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Erzgebirgischer Volksfreund : 25.11.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192511255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19251125
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19251125
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-11
- Tag 1925-11-25
-
Monat
1925-11
-
Jahr
1925
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 25.11.1925
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8ZZ -L-LÄ Eigenlrhnern und Gewerkschaften des alten Versbaues. 8 L ' S »L^ L S s s °SZ Z k» «> und Mitarbeiter, unabhängig werden wollten. Ihnen fehlt -er Einblick ins Ausl chäst, sie brauchen Zwischenhändler, Verleger, Gro , die ihnen Aufträge verschaffen, wie beim Ackerbau, Zersplitterung wie bei den LÄ 8 »» bas sind Kenn,welche« «zgMvgkschen Unternehmertums. Frei lich haben Familiensabriken Vorteile geaxnitber den seelenlosen Aktiengesellschaften, welche seit der Mitte des 19. Jahrhunderts sehr langsam in die Industrie des Erzgebirges eingeschraubt wurden. Gerade dem Erzgebirger mit seinem Eigensinn und seinem lebhaften Unternehmungsgeist liegt die Aktiengesell schaft nicht, weil ihre gesetzliche Farin die Selbständigkeit des Geschäftsleiters einengt. Wo Heimarbeit und Hausindustrie mit der fabrikmäßigen Fertigstellung Hand in Hand arbeiten, wie vielfach im Erzgebirge, da dringt die Aktiengesellschaft nicht durch. Das Erzgebirge ist vielmehr der geeignete Boden für Mittelbetriebe. Mancher Firmenvater war nlcht nur fleißig, geschickt, zi«^ bewußt und von -er Wanderschaft her welterfahren, es gab selbst vielseitig Gebildete unter den Aufstrebenden. Kempt aus Niederzwönitz war begeisterter Musikus und freisinniger Natur philosoph, ein rechter „Achtundvierziger"'. Friedrich Ehregott Woller, 1808 in Stollberg geboren, hat sich ganz aus eigener Kraft cmporgerungen. Als Knabe schon mußte er die Strumpf wirkerei lernen, machte sich mit 18 Jahren selbständig und schleppte seine Striimpfe auf einem kleinen Wagen zur Messe nach Frankfurt, Leipzig oder Braunschweig. Seit er niechanische Rundstühle eingeführt, konnte er seine Fa'brik fortwährend er weitern und zahlreiche Zweigbetriebe einrichten. Stollberg ist durch ihn ein Hauptort der Strumpfwirkerei geworden. Richard Dotzauer, der Graslitzer Großindustrielle, sei als Beispiel eines Unttrnehmers aus dem böhmischen Erzgebirge genannt. Er förderte die Einrichtung staatii^r Musterwerkstätten. Sulz berger, -er Griinder der Flöhaer Dampfkesselfabrik, hat in Amerika auf Seiten -er Nordstaaten den Bürgerkrieg der 60er Jahre als Pionier mit durchgefochten. Evan Evans aus Wales kam 1802 aus Manchester, versorgte den erzgebirgischen Fa briken englische Maschinen, erfand Verbesserungen, baute erst in Dittersdorf, später in Geyer seine Spinnereimaschine und erzeugt« in -er vorbildlichen Spinnerei zu Siebenhöfen ganz ausgezeichnete, haltbare und seine Garne. Nichterzgebirger war auch Johann Georg Dodener, 34 Jahre lang Bürger der Stadt Zschopau, weitgereist, auf Universitäten und technischen Hochschulen gebildet, Verfasser der Schrift über die industrielle Revolution, ein Mann mit klarem, praktischem Sinn, streng, sparsam doch wohltätig, einer der tüchtigsten Spinner Sachsens. In den neugegründeten Gewerbevereinen waren solche Männer Führer und Bahnbrecher. Eie beschickten und besuch ten Weltausstellungen: sie lieferten feinst Proben ihrer Arbeit auf sächsische und erzgebirgische Industrieausstellungen; sie griffen zu, als noch Deutschlands Einigung die Gründerzeit französische Milliarden in -ie Kanäle der Wirtschaft leitete. Sie betrieben, ost selbst in den Landtag gewählt, den Bau ihrer Heimatbahn. Reisen ins Ausland und dauernde Verbindung mit ihren Absatzmärkten in England und Amerika verhüllten -ie kleinbürgerlichen Flicken und Nähte ihres Wesens. Dem Ausland verdankt das Erzgebirge von jeher starke Alnregungen. Ohne englische Maschinen und Ingenieure konnte -ie Baumwollverarboitung im 19. Jahrhundert nicht vorwärts kommen. Endlich baute der Engländer Payne im Hanmier- werk Trla um 1840 Hunderte von Webstühlen für das Erz gebirge. Selbst in dm: Weise und Numerierung sind unsere Spinnereien noch jetzt von England abhängig. Andrerseits hat das Erzgebirge Erfindungen an England abgegeben. Ein über raschendes Beispiel englischer Industriespionage sei erwähnt: Der Engländer Parranton kundschaftet 1652 im Erzgebirge, dis er das Geheimnis kennt, wie der Erzgebirger in seinen Hammerwerken das Blech verzinnt. War lange Zeit „Ausfuhr nach England" oder „Wettbewerb mit Englaird" die Lebens frage für den erzgebirgischen Unternehmer, so ist schon längst Amerika als Abnehmer oder Gegner hinzugetreten. Zuerst .wurden Maschinen aus Amerika bezogen, z. B. Blechbcarbei- tungs- ober Schweiß-, oder Echuhsteppmaschinen, jetzt ist die Union vorbildlich mit Arbeitsaufbau und Absatzgliederung. Amerikas Wünsche spüren wir bis in die entlegensten Gebirgs- vrte. Der Sticker mühsame Arbeit wird nicht von Erzgebirgern, sondern von amerikanischen Kaufleuten äbgesetzt. 1912 kaufte ein Brooklyner Unternehmer eine ältere Handschuhfabrik im Gebirge, zahlte die besten Löhne, zog viele Arbeiter an sich und Lam in die Lage, deutsche Sonderheiten zu liefern und deutsche Fabrikanten aus dem amerikanischen Geschäft zu verdrängen. Dies nur als Beispiel für den Einfluß fremden Kapitals. Äuch belgische Firmen haben erzgebirgische Werke an sich gezogen, und im böhmischen Erzgebirge steckt fremdes Geld in vielen Fabriken. Unsere Industrie erzeugt vorwiegend Fertigwaren, oftmals hochwertige, zum Test mit viel Handarbeit. Der Textflindu- striefle, dessen Waren von der Mode gestempelt werden, muß sich rasch anpaffen, die Weltmarktslage, die Geschmacksrichtung sicher erfassen. Deshalb hat sich über dem Kleinunternehmer- tum das Berlegerwesen aufgeplustert. Der Sticker in Eiben stock oder Schneeberg, der Haus industrielle im Seiffener Spiel- zeug-Binkel, der Beierfelder Klempner, der Posamenten ftlb-ri- kant in Annaberg, dessen Frau neue Muster erfindet, das stnd sämMch Leute mit Sekbstäudigkeitsürang, die ihren kleinen Be trieb abgesplittert haben von größeren und, ehemals Gesellen I H Sammel, «eurlSivel^ Lus Ser SMMekMiM NeuNSMls. 3. Schulbauten. Am 17. Moi 1770 richtete „ein zum Gebeth und Dienst gehorsamster Pfarrer Christian Gottlieb Forstel" in Neustädtel im Auftrage des Rates und der Bürgerschaft daselbst an den „Hochwürdigen, Hochgelehrten Herrn Superintendens Johann Gottfried Weller in Zwickau und den Hochedlen, Vesten und Nechts-Hochgelehrten, Hochgeehrtesten Herrn Kreyß-Amtmann Just in Schwarzenberg, Hochgeneigte Gönner", ein Schreiben, in welchem er anzeigt, daß Rat und Bürgerschaft beschlossen hätten, an Stelle des alten ganz baufälligen Schulgebäudes ein neues zu erbauen und zur Deckung der Kosten bereits eine Haussammlnug stattgefunden habe. Es folgte nun die Bitte, die Kircheninspcktion möge für den Bau ein Darlehen von 200 Reichsthaler aus dem Kirchenärar von Neustädtel gewähren, was von derselben bereits zugesagt worden sei, als man sich in: Jahre 1767 bei -er Einweisung des Kantors Joh, Friedr. Seyffert von dem sehr schlechten Zustande des Schul gebäudes durch Augenschein überzeugt hatte. Schon damals hake die Inspektion dem Rate aufgegeben, ohne Verzug einen Ernenerungs- oder Neubau vorzunehmen. Der Rat überstürzte sich mit der Ausführung dieser Anordnung durchaus nicht un- überzeugte sich erst am 7. Mai 1770 selbst von der Notwendig keit des Baues, und schon am nächsten Tage beschlossen Nat, Kommunvorsteher, Viertelsmeister und Bürgerschaft gemein schaftlich die Errichtung eines neuen Schulgebäudes unter der Voraussetzung, daß -ie nachgesuchte Unterstützung gewährt und auch die Verwendung der Einlagen in dem Klingelbeutel von den Nachmittagsgottesdiensten an Sonntagen zur Verzinsung und Tilgung der Bausumme gestattet würde. Erweitert werden konnte das alte Schulhaus nicht, da man mit dem Einstürze desselben rechnen mußte, wenn an denselben Veränderungen vorgenommen wurden, und zur Vergrößerung fehlte auch der Platz; es war nämlich so beschränkt, daß ein Drittel der Neu- städtler Schulkinder am Unbewacht nicht teilnehmcn konnte. Sollten sich diese nebst vielen Eltern nicht recht gut mit diesen Verhältnissen abgefunden und gar keine Aenderung ersehnt haben? Mit Eifer ging man nun an die Vorarbeiten. Die einheimischen Baugewerken fertigten den Riß und die Kosten anschläge für ein 20 Ellen langes und 19 Ellen breites Schul haus mit einem Stockwerke und einer Gesamtbausumme von 647 Taler 1 Gr. an. Aus diesen Angaben erst zu ersehen, daß das geplante Gebäude auch nicht gerade ein Schulpolast werden konnte. Sicherlich interessiert auch die Höhe der Einzelbeträge; so waren eingesetzt von Meister Dcichsler für Maurerarbeiten samt Materialien 194 Taler 10 Gr. und 21 Taler 16 Gr. für Löhne, von Meister Fickel 326 Taler und 100 Toler Löhne für Zimmerarbeiten, von Meister Schubert 57 Taler 6 Gr. für Tischlerarbeiten, von Meister Hölig 46 Taler 12 Gr. für Ver- glasungsarbeiten und von Meister Rich. Meyer 23 Taler 15 Gr. für Schlosserarbeiten. Wie bescheiden nehmen sich diese Zahlen gegenüber denen der Kostenanschläge in der Jetztzeit aus! Freilich gab es damals auch noch keinen Achtstundentag, keine Gewerkschaftsorganisation, kurzfristigen Tarife und Un ternehmerringe, aber auch keine so schwindeln- hohen Lebens unterhaltungskosten. Im Städtel wurde außerdem noch eine Haussammlung zum Besten des Schulbaues veranstaltet, die ganz« 40 Taler Ertrag brachte. Dieser geringe Erfolg ist wohl der beste Beweis dafür, daß die Einwohnerschaft trotz des vor- liegenden dringenden Bedürfnisses dem Schulbau sehr wenig Interesse entgegenbrachte. Der Rat glaubte nun vorläufig genug getan zu haben und ließ dir Sache an sich herankommen. ^2 Ä 8 »S M Damit gab sich aber der am meisten Geschädigte, Kantor Johann Friedrich Seyfferth, nicht zufrieden; demselben war bei seiner vor drei Jahren erfolgten Anstellung in Neustädtel vom Rate die sofortige Beschaffung einer geeigneten Wohnung zu- gesichert worden, da er die im Schulhause befindliche Amts wohnung ihres schauerlichen und lebensgefährlichen Zustandes wegen nicht beziehen konnte. In zwei Eingaben an den Kreis amtmann Just in Schwarzenberg und den Superintendenten Weller in Zwickau beschwerte er sich, daß ihm die Zusage nicht geholten worden sei, daß er bereits die dritte elende Wohnung habe beziehen müssen, außerdem noch wegen seines Verlangens von der Bürgerschaft angefeindet und beleidigt würde; ins besondere sei er in dieser Sache von dem Kaufmann Springer in Schneeberg, Besitzer des nachmals von Frau Oberforstmeister von Lindenau geb. von Petrikowsky erkauften Gutes in Neu städtel, persönlich und sogar tätlich angegriffen worden. Der geistliche Inspektor nahm sich des Kirchen- und Schuldieners an, den er als einen frommen, fleißigen und geschickten Monn bezeichnete, und bat seinen Schwarzenberger Mitinspektor den Nat zu Neustädtel mit aller Strenge zum Bau einer Schule anzuhaltcn, andernfalls derselbe doch niemals Zustandekommen würde; der Herr Superintendent kannte demnach seine Pappen heimer recht gut. Der Schwarzenberger Kreisamtmann ent sprach dem Ersuchen, und am 7. Juni 1771 sand eine gemein schaftliche Sitzung der Stadtvertreter mit denen von Lindenau, Neudörfel, des Schneeberger Ratsgebietes und des Bergamtes (wegen der Häuser in der Bergfreiheit) statt, in welcher noch- mals der Bou eines Echulhauses beschlossen wurde, nachdem der Einspruch Lindenaus auf Grund alter Verpflichtungen zu- riickgewiesen worden war. Die Gewährung eines Vorschusses von 200 Taler aus den: Kirchenärar konnte von der Inspektion nicht in Aussicht gestellt werden, da die Stadt den geistlichen Kassen seit Jahren schon 390 Taler entliehen und die Schuld weder getilgt noch verzinst Hobe und 173 Taler Interessen auf gelaufen seien. Vorläufig brauchte auch die Stadt kein Dou geld, denn es kam das Hunger- und Teuerungsjahr 1772, in dem selbstverständlich an eine Ausführung des Beschlusses nicht gedacht wurde. Aber auch dann, als wieder bessere Zeiten ein getreten waren, ließ nmn die Sache auf sich beruhen, und erst nach wiederholter Mahnung der Behörden wurde am 28. De zember 1773 in einer Ratsversammlung mit den Kommunvor stehern und Diertelsmeistern zum so und sovieltcn Male der Schulbarr wieder beschlossen, ebenso die Erhebung einer Anlage von Haus zu Haus nnt je 1)- Taler, sowie ein Gesuch um Unterstützung aus dem Kirchenärar, das über ein Vermögen von ziemlich 4000 Talern verfügte. Am 2. April 1774 wurde noch tags zuvor abgehaltener Kirchenrechnung, die der damalige Kirchenvorsteher Röhling schon mehrere Ähre abgelehnt hatte, noch einmal mit den Ver tretern der eingepfarrten Gemünden von der Kircheninspektion eine Sitzung mit Ortsbesichtigung abgehalten. Man überzeugte sich aufs neue von dem unwürdigen Zustande des Schulhauses und der Unmöglichkeit, einen Erneuerungs- und Erweiterungs bau ausführen zu können. Schon hatte der kurfürstlich« Amts maurermeister Seyffert in Zwickau Riß und Anschlag für den Neubau vorgelegt, da nahm die Angelegenheit eine unerwartete Wendung, denn ehe man darüber zur Deliberation (Aus sprache) kam, erhielten die Versannnelten die Nachricht, daß Georg Gottfried Reuther sein den: alten Schulhause gegenüber stehendes, guteonditioniertes, geräumiges und brauberechtigtes Wohnhaus, welches leicht als Schulhaus optiert werden könnte, den: Rate zum Kauf ongeboten habe. Es folgte nun wieder eine Besichtigung durch die hochweisen Herren und auch gleich -er Kaufabschluß mit Reuther, der für sein Grundstück 540 Taler erhielt; auch Kantor Seyfferth erklärte sich mit der ihm in demselben in Aussicht gestellten Wohnung befriedigt. Der vom obengenannten Bougewerken eingereichte Riß und Anschlag für den notwendigen Umbau bezifferte sich auf 313 Taler 16 Gr.; verbaut wurden jedoch 538 Taler, so daß sich die Gesamtkosten auf rund 1100 Taler beliefen, wovon auf Neustädtel 842 Taler 18 Gr. entfielen. Die Stadt hotte aus den geistlichen Kassen eine Unterstützung von 200 Taler, davon 100 Taler als Vorschuß, erhalten; der letztere Betrag war im Jahre 1787 auf 160 Taler angewachien, da die Stadt wegen dringender Leistungen an die Kriegstroublekasse keine Zinsen zahlen konnte. Auf ein untertänigstes Gesuch -es Notes an das Landeskonsistorium zu Leipzig, in welchem die finanzielle Lage des „Dergstüdtchens" grau in grau geschildert war, wurde diese Schuld bis auf 40 Taler, die binnen drei Monaten be zahlt sein mußten, erlassen; und die Kirchenkasse konnte, da sie sich in „gesegneten Umständen" --fand, diesen Ausfall auch , recht gut ertragen. Das alte SchulgeMuve, Lad aus dem jetzigen Schulplatze stand und sicherlich das erste Schulgebäude Reu- . städtels war, wurde für 105 Taler permodumin subhastationis veräußert (versteigert). Dieser niedrige Verkaufspreis läßt auf i die Beschaffenheit des Hauses schließen; Kantor Seyfferth be» richtete über dieselbe an seine Behörde, daß ein ganzes Saeeu- lum (Jahrhundert) nichts im Hause renovieret worden sei, wohl j aber mußten mehrfach Stützen in der Schulstube zum Schutze ! des oberen Stockwerkes angebracht werden, wodurch der Platz ! für die Kinder noch mehr beschrmckt wurde; auch war das > Balkenwerk ganz „zermorscht". Neue Schulräume wurden im ! Jahre 1835 bei Einführung des sächsischen Schulgesetzes aus ! diesem Jahre gebraucht; denn die Zahl der Schulkinder war in ! den letzten drei Jahrzehnten um 250 gestiegen, die sämtlich am Unterricht teilnehmen mußten und Platz brauchte; dieser wurde ! gefunden durch einen Erweiterungsbau des bisherigen Schul- - Houses. Auf Vorschlag des Kirchen- und Schulrates j Dr. Döhner-Zwickau wurden der Weite desselben einfach fünf ! Ellen zugefügt und die beiden vorhandenen Schulzimmer durch ! Einsetzen je einer Scheidewand in 4 Lehrzimmer verwandest. Daß dieselben auch den geringsten gesundheitlichen Forde- ! rungen in bezug auf Licht, Luft und Raum nicht genügten, > liegt klar auf der Hand. Sagte dem Verfasser dieser Abhand lung doch einst ein braver Bürgersmann, der die Neustädtler ! Schule zu jener Zeit besuchte, daß aus einer der damals auf geführten Innenmauern der Hafer lustig gegrünt habe; aber er setzt« mit Stolz hinzu: Wir hoben trotz aller Mängel und j Ucberfüllung doch etwas Ordentliches gelernt; wir hatten eben tüchtige Lehreri Mit diesem Erweiterungsbau war natürlich die Raumfrage noch lange nicht gelöst; denn es mußten in di« Klassen 70, 80 und mehr Kinder gesetzt werden, und vor dem Inkrafttreten des genannten Schulgesetzes war die 3 Knaben klasse sogar 129 Mann stark. Welch ein Gegen' , zu den jetzigen Klassenstärken von 20 bis höchstens 35 Kind.*'!. Eines Vergleiches zwischen der Schwierigkeit der Unterrichtstätigkeit der damaligen und der jetzigen Lehrerschaft möchte ich mich ent halten. Das umgebaute Schulhaus ist noch heute in gleicher Ge stalt und Größe vorhanden: es ist das Wohn- und Geschäfts haus des Bäckermeisters Bretschneider Ecke Schulplatz und Kirchsteig. Man kann es kaum glauben, daß das Erdgeschoß Unterrichtsräume für 600 Schulkinder bieten konnte: denn im Obergeschoß war die Wohnung des Kantors; darum rührte auch der am Schulhause vorüberführende erste Teil des Kirchsteiges ' den Nomen Kantorgäßchen; schade, daß dieser Name bei der Benennung der Straßen, Wege und Plätze nicht erhalten worden ist. Der Erweiterungsbau, der im Juni 1835 begonnen ! wurde und schon im November beendet war, sollte nach den Anschlägen des Werksbaumeisters Pechstein 357)4 Taler kosten, - stellte sich aber schließlich auf ziemlich 1150 Toler. Der Stadt- , schreibe! Fischer war vom Rate beauftragt worden, ein Gesuch , um eine Baubechilfe beim Ministerium des Kultus und öfsent- ! lichen Unterrichts einzureichen. Mau wartete, wartete vergeb- ! lich auf eine Entschließung der obersten Schulbehörde; denn j der städtische Beamte, der später wegen anderer Verfehlungen l seines Amtes entsetzt worden war, hatte den Auftrag über- j Haupt nicht ausgeführt und die Stadtvertretung jahrelang ! getäuscht. Bei einiger Umsicht des Rates wäve dies niäst müg- ! lich gewesen. Erst im Jahre 1840 wurde ein Gesuch, au^ wärmste unterstützt vom damaligen Ortspfarrer und Ephorie» verweser Kohl, cingereicht; es mutzte wiederholt werden und im Jahre 1843, also acht Jahre nach der Fertigstellung des Schul baues, erhielt die Stadt für den letzteren «ine Beihilfe von 300 Talern. Schon nach wenigen Jahren wurde die Schulhausfrage wieder brennend; denn die Schulkinderzahl war im steten Steigen begriffen, so daß die Anstellung eines 5. Lehrers und ! die Beschaffung eines üehrzimmers für denselben von der j Schulinspektion, die damals von dem Landgerichtsdirektor ! Meisel in Kirchberg und dem Ephorieverweser Pfarrer Kohl in ! Neustädtel ausgeübt wurde, angeordnet worden war. Der Dov> schlag, in der Kantorwohnung ein Schulzimmer zu gewinnen, j wurde wegen Unzweckmäßigkeit und hoher Kosten fallen lassen, ; und nran machte sich schon im Johr« 1845 mit dem Neuba« ° eines großen Schulgebäudes vertraut; mit den Vorarbeiten ! wurde ein gewählter Ausschuß betraut. Ms zur Ausführung sollte auch die Vermehrung der Lehrkräfte verschoben werden. Doch war hiermit die bchulinspektion nicht einverstanden; sie verlangte den Einbau eines Schulzimmers in bas Rathaus, w» mit sich der Rat einverstanden erklärt«, aber die Ausführung verzögerte. Es kamen Li« stürmischen Ähre 1848/49, die auch nach Neustädtel ihre Woaen schluaen und lähmend auf die wirt- 0 E11
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