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Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend : 17.04.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-04-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782024719-191504174
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782024719-19150417
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782024719-19150417
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-04
- Tag 1915-04-17
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Monat
1915-04
-
Jahr
1915
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Maschinengewehren oorgeschneben worden. Die Mehrzahl Ler Liverpooler Schiffahrtsgesellschaften weigerte sich, den Befehl auszuführen. Seit fünf Tagen sind nur wenig Schiffe aus Liverpool ausgefahren. lUcine kriegspolt. Christiani«, 15. April. Der in Bergen beheimatete und soeben aus England zurückgekehrte Dampfer „Mira" fuhr Montag nachmittag 5 Uhr an elf großen englischen Schlachtschiffen vorbei, die bei der (dem Björnstord voc- gelagerten) Insel Marstencn Sermanövcc abhielten. Athen, 15. April. Der Panzer „Lonoon" wurde bei einer mit dem Torpsdoiäger „Renard" ume-nommenen er folglosen Erkundung der Dardanelleu a". m-rhrerrn Stellen von schweren Mörsergeschosfen getroffen. London, 15. Avril. Acht Ftschdamvfer aus Grimsbp mit je 10 bis 12 Mann Beladung sied nock überfällig. Sie wurden aber noch nicht amtnch für EU>ren erklärt. Loudon, 15. Avril. Die .Limes' meidet: Wie ver- lautet, werden demnächst alle wanen'äl. .gen Staats beamten aufgefordert werden, in 0to LUmce eiazutretcn. London, 15. April. Die.Times' bringr ein Telegramm aus Nordamerika, wonach ErzbUckof Möller von Cincinnati gesagt habe, der erste Schrttr rum LNeben müsse ein Ausfuhrverbot für Kriegsmaterial scuu Vie falzten cles „k^ronprmr Mlkelm". Was Kapitänleutnant Thierfelder erzählt. Englische Blätter bringen Berichte über die Fahrten und Abenteuer des deutschen Hilfskreuzers „Kronprinz Wilhelm*, der in den amerikanischen Hafen Newport News eingelaufen ist. Als der „Kronprinz Wilhelm" in Newport ankam, hatte er nur noch 21 Tonne» Kohlen än Bord. Der Munitionsvorrat war vollständig erschöpft, so daß der Hilfskreuzer außerstande war, die Kriegsschiffe der Vereinigten Staaten zu salutieren. Der Kapitän des Hilfskreuzers, Kapitänleutnant Paul Thierfelder, machte einigen amerikanischen Journalisten folgende Mitteilungen: Unsere Arbeit ist noch nicht vollendet. Wir gehen wieder in See. Unser Schiff mag innen und außen bös aussehen, aber das kommt nur vom Kohleneinnehmen auf See. Wir mußten die Kohlen auf Deck nehmen und durch die Salons in die Bunker bringen. Geschütze von der „Correntina". . Als wir Newyork verließen, hatten wir keine Ge schütze an Bord, aber wir wußten, was wir taten. Zuerst wollten wir unsere Ausrüstung von der „Karlsruhe" holen, aber wir stießen bald auf den englischen Dampfer »La Correntina", der zwar bewaffnet war, aber keine Munition hatte. Wir nahmen ihm die Geschütze fort. Au Munitionsüberfluß litten wir niemals und den größten Teil der Schiffe versenkten mir durch Offnen der Schiffs ventile. Die Mannschaft eines Neuschottland-Dampfers, den wir rammten, nahmen wir an Bord. über 10U0 Gefangene. Wir machten im ganzen über 1000 Gefangene, die wir zum größten Teil zwei Monate lang ernährten. Mit den britischen Kreuzern „Berwick", „Suffolk" und „Bristol" hatten wir ein Scharmützel. Wir waren gerade mit der Übernahme von 50 Mann und einigen Kanonen von der „Kar'sruhe" beschäftigt, als die englischen Schiffe auftauchten. Wir mußten uns aus dem Staube machen, nachdem wir ihnen die Zähne gezeigt hatten. Die größte Beute, t'e uns in die Hände fiel, war der britische Dampfer „La Correntina". Wir trafen ihn im Süd-Atlantic. T ne Widerstand zu finden, gingen wir an Bord und t emahmen 3 Kanonen und 5 Millionen Pfund Rind- s ich. Dann öffneten wir die Ventile des britischen s> ampfers und versenkten ihn. „Indian Prince", den wir a n 7. November kaperten, war keine gute Beute. Am 1 November sicherten wir uns von der französischen 8 rke „Union" 3100 Tonnen Kohlen, die mir in d n k llons und den Kabinen erster Klasse verstauten. Seit d.eser Zeit sah unser Schiff nicht mehr sauber aus. Am 28. Dezember fingen wir den Dampfer „Hemi- sphere" mit 500 Tonnen Kohlen. Am 10. Januar ver- s ulten wir den englischen Dampfer „Potaro", am 14. Januar die „Highland Brae" und am gleichen Tage di? „Wilfred", die Fische und Kartoffeln geladen hatten. T as einzige neutrale Schiff, das mir versenkten, war der norwegische Segler „Somatha", der Weizen für Livep Pool geladen hatte. Rücksicht auf Passagiere. Am 22. Februar überholten wir den englischen Dampfer „Cbasehill", dessen Kapitän einer der gut mütigsten Seebären war. Anstatt das Schiff zu versenken, L erließen wir dem Kapitän 400 Männer und Frauen, die e an Land bringen sollte. Auch statteten mir das Schiff p t Matratzen, Decken und Nahrungsmitteln aus. Der „Kronprinz Wilhelm" versenkte noch den Dampfer „Cassandra", den französischen Dampser „Guadeloupe" mid den Engländer „Tamar" mit 68 000 Sack Kaffee an Bord. 8 adere Schiffe folgten, fo die „Coleby". — Der Kapitän sagte, er sei dauernd in Sorge gewesen wegen des Mangels an Lebensmitteln. Die Besatzung habe im Dezember fast ausschließlich von Reis gelebt, der vielfach durch See wasser verdorben gewesen sei. Dadurch sei an Bord die Veriberikrankheit ausgebrochen, namentlich unter den Gefangenen. Der Hilfskreuzer erbeutete eine Ladung graues Tuch von einem französischen Dampfer, aus dem Uniformen für die Mannschaft hergestellt wurden. Der Kommaudaut des „Kronprinz Wilhelm". Kommandant des „Kronprinz Wilhelm" ist Kapitän- keutnant Paul Thierfelder. Er ist im Jahre 1883 in Llostock geboren, trat im Jahre 1901 in die Marine ein und unternahm mehrere Auslandreisen. Im Jahre 1913 wurde er Navigationsoffizier zunächst auf der „Bremen", und als diese von der „Karlsruhe" abgelöst wurde, auf L esem Schiffe. Im Lause des Krieges ging er dann als L ommandant auf den Hilfskreuzer „Kronprinz Wilhelm" Vie Ssfsmtkrrtts unserer skreurer. London, 13. April. In einem Artikel der „Times" wird der Wert der Schiffe, die von dem deutschen Hilfskreuzer „Kronprinz Wilhelm" versenkt wurden, auf rund 23 Millionen Mark geschätzt. Damit erscheint der Hilfskreuzer an dritter Stelle, wenn man annimmt, daß die „Emden" einen Schaden von rund 44 Millionen Mark, die „Karlsruhe" einen solchen von 33 Millionen Mark verursacht haben. » Der Hilfskreuzer „Eitel Friedrich" nimmt mit einer Schadensumme von rund 17 Millionen Mark die vierte Stelle ein. Die fünfte nimmt die „Königsberg" mit O Grober Eigennutz ist ckas notveenckige » A Resultat armseliger beschränk, Keir. « O , DM . friecirick Novalis. 2 ? lMMc" LUM « KV- Millionen Mark, die sechste die „Dresden" mit eben falls 5V- Millionen Mark, die siebente die „Leipzig" mit 4,7 Millionen Mark ein. Die gesamte Beute der Kreuzer bcläuft sich auf 67 Schiffe im Gesamtwerte von rund 133 Millionen Mark. PoUMcds Aunälcdau. Deutsches Reich. Von Londoner Blättern wird berichtet, der deutsche Botschafter Graf Bernstorff habe die deutsche Note an die Bereinigten Staaten wegen der amerikanischen Waffen lieferungen an unsere Feinde mit einer Erklärung über geben, die u. a. besage: Wenn das amerikanische Volk die Neutralität ehrlich handhaben wolle, werde es auch die Mittel finden, der einseitigen Waffenausfuhr ein Ende zu , machen, oder es werde zum mindesten diese Ausfuhr zu gebrauchen wissen als Mittel, um den rechtmäßigen Handel mit Deutschland, vor allem in Lebensmitteln, fortzusetzen. Graf Bernstorff beklage sich, daß Amerika einen voll kommenen Mißerfolg gehabt habe bei seinen Versuchen, die „Wilhelmina" freizubekommen, und daß darum an genommen werden müsse, die amerikanische Regierung sei mit Englands Einbruch in das internationale Recht ein verstanden. — Die Antwort der Vereinigten Staaten auf die deutsche Note sei schon nach Deutschland telegraphiert worden. Der Wortlaut werde veröffentlicht werden, nach dem der amerikanische Botschafter Gerard das deutsche Auswärtige Amt in Kenntnis gesetzt bat. 4- In diesem Jahre verzichtet die sozialdemokratische Partei auf die Maifeier. Der Vorwärts gibt folgende Richtlinien bekannt- Die in Betracht kommenden zentralen Körperschaften empfehlen den Organisationen, angesichts der besonderen Verhältnisse von der Arbeitsruhe in diesem Jahre adzusehen. Es werden demnach die Parteizeitungen am 1. Mai ds. Js. erscheinen. Besondere Maibeiträge werden nicht erhoben. Wo Säle zur Verfügung stehen, sollen abends Mitgliederversammlungen veranstaltet werden. Eine be,andere Maizeitima wird nickt herausgegeben. Grollbritannsen. X In Dublin wickelt sich augenblicklich eine Prozeß verhandlung ab, die scharfe Lichter auf die Englaud- feindlichkeit der Iren wirft. Angeklagt ist John Hegarty, ein früherer Postbeamter. Er wird beschuldigt im Januar in mehreren Orten Plakate angeschlagen zu' haben, auf denen die Bevölkerung aufgefordert wurde, im Falle einer deutschen Invasion die hierfür erlasfenen Polizeioorschriften nicht zu beachten, sondern die Deutschen als Freunde zu empfangen, die Irland vom englischen Joche befreien würden. Die Leute sollten in ihren Häusern bleiben und, soweit sie könnten, den deutschen Truppen helfen. Alle Vorräte, die von den deutschen Truppen requiriert würden, würden bezahlt werden. Die Geschworenen vermochten sich über den Fall nicht zu einigen; die Verhandlung wurde einstweilen vertagt. x Eine Meldung des „Corriere della Sera" spricht von ernster Lage in Britisch-Jndien. Es scheine sich um eine richtige revolutionäre Bewegung zu handeln, die be ständig an Ausdehnung gewinne, besonders in den Provinzen Delhi und Bengalen. Man meldet das Vorhandensein bewaffneter Banden. Es wird geglaubt, daß die britische Regierung manche Schwierigkeiten zu überwinden haben Italien. x Der italienische Philosoph Professor Guglielnw Salvadori äußert sich in den „Neuen Züricher Nachrichten" über die Haltung Italiens und kommt zu dr Schluß folgerung, daß Italiens Lcbcnsintcrcsfe an der Seite Deutschlands und Österreichs liege. Er schreibt: „Es ist nicht wahr, daß die öffentliche Meinung einen Krieg gegen Österreich wünscht. Ja, ich behaupte, gerade das Gegenteil ist der Fall., Unsere besten Denker und Politiker sind für die Beibehaltung des Bündnisses, das während ,32 Jahren den Frieden Europas gesickert hat. Die Habs burgische Monarchie bedeutet für Italien Schutz gegen den Panslawismus, Schutz gegen die russische Oberherrschaft auf dem Balkan. Rußland in Konstantinopel bedeutet Kosakenherrschaft in Europa und eine beständige drohende Gefahr für die westeuropäische Kultur. Die wahren Interessen Italiens decken sich vollständig mit denen Deutschlands und Österreichs. Ihre Feinde sind auch unsere Feinde. Mit einem jedem Ehrbegriff hohruprecheuden Vertragsbruch würden wir unsere höchsten Lebeusinteresjen verraten." „ Üsb uncl fern. <-> Die schwere Explosion in Lerwick auf den Sbet- landinseln hat eine der größten Niederlagen für englische Echiffsmunition vernicklet. Fünf Personen wurden dabei getötet und zwanzig schwer verwundet. Das Feuer brach in der Netzstrickerei aus, die dicht neben dem Munitions lager sich befindet. Der Versuch, das Feuer zu bewältigen, war erfolglos. Die gefährliche Nähe des Munitions lagers veranlaßte die Behörden, die sofortige Räumur. der ganzen Gegend zu verfügen. Ehe diese jedoch durch'- neführt werden konnte, ging ein Teil des Munitionslagers in die Luft. Die Gewalt der Explosion war furchtbar. Viele Häuser wurden schwer beschädigt. Die Trümmer flogen nach allen Richtungen. Riesige Betonmassen wurden durch die Stadt und in den Hafen geschleudert, Uferwälle und Wellenbrecher zerbröckelte-:. Telephon- und Tele graphenleitungen wurden zerrissen. o Guter S>. itenstand. Allerlei verbreitete Gerüchte über schlechten Saaienstand sind unwahr. Übereinstimmend wird aus mehreren Anbaugebieten des Reiches auf Au- üagen mitgeteilt, daß der Stand der Wintersaaten gist, omn Teil sogar vorzüglich sei. Zurzeit sieht die Landwirt s ait im allgemeinen mit vollem Vertrauen der Ent wicklung der Feldfrüchte entgegen und ist mit allen Kräften bestrebt, den schändlichen Awrhungerungsplan der kriegs- verschworenen fest N chen Mächte zunichte zu machen. D Gescheut amerikanischer Kraukcuzüge a» Dentsch- laun. Ein amerikanisches Geschenk wurde dem General kommando, zu Frankfurt a. M. für die deutsche Heeres verwaltung übergeben. Es sind drei Krankenzüge, bestehend aus je einem Kraftwagen mit zwei Anhängewagen, die, wie eine Widmung an Ler Innenseite der Kraftwageu- iüren besagt, von „Freunden Deutschlands in d u Ver einigten Staaten von Amerika" gestiftet morden sind. Jeder dieser drei Züge kann 17 Leichtverwundete oder 10 Schmerverwundete aufnehmen, so daß also im ganzen 51 Leichtverwundete oder 30 Schwerverwundete mit dem Hagen befördert werden können. Einer der Züge ist für aie Armee des Kronprinzen, der zweite für das Heer von Hindenburg, der dritte für das 18. Armeekorps be- -->r Sine Amerikanerin über Veutlcklanä. Was Fräulein Beveridge erzählt. In Newyork hielt dieser Tage in einer Versammlung amerikanischer Frauen Fräulein Ray Beveridge, die längere Zeit in Deutschland gelebt hat, in eindrucksvoller Weise einen Vortrag über ihre Kriegserlebnisse: „Ich bin gekommen, um Tatsachen zu erzählen", sagte sie. „Tat sachen sind sehr einfach, sehr schwerwiegend, so einfach und- schwerwiegend, wie alles in Deutschiand zu dieser Zeit. Deutschland ist diesem gewaltigen Existenzkämpfe mit. solcher Würde und Macht entgegengetreten, daß es schließ» lich auch den Respekt seiner Feinde gewinnen muß. Meine größte Bewunderung gilt der deutschen Frau. Für sie kann ich nicht genug Worte des Lobes finden. Sie hat ihre Fähigkeiten gezeigt, ihr Organisations- und Geschäftstalent bewiesen. Ich habe Mütter und Witwerr gesehen, die sich nicht die Zeit nahmen, den Verlust ihrer Lieben zu beweinen, sondern das eigene Leid überwanden, um ihren Teil von der Last, die in dieser kritischen Zeit auf alle gefallen ist, zu tragen. Und das deutsche Volk, das allen Ausländern, Freunden und Feinden, stets die größte Gastfreundschaft erwiesen hat, wird heute ein Barbarenvolk genannt! Ist es logisch denkbar, daß ein Volk, das wegen seiner Gesetze und seiner Ordnung be wundert wird, urplötzlich zu einem Barbarenvolk werden kann? Man sollte eher an die Worte denken, die Lord Roberts kurz vor seinem Tod gesprochen hat: „Kämpft mit den Gewehren, aber versucht nicht, die Deutschen mit Worten zu töten!" Jeder guterzoaene Mensch weiß heute, daß Deutschl >nd auf dem Gebiet der Kultur führt, daß es die Vorhut der Zivilisation ist, und zwar auf allen Gebieten . . . Beim Ausbruch des Krieges befand ich mich in Scheveningen. Ich reiste nach Deutschland und nahm auf Wunsch der amerikanischen Botschaft eine er krankte Engländerin, die ihre Mutter in München besuchen wollte, mit. Trotzdem wir beide englisch sprachen, sind wir auf der ganzen Fahrt, selbst bei Militärtransporten mit der größten Höflichkeit behandelt worden. Im Militärzug fuhren wir bei Köln über den Rhein. Bec der Fahrt über die Rheinbrücke stimmten die Soldaten das Trutzlied: „Lieb Vaterland, magst ruhig sein" an, und von diesem Augenblick an habe ich nie mehr bezweifelt: „Fest steht und treu die Wacht am Rhein!" Mit patriotischen Liedern auf den Lippen, Liedern, die ihnen von Kindheit an lieb und vertraut sind — nicht Gassenhauern aus Musikhallen - - ziehen die Deutschen in den Tod — alles Prachtmänner, mit Gesichtern so brav, von solch sittlicher Reinheit und solcher Ehrlich keit! Und nun werde ich Ihnen ein anderes Bild zeigen. Mitte Juni war eine meiner Freundinnen, Frau H., eine in Deutschland verheiratete Dame amerikanischer Abkunft, an das Lager ihres sterbenden Sohnes nach Paris geeilt. Kaum war der Krieg erklärt, so wurde sie von der Polizei der Spionage beschuldigt, obwohl sie das Krankenhaus niemals verla'sen hatte. Man trennte sie von ihrem Sohne, und nur der Vermittlung der ameri kanischen Botschaft und einflußreicher Freunde verdankte sie es, daß sie dann doch bei ihrem Kinde bleiben durfte, bis der Tod eingetretcn war. Darauf brachte man sie nach einem Konzentrationslager, in dem 800 deutsche Zivilisten untergebracht waren. Es war nicht, so sagte sie, absichtliche Grausamkeit, 800 Männer, Frauen unk Kinder in einer engen Fabrik unterzubringen: man war vielmehr „bloß" unfähig und zeigte sich der Situation nicht gewachsen. Es war auch nicht absichtliche Grausamkeit, die es möglich machte — in einem zivilisierten Lande! -- daß eine Mutter einem Kinde das Leben schenkt in einem Raume, in dem andere Kinder spielen und stärke Männer weinen über ihre Unfähigkeit, die arme Frau zu beschützen, wenn auch nur durch ihre Abwesenheit. Und es war auch nickt absichtliche Grausamkeit, die es möglich machte, daß zwanzig an Masern erkrankte Kinder in einem lüft- unk lichtlosen Zimmer untsrgebracht wurden, in einem Zimmer, in dem sie starben, bevor sich ein Arzt um sie kümmern konnte. Alle diese Vorfälle sind nicht beabsichtigt grausam gewesen, sondern wurden einzig und allein durch das vollständige Fehle» einer Organisation in Frankreich herbeigeführt. Dagegen hatte Deutschland sein Haus in Ordnung. Jedes Eckchen war sauber, und weil nichts fehlging, behaupten heute die Feinde, daß Deutschland auf einen Krieg vorbereitet war. Natürlich war es das! Es war bereit und ist seit vielen Jahren bereit gewesen. Wir Amerikaner verdammen ein Volk, weil es wagte, in Friedenszeiten eine Armee zu halten und Waffen zu fabrizieren und die Männer zum Schutze des Vaterlandes heranzubilden — und doch gebcn wir Amerikaner Waffen an ein Volk, das eine Marine gebaut hat, mit der es bis vor ganz kurzer Zeit der Welt befehlen konnte. Und wir geben Waffen an Frankreich und an Rußland, das mehr Soldaten zum Krieg gedrillt hat als Deutschland. Wir, die wir vorgeben, die Ehre des Landes und die Erb schaft Washingtons und Franklins in Ehren zu halten, brechen den Geist, wenn nicht gar das Gesetz unserer Neutralität. . ." Die Worte der Rednerin, die — wie ausdrücklich hervorgehoben werden muß — keinen Tropfen deutschen Blutes in ihren Adern hat, machten auf die Versammlung einen nachhaltigen Eindruck. Segen eng1ilcke Verleumdungen. In dem veröffentlichten Notenwechsel über die Be handlung unserer in Gefangenschaft geratenen U-Boots besatzungen weist die britische Regierung darauf hin, daß während des gegenwärtigen Krieges mehr als 1000 Offiziere und Mannschaften der deutschen Marine von britischen Kriegsschiffen aus der See gerettet worden sind, während in keinem Falle auch nur ein Offizier oder Mann der britischen Kriegsmarine von den Deutschen gerettet worden sei. Demgegenüber wird von zuständiger Stelle folgendes festgestellt: In den Fällen, in denen britische Kriegsschiffe von deutschen U-Booten zum Sinken gebracht worden sind» stand die Rettung der englischen Besatzungen naturgemäß ganz außer Frage, da Unterseeboote hierzu außer stande sind. Im Gefecht Lei Helgoland am 28. August und bei den Vorstößen gegen die englische Küste am 2. November und 16. Dezember 1914 sind Torpedoboote vernichtet worden, aber die britische Regierung kann diese Fälle nicht wohl
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