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Erzgebirgischer Volksfreund : 10.12.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-12-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192512105
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19251210
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19251210
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-12
- Tag 1925-12-10
-
Monat
1925-12
-
Jahr
1925
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 10.12.1925
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rtcht«rflatttt d« verflassun«ou«schuff«» vor. Di« Kirchen. tnspMionon entsprechen der Rotwendt-lett, auch juristische und verwaltungstechnische K«nntninsse fllr di« Verwaltung der Kirch« nutzbar zu machen. Sie erscheinen seit 1799 als einhelt- ltche Behörden. Augenblicklich bestich«» deren etwa SO im Lande bei den Amtshauptmannschaften und größeren Städten. Sie sind aber Organe des Klrchenregiments und nicht der Staats aufsicht. Zn der neuen Kirchenverfassung sind Stellen fllr di« Durchführung dieser Arbeit vorgesehen. Der vorliegende Ent wurf ist nur «ine Ausführung der Verfassung. Sine ander« Abgrenzung der Befugnisse der BezirkskivchenSmter ist nirgend« gefordert worden, da einerseits das Lanbeskon- flktorium nicht länger belastet werden könne, andererseits in vielen Punkten den Einzelgemeinden gegenüber Einheitlich, leit notwendig ist. Einen breiten Raum mußte naturgemäß die Erörterung der Finanzfrage einnehmen, besonder« da di« Kirchensteuerzahler von der notwendigen Tätigkeit der Kirchen- Inspektionen bisher wenig erfahren haben und bei der gegen- wärtigen Wirtschaftslage äußerste Sparsamkeit fordern müssen. In den Verhandlungen des Ausschusses hat der Vertreter des Landeskonsistoiums die Mehrausgaben bei einer nebenamt lichen Regelung infolge der Anstellungsnotwendigkeiten von Komzleibeamten auf rund 25 000 Mark einmalige und 97 000 Mark laufende Ausgaben geschätzt. * Einstellung des Luftverkehrs im Winter. illach einer Mitteilung des Reichsverkehrsministeriums an die sächsische LuftverLchrs-Akt.-Ges. werden die letzten flugplanmäßigen Der- kehrsfllige voraussichtlich am 23. Dezember stattfinden, so daß von da an der gesamt« deutsche Luftverkehr bis zum Frühjahr eingestellt werden wird. * 179 neue Betriebsstillegungen. In erschreckendem Maße steigt di« Fahl Ler Betriebsstillegungsanzeigen in Sachsen. Beim Ärbeitsminlsterium sind in der zweiten Novemberhälfte 179 Anzeigen über beabsichtigte Stillegungen von Betrieben elngegangen, also noch 75 mehr als in der ersten November- Hälfte. Am meisten beteiligt sürd wiederum die Industrie der Maschinen, Instrument« und Apparate mit 51 und die Me tallverarbeitung mit 25 Anzeigen. 19 Anzeigen stannnen aus der Textilindustrie, 18 aus der Holz- und 16 aus der Stein- industrte, 12 aus dem Bekleidungsgewerbe, 9 aus der Papier- industrie. Die übrigen von Ziegeleien, Steinbrüchen, Schmelzhütten, Zigarrenfabriken, Buchdruckereien, Lederindu strie, Bergbau usw. * 1 Stelle für 40 Arbeitsuchende. Die ungünstige Lage des Arbeitsmarktes zeigt besonders deutlich wieder die Stichtag, zählung bei den wichtigeren Arbeitsnachweisen. Eine offen« Stell« war Mitte Juni auf 5,2 Arbeitsuchende gekommen. Die Zahl stieg langsam bis zum 16. Oktober