Zitronenfalter gaukelte llber ein braunes Goldlackbeet. Musikkapellen spielten in zwei Pa- villons. Sowie di« lustig schmetternden Kavallerietrompeten verstummten, fingen am andern End« d«» Gartens di« Streichinstrumente der Infanteriekapelle an zu schluchzen und zu jauchzen. Auf dem kleinen Teich ruderien bunte türkische Enten; schwarze Schwäne tauchten ihre langen Hälse mit den gelb- roten Schnäbeln gierig nach den vom Publikum, ins Wasser geworfenen Brotkrumen. Trotz der frühen Jahreszeit war fast jeder der runden Marmortische in den Kaffees besetzt. Etwas festtäglich Heiteres log mit dem goldenen Sonnenschein zusammen über dem großen Garten mit seinen eleganten Restaurants, Kaffees, Musikkapellen und müßig einherschlendernden geputzten Men schen. Der Professor schob Monika, Lie ganz verträumt der Musik lauschte und entzückt die Blumenbeete betrachtete, vor sich her in den Eingang der Hallo. Es war schon ziemlich voll drinnen in dem kirchenhohen, langgestreckten Raum. Durch das Glasdach floß das Sonnen licht in blendender Weiße durch den ganzen Saal. Das ein tönige Summen vieler Stimmen, leises Knistern und Um wenden von Kotalogseiten lag in der Luft. Langsam schob sich das Publikum um die Postamente der Säulengruppen. Das elegante Publikum aus Berlin IV und dem Tiergarten- viertcl war's. Alles raschelnde Seidenkleider, Pelzboas, extravagante Hüte; mondäne Gleichgiltigkeit. . . dazwischen Herren in schicken Zivilanzügen, einige Uniformen, verein- zelte Künstler mit dem bewußten Schlapphut und lockeren Bummeljackett. Monika, die plastische Kunst besonders liebte, hätte gern viele der Statuen eingehend besehen. Aber der Professor zog sie erbarmungslos weiter. „In welchem Saal hängen die Bilder der Weimarer Maler?" fragte er den in dm: Tür stehenden Ausstellungs- diener. „Saal Nr. 6, mein Herr." Langsam gingen sie durch die Sal«. Der Professor streikte nur mit flüchtigem Blick die an den Wänden Hangenden Bil der. Manchmal, wenn ihm ein fein und sorgfältig ausgeführ- tes Gemälde ins Auge sprang, nickte er befriedigt. Aber di« mit breitem Pinsel nachlässig hingcworfenen Bilder mit dick aufgetragenen, schreienden Farben entlockten ihm nur Kopf- schütteln oder ein verächtliches Achselzucken. Heber die meisten Kunstwerke sah er mit eisiger Gleichgiltigkeit hinweg. Monika vermied es, ihn auf vieles, was ihr als schön auffiel, aufmerksam zu machen. In dem Seelenzustand, in dem der Professor sich befand, mußt« ihm jedes schöne Bild wehtun, jedes schlechte ihn erbittern. Bei der Menschenfülle kam man nur langsam weiter. Endlich befanden sie sich im Saal Nr. 6. Die ganz« Mittel wand nahm ein Bild ein. Die Zuschauer drängten sich davor zusammen. Die Wort« „Danae", ,Henri Dubois" schwirrten nebst Ausrufen der Bewunderung durch die Lust. Der Professor und Monika gingen mit vorwärts. Ihr langes Kleid glitt mit leisem Surren llber den glatten Stein boden. Allmählich, immer mehr von dm hinter ihnen Stehen den vorgeschoben, standen sie endlich vor dem Bilde. Da» Summen der Stimmen verstummt«. Das Blättern in den Katalogen unterblieb. Tiefes Schweigen lag llber den Be- schauern. Das ehrfurchtsvolle Schwelgen einer Menge war es, die deutlich fühlt, daß sie in dem heiligen Schatten eines großen Kunstwerkes steht. Danae! Die wunderschöne Tochter des Akrisio», die sich mit dem Gott« Zeus vermählte! Ein unendlicher Reiz von Jugend und Schönheit war