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wird ein Antrag der Fraktion KPD. mit Stimmenmehrheit angenommen, der dahin geht, das Stadtverordnetenkollegium volle schärfsten Protest erheben über die Art der Ausgestal tung des sächsischen Finanzausgleichs. Der 3. Nachtrag »u den Satzungen für di« Gewerbe- und Handelsschule zu Lößnitz vom S. Dezember 1022 findet Annahme. Ein Spendengesuch für rin deutsches Kinderheim in Deutschböhmen wird nach dem Dorschlage des Finanzausschusses berücksichtigt; weiter werden mehrere Rechnungen richtig gesprochen. Dem Vorschlag« der Stadthauptbuchhalteroi auf Inwegfallstellung einer alten Forderung für Erziehungsbeihilfen und auf Löschung eines Betrags im Grundbuche, Blatt 660 für Lößnitz wird gemäß beschlossen. Ein.Gesuch des Kaninchenzüchtervereins um Be willigung eines Ehrenpreises für die Ausstellung am 5. und 3. Dezember wird berücksichtigt. Nachbewilligt werden nach dem Beschlusse des Finanzausschusses Fürsorgemittel für So- ztal- und Kleinrentner auf das Rechnungsjahr 1025. Ein Gesuch um Ueberlassung eines Schrebergartens wird erledigt. Das Ortsgesetz über Ruhelohn, und Hinterbliebenenversorg- ung für die Arbeiter der Stadt Lößnitz wird in der vorliegen den Fassung wegen einer unsozialen Bestimmung mit Stim menmehrheit abgelehnt. Der 1. Nachtrag zum Grundgesetz für das Gewerbe- und Kaufmannsgericht wird angenommen. Mehrere Anfragen werden erledigt. Es folgt nichtöffentliche Sitzung. Schwarzenberg, 28. Nao. Oeffentlich: Stadtverordneten sitzung am 27. November. Anwesend waren 23 Stadtverordnete, 7 Stadträt«, sowie Stadtrechtsrat Dr. Heinel und Stadtbau direktor Tilsen. Den Vorsitz führte Stadtverordnetenvorsteher Dr. Fröbe. Vor Eintritt in di« Tagesordnung wurde anstelle des von seinem Amte entbundenen Stadtverordneten Reichs tagsabgeordneten Schneller der Maschinist Willy Kiontke (KPD.) in sein Amt als Stadtverordneter eingewiesen. Kiontke gelobte dem Vorsteher Dr. Fröbe in die Hand: „Die Pflichten eines Stadtverordneten nach Ehre und Gewissen zu erfüllen, der Stadt treu und rechtschaffen z-u dienen und über geheim zu Halteride Gegenstände strengste Verschwiegenheit zu wahren." In der letzten Stadtverordnetensitzung am 6. November d. I. sprach Städto. Just (bürgerlich) seine Verwunderung darüber aus, daß die Abstimmung im Rate betr. Abschluß einer Kraft fahrzeugversicherung und einer Haftpflicht- und Unfallversiche rung für die Feuerwehrleute nicht einstimmig erfolgt sei, da es sich doch um «ine gemeinnützige Sache handele. Der Rat sollte deswegen um Aufschluß ersucht werden. Die angestellten Er örterungen von Seiten des Rates ergaben, daß sich im Rats protokolle ein Schreibfehler einaeschliä)en hatte; die Abstim mung war einstimmig erfolgt. Man nimmt von dieser Auf- klärung Kenntnis. Der Vvamtanausschuß hatte vorgeschlagen, eine Stelle in Gruppe 5 einzuziehen und dafür eine Stelle in Gruppe 6 zu gründen, sowie eine nerve Stelle in Grupp« 6 mit Rücksicht auf die vermehrten Geschäfte durch die Bildung ver schiedener Zweckverbände zu schaffen. Es soll damit ein ent sprechendes Verhältnis zu anderen Gruppen hebbeigeführt wer den. Der Rat hat dl« Blaß nähme genehmigt, da eine Neuein stellung dadurch nicht eintrrtt. Ls sollen nur vorhandene ge prüfte Assistenten befördert und den Deamtenonwärtern, wenn sie die Voraussetzung erfüllt haben, die Möalichkeit zur An- stellung geschaffen werden. Das Kollegium stimmte der Rats vorlag« einstimmig zu. Der Nat schlägt nach Gehör Les Spar- Lassenausschusses vor, bei Rückzahlung von Hypothekenaufwer tungsgeldern «inen Nachlaß bis zu 10 Prozent eintreten zu lassen. Man stimmt der Ratsvorlage zu, zumal man ein Risiko darin nicht erblickt. Nach 8 58, Absatz 6 des Auswertungsge setzes vom 16. Juli 1925, unterliegt die Gewährung von M- »ügen für vorzeitige Rückzahlung des Kapitals sowieso noch der Genehmigung des Ministeriums. Als letzter Punkt der Tagesordnung für die öffentliche Sitzung stand die Ruhelohn, ordnung für die städtischen Arbeiter zur Beratung. Der Be- rlchterstatter Stadtv. Just (bürgerlich) empfiehlt, die Ratsvor- läge anzunehmen. Dem Stadtv. Krause (KPD.) erscheint je- doch eine Aenderung der Ruhelohnordnung nicht nötig und er erklärte, der Vorlage nicht zuzustimmen. Uebrigens sei auch die Zeit zur Durchberatung der Vorlage zu kurz gewesen. Dazu gibt der Vorsteher bekannt, daß die Angelegenheit noch mit- behandelt werden möchte, da sonst ab 1. Dezember d. I. ein ver- tvagsloser Zustand eintreten würde; die nächst« Sitzung werd« voraussichtlich am 11. Dezember stattfinden. Nachdem sich noch Stadtv. Höhnel (KPD.) gegen die Vorlage ausgesprochen hatte, beantragte Stadtv. Berger (KPD.), die Vorlage bis zur nächsten Sitzung zurückzustellen. Derselben Meinung war auch Stadtv. O. Riedel (SPD.). Man beschloß hierauf, die Angelegenheit in der nächsten Sitzung z-u behandeln. Dann erklären zur Geschäftsordnung Stadtv. Verger und Krause (KPD.), daß im Fraktionszimmer der KPD. im Schulgebäude Monarch ist, läse Bilder hingen. Es möchte dafür gesorgt werden, daß diese Bilder abgenonnnen werden, da sie provozierend wirkten. Vor steher Dr. Fröbe erklärte sich bereit, mit dem Schulleiter der 1. Bürgerschule diescrhalb Rücksprache zu nehmen. Es folgte nichtöffentliche Sitzung. Grüuhain, 28. Nov. Auf Beschluß der Stadtverordneten soll hier jeden Sonnabend von vormittags 8 bis nachmittags 3 Uhr Wochen markt abgehalten werden. Interessenten erhalten Auskunft durch den Städtrat. Alberoda, 28. Nov. Die Tage der 1. Iunggeflügelschau des Verbandes, Erzgeb. Geflügelzüchtervercine sind nun vorüber. Dank der Ausstellungssreudigkeit der Züchter war sie reichlich beschickt worden. 560 Tiere.stellen doch schon eine ansehnliche Zahl dar. Der Durchschnitt in bezug auf Rossigkeit der Tiere war ein sehr guter, wodurch erwiesen wurde, daß in unserem Erzgebirge die Nastegeflügelzucht mit großem Verständnis be trieben wird. Auch der De'nch der Ausstellung ließ nichts zu wünschen übrig; die Leitung hofft, daß die vielen Unkosten einigermaßen gedeckt werden. Am Ausstellungstage, nachm. 3 Uhr, traten die Delegierten der Verbandsvcreine zu einer kurzen Sitzung im Vcrcinszimmer des Ausstellungslokal^s, Gasthof zum Kühlen Abend, zusammen, welche ebenfalls gut besucht war. Der Verein Alberodä und die Verbandsleiiang hatten sich die Durchfübrung dieser ersten Iunggeflügelschau angelegen sein lassen und dürften Aussteller und Besucher zu- friedengestellt haben. 55 Ehrenpreise konnten als Zuschlags- preise vergeben werden. Die Stiftung erfolgte zum Teil durch die Verbanüsvereine. Der Kürze halber seien nur die Aus steller der mit sehr gut bewerteten Tier« bekanntgegeben. Die vom Landesverband Sächsischer Geflügelzüchtervereine ge stiftet« silberne Medaille erhielt auf Faverolles Müller- Mberoda; die bronzene Medaille erhielt auf Notichild- taube O. Grimm-Zschorlau. Die vom Verband Erzgeb. Ge flügelzüchtervereine gestifteten Ehrenpreise erhielten: auf Peking. Enten: E. Groh-Langenbach; auf Sumatra- Hühner: E. Hirsch-Alberoda; auf weiße Brünner taube: P. Auerswald-Lößnitz. Mit „Vorzüglich" wurden ausgezeichnet: die Holläirder Wrißhauben von Puschmann- Lindenau, Blauflügel von Kunz-Schönau und Weißschwänze von E. Mehlhorn-Alberoda; mit „Sehr gut": Bronze-Truten: G. Iähn-Albervda; (Lindener Gänse: G. Jähn und G. Schettler- Mberoda; Peking-Enten: E. Grob-Langenbach; Gestreifte Plymouth-Roks: Öttiger-Fährbrücke: Weiße: P. Georgi-Bockau.; NhodelSnder: O. Rau-Mberova; Langshan: Bretschneider- Alberodä; Wyandotten weiß: Reiß^Libenstock; schwarz: Barth- Tunersdorf; blaugesäumt«: Grimm-Zschorlau; gelb«: Heydel. Langenbach; Gold: P. Auerswald-Lößnitz und Müller-Burkers- dorf; Silber: Trotz-Affalter und Meichsner-Libenstock. Domi nikaner: Fritzsch-Alberoda. Bergische Kräher: Möckel-Schnee- berg. Andalusier: Neef^Sriesbach. Minorka, schwarze: Lenk- Schönheide und K. Groh-Langenbach; weiße: H. Müller- Alberoda. Italiener, schwarze: P. Klötzer-Zschorlau. Hans Oueck-Langenbach und Müller-Lindenau; blaue: Wendler- Bockau; gesperberte: Trotz-Affalter; weiß«: Georgi-Bockau und Bremer-Eibenstock; gellu:: Nestnumn-Eibenstock, Schädlich- Schönheide und Deyer-Alberoda; silberhalsige: Wieland-Aue; rebhuhnfarbige: W. Mehlhorn-Langenbach, W. Groß-Schnee- berg, Wilhelm Iähn-Aue, Karl Rebm-Zschorlau, G. Zähn- Alberoda. Holländer Weißhauben: Mehnert-Zschorlau. Su- matra: P. Neubert-Alberoda. Drackel: Eckhardt-Niederschlema. Lackenfelder: Schleif-Alberoda. Numelsloher: Petzold-Kirchberg. Hamburger: Iühn-Mberoda, P. Lindner-Lößnitz, Vierer- Burkersdorf. Darnewülder: Hogert-Schneeberg. Japanesen: Leichsenring-Griesbach. Zwerg-Molayen: Bertus-Lauter. ZwergchochimDach-Zschorlau. Zwergwyandotten: Ficker-Berns bach und Schädlich-Schönheide. Bantam: E. Grob -Langenbach. In der Tauben-Abkilung erhielten „Sehr gut": Fli'geltanben: Hugo Mehlhorn und Walter Mehlhorn-Langenbach, Oskar Grimm-Zschorlau, E. Kunz-Schönau, C. Reiß-Eibenstock, H. Georgi-Zschorlau und Herm. Müller-Alberoda. Schild- tauben: Pmchmann-Lindenau, Oswald Nou-Alberoda und Grimm-Zschorlau. Schnippen: R. Neubert-Alberoda. Weiß schwänze: E. Mehlhorn-Alberoda, E. Kunz-Schönau und E. Hergert-Schneeberg. Trommeltauben: Rau-Alberoda, Schmidt-Lauter, Puschmann-Lindenau, Hermann-Bockau, Hof- mann-Albsroda. H. Müller-Alberoda. Kröp'er: Mehnert- Zschorlau, P. Auerswald-Lößnitz und H. Schulz-Affalter. Luchstauben: Wendler-Bockau. Strasser: Queck-Langenbach und E. Niedel-Lüßnitz. Storhälse: P. Auerswald-Lößnitz. Tümmler Oschatz-Schönheide und Auerswald-Lößnitz. Elster: Meier-Albernau. Thüringer Flügel: Müller-Schönau, Trotz- Affalter. Brieftauben: P. Auerswald-Lößnitz, K. Queck- Langenbach, Fugmann-Hundshübel und W. Arnold-Schneeberg. Außerdem konnten noch zirka 240 Tiere mit „Gut" bewertet werden. M. Schönheide, 28. Nov. Erwerbslosenziffer vom 25. Nov.: Männlich 184, weiblich 38, zusammen 222. Zuschlagsemp'ün- ger 289. Die Erwerbslosen verteilen sich auf folgende Be rufe: Bürstenarbeiter 81, Bürstcnarbeiterinnen 36, P-nl» arbeitcr 39, Bouklcmpner 1, Handwerker 5, Kutscher 1, Me tallarbeiter 9, Schlosser 19, Zimmerer 5, Maurer 7, Buch halter 3, Papierfabrikarbeiter 14, Stepperinnen 2. Außerdem 8 ausgesteuerte Erwerbslose. * Dresden. Das Gesamtergebnis Ler Dresdener Stra ßensammlung für die Zeppelin-Eckener-Spende beträgt 37 279,43 Mark. „SagMa" - Kuslenbonbons bei Ku?!sn, Kerserkett, Bronchial-Kakarrh, Berichte muns. rauhem Lais. Erllkia lige oon Ar Icn bestens emp- 'vblene Kmtenmsdi'in in is >er Form. 8 > allen Avouieren erkAtlich. Sie s vmrä ig: Apotheke Lödnih. SagiNr-Werk München 2. 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Sie steckte Len Pinsel rasch in schwarz« chinesische Tusche und malte Lie weiße Haut ihres Fußes, die aus den Löchern hervorschimmerte, schwarz an. Monika sah dem Beginnen staunend zu. „Man muß sich nur zu helfen wissen. Dies geht viel schneller als Stopfen," rühmte Käthe. „Jetzt wollen wir rasch Lecken." „Wo stehen die Teller und Tassen?" fragte Monika. Käthe dachte nach. „Suche sie," bat sie dann. „Die Thiele, unsere Aufwär terin, kranit sie alle Tage wo anders hin. Das entsetzliche Weib! Lin Alpdruck die ganze Person! In irgendeiner Kiste muß alles stehen." Monika riß einige Decken herunter und öffnete die Truhen und Teckel der Kisten, die, mit Kissen belegt, die Stelle der Fauteuils vertraten. Endlich sand sie einiges Porzellan gc sch irr. Kopfschüttelnd brachte sie di« wunder- feinen, bunten chinesischen Tassen, Teller und alten verschnör kelten Löffelchen zum Vorschein. Käthe blieb vollkommen unbefangen. „Nicht wahr, solch« Kisten sind riesig praktisch? Da kann man alles schnell hin- einwerfen und den Deckel zuklappen. Die Stuben sind dann immer ordentlich," meinte sie vergnügt. Ein« Behauptung, zu der der Anblick des Zimmers gerade keinen überzeugenden Beweis lieferte. Dor den Fenstern hingen verschossen«, zerschlitzt« Seiden vorhänge zu beiden Seiten der Flügel herab. Wenn «in Zug si« bewegte, schlürften ihre Enden Uber den Boden. Das klang wie leises Rauschen einer Schleppe. Eine dickbauchige, ver- Kommode aus Rosenhol» stand etwas vereinsamt zwischen den Fenstern. Ihre Politur war erblindet, ihr Zierat abgebrochen. Dann gab es noch ein mit fleckigem, zer rissenem Seiden dam ast überzogenes Sofa auf vergoldeten Löwenklauen — sonst nur Truhen, Taburetts, ganz niedrige Tische, Hockerchen, alles durch Kissen und Decken auch zum Sitzen verwendbar. An den Wäirden hingen Skizzen, Kreidezeichnungen, Entwürfe, meist nur lose mit Neißnägeln oder Stecknadeln cm geheftet. Dazwischen sah man graziös geraffte bunte Seidensck)als, rot leuchtende Fächer und Buketts trockener blauer Stranddisteln. Don der Decke schaukelten japanische Laternen aus gelbem Papier mit schwarzen Störchen herab. Auf einem abgetreienen Gebetsteppich lag eine Gitarre an blauem Bande. In hohen Glasvasen schimmerten rote Buchen- zweige und dunkles Tanncngrün. Unordentlich — verbraucht, wie hingepustet alles, und doch von malerischer Poesie und sarbenfteudiger Genialität! „Käthe, zieh dich um!" mahnte Henri. „Monika und ich stellen auch ohne dich olles zurecht." „Hast du ein Wischtuch?" bat Monika. „Die Tassen sind staubig." „Ach, sei nicht pedantisch. Nimm irgendeinen Seiden lappen von der W-md," rief Käthe. „Henri, Tee steckt in einer Tüte. Der Samowar steht im Atelier und der Gas- kocher irgendwo hier herum." „Ich weiß Bescheid. Lege nur deinen Morgenrock ab,, teure Schwester. Vorn bist du lila, hinten grasgrün, weil du dich kürzlich auf meine nasse Palette zu setzen geruhtest." „Ja — ja. Komm, Moni! Du sollst dich auch umziehen." „Ich? Weshalb denn?" Monika sah an ihrem s«hr schick gearbeiteten Tuchrock herunter. „Gefällt dir mein Kostüm nicht? Es ist noch nicht einmal bezahlt; stammt von Herrn Lämmerhirts Konfektion am Frauenplan. Da muß es doch elegant sein!" „Natürlich, zum Spazierengehen; aber für einen Künstler- tee einfach unmöglich. Dazu ein« blaßrot« Seidenbluse! Gräßlich, diese Dlusenmode. Man sieht immer wie halb durchgeschnitten aus, so unkünstlerisch wie möglich. Nein, so darfst du nicht bleiben. Du verdirbst mir den Eindruck." Köthe zog Monika energisch mit sich. Die wußte schon, man mußte ihr den Willen tun. Und schließlich -»achte ihr das Verkleiden auch Spok Wie es in Käthes Schlafraum aussah, spottete jeder Be schreibung. Man sollte nicht glauben, daß es überhaupt so viele Sachen gäbe, wie dort auf Bett, Stühlen und Fußboden herumgestreut lagen. ' Küthe fing Monikas Blick auf. „Du magst mirs glauben oder nicht," lacht« sie, „aber nur wenn es so aussieht, finde ich meine Sachen; sobald sie weggeräumt werden, muß ich immer suchen. Das macht mich direkt krank." Sie ging an einen Schrank, der, wie sie selbst sagte, nur von ihr geöftnet werden konnte. Anderen ahnungslosen Sterblichen stürzte son^ alles unaufhaltsam entgegen, was sich von Kleidern, Hüten, Tüchern drin befand. „Hier, das ziehst du an," befahl sie. Sie hielt Monika ein langes weißes Gewand aus ganz leichter indischer Seide entgegen. Die geschlitzten Aermel ließen dis Arm«, der runde Ausschnitt dm Hals frei. „Das Haar löst du dir aus . . . So, Kind. Du bist ent zückend. Je weniger du mit dir anfängst, um so hübscber wirst du. Ich muß mir schon mehr Mühe geben. Aber so ist's auch geschafft. Was?" ,Mcü'end," bewunderte Monika. „Dieser goldgelbe Ki mono steht dir vorzüglich." Käthe steckte noch schnell zwei zartlilla Ehrysanthcmen hinter ihre zierlichen Ohren. Das dunkle Haar fiel ein wenig wirr über ihre schmale Stirn, fast bis in di« lachenden brau nen Augen. Während sie Toilette machten, war bereits oft kurz hinter einander an der Korridortüre geschellt worden. Jetzt bört« man Stimmen, Lachen und Dcgrüßungsworte durcheinander. Das klein« Wohnzimmer war inzwischen von Henri Du- bois, der darin viel Uebung besaß, hübsch arrangiert worden. Alles Ueberfllistige stopfte auch er natürlich stets in Truhen und Kisten. Anders ging es bei dem Raummangel und dem Sachenüborfiuß auch wirklich nicht. Die Papierlaternen brannten alle. Di« roten Seiden- vorhänge waren zugezogen. Die graue Dämmerung blieb draußen. Dis bunten Farben all der vielen Schals und türkisch«:: Decken leuchteten und schimmerten durcheinander in rosiger Verklärung. Auf den kleinen Tischen standen Tee tasten und Teller. Das Wasser in dem kupfernen Samowar brodelte und kochte. (Fortsetzung folgt.)