auf 14,2. Am 17. No vember war sie auf 40,3 emporgeschnellt. Bei den Männern kommt sogar nur ein« Stell« auf 74 Suchende. * Notstaudsarbeiten. Die Geschäftsstelle des Deutschen Städtetages teilt mit: Im Anschluß an die Beratung des Ge setzentwurfs Uber di« Arbeitslosenversicherung wurde in der Borstanüssitzung des Deutschen Städtetages eingehend die bedrohliche Lage erörtert, wie sie in den vielfachen Betriebs, einschränkungen und -stillegungen und in den beängstigend ansteigenden Erwerbslosenziffern zutage tritt. Die Sticht. Verwaltungen sehen mit Sicherheit wieder die Zeiten kommen, wo sie sich nicht aus schwächlichem Entgegenkommen, weil sie sich der überaus großen Notlage nicht verschließen, vor di« Aufgabe gestellt sehen werden, wieder Notstandsarbelten «in- zurichten, um den notleidenden Massen Arbeit zu geben. Bei ihrer finanziellen Notlage kann aber keine Rede davon sein, auch hier wieder die Genreinden allein di« Lasten tragen zu lassen. Reich und Staat sind in erster Linie verpflichtet, das Nötige zu tun, um derartige Folgen der allgemeinen Wirt- fchaftslage abzufangen. Der Vorstand hat daher beschlossen, an das Reich und die Länder mit der Forderung heranzutreten, daß Neichsregierung und Länderregierungen nicht nur selbst für di« Beschaffung von Notstandsarbeiten sorgen, sondern vor allem auch di« nötigen Mittel bereitstellen, um den Ge meinden di« Veranstaltung von Notstandsarbeiten zu ermög lichen. Lin« Deputation des Städtetages soll dies« Forde- rungen persönlich beim Reichskanzler und in den zuständigen Ministerien zum Dortrag bringen. Hierbei wird auch darauf hingewiesen werden, daß es notwendig ist, daß der Wirtschaft selbst die nötigen Betriebsimttel zur Verfügung gestellt wer den, damit die Wirtschaft ihrerseits ihre Unternehmungen in Bettivb halten kann. Zugleich hält es der Vorstand des Städtetages für notwendig, daß di« zurzeit geltenden Sätze für die Lrwerbslosenuntvrstützung angemessen erhöht werden. Wie verlautet, hat der Sozialpolitische Ausschuß des Reichs- tages auch bereits eine 30prozentige Erhöhung beschlossen. * Hypoth«ken-Aufw«rtung. Es sei darauf hingewiesen, daß am 31. Dezember 1925 der Termin zur Anmeldung der aufzuwertenden Hypotheken ab läuft. Ganz besonders sei darauf aufmerksam gemacht, daß alle Anmeldungen, di« vor Erlaß des Aufwertungsgesetzes (15. Juli 1925) bewirkt wor ¬ den sind, vorsichtshalber bet der Aufwertungsstelle das betref fend«» Amtsgericht« zu wiederhol«» sind, und -war bi« zu dem oben erwähnten Tag«. Du Anmeldungen haben auf jeden Fall zu «folgen, wenn da« Hypothekenkapitol bereit« g«ahlt ist. Ob di« Hypothek im Grundbuch gelöscht ist oder nicht, kommt nicht in Frag«. Sind Hypothekenfovderungen noch nicht bezahlt, so kann der Anttag auf Eintragung de« Aufwertungsbetrage» gelegentlich gestellt werde». Dies« Antrag ist an ein« Frist nicht gebunden. Der Einfach- Helt halb« ist zu empfehlen, di« im Buchhandel erhältlichen Vordruck« zur Anmeldung zu benützen und ausgefüllt beim Gericht einzureichen. Jed« Anmeldung ist in zwei Stücken einzureichen. * s« Erledigung der Geschäft« de« Bezirksarzte« in Schwarzenberg hält Obermedizinalrat Dr. Klotz au» Zwickau bis auf weiteres Sprechstunden in der Wohnung des verstor benen Bezirksarztes Dr. Tietze in Schwarzenberg ab und zwar Montags und Donnerstags von 11—1 und von 2—3 Uhr. Anzeigen für sie i nächste Sonntogsnummer müssen z allerspätestens bis Freitag mittags H tn unserer yauptgesthästsstelle tu Qu» «in- gegangen f» », da sonst - aus «»chnighrn S K Srünöen - eine Gewähr für »as Lr- stheineu tn Ser am Sonnabend mittag» T A h,rau»komm»nöen Nummer nicht gegeben «erden kann. » Verlag des MMMen volWeuM" L * Ein notwendiges Verbot. Das Ministerium des Innern hat für Versammlungen und Auszüge das Mitführen von Stöcken, Hundepeitschen und ähnlichen zum Schlagen ver wendbaren Gegenständen, die zur Verletzung bder Linschüch- terung dienen können, verboten. ZuwiderWndlungen werden mit Geldstrafe bis zu 150 Mark oder mit Haft bis zu 14 Ta- gen bestraft. * Die Sächsische Einzelhasdels-Gesellschaft hielt in Dres den ein« Dertteterversammlung ab, um wichtige Wirtschafts- fcagen zu besprechen. Im Vordergrund des Interesses stand ein Referat des Füranzminlsters Dr. Reinholld über „Finanz, und Kred itfragen". Di« gegenwärtige Krise — so führte d«r Minister ungefähr aus — unterscheidet sich wesentlich von der Deflationskrise End« 1923. Damals handelt« es sich um eine Krise d« Produktion. Heut« hat die Leistungsfähigkeit und Leistungswilligkeit des deutschen Ar beiters wieder den Grad erreicht, den wir zu unserer Konkur renzfähigkeit gegenüber dem Auslände gebrauchen. Wir haben wlcher solide Zustande. Trotzdem ist die jetzige Krise, deren erste Anzeichen sich schon im Frühjahr bemerkbar machten, mit einer Schärf« herringebrochen, di« Veranlassung gibt, mit den ernstesten Besorgnissen der nächsten Zeit entgegenzusehen. Heut« haben wir es mit «in« reinen Kreditkrise zu tun. Eine ihrer Ursachen ist, daß weite Kreise der Geschäftswelt noch von der Inflation her zu sehr von der Sachwertpsychose erfaßt waren. Die Industtie hat insbesondere durch falsch« Unter bringung der Gelder gesündigt, indem sie trotz einer geringe ren Aufnahmefähigkeit des Jnlandsmarktes an eine Vergrö ßerung der Produktionsstätten ging. Hinzu kam eine zu starke Festlegung in Waren. Line andere Fehlerquelle ist darin zu suchen, daß nach Beendigung der Inflation ziemlich sinn- und wahllos Produktionsstötten zusammengekauft und in unorga nische Konzerne zusammengefaßt wurden, die dann zusam- menbrechen mußten, als der Kapitalmangel-die notwendigen Betriebsmittel nicht mehr aufbringen ließ. Weit« kommt ein« Aufblähung des gesamten wirtschaftlichen Apparats in Be ttacht. Auch der Handel hat einen Reinigungsprozeß nötig, dennoch wäre es falsch, wenn man behaupten wollte, daß der'' Handel ein« geringere volkswirtschaftliche Bedeutung habe wie die Erzeugung. Di« Hauptschuld an d« gegenwärtigen Krise trägt die Steuerüberhebung durch Staat und Gemeinden, dl« in der ersten gelt nach der Stabilisierung Alark zwar nötig war, dann aber zu lange fortgeführt wurde. Dl« öffentlich« Hand hatte plötzlich zu viel Geld und «« bestch di« Gefahr, daß di« Staatsgeld« nun in falsch« Weife wird« in die Wirtschaft Klnetngepumpt werden, wodurch die Krist nur verlängert und der Reinigungsprozeß »«zögert werden würde. Jetzt überall zu stützen und zu halten, wäre falsch, da» darf nur dort geschehen, wo es da» Interesse der Gesamt. Wirtschaft «fordert. Der Minister hält ein« Vereinfach, ung des Apparate» bei der Steuereinhebung nach eng. lischem Muster für unbedingt notwendig, weit« ab« auch eine Vereinheitlichung des gesamten Steuerwesen». Insbe- sondere wäre wichtig, 'daß vor der Feststellung de» Bedarfs von Reich, Ländern unü Gemeinden überhaupt «st einwand, frei «mittelt wird, welche Summen aus der gesamten Wirt, schäft und dem einzelnen Steuerzahl« herausgeholt werden können. Bei Beseitigung all« Fehlerquellen würbe es mög. lich sein, zu einem Steuersystem zu kommen, das einen Wie deraufstieg der Wirtschaft ermöglicht. Am Schlüsse sein« durch reichen Beifall ausgezeichneten Darlegungen hielt «s der Atinistsr auch für «wünscht, nach Möglichkeit auslän - dlsche Kredit« hereinzubekommen, die freilich nur fllr produktive Zwecke verwendet werden dürften. Endlich müsse die Reichsbank ihre Diskontpolitik den Forderungen der Wirtschaft anpassen, indem sie di« Bestimmungen üb« Kredit- gewährung mildere und den Zinsfuß herabsetz«. Aue. 9. Dez. Eine Weihnachtsgabe an kinder- -reiche Familien soll auch in diesem Jahre wieder vom Wohlfahrtsamts beim Rate der Stadt verabreicht werden. Fa milien mit 4 (Witwen mit 3) mrd mehr unterhaltungsbsdürf- tigon Kindern werden aufgefordert, einen Anmeldeschein hierzu beim Wohlfahrtsamt« zu entnehmen. Dieser Schein Lank noch bis Ende dies« Woche dort aibgeholt werden. Reustädtel, 9. Dez. Der schon seit Jahrzehnt«» bestehende Sparverein, der zu Zeiten über 1200 Mitglieder zählt«, aber in den Jahren der Geldentwertung ruhte, hat in dke«'«n Jahre unter Leitung des Bergverwaltungsbvamten Karl Hahner seine Tätigkeit wieder ausgenommen und trotz der schweren wirtschaftlichen Lage einen großen Erfolg erzielt, lieber 700 Personen Lzw. Familien aus Neustädtel, Schneeberg und Lindenau beteiligten sich als Spar«; in 11 Monate» wurden insgesamt über 37 000 Mark abgeliefert. Di« Spar beträge gelangten am vergangenen Sonntag an di« Mitglied« zur Rückzahlung. . Reustädtel, 9. Dez. Bei der Viehzählung am 1. Dezem ber wurden 77 Pferde, 261 Rind« (6 Bullen), 5 Schaf«, 98 Schweine, 216 Ziegen, 2464 Stück Federvich, 549 Kanin chen und 18 Bienenvolk« festgestellt. Reustädtel, 9. Dez. Das vom Gesangverein „Edelweiß* zum Besten des hiesigen Frauenvereins veranstaltet« Konzert nit Thsateraufführung ergab einen Ueberschuß von 80 Mark. Reustädtel, 9. Dez. Der Lrzgebirgszweigverel» sielt am Freitag unter Leitung seine» Vorstehers Oberlehrer Hommel im Karlsbader Haus ein« gutbesucht« Versammlung ab. Nach Eröffnung und Begrüßung teilte der Vorsitzende mit, daß eine Pergfestangelegenheit in befriedigender Weise ge ordnet worden sei und daß am 3. Dezember der bisherige Berg- wlrt SchnädelLach die D«olrtschaftung de» Unterkunftshauses auf dem Gleesbsrge aufgegeben und diese der neugewählt« Dergwirt Karl Dittrich übernommen habe; « fügte die Bitte hinzu, den letzteren durch recht regen Besuch auch in des. Wintermonattn unterstützen zu wollen. Dem Gesuch« des schei denden Wirtes um Ermäßigung seines Pachtbetrages wurde aus Billigkeitsgrllnden bedingungsweise entsprochen. Line sehr lange Aussprache brachte di« km Anschluß an ein Beleihungs- ge'uch aufgeworfene Frage über den Ankauf der gesamten Wirtschaftsausstattung des Unterkunftshauses vom bisherigen Dergwirt durch den Erzgebirgszweigverein Neustädtel. Der von der Versammlung gewählte Ausschuß hat den Ankauf der gesamten Einrichtung für den Preis von 1600 Mark vollzogen, wovon di« Dereinskasse 1500 Mark trägt. Hiermit dürften in Zukunft für den Verein bei künftigen Verpachtungen der Berg. Wirtschaft viel« Schwierigkeiten behoben sein. Der Vorsteh« stattete dann dem Dergwirtsehepaar Schnädelbach für di« 11^- jährige Führung der Bergwirtschaft in schwerer Zeit wärmsten Dank ab und begrüßte den neuen Dergwirt. Die Versammlung beschloß noch in Hinsicht auf dis wirtschaftlichen Verhältnisse von einem Wintervergnügen abzusehen, ab« die Wander abende bei den WirtsmiMedern, die Interesse am Verein zeigen, fortzusetzen. Laut«, 9. Dez. Das von der Gemeinde im Frühjahr auf- genommene Wohnungsbauprogramm ist nunmehr erfüllt, so daß alle neu'--stcllten Wohnungen bis auf 4 noch vor Weih- nachten bezogen werden können. Ls sind 70 Wohnungen neu «stellt worden, wovon fünf auf das Eigentum der Gemeind« Das wahre Gesicht -es weisen Salomo.*) Von Geheimrat Prof. Dr. Rudolf Kittel. Nicht jedem Menschen bekommt es, ein reicher Erbe zu sein. Auch Salomo ist der Gefahr «logen. Die Luft, di« er in der Jugend einsog, war der schwüle Dunstkreis üppigen Hof- lebens. Ein großer Erzieher seiner Söhne war David nie gewesen. Wo sollte dem Knaben und Jüngling inmitten des weichlichen Hof- und Haremlebens und später des Nänkespiels um die Thronfolge der Sinn für Pflicht und Lebensernst ge weckt werden? Er sieht nur die Ungebundenheit des Herschers und der Seinen und die Annehmlichkeiten des Negierens. Brech«n im Vater nur vereinzelt sultonische Neigungen durch, so ersteht im Sohne ein richtiger Sultan, wenn auch durch aus nicht einer der schlimmsten. Und menschlich angesehen kann man Salomo erst nicht allzuviel Schuld beimessen. Salomo ist der aufgeklärte Despot. De» Ruhm der Weis- Heft lmd Gerechtigkeit, den ihm die Nachwelt zuspricht, hat er gewiß verdient. Auch er hat sich um die Verwaltung des Landes Verdienst« erworben. Der Rechtspflege, so hörten.wir, und wohl auch der Verwaltung des Staates hatte David wenig Be achtung geschenkt. Hier hatte Salomo Versäumte» nachzuhqlen. Und daß er in den reichlichen Mußestunden einer langen Frieden»z«it Greben den Freuden von Mahl und Harem auch nach die Lust empfand, ein« Tafelrunde von Weisen und Spruchdichtern um sich zu versammeln, daß er an geistreichen und witzigen Reben sich ergötzte, ehrt ihn.und kam dem geistigen ") Dies» Schilderung entnehmen wir dem kürzlich erschienenen fesselnden Buche „Gestalten und Gedanken in Israel", da« auf kul turhistorischem Hintergrund« ein« Geschichte der großen Persönlich keiten de, Volke« Israel gibt. Verlag von Quell« 4 Meyer tn Leipzig. Sa Leiueaboad 16 DL Leben der Nation zugute. In der Tat hat, wie wir jetzt zu verlässig wissen, die ägyptisch« Spruchweisheit früh Eingang in Israel gefunden. Aber seinen Schwerpunkt hatte Salomo doch anderswo. Auf welch« Seite Salomos eigentliches Herz war, er- fahren wir, wenn wir die Schilderungen Uber seinen Hofhalt lesen:. 30 Kor Feinmehl, jedes zu 364 Liter, und 60 Kor Schrotmehl kommen jeden Tag auf seine Tafel und die seiner zahlreichen Hausgenossen. Dazu 10 gemästete und 20 Welde- rinder und 100 Schafe, „abgesehen von den Hirschen, Gazellen, Damhirschen und gemästeten Gänsen". Noch David hatte den erbeuteten Nossen die Sehnen durchhauen lassen, weil er in alter W:t°« zu Fuß kämpft und die neu« Art verachtet. SaloiHp hält 12 000 Noss« und 1400, nach anderer Ueberlieferung 4000 Streitwagen. Lr verfügt über märchenhafte Reichtümer. 666 Talent« Dold gehen jährlich bei ihm «in, ungerechnet die Kostbarkeiten und wertvollen Handelsgüter, di« sein« Schiff« und Karawanen aus Arabien und anderen fernen Landen, selbst aus Ofir am indischen Meer und aus Tarlchksch oder Tartessu« am Quadalquivir heimbrachten. Dafür hält er sich auch 550 Fronvögte, die seine Untertanen, Kanaanäer und Israeliten, zum harten Dienst anhalten, und bleibt er schließlich immer noch dem König von Tyrus mit 120 Talenten Gold in der Schüll». Mögen einzelne dieser Zahlen übertrieben sein, das Ge samtbild wird dadurch kaum geändert. Lin prachtliebender Dau- und Handelsherr, dem die Untertanen viel mehr Mittel zur Befriedigung seiner mancherlei Neigungen al» Selbstzweck und Gegenstand ernster Herscherpflicht sind. Denn was man noch nach Geschlechtern in I'rael von ihm erzählt«: Silber sei zu seiner Zeit wi« die Steine im Lande umhergelegen und Zedern so häufig gewesen wi« Maulbeerbäume, das mochte» wohl Kindern und Kinderfrauen Gegenstand höchster Dewun-1 doruag fein und Salomo zu «lnem Märchenfllrst«» heben. In der Tat galt «r als ein solcher d« ganzen späteren Zeit und tief hinein bis in ferne Länder. Aber es hatte doch einen sehr ernsten Hintergrund. Kanaan war kein reiches Land. Ls konnte groß« Leistungen nur mit Hilfe schwerer Be lastung der Bürger aufbringen. Denn der große Handels gewinn aus Waren, die von auswärts kommen, kann immer nur einer kleinen Minderheit ernstlich zugute kommen. So kann im Grund« nur «in ungeheuer schwerer Druck auf di« Bevölkerung durch Frondienst und durch Steuerlasten di« Mittel beschafft haben, die Salomo brauchte. Die Folge ist kn solchen Fällen immer, daß die große Mass« vevarmt und durch Verschuldung sich an die Neichen verkaufen muß und ein« kleine Anzahl großer Herren dos national« Vermögen an sich reißt. Die kleinen Bauern, Pächter und Viehzüchter auf dem Lande und di« Handwerker und kleinen Bürger In den Städten hoben den Schaden. Sie werden notwendig ein Element der Gärung. Aufstände zu Salomos Lebzeiten und der große Ab- fall nach seinem Tode lieferten den Beweis. Jahrzehnt« murren die Men'chen halblaut. Aus Salomo mögen sie, wenn er in seinem Prachtwagen durch di« Stadt fuhr, mit F »gern go- deutet haben: ,-Seht den Mann, dessen Pater, der Hirtensohn Bethlehem, einer der Unseren war, wie «r sich bläht!" Endlich aber brechen die Dämme, und di« Wut der Menge bricht un gehemmt los. Nicht» ist bezeichnender, als daß einer d«r Fronmelster Salomos, Ierobeom, „der über die ganze Fron de» Haus«» Josef gesetzt war", sich an di« Spitze der Unzufriedenen stellt und den Aufstand in di« Hand nimmt. Salomo gelingt «» diesmal, ihn niederzuschlagen. Ierobeom flieht ins Ausland. Aber kaum hat der König di« Augen geschlossen, so ist er wieder zur Hand. Der Aufstand bricht mit neuer und elementarer Gewalt gegen Salomo» Sohn Rehabeam los. Diesmal bat «r Erfolg. Das Reich bricht an ihm entzwei. Da» war dl« Frucht der unweise» Politik de» weisen Salomo.
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