über Ihren weißen, schlanken Körper ausgegossen. Schönheit, Harmoni« und Grazie in jeder Linie der Gestalt, di« sich zart und doch deutlich aus den schleierartigen Gewändern heraushob. Dee Kopf nüt den lockigen rotbraunen Haaren war zurückgewor fen, der Mund ein klein wenig geöffet, als ob den blaßrosigen Lippen gerade ein Liebeswort entfliehe. Di« fein vibrierenden Nasenflügel, die gen Himmel gerichteten Augen redeten von einer Ekstase des Entzückens. Di« geöffneten Arm« breiteten sich weit dem Goldregen entgegen, der wie ein Retz feiner Sonnenstrahlen den matigeiönten Hintergrund entlang rie selte und eine Strahlenglorie um das Haupt und di« ganz« Gestalt der reizenden Dana« wob. Zu beiden Seiten des Bildes wuchsen steife weiß« Lilien mit goldenen Staubfäden empor. Auch die geraden, hochragenden Blumen dienten da zu, den Eindruck des ätherschlanken, gen Himmel strebenden Charakters des ganzen Bildes noch zu erhöhen. Tränen verdunkelten Monikas Augen. Sie wußte nicht, war es Wonne oder Weh, was sie beim Anblick ihrer eigen««, durch die Kunst idealisierten Schönheit empfand. Ein würgendes Gefühl im Halse hinderte sie am Lust holen. Ihr war plötzlich, als ob die Blick« der neben ihr Stehenden sich durchbohrend auf sie richteten, ihr förmlich Lie Kleider vom Leibe rissen. Tiefe Blässe wechselte mit heißer Röte auf ihrem Gesicht. Ihren Vater anzusehen wagte sie nicht. Aber sie hörte deutlich sein« keuchenden Atemzüge neben sich. „Konnn fort von diesem schamlosen Bilds," sagte der Professor so laut, daß die Umstehenden erschrocken zurück- wichen. Neugierige Augen musterten die zornroten, entstell ten Züge des alten Herrn und das reizende, blasse Gesicht seiner Begleiterin unter Lem großen, schwarzen Federhut. Der Professor bemerkt« dre Aufmerksamkeit, mit der die zunächst Stehenden Monika anstarrten und dann ihre Züge prüfend mit dem schönen, verzückt zurückgeworfenen Kopf der Danae verglichen. „Komm fort von hier!" wiederholte er fast sinnlos vor Zorn, als sie ihm nicht sogleich folgte. „Ich will dieses empö rende Bild keine Sekunde länger vor Augen haben. Scham los ist es, jawohl: schamlos." Tränen der Wut standen in seinen Augen. Das Publikum wich immer weiter vor ihnen zurück. Eine Gasse bildet« sick. Monika und ihr Vater konnten ungehindert den Saal verlassen. „Der alte Mann ist iibergescknappt," lochte ein junger Herr. „Dieses Bild ist das schönste auf der ganzen Ausstel lung. Diese Danae hat ein Gesichtchen, ein« Gestalt zum Ver lieben. Beneidenswerter Zeus!" „Hast du's gehört?" flüsterte der Professor seiner Tochter zu. Er packte ihren Arm mit so hartem Griff, daß sie mit Müh« einen Cckmerzensschrei unterdrückte. Am liebsten wäre er sofort dem Ausgang zugestürmt: aber die Kräfte verließe« ihn. Der Schweiß stand in dicken Tropfen auf seiner Stirn. ,Zch muß erst etwas trinken, mir klebt di« Junge am Gaumen. Kellner! Selterwasser und ein« Flasch« Absynth." Er warf sich auf einen soeben leer gewordenen Stuhl vor einem der kleinen, runden Marmortisch« des nächsten Kaffees. Monika nahm ganz verstört neben ibm Platz. Der Kellner brockt« schnell das Verlangte. Der Professor rührte stumm in seinem vor ihm stehenden Glas« eisgekübUen Wassers, dem er mit zitternder Hand und unheimlicher Gier in den Augen da» grüne, ölig« Gist langsam zufließen ließ. Dann trank er da» Gia» mit hastigen, schlürfenden Zügen leer. (Fortsetzung folgt.)