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Erzgebirgischer Volksfreund : 26.08.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-08-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192508268
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19250826
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19250826
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-08
- Tag 1925-08-26
-
Monat
1925-08
-
Jahr
1925
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 26.08.1925
- Autor
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Unsere Reichswehr. In diesem Monat sind es 11 Jahre, seit wir hinauszogen, ein Doll, ein Heer. Heute ist der Soldat herausgerissen aus der Gemeinschaft des Volkslebens. Aus dem Heere der allge meinen Wehrpflicht wurde durch den Vertrag von Versailles eine Arm« geworbener Söldner. Aber der Söldner der deut schen Arm« ist ein frischer, deutscher Junge, der freiwillig be reit ist, zwölf Jahre seine besten Kräfte und, wenn es sein muß, Blut und Leben einzusetzen zu des Vaterlandes Wohl. Es tut uns Deutschen not, daß Volk und Heer wieder «ins wer den, und daß das Voll wieder Vertrauen hat zu der Waffe, die zu seinem Schutze geschmiedet ward. Dazu muß das Volk wissen, wie es zugeht in der deutschen Armee. Der Friedensvertrag hemmt den Dienstbetrieb auf Schritt und Tritt. Nicht allein sind dem Reichsheer alle neu- zeitlichen Kampfmittel genommen, sondern auch die Hand- habung der ihm gebliebenen Waffen wirb erschwert. Nur ein karger Etat von Geschützen, Maschinengewehren, Pistolen, blan ken Waffen, Munition usw. ist Hm zugebilligt, ihr Ersatz auf wenige Stücke aus bestimmten, noch nicht völlig leistungsfähigen Fabriken bestimnü. Das Diktat von Versailles hat die Stärke des Heeres auf 100 000 Mann, darunter 4000 Offiziere, die der Marine auf 10 000 Mairn, darunter 1500 Offiziere, festgesetzt. Auch die Organisation der deutschen Streitkräfte unterliegt strengen Vorschriften seitens der Diktatoren von Versailles. Das Reichs' Heer umfaßt 7 Infanterie, und 3 Kavallerie-Divisionen. Die Kommandeure der Infanterie-Division sind zugleich Befehls haber in den 7 Wehrkreisen. Die 1. bis 4. Division und die 1. und 2. Kavallerie-Division unterstehen dem Gruppen kommando 1 in Berlin, die 5. bis 7. Division und die 3. Ka vallerie-Division dem GruppenkommanLo 2 in Kassel. Das Reichsheer ergänzt sich aus Freiwilligen im Alter von 17—23 Jahren. Gestellt wird in der Regel am 1. April und 1. Oktober. Wer eintreten will, muß körperlich tauglich, unbescholten, mindestens 1,54 Meter groß und unverheiratet sein. Er kann sich den Truppenteil auswählen, muß sich aber zu einer 12jührigen Dienstzeit verpflichten. Er wird zunächst einem Ausbildungstruppenteil überwiesen. Erft nach Abschluß feiner Ausbildung wird er in die eigent liche Truppe eingereiht. Das Leben in der Kaserne verläuft im allgemeinen in den alten Bahnen wie einst. 'Roch immer bildet die Disziplin die Grundlage des Dienstes. Zwar ist die Militärgerichtsbar keit abgeschafft, aber dir bürgerlichen Gerichte packen auch scharf zu, und die Disziplinargewalt der Vorgesetzten ist durch das Recht — empfindliche Geldstrafen verhängen zu dürfen — erheblich erweitert. Dabei darf man nicht vergessen, daß man einem Freiwilligen, der 12 Jahre dient, größere Freiheiten sinräumen muß, als einein Wehrpflichtigen, der nur 2 Jahre in der Kaserne zubringt. So ist das Beschwerderecht wesentlich erweitert. Vertrauensleute vermitteln zwischen Vor gesetzten und Untergebenen. Reichlicher Urlaub, höhere Be zahlung, ordentliche, wenn auch einfache Bekleidung, schmack hafte, auskömmliche Verpflegung, Unterbringung in freundlich ausgestatteten Stuben wird gewährleistet, Vorträge, Konzerte, Büchereien und Lesezimmer in schmucken Soldatenheimen, Wett- spiele und Turniere auf modern hergerichteten Sportplätzen sorgen für Abwechselung im Leben des Neichswehrsoldaten. Der Eintritt in Vereine aller Art ist dem Soldaten gestattet, verboten jedoch jede politische Betätigung. Auch ruht sein Wahlrecht. Nach Maßgabe seiner Fähigkeiten und seiner Vor bildung kann er zum Unteroffiziere und Offizier befördert werden. Für Unterbringung ausscheidender Heeresangehöriger in bürgerlichen Berufen sorgt Lie Heeresverwaltung mit allen Kräften. Zwar wird es nicht möglich sein, wie früher die ehemaligen Unteroffiziere, alle in Beamtenstellen unterzubrin gen, vielmehr wird mancher von ihnen einen freien Beruf er greifen müssen. Der Staat erleichtert dies durch Gewährung von Geldabfindungen und Uebergangsgebührnissen, vor allem aber gibt er ihn, Gelegenheit, sich während seiner Dienstzeit nicht nur wissenschaftlich, sondern auf besonderen Heeresfach schulen auch praktisch auf Hine künftige Tätigkeit als Land wirt, Kaufmann oder Handwerker vorzubereiten. Der Zusammenhangmitdenalten Sol baten und der alten Armee wird eifrig gepflegt. Jede Kom panie, Eskadron und Batterie ist mit der Pflege der Ueber- lieferung eines alten Truppenteils betraut, z. B. die 1. Kom- panie Inf.-Regt. 9 mit der des 1. Garde-Regis, zu Fuß, die 2. Eskadron Reiter-Regt. 3 mit der der Ziethen-Husaren usw. Teilnahme an Gedenkfeiern, Dereinsfestlichkeiten, Gedenktafeln in den Kasernen, Unterricht in der Geschichte des Stammregi ments sorgen dafür, daß die Erinnerung an die Waffen- taten der Väter nicht verloren geht. 'Wo es mit der Verringe rung der Armee irgend zu vereinen war, stehen die jungen Truppenteile in den alten Garnisonen; noch streift der Ziethen- Husar durch Luch und Ried an Rhein und Davel, noch pirscht der Lübbener Jäger durch den Spreewald, noch donnern Ka nonen und Haubitzen auf Jüterbogs Gand. So steht die Reichswehr fest auf den Schultern der alten Arm«, furchtlos und treