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kreUekkslMs ULei in ^LnOisi-npJZne Verlust an Menschenleben ausgeführt, der bedeutend weniger als ein Zehntel Prozent ausmache. Sie habe alle Meere oon den deutschen Kriegs- und Handelsschiffen gesäubert. Die deutschen Taten zur See seien auf vereinzelte und stets ab nehmende Anstrengungen verstohlener Unterseeboote herab gedrückt worden. Die Lage an den Dardanellen werde von der Regierung auf das sorgfältigste erwogen, nicht als isolierter Gegenstand, sondern als Teil einer größeren strategischen Frage, die durch die jüngsten Entwick lungen auf dem Balkan aufgeworfen wurde. Asquith wies darauf hin, daß alle Schritte nach Beratung mit den Alliierten getan worden seien, da wir im Gegensatz zu den Deutschen nicht das Eigentum unserer Verbündeten hinter ihrem Rücken verschachern. So sagte Herr Asquith wirk lich, ohne wohl selbst zu glauben, daß dieser alberne und auf keiner Tatsache stehende Anwurf etwas mehr bedeute als eine der bekannten englischen Heucheleien. Es bestand bis zum letzten Augenblick ein gewisser Grund, meinte Asquith weiter, zu glauben, daß (Kriech, ntand seine Vertragsverpflichtungen gegen Serbien erfüllen würde. Venizelos ersuchte am 21. September Frankreich und Groß britannien um 150 000 Mann, wobei abgemacht war, daß Griechenland mobilisiere. Aber erst am 2. Oktober stimmte Venizelos der Landung britischer und französischer Truppen unter formellem Protest zu. Am 4. Oktober erklärte Venizelos, Griechenland müsse an dem Vertrage mit Serbien festhalten. Der König verleugnete diese Erklärung und Venizelos dankte ab. Die neue Regierung weigerte sich, die Neutralität auszu geben, obwohl sie den Wunsch ausdrückte, mit den Alliierten auf freundschaftlichem Fuße zu stehen. Die Folge davon war, daß Serbien einem Frontanfall der Deutschen und Österreicher und einem Flankenanfall der Bulgaren Wider stand zu leisten hatte. Die Verbündeten konnten nicht zulassen, daß Serbien eine Beute dieser ftiterlistigen (!) Verschwörung werden sollte. Der französische und der englische Generalstab habe im Hinblick hierauf ausgiebige Beratungen gepflogen, die ihren Höhepunkt in Besuchen Joffres in England er reichten. Asquith fuhr fort: Serbien dürfe überzeugt sein, daß seine Unabhängigkeit oon den Verbündeten als eines der Kriegsziele betrachtet werde. Der geplante englische Kriegsausschuß müsse auf vier oder fünf Mitglieder beschränkt werden. Es seien Maßnahmen für ein engeres Zusammenarbeiten der Verbündeten auf militärischem und politischem, sowie auf dem Gebiete des Marinewesens getroffen. Zum Schluß sagte Asquith, daß er heute wie immer volles Vertrauen habe, daß die Verbündeten die Sache der Gerechtigkeit zu einem siegreichen Ende führen werden. Zu diesen Ausführungen ließ sich kaum etwas sagen. Denn was soll es wohl heißen, wenn ein Diplomat und Politiker von dem Range Asquiths den Krieg gegen Serbien unbekümmert „hinterlistige Verschwörung" nennt? Wenn da jemand von britischen Verschwörungen reden wollte, Ver schwörungen mit Rußland, mit Frankreich, mit dem eid brüchigen Italien, mit ehemaligen griechischen Ministern und Ruhestörern in Bulgarien, die mit englischem Gelbe bezahlt Der Roman von A. Seyffert-Klinger. 11) (Nachdruck verboten.) Ms sie erwachte, war es dunkel. Von unten tönte Klavierspiel herauf. Eine Weile lag sie ganz still, in seligem Behagen, ohne von dem Spiel Notiz zu nehmen. Sie mußte an den gestrigen Abend denken, wo sie heimatlos, von bangen Zweifeln erfüllt dort draußen ge standen hatte, ahnungslos, daß .all ihr Leid sich in wenigen Stunden in Helle Freude verwandeln sollte durch die Hochherzigkeit der gütigen, menschenfreundlichen Frau Nat. Gefaßt erschien sie allerdings nur äußerlich. Im Innern fühlte sie sich zerschlagen und zertreten, fragte sich soeben wieder in bangem Zagen, ob diele Wendung zum Guten wohl andauern werde. Ach sie bangte so sehr vor Ler Zukunft mit ihren unberechenbaren Zufällen. Sie wußte nichts von dem Brief, den die Rätin gestern abend noch erhalten und beantwortet hatte, dem Brief, der sie, Eva als Diebin brandmarkte, aber instinktiv fühlte sie, daß dergleichen kommen mußte, unfehlbar, unabwend bar, um ihr den Platz zu rauben, wo sie den Himmel auf Erden batte. Plötzlich fuhr sie zusammen, schreckte auf und setzte sich aufrecht. Wer spielte dort unten auf dem kostbaren Instrument und wagte es „Das Gebet der Elisabeth" der maßen zu verhunzen? Es war kaum zum Anhören. Durch die tiefe Stille drang jeder Ton haarscharf herauf. War das nicht die Stimme des Fräulein Brusson? Aber das war doch wohl unmöglich, sie hatte doch gestern abend so hübsch gesungen, das war ja ein Vortrag, als sei die Sängerin bemüht, Wagner zu persiflieren. Da — jetzt — „Laß mich in Staub vor dir vergehen Oh nimm von dieser Erde mich!" Es war nicht zum Anhören. Eva sprang auf, warf das Morgenkleid über, welches sie sich bereitgelegt hatte und eilte zur Tür wuroenr CS gave schier rem Cnde. L>as iah auch wohl das Unterhaus ein, denn die nach Asquith gehaltenen Reden waren bis auf einige Ausführungen des früheren Justiz ministers Carson gänzlich bedeutungslos. Carson wandte sich gegen den Mangel an Methode in der Krieg führung und beklagte sich über die Entschlußlosigkeit der Regierung in der Dardanellenfrage. Er erklärte, er habe mit Genugtuung von dem Versprechen an Serbien gehört, er hätte es aber lieber gesehen, wenn ein solcher Beschluß schon vor Wochen gefaßt worden wäre. Als er erfahren habe, daß hierüber keine Pläne bestanden hätten, habe er die Beziehungen zu dem Kabinett abgebrochen. Sir Edward Grey erklärte mit Bestimmtheit, daß die Besprechungen mit der französischen Regierung keine Verzögerung herbei geführt hätten. Die Hilfe, die England in der Stunde der Not habe leihen können, sei nicht verzögert worden. — Das war alles — bedeutungslos in des Wortes verwegenster Be deutung. Man kann Herrn Asquith und das englische Unter haus dabei stehen lassen. Oarsons Gegenrecknimg. London, 4. November. Der aus dem Kabinett Asquith ausgetretene Führer der Ulsterleute Mr. Carson wies in seiner Erwiderung auf die Rede Asquiths darauf hin, daß man jetzt im fünfzehnten Kriegsmonat stehe und täglich fünf Millionen Pfund Sterling ausgebe. Er fuhr fort: Unsere Verluste betrugen eine halbe Million Mann. Der Kriegsschauplatz erweitert sich ständig und droht, sich auf den Osten, auf die Lebens-Interessen des britischen Reiches auszudehnen. Wir sehen nach fünfzehn Kriegsmonaten die Feinde im Besitz Belgiens, eines Teiles von Frankreich und Polen. Sie drohen binnen kurzem Serbien zu zermalmen. Unsere Truppen in Gallipoli werden im Schach gehalten. Die dortigen Kämpfe verursachen zahllose Verluste durch Verwundungen und Krankheiten. Das bedeutet eine schwere Gefahr. Man wird nichts durch den Versuch gewinnen, die Gefahr vor der Nation zu verkleinern. Das Parlament und die Nation wollen wissen, ob die Hilfsquellen im Innern und das Kriegsmaterial vorteilhaft verwendet werden, ob große Rechenfehler vermieden werden konnten und ob die Maschinerie der Regierung die zweckmäßigste und wirksamste für die Kriegsführung ist. Die Nation ist sehr beunruhigt wegen der Vorgänge auf den verschiedenen Kriegsschau plätzen. Der erste Stoß, den die Nation erhielt, war die schreckliche Enthüllung des Munitionsmangels. Daß das Kabinett z»r Kriegsführung ungeeignet ist, erhellt daraus, daß keiner der 22 Minister jemals die Ur sachen des Munitionsmangels herausfand. Ich begriff nie, wie alle 22 Minister blind dagegen sein konnten, daß es gänzlich unmöglich war, die militärische Expedition nach den Dardanellen, die uns schon solange wie ein Mühlstein um den Hals hängt, erfolgreich auszuführen. Keine Nation durste eine Expedition unternehmen, die einige hunderttausend Mann kostete und unbeschreibliche Leiden verursachte, wenn sie nicht oon ihren maritimen und militärischen Ratgebern die Ver sicherung erhielt, daß der Erfolg wahrscheinlich sei. Gab es jemals ein solches Beispiel falscher Berechnung als das, was an den Dardanellen geschah? (Beifall.) Sie wollte der Stümperin daS herrliche Lied vor singen, ihr begreiflich machen, wie die Begleitung gespielt werden mußte. „Doch könnt' ich jeden Fehl nicht büßen, So nimm dich gnädig meiner an . . ." Ja, wer das sang, mußte Herzensnot an sich selbst erfahren haben, groß und leidenschaftlich empfinden. Die Vortragende dort unten sang ja nur Noten, auf diese langgezogsnen, inhaltlosen Töne hätte jeder banale Text gepaßt, nur nicht das unvergleichliche, herzerschütternde Kunstwerk eines Wagner. Der Riegel flog zurück, schon hatte sie die Türklinke in der Hand, da zerriß das Traumbild, welches ihre Sinne umfangen. Wie eine Nachtwandlerin war sie vor wärts gegangen. Jetzt erst erwachte sie zur Wirklichkeit. Was wollte sie tun? Gottlob, daß sie noch zur rechten Zeit zur Besinnung kam, um nicht einen Fehler zu be gehen, der sich vielleicht nie wieder gutmachen ließ. Sie befand sich in einem fremden Hause, wo man sie heute mit Gaben her Liebe überschüttet. Sie hatte zu danken, nichts weiter. „Natürlich war es Fräulein Brusson, welche den göttlichen Wagner so gründlich verballhornisierte. Immer zu! Man konnte es von ihr wahrhaftig nicht anders ver langen. Wenn dem Herrn Rechtsanwalt diese Klimperei gefiel —" Aber da schämte sich Eva ihrer gehässigen Gedanken. Er sowohl wie seine Mutter waren so überaus zart fühlend und taktvoll, wo ohnehin die Trennungsstunde bevorstand, ließen sie nachsichtsvoll über sich ergehen, was das Fräulein Braut ihnen bot. Eva setzte sich an das Fenster, öffnete es weit und trank die erquickende Nachiluft. Sie lenkte ihre Gedanken ad, suchte sich den nächsten Tag vorzustellen und bemerkte gar nicht, daß das Klavierspiel aufhörte. Da hörte sie die Frau Rat sagen: „Nun werde ich dir noch „die Träumerei" von Schu mann spielen, mein Junge." Bald darauf schwebten die weichen innigen Töne, von Der erste Rechenfehler war die Mottenexpedition. Der zweite war die Truppenlandung die 40 000 Mann kostete und mit zu schwachen Truppen ausgeführt wurde, um vorwärts kommen zu können. Ein weiterer Rechenfehler war die Landung in der Suvlabai, die ebenfalls mit zu geringen Streitkräften und ebenfalls mit einem Verluste von 40 000 Mann ausgeführt wurde, wobei die Expedition keine einzige Meile vorrückte. Vom Tage dieses Unglücks bis heute war das Kabinett unfähig, einen Entschluß zu fassen, ob es die Ex pedition fortsetzen solle und könnte oder die Truppen zurück ziehen und die Verluste und Leiden sparen sollte, die täglich fortdauern, ohne die geringste Hoffnung auf ein befriedigendes Ergebnis. Das Kabinettssystem ist gut für den Frieden, aber die krampfhaften Sitzungen und Debatten des Kabinetts sind gänzlich fruchtlos für die Kriegsführung. Nötig ist eine kleine Zahl von Männern, die täglich,- nicht wöchentlich zusammentreten. Der beste Generalstab ist nötig, aber zu Beginn des Krieges wurden die besten Offiziere an die Front gesandt und der Generalstab geschwächt. Solange dies System fortdauert, das für die gemachten Rechenfehler verantwortlich ist, wird man die zur Verfügung stehenden Hilfsmittel des Landes nicht zum besten Interesse der Nation verwenden können. Carson erklärte weiter, er könne in dem von Asquith angekündigten Kriegsausschuß keine wesentliche Verbesserung sehen, und fuhr dann fort: Vielleicht der ernsteste Fall des Gebarens des Kabinetts ist die Balkanfrage. Nichts setzte mich mehr in Erstaunen, als der Anblick, wie unsere Balkaupolitik sich im Kreise herumdrehte. Grey gab am 28. September eine Erklärung ab, die Serbien tatsächlich Hilfe versprach. Ich glaubte, unsere militärischen Berater würden diese Erklärung nie erlaubt haben, wenn sie nicht Vorbereitungen und Pläne fertig gehabt hätten, um sobald der Augenblick kam, Serbien militärisch zu unterstützen. Ob Serbien dachte, daß die Erklärung nur bedeutete, daß wir, als der Augenblick ein trat, einen General nach dem östlichen Mittelmeer senden würden, um festzustellen, was die Lage betreffs der Darda nellen, Ägypten, Serbien und der anderen östlichen Kriegs schauplätze wäre? Ich wünschte heute, der von Asquith mit geteilte Entschluß wäre vor Wochen gefaßt worden. Carson las darauf seinen Brief an Asquith vor, in dem er seinen Austritt aus dem Kabinett begründete. Ich bewillkommne aufrichtig, fuhr er fort, Asquiths Erklärung über die künftige Politik. Ich will nicht die Umwege untersuchen, über die die Regierung diesen Schluß erreicht hat und will nur hoffen, daß der Feldzugsplan klar und endgültig ausgearbeitet worden ist, obwohl ich, als ich zurücktrat, keine Spur davon entdecken konnte. Kostbare Zeit ist verlorengegangen, und der Krieg steht leider nicht still. Ich glaube, daß es für die Natton Zeit ist, diese Dinge zu wissen. Es ist gleich, welche Männer den Krieg fortführen, wofern es nur mit der größten Anstrengung geschieht. Kriegs- W Lkromk Wichtige Tagesereignisse zum Sammeln. 26. Oktober. Heftige für die Österreicher siegreiche Kämpfe am die Brückenkopfstellungen bei Görz und Tolmein. — Auch auf den anderen Fronten blieben die italienischen Angriffe erfolglos. — Österreichische Flieger über Venedig, wo großer Schaden angerichtet wird. 27. Oktober. Leutnant Jmmelmann schießt das 5. feind liche Flugzeug ab. — Schwere Verluste der Russen bei Düna burg. — Bei Ljubicevac (an der Donau) wird die Ver- oindung zwischen den deutschen und bulgarischen Truppen hergsstellt. 28. Oktober. In der Nähe von Czartorysk wird von den Verbündeten das heißumstrittene Dors Rudka erstürmt. — Lebhafte Artilleriekämpfe an der Jsonzofront, an dec Dolo mitenfront und in Südtirol. Alle Angriffe der Italiener unter schweren Verlusten abgeschlagen. — Die Einkreisung der Serben wird fortgesetzt. Die Bulgaren nehmen nach schweren j Kümpfen Pirot. 29. Oktober. An einzelnen Stellen der Westfront ' lebhafte Artillerietätigkeit. — Die Serben weiter zurück geschlagen. 29. Oktober. Nach stundenlanger Artillerievorbereitung griffen die Italiener an der ganzen Jsonzofront abermals an. Sie wurden blutig zurückgewiesen. — An der Dolomiten front deftige Kämpfe. — Südöstlich von Visegrad werden die Montenegriner geschlagen. — Pirot oon den Bulgaren erobert. — Die Franzosen bei Valandovo von den Bulgaren geschlagen. 30. Oktober. Die Armee Linfingen erstürmt Komarno und drängt die Russen weiter ostwärts. — Auf dem serbischen Kriegsschauplatz sind alle Armeen — deutsche, österreichisch ungarische und bulgarische — im siegreichen Vormarsch. Lünstffeübten Händen, mit feinem Verständnis vorgetragen in den sternenklaren Abend hinaus. Danach wurde es still unten. Eva schlüpfte wieder unter die Decke und schlief, ohne noch einmal munter zu werden, bis zum frühen Morgen. 4. Kapitell Am nächsten Vormittag sagte die Rätin zu ihr: „Sie können heute zur Stadt fahren, Eva, und Be sorgungen machen. Das Auto wird Sie überall hinfahren. Es ist viel einzukaufen, sowohl für den jungen Herrn, wie für den Haushalt. Auch wollen wir noch Liebesgaben verschicken. Ich habe ihnen alles aufgeschrieben. Hier sind dreihundert Mark. Ich würde selbst mitkommen, fühle mich aber nicht wohl. Daß ich meinen Einzigen hergeben muß, geht mir doch an Herz und Nieren." „Vielleicht, gnädige Frau, würde ein wenig Abwech selung und Zerstreuung Ihnen guttun", wandte Eva schüchtern ein, sie fürchtete, die Aufträge nicht zur Zufrieden heit der Dame auszuführen: sie wußte ja zu wenig vom Geschmack und den Ansichten der Rätin und sprach auch diese Bedenken aus. Aber die ältere Dame schüttelte den Kopf. „Wählen Sie nur nach eigenem Ermessen, praktisch und gut. Die teuerste Ware ist immer die beste, was die Krieger tragen, mutz derb sein, das mag Ihnen beim Auswählen als Richtschnur dienen. Nennen Sie auch meinen Namen. Die Geschäftsinhaber wissen schon, was passend für meine Zwecke ist." Eva bekam ein mit der Adresse der Justizrätin ver sehenes Kuvert, in welchem drei blaue Scheine lagen. Auch an eine Handtasche hatte die Rätin gedacht. „Ich wünsche, daß Sie sich gut anziehen, Eva, auch eine Erfrischung können Sie bei Telschow oder Kempinsky nehmen. Und nun besorgen Sie alles zu meiner Zu- sriedenheit." (Fortsetzung folg"