Volltext Seite (XML)
der produktiven Arbeit des Landes neue Hilfsquellen zu ' finden. Die Blutleere tritt in der Republik immer deut licher hervor, und nicht lange mehr, dann, kann sie ihr Dasein lediglich von Englands Gnaden weiter fristen. Für sie bedeutet der Milliardenaufwand eine finanzielle Entkräftung, von der es wohl kaum mehr eine Genesung -eben wird. Und Deutschland? Das deutsche Volk hat soeben zum ersten Einzahlungstennin der neuen Kriegsanleihe der Regierung nicht bloß die bedingungsmäßigen 3360, sondern — sage und schreibe — 6076 Millionen Mark zur Ver fügung gestellt, statt 87 also 67 o. H. der Gesamtsumme, 2716 Millionen mehr als fällig waren! Da bedarf es wirklich keines Wortes weiter, um der Überzeugung gewiß zu sein, daß wir auch wirtschaftlich durchhalten können und werden. Damit gilt unS aber auch die Zukunfts- forge, die durch die Milliardenaufwendung unseres Existenz kampfes nahegelegt wird, als behoben. Wir dürfen diese Milliarden ruhig einsetzen, denn unsere Kraft ist unzer- Lörbar. und uns gehört die Zukunft. Oer k^rieg. Im Westen wie im Osten blieb die Lage auch seiner unverändert. Ein großer Anteil der kriegerischen T.ng- keit im Westen fiel wieder auf die Flieger. Der cteutscke GenerLlstabsbenickt. Großes Hauptquartier, 17. April. Westlicher Kriegsschauplatz. Gestern brachte» auch die Engländer östlich Ipern Granaten und Bomben mit erstickend wirkender Gasent- wickelun» zur Anwendung. — Am Südhaug der Loretto- Höhe nordwestlich vou Arras ging uns ein kleiner Stützpunkt von 60 Meter Breite nnd SO Meter Tiefe verloren. — In der Champagne nordwestlich von Perthes wnrde nach umfangreicher Sprengnug eine französische BefesttgungSgrnppe im Sturm genommen. Ein heute früh angeseyter feindlicher Gegenangriff miß glückte. — Zwischen Maas und Mosel fanden heftige Nrtillcriekämpfe statt. — Bei Flircy griffen die Franzosen mehrfach au; mit schweren Verlusten wurden sie in ihre Stellungen znrück- gcworfcn. — Bei einem Erkundnngsvorstotz nahmen unsere Truppen die feindliche Stellung nordwestlich von Urbeis (Vogesen), die, für nus ungünstig gelegen, unter Mitnahme einer Anzahl gefangengenommencr Alpenjäger morgens wieder geräumt wnrde. — Ein französisches Luftschiff erschien heute nacht über Straßburg nnd warf mehrere Bomben ab. Der Sachschaden, der hauptsächlich Fensterscheiben betrifft, ist unbedeutend. Einige Zivil personen sind leider verletzt. Einer unserer Flieger, der vorgestern Calais mit Bombe» belegte, bewarf gestern Greenwich bei London. östlicher Kriegsschauplatz. Die Lage blieb auch gestern unverändert. Oberste Heeresleitung. Amtlich durch das W.T.B. * i Der Völkevrecktsbruck gegen clie „Vpesäen". Das Auswärtige Amt veröffentlicht die Noten, die es mit dem chilenischen Gesandten in London über die Ver nichtung des deutschen Kreuzers „Dresden" am 14. März bei Juan Fernandez getauscht hat. Aus diesen Schrift stücken geht hervor, wie unbedenklich England sich über die Rechte der Neutralen hinwegsetzt. Am 26. März benachrichtigte der Gesandte Sir Edward Grey, daß der Kreuzer angegriffen wurde, als er, 500 Meter von der Küste entfernt, in der Cumber landbucht ankerte, wo er bereits interniert war. Der Gesandte gibt dann die Ereignisse wieder, die dem Untergang der „Dresden" vorangingen. Er drückt schließlich die Überzeugung aus, daß der Kommandant des britischen Geschwaders, wenn er gewußt hätte, daß der Kreuzer schon interniert war, das Feuer nicht er öffnet hätte. So sei eine Situation herauf beschworen worden, die die chilenische Regierung zwang, in Verteidigung ihrer Hoheitsrechte einen sehr energischen Protest bei der britischen Regierung ein zulegen. Am 30. März erwiderte Sir Edward Grey, die Regierung sei bis jetzt nicht im Besitz des ganzen Materials, doch wisse sie, daß die j,Dresden" in die Internierung noch nicht gewilligt, vielmehr ihre Flaggen noch gehißt und-die Kanonen noch gezogen hatte. Auf Grund der vom Gesandten unterbreiteten Tatsachen sei die britische Regierung jedoch bereit, der chilenischen Regierung eine volle und ausreichende Entschuldigung zu unterbreiten. Der „Daily Expreß" überschreibt seine Veröffentlichung mit den höhnischen Worten: „Der Ehre ist Genüge getan, wir entschuldigen uns, und die „Dresden" ist gesunken." Englische Rücksichtslosigkeit und Unverschämtheit kennt eben kein Gebot soldatischer Ehre und völkerrechtlicher Würde, fondern nur das Recht der rohen Gewalt. Dreht aber der Gegner einmal den Spieß um, da hüllt sich die britische Rowdy-Politik sofort ins fromme Mäntelchen verletzter Menschlichkeit und schreit Zetermordio. Die deutschen Obren werden aber allmählich abgehärtet gegen dieses Geplärr widerlicher Heuchelei. frsnrSMcke fliege? im eifak kerabges^osfen^ Auf dem Rückflug über daS Oberelsaß wurden die feindlichen Flieger, die durch Bombenwürfe auf dem Bahn hof Hallingen an der Linie Freiburg i. Br.—Basel einigen Schaden verursucht hatten, und zunächst entkommen waren, doch noch vom Schicksal ereilt. Aus Basel wird gemeldet: Das französische Flugzeug wurde zwischen Burg felden und Hegenhcim heruntergeschoffen. Der eine der Insassen ist tot, der andere wurde gefangengenommen. Ob die Flieger dieselben sind, die auch in Freiburg trübst Bomben mederwarfeu, die zahlreiche Opfer forderten, .st nicht bekannt. Der zweite Zeppelinbesuch in England. Deutsche Marineluftschiffe haben dem ersten Luftoorstoß gegen England unmittelbar einen zweiten folgen lassen. Sie bewarfen in der Nacht vom 15. zum 16. April mehrere verteidigte Plätze an der südlichen englischen Ostküste erfolgreich mit Bomben und kehrten trotz heftiger Beschießung unbeschädigt zurück. Über den Verlauf des Angriffs liegen folgende Meldungen vor: Deutsche Luftschiffe warfen Brandbomben .auf die Hafenstadt Lowestoft in der Grafschaft Suffolk, dicht an der Grenze von Norfolk. Die Lowestofter riesige «»SS»»»»«» »««»»««»»»««»»»»«»»»»«»»»SV« Mer gibt, was er nur schwer enlbekrt, Vie Gab' isr koken Loknes wert. » freiäank s ves Menschen finger sinc! gespalten, s 8 Va8 er soll geben uncl nit bekalten 8 Hugo V. Orimberg (um 1 oo) § O » « « «»««»»» SS« »«SS «SS»»» Fischerflottille wurde ernstlich bedroht, mehrere Explosionen vernichteten Warenspeicher. Auch Southwold wurde mit Vomben belegt. Ferner wurden von Zeppelinen angegriffen Maldon (Essex); nur 45 Kilometer von London entfernt, Burnham und Heybridge. Ein deutsches Flugzeug warf am 16. April mittags Bomben auf Sikingbourne, Faversham (Kent), überflog den wichtigen Flottenstützpunkt Sheerneß auf der Insel Sheppey vor der Themsemündung und entkam glücklich. Die öffentliche Meinung in England ist durch diese deutschen Lustkriegserfolge äußerst beunruhigt. Man be fürchtet Luftangriffe gegen London selbst. kleine kricgspolck. Wie», 17. April. I» dem karpathischen Waldgebirge erlitten die Russen weitere schwere Verluste. Tie Öster reicher machten ISOO Gefangene. Konstantinopel, 17. April. Wie von den Dardanellen berichtet wird, versuchten in der Nacht zum 15. April einige feindliche Torpedoboote, sich unter dem Schutze der Dunkelheit dem Eingang in die Meerenge zu nähern. Sie entfernten sich jedoch, sobald die türkischen Batterien das Feuer eröffneten. Loudon, 17. April. Bei dem englischen Ausschuß, der den Ersatz für den in Scarborough und Hartlepool bei der Beschießung durch die deutsche Flotte angerichtcten Schaden zu regeln hat, liefen im ganzen 4000 Forderungen ein. Politische Kunälckau. Veutfclres lteick. Wie W.T.B. aus zuverlässiger Quelle erfährt, sollen demnächst, um dem teilweise wucherischen Treiben im Benzolhandel zu steuern, Höchstpreise für Benzol fest gesetzt werden. Da der gewissenhafte Handel mit Preisen zwischen 30 und 40 Mark für 100 Kilogramm handelt, durfte die festzusetzende Höchstgrenze kaum namhaft hierüber hinausgeken. Als das Benzol in den Jahren 1906 und 1907 zuerst als Brennstoff für Motoren auf der Bildfläche erschien, war der Preis mit 16 Pfennig pr^ Kilo dem Benzin gegenüber billig. Mit dem Verschwinden des Benzins aus dem Prioatgebrauch während des Krieges stieg bald der Einkaufspreis für Benzol bei größeren Ab schlüssen auf 29 Pfennig, allerdings unter der Zusicherung der Vereinigten Benzolfabriken, daß sich dieser Preis während der Kriegsdauer nicht ändern würde. Die Händler trieben die Preise jedoch bald sprungartig in die Höhe, obwohl dies, bei den festliegenden Einkaufspreisen ganz ungerechtfertigt war. Die Rohmaterialien für Benzol find bei uns in Deutschland in so reichem Maße vor handen, daß sie nie ausgehen können. Die Einschränkung des wucherischen Treibens ist deshalb zu begrüßen. * Der Reichskanzler hat durch AusführungSbestim- mungen zu der Bekanntmachung betreffend Einschränkung der Triukbranntwcinerzeugmig, die Versteuerung von Branntwein für Krankenhäuser, Laboratorien, Arznei mittelfabriken, Apotheken, Parfümeriefabriken und Fabriken zur Herstellung von Fruchtauszügen für alkoholfreie Ge tränke geregelt. — Die Ausführungsbestimmungen werden in Nr. 16 des „Zentralblattes für das Deutsche Reich" vom 16. April 1915 sowie im amtlichen Teil des „Deutschen Reichsanzeigers" veröffentlicht. (W.T.B.) 4- Auf der in Berlin tagenden allgemeinen deutschen Fiirsorgekonferenz für Kriegswitwen und Kriegswaifen gab der Vertreter Osterreich-Ungarns, Graf Trautmanns- dorff-Wien die Versicherung, daß das im Frieden bewährte, im jetzigen Kriege mit so viel Blut festgekittete Bündnis zwischen Deutschland und Osterreich-Ungarn ein dauerndes, immerwährendes sein werde. Beide Staaten kämpften um ihre Existenz und um die Erhaltung der deutschen Kultur. Im künftigen Frieden werde dem deutschen Volk als an Zahl stärkeren einheitlicheren die Führung zu fallen. — Die Versammlung nahm in ihrer Schlußsitzung eine Reihe von Leitsätzen an,- welche die Versorgung der Witwen und Waisen für das ganze Reich einheitlich regelv soll. Ein Arbeitsausschuß wurde eingesetzt. 4- Uber die französischen Justizmorde an Deutschen tn Marokko kommen jetzt nähere Nachrichten. Die Ver urteilung der Deutschen Karl Ficke, Nehrkorn und Gründler durch das französische Kriegsgericht in Casablanca erfolgte auf Grund von Briefen, die aus der Zeit der Agadirkrise stammen, und worin u. a. Karl Ficke an Gründler schrieb, daß jetzt für Deutschland der günstigste Moment gekommen sei, Marokko zu besetzen. Wenn diese Nachricht wahr ist, so bestätigt sie, wie die Kölnische Zeitung sagt, daß es sich bei der Verurteilung der Deutschen um einen unerhörten, schändlichen Justizmord handelt. Zur Zeit der Agadirkrise, im Jahre 1911, war Marokko keineswegs ein französisches Land, und Herr Ficke hatte das gute Recht, für eine Besetzung des Landes durch Deutschland einzutreten. Übrigens ist das kriegs gerichtliche Verfahren gegen zwei weitere Deutsche ein gestellt worden: beide wurden von Casablanca nach Sebdu in Südalgerien zurückgebracht. 4- Amtlich wird durch W.T.B. bekanntgegeben: Von jetzt ab können bei den deutschen Postanstalten bis auf weiteres wieder gewöhnliche Pakete;bis 5 Kilogramm an Augehörige und zugeteilte Personen der öster reichisch-ungarischen Feldarmee gegen eine einheitliche Gebühr von 50 Pfennig eingeliefert werden. Die in Deutschland erlassenen Ausfuhrverbote werden auf diese Pakete nicht angewandt; auch ist ihr Inhalt in Osterreich- Ungarn zollfrei. Die näheren Versendungsbedingnngen usw. für die Pakete werden bei allen Postanstalten durch Aus hang bekauntgegeben werden. KuKlancl. X In einem aufsehenerregenden Artikel führt der be kannte russische Publizist Menschikoff in der „Nowoje Wremja" aus, daß der Plan zur Aushungerung Deutsch lands gescheitert, dagegen Ruhland wirtschaftlich sehr bedroht sei. Deutschland produziere in Friedenszeiten etwa 75 Prozent seines Bedarfs an Getreide, der sich unter kleinen Entbehrungen für das überernährte deutsche Volk unschwer strecken lasse. Die Deutschen wollten jetzt beweisen, daß sie die stärksten Nerven hätten und dadurch unbesiegbar seien. Diese neue Art der Kriegsführuna werfe alle alten Kriegsregeln üb r den Haufen. MenschikoF erörtert ferner die Ursache des Kohlenmangels in Ruß land. Er nimmt an, daß nicht allein der Wagenmangek die Ursache sei, sondern, daß auch die Kohlenproduktion -anscheinend versage. Er stellt dem gegenüber, daß Deutia,- rand, obwohl Industriestaat, keineswegs Kohlenmangel leide. — Aus Reval wird gemeldet, daß die Stadt infolge Kohlenmangels ohne Gasbeleuchtung ist. Die Gasanstalt, habe auch den Prioatkunden mitgeteilt, daß sie die Gas- lieferung einstellen müsse. franLÖHlcke „k>iegslieferanten". (Vom Berichterstatter der „Römischen Tribuna'Z Paris, im April 1615. Der Krieg hat die Vermehrung einer besonderen Menschenart, von der sich hier schon immer etwelche aus gesuchte Prachtexemplare befanden, in ganz hervorragender Weise gefördert. Es ist die Sorte Menschen, die dauernd Millionengeschäfte auf Lager hat, Geschäfte, die mit Leichtigkeit in einer halben Stunde 50 000 bis 100 OOS bis 200 000 Mark Gewinn abwerfen. Aber was sagen wir da: in einer halben Stunde! ... In weniger als fünf Minuten! - Vor dem Kriege suchten diese Geschäftemacher selbst in den obskursten Spelunken Käufer für ein Bild von Tizian, für eine Skulptur von Donatello, für eine von Benvenuto Cellini ziselierte Vase, für Gobelins aus dem 16. Jahrhundert, für Fresken von Tiepolo, für eine Sammlung Handzeichnungen von Leonardo da Vinci. Sie forderten mindestens eine Million, versicherten unter ihrem E de, daß der Besitzer des Kunstwerkes die lumpigen 800 000 Mark, die man ihm bereits geboten habe, ver ächtlich ausschlage, und ließen durchblicken, daß, wenn sich in Paris kein Käufer fände, das Kleinod leider nach Amerika wandern müßte. Jetzt nun führen genau dieselben Leute eine ganz andere Art von Waren: sie haben zu Hause oder sonst irgendwo Tausende von Gewehren oder Millionen von Patronen, ein paar Waggons mit Schuhen und etliche Eisenbahnzüge mit Wollsachen. Fehlt ihnen nur noch der Staat, der ihnen das alles abkau t. Und da der Staat weder in Kaffeehäusern noch in Spelunken zu finden ist, suchen ihn die Lieferanten in den Ministerkabinetten auf. Stundenlang sitzen sie in den Vorzimmern, und wenn sie heute nicht empfangen werden, kommen sie morgen wieder und sitzen geduldig, aus arrend und unermüdet wieder ihre sechs, acht, zehn Stunden ab. Sind sie endlich ein geführt und vorgestellt, so setzen sie mit wichtiger Miene dm Grund ihres Kommens auseinander: „Wir hätten 300 Munitionswagen, die innerhalb vier Wochen geliefert werden könnten . . ." Und wenn sie nicht ganz kurz abgewiesen und hinauskomplimentiert werden, lassen sie, falls der Staat mit Munitions wagen bereits reichlich versehen ist, sofort eine Reihe anderer Angebote folgen: „Alsdann könnten wir 20 000 Pferde liefern, sobald sie aus Amerika einge troffen sind ... Oder auch Kanonen großen Kalibers ... Und wie wär's mit Dynamit? . . . Oder brauchet; Sie vielleicht Feldlazarette? . . . Auch schone neue Flug apparate sind auf Lager. . ." Wie gesagt, Paris ist gegenwärtig voll von solchen Leuten, die alles machen. Man sieht sie in den vornehmen Hotels, in den politischen Klubs, aus den Boulevards und vor allem dort, wo Diplomaten verrohren. Jeder von ihnen ist überzeugt, daß er mnerha b vierundzwanzig Stunden ein Vermögen verdient haben wird. Viele versprechen dem, der ihnen bei dem großen Gelderwerb behilflich sein wird, das Blaue vom Himmel. Und nachdem sie so mit der größten Ge mütsruhe über Hunderttausende von Mark verfügt haben... borgen sie sich rasch von einem guten Freund einen Frank, um ihren Kaffee bezahlen zu können. Man darf aber nicht glauben, daß es nicht trotzdem hin und wieder einmal einem gerissenen Spekulanten ge lingt, einen großen Fischzug zu machen. Der „Cri de Paris" erzählte, zum Beispiel, vor einigen Tagen folgende verbürgte Geschichte: Ein Fabrikant aus dem nördlichen Frankreich, der eine große Spinnerei besitzt, kam vor ewiger Zeit mit einem Waggon wollener Strümpfe nach Paris.- Er bot sie dem Kriegsministerium zum Kauf an und verlangte für das Paar L-trümpfe 75 Centimes. Das Ministerium lehnte denAnkaufjedoch ab, indemes erklärte, daß die Strümpfe zu leicht wären. Kurz darauf fand sich bei dem Fabrikanten ein Käufer ein, der sämtliche Strümpfe er warb und für das Paar — 8 Centimes zahlte; der Fabrikant war froh, daß er die Ware, mit d r er nicht mehr nach Hause fahren wollte, überhaupt loswerden konnte. Der neue Besitzer der Strümpfe aber ging schnurstracks zum. . . Kriegsministerium und bot seine Ware als einen „Gelrgenheitskauf zu Schleuderpreisen" an; und diesmal wurden die Strümpfe merkwürdigerweise nicht zu leicht und zu dünn befunden und von demjelbew Ministerium, das sie für 75 Centimes nicht hatte haben wollen, mit 1,50 Frank für das Paar bezahlt!! . . . Die Mora! dieser wahrhaftigen Geschichte kann sich jeder allein machen. * Welche moralische Entartung der Krieg in Frankreich mit sich gebracht hat, erhellt ferner aus folgenden Mit teilungen: Wie die „Dopöche de Lyon" aus Grenoble meldet, bat das dortige Kriegsgericht drei Soldaten und zwei Zivilisten wegen Diebstahls großer Getreidemengen, welche für die Militärverwaltung bestimmt waren, zu Ge fängnisstrafen von je einem Jahr und Geldbußen von 500 Frank verurteilt. Die in Marseille in der Militär intendantur entdeckten Unterschlagungen sollen bedeutende Dimens^nen annehmen. Der verhaftete Int ndantur- sekrctär Goupil gestand ein, Bestechungsgelder im Betrage von 20 000 Frank erhalten zu haben. (Me es äen Deutschen in ^apan ergebt. Aus japanischen Zeitungen. Japanischen Blättern entnehmen wir einige Mit teilungen über die dortigen Zustände. Zunächst erfahren wir, daß vier Deutsche aus Uoko- hama ausgewiesen und nach Shanghai oder San Franzisko abgereist sind: der Brauereidirektor Eichelberg, der Journalist Kunze (früher an der „Deutschen Japan-Post" tätig», der Direktor der Deutsch-Asiatischen Bank, Boden» und ein Herr Schlag. Was sie verbrochen haben, wird nicht gesagt. Sie waren Deutsche, das genügt. Interessant ist, daß das „Japan Chronicle" die Ansicht vertritt, wenn man auch nichts von den Untaten der vier Deutschen er fahre, so sei doch anzunebmen,. daß sie die Liberalität der edlen japanischen Negierung mißbraucht hätten. Das Blatt gatt früher für deutschfreundlich! Ebenso ist abgeschoben worden ein Engländer namens Ball, ein Mitarbeiter der in d utschen Händen befindlichen, jetzt natürlich unte^ drückten Zeitung „Japan Herald". Die Japanisterung Tsingtaus macht Fortschritte. Sechs Chefs von deutschen Firmen in Tsingtau sind von den