Volltext Seite (XML)
Beschauer diese Leistung, ihn mit stiller Bewunderung erfüllend über die Errungenschaften dec heutigen Tief- bautechnik. Auch das Bohren der Sprenglöcher in die Felsmassen mit Preßluft und Dampf sind Vorgänge, welche den Laien recht wohl in Erstaunen zu setzen ver mögen. Ueberall zischt, rasselt, faucht und brodelt es, Ein Anblick von überwältigendem Reiz inmitten des herrlichen, stillen Talzrundes, der in einigen Jahren fast gänzlich einen einzigen, mächtigen See bilden wird. Bis gegen sieben Meter wird unter der Talsohle noch der Boden ausgeschachtet, um auf gewachsenen Boden zu stoßen. Stellenweise ist die Felssohlt schon blosgelegt, worauf in 34,7 Meter Dicke die Sperrmauer unter Ver wendung der a» Ort und Stelle gefundenen Gneis- bruchstücke aufgeführt wird. Die talaufwärts in leichter Krümmung zu bauende Mauer erreicht eine Höhe von 40 Meter bei einer oberen Dicke von 5'/, Meter. Ihre p eisgekrönte Planung stammt von Professor Pölzig (Breslau) und Baumeister Ferchland (Dresden) In der Abteilung Stedelung und Städtebau der Hygienischen Ausstellung ist das Modell zur Sperr mauer ausgestellt, das in der Ausführung jedoch noch einige kleine Abänderungen erfahren soll. Vor der Baugrube befindet sich ein steinerner Hochwasser- dämm, unter dem, einem silbernen Bande gleichend, das Weißeritzflüßchen d-m Umlaufstollen zueilt, um eine Zeit lang dem Auge gänzlich zu entschwinden. Hinter der Baugrube tritt eS wieder zutage. Unweit dieser gewahrt man rechts einen ausgedehnten Steinbruch, in dem Hunderte ausländischer Arbeiter, in verschiedenen Terrassen verteilt, mit Brecheisen, Hacke und Bohrer tätig sind, um den Mauerstein für das große Kulturwerk zu gewinnen, das hier Menschengeist und Menschenfleiß zu errichten sich anschicken. Die weiter hinten im Tale sichtbare Holz mühle dient zurzsit al- Herberge für 200 Arbeiter, die anderen wohnen in der Nachbarschaft. Später wird auch dieses Anwesen von der Bildfläche verschwinden, da die Straße sich in einer Länge von fünf Kilometer bis fast zur Bärwalder Mühle ausdehnen wird. Amrze Lhronik. Unterirdischer Schnell-Telegraphenbetrieb Berlin—Düsseldorf und Berlin—Breslau. Di« Lelegraphenverwaltung beabsichtigt noch in diesem Jahre einen unterirdischen Schnell-Telegraphenbetrieb Berlin— Düsseldorf und Berlin—Breslau einzurichten. Die Ver suche haben Leistungen von hundert Worten in der Minute ergeben. Srätzlicher Tod. In der Aktienziegelei in Eise nach ereignete sich am Freitag gegen abend ein schweres Unglück. Jedenfalls infolge der großen Hitze sank der auf dem Ziegelofen arbeitende 60 Jahre alte Ziegeleiarbeiter Michael Bindel plötzlich ohnmächtig zusammen und da der Unfall nicht bemerkt wurde, verbrannte er sich auf dem heißen Ofen derart, daß der Tod nach wenigen Minuten eintrat. Keuer tu einem Vttueralwrrk. Während eines am Freitag über Arnstadt sich entladenen Gewitters schlug der Blitz in das Mtneralwerk der Firma Otto Minnen Sc Co. ein und zündete. Ein großer Schupp:« und die Maschinenhalle brannten »jeder. Bei den Löscharbeiten wurden 10 Feuerwehrleute verschüttet; vier von ihnen sind schwer, die übrigen leicht verletzt. Der Bücherrevisor Hugo Rucktaeschel, der dem Geldschrank die Bücher ent nehmen wollte, wurde von einer einstürzenden Mauer verschüttet. Er konnte nur als Leiche hervorgezogen werden. Der Verunglückte hinterläßt fünf kleine Kinder. Verheerendes Grotzfeuer itt Wie«. Donners tag abend brach in den ausgedehnten Holzlagern der Nordbahn in Wien ein Feuer aus, das in kurzer Zeit einen riesigen Umfang annahm Die Feuerwehr von ganz Wien steht dem Brande machtlos gegenüber und beschränkt sich darauf, die umliegenden Kohlen- und Petrolrumlager zu schützen. Das Feuer ist von einem entlassenen Schreiber angelegt, der sich selbst der Behörde gestellt hat. i Um ein Erve. Novelle von Karl Meisner. 4s (Nachdruck verboten.) Not vor Zorn kletterte Peter von seinem Bock und rief alle höllischen Mächte als Zeugen an, daß er an diesem Unglück keine Schuld trage, aber von allen Menschen auf der ganzen Erde der einzige Unglücksrabe sei, dein über haupt so eine niederträchtige Sache passieren könne. Seine Verwünschungen und Flüche wurden so grauenhaft, daß es Buuhen ganz bange wurde vor diesem tobenden Menschen, der in seiner verzweifelten Wut ganz vergaß, ihr aus dem Wagen zu helfen, der jeden Augenblick ganz um- zustürzen drohte. „Hören Sie doch um des Himmels willen mit diesem schrecklichen Fluchen auf," rief sie fast weinend. Aber der lahme Peter kannte sich selbst nicht mehr. „Weder um des Himmels noch um der drei Teufel willen höre ich auf. Ich fluche solange es mir paßt, ver standen? Und gerade der Teufel soll den holen, der es mir verwehren will," stieß er fast brüllend hervor. „Das tut der Teufel nicht, der hat an Dir genug," sagte da plötzlich eine tiefe Männerstimme. „Und wenn Du jetzt nicht sofort Dein ungewaschenes Maul hältst, so werde ich es Dir stopfen. Hast Du mich verstanden?" Wie vom Blitz getroffen fuhr Peter herum, aber vor Schreck wäre er bald in die Knie gesunken. Vor ihm stand eine hünenhafte Gestalt, ganz in ein zottiges Fell gehüllt. Das Gesicht war von einem langen Bart umrahmt und zwei Augen, von buschigen Brauen überschattet, sahen zornig den armen Peter an. In der Hand trug das gefährlich anssehende Wesen einen derben Stock, der in bedenklicher Nähe vor Peters Angen auf — und ab — wippte. Selbst Binchen erschrak zu Tode, als sie dieses drohende Wesen erblickte, und drückte sich scheu wie ein geängstetes Vögelchen in die Wagenecke. Eine neuere Meldung besagt: Der Riesenbrand konnte nach 1Uhr nachts lokalisiert werden. Die Petroleum-und Kohlenlager stad von den Flammen verschont geblieben. Bei dem Brande haben zwölf Personen zum Teil schwere Brandwunden erlitten. Sechzig Häuser abgeb raunt. In dem un garischen Dorfe SzecskerrSztur sind sechszig Häuser mit Nebengebäuden abgebrannt. Furchtbarer Zugzusammenftatz. Meldungen aus Durham in Nordcarolina berichteten von einem fürchterlichen Zusammenstoß eines VergnügunzSzuges mit einem Güterzuge in der Nähe von Hamlet. Die Zahl der Toten wirb auf 17, die Zahl der Verwundeten auf 40 angegeben. Ei» Auto mit vier Insassen v»m Schnell zug zermalmt. Der „Berl. Lok.-Anz * meldet auS New-Nock: Die Millionswitwe Batche »r fuhr mit ihrem Für die Monate August und September nehmen alle Postanstalten und Briefträger sowie unsere Ausgabestellen und die Expedition noch jetzt Be stellungen auf unsere Zeitung entgegen. Für jeden Staatsbürger ist die Kenntnis der politischen Ereignisse unerläßlich und für jeden Stadt- und Landbewohner unserer Gegend ebenso die Kenntnis der lokalen Ereignisse, der Vorgänge aus wirtschaftlichem und geschäftlichem Gebiete der amtlichen Verordnungen und privaten Publikationen. Deshalb VW- Kei« Geschäft, kei« Haushalt "W« IM- ohne Lokalblatt! "MS Niemand ohne die Zeitung, die durch großstädtische ZeitungSableger niemals ersetzt werden kann, selbst wenn die letzteren zehnmal soviel bedrucktes Papier und noch so viel scheinbare Vorteile für ihre Abonnenten bieten sollten. ältesten Sohn und zwei Nichten im Automobil nach ihrem Sommeraufenthalt. Wenige 100 Meter vor diesem, w» der Bahndamm die Straße kreuzt, sah sie ihren jüngeren Sohn vom Landsitz ihr entgegenkommen. Frau Batchcor, die selbst den Wagen steuerte, winkte diesem zu und achtete dabei nicht auf den Weg; sie übersah, daß ein Expreßzug mit voller Geschwindigkeit heransauste. Als sie dessen Brausen hörte, war er zu spät. Sir versuchte noch wenige Meter vor dem Bahnkörper zu bremsen und das Steuer rad herumzudrehen, doch vergebens, das Automobil fuhr direkt in den Expreßzug hinein. Die Räder der Pull manwagen zermalmten das Gefährt, überfuhren die In sassen und schleiften deren blutige Leichen meterweit auf den Schienen dahin, wo sie von herzueilenden Landleuten aufgehoben wurden. Rätsel-Ecke. Logogriph. Kaum sah man da« Licht der Welt, Als man schon das Wort erhält. — Jeder hat's nach altem Brauch; Doch bekommt's noch einen Hauch, Wurzel« viele Taten drin, Oft ist'S selbst der Tat Beginn. „Willst Du Lümmel Dein erbärmliches Fluchen lassen," fragte noch einmal der Waldmensch und trat noch einen Schritt näher an Peter heran. Da versagten diesem die Knie ganz den Dienst. Er sank zu Boden und seine schreckensbleichen Lippen stammelten unzusammcnhängende Gebctsworte, die er in irgendeinem Winkel seines schnaps- verblödetcu Gedächtnisses zusammensuchte. „Ein Feigling bist Du und ein Rindvieh obendrein," fuhr der schreckliche Mensch fort. Aber dem lahmen Peter tönten diese Schimpfworte wie liebliche Musik in den Ohren. Denn es dämmerte ihm, daß dieser Fellmensch doch kein höheres Wesen sein möchte, sonst würde er nicht in so bekannten irdischen Worten sprechen. Trotzdem aber ver mochte er sich noch nicht von den Knien zu erheben, so tief und nachdrücklich war der Schrecken in ihn gefahren. Da wandte sich der Fremde an Binchen. „Sie befinden sich in keiner angenehmen Lage, Fräulein. Der Regen wird noch stärker werden und in der zerbroche nen Arche Noah können Sie nicht länger bleiben. An eine Rückfahrt ist mit dem .Klappergestell auch uicht zu denken. Da wird guter Rat teuer sein. Doch einerlei, kommen Sie vorerst mal mit mir in meine Schutzhütte. Dort können wir mit mehr Muße das Kommende besprechen. Und Du, Lüm mel," wandte er sich wiever au Peter, „bringst daß Gepäck der Dame mit." Der Unbekannte reichte Binchen die Hand und half ihr vorsichtig das Gefährt zu verlassen. Jedes Gefühl voll Angst war bei ihr geschwunden, und bereilwilligst folgte sie dem fremden Manne, der auf einem schmalen Fußsteig voranging, sorgfältig die Äfte und Zweige beiseite drückend, damit sie das junge Mädchen nicht berührten. Bereits nach wenigen Schritten hatten sie eine kleine Lichtung im Walde erreicht, in deren Mitte eine roh aus unbehauenen Baumflammen zusammengesügte Hütte stand. Kaum hatten sie dieselbe betreten, als der Unbekannte das Fell ablegte und den lief hernntevgezogenen Hut wieder an- Ei, Hedwig, da kommt ja dein schüchterner Bräutigam! Lösungen in nächster Nummer. Auflösungen der Rätsel aus voriger Nummer. Skataufgabe: Kartenverteilung: V. s9, 8; cä, X, 9, 7; ck10, L, 9, 7. M. », d, c, ckS. 10; ck^, O, 8. H. a7; d10, 8, O, 9, 8, 7; c10, v, 8. Skai: »L, O. Spiel: 1. V. 6L, ck^, »7 (—15.) 2. H. b10, »9. bä (—21). 3. V. zieht jetzt am beste« Trumpf, um in ä noch zwei Stiche zu machen und in c nötigenfalls schneiden zu könne«, Sä bleibt nun am Stich und muß selbst mit 6 kommen: 9. M. ck8, <-10, 69 (-10). 10. V. «NO, ckv, dX (—17). Damit haben die Gegner 63. Stlbenversteckrätsel: Natur ist Lehrerin der Kunst. Amtlicher Bericht über die am Montag, den 18. Juli 1911, nachmittags i/,5 Uhr, stattgefundene Sitzung de- Schulvorstande- zu Wilsdruff. Vorsitzender: Der unterzeichnete Bürgermeister. 1. Kenntnis nimmt man a) von dem Verzeichnis der durch das hiesige Lehrerkollegium im 2. Vierteljahr er teilten Privatstunden. b) von dem ausgestellten 4 Nach trag zu dem Statute für die hiesige Fortbildungsschule, c) von einer Verordnung des Königlichen Kultus-Mini steriums die wünschenswerte Anwendung von SLulstrasea gegenüber solchen Schülern und Fortbildung», ichülern, die mit den Jugendgerichten in Berührung kommen und ck) davon, daß die PlanicrungSarbetteu des Schulgartens dem Tiefbauunternehmer Herrn Schönberg aus Hirschfeld übertragen worden sind. 2 Die Schulkassenrechnung fürs Jahr 1910, welche fertig vorliegt, wird kapitalweise vorgetragrn. Mau nimmt Kenntnis davon und beschließt, dieselbe durch die Herren Apotheker Tzschaschel und Brauereibesttzer Frühauf prüfe» zu lasse». 3- Mit der Vornahme von Schulausflügen erklärt man sich im allgemeinen und ein und für allemal einver standen. Der Schulvorsta«d. Bürgermeister Kahlenberger- Vorsitzender. ständig zurcchtrückte. Nun konnte Binchen unschwer an seinem Habit erkennen, daß sie es mit einem niederen Forstange stellten, einem Waldhüter oder Wildheger zu tun hatte. Dieser begann auch sofort wieder die Unterhaltung. „So, da sind wir glücklich angelangt. Zwar tropft es schon hier und da durchs Dach, aber ich denke, es ist doch besser wie draußen. Nun aber sagen Sie mir, Fräulein, was Sie eigentlich hier im Walde zu suchen haben, und woher Sie kommen. Auf alle Fälle haben Sie ein ander«» Ziel, als gerade mich, den man den alten Friedlieb nennt, hier zu besuchen." „Dieser Mann sollte mich nach Schloß Liechtenberg bringen. Wir sind in Krnmlov abgefahren, haben uns aber verirrt und obendrein, wie Sie ja gesehen haben, einen Wagen bruch erlitten. Wären Sie nicht gekommen, wüßte ich nicht, was aus uns hätte werden sollen." Ter lahme Peter fand auch seine Sprache wieder, als er sah, daß unter dem zottigen Fell ein einfaches mensch liches Wesen steckte. Die erste Betätigung war denn auch sofort eine Verwünschung. „Verflucht soll der elende Wald sein und ich mit, wenn ich noch einmal mich vom Teufel verleiten lasse, meinen Fuß in dies verdammte Revier zu setzen." „Und nähe Dir Tein elendes Schandmaul derb zu, wenn Tu jetzt noch einmal hier fluchst, Du betrunkener Lump. Hättest Du statt auf Deine Flasche, in der der Teufel steckt, der Dich reitet, mehr auf den Weg achtgegeben, so wäre das Fräulein jetzt in Liechtenberg. — Eine schlimme Ge schichte ist das," wandte sich dann der Waldhüter wieder Binchen zu. „Das Gewitter läßt nach, aber der Regen wird noch einige Stunden anhalten, ich kenne das. Mit der ver unglückten Arche Noah können Sie unmöglich weiter fahren, obgleich es ja nur noch etwa eine Stunde bis Schloß Liechten berg ist. Und zu Fuß dorthin gehen, können Sie auch nicht. Tie Wege sind jetzt alle mehr oder minder kleine Bäche. Deshalb müssen Sie vorerst mal hier bleiben." (F. f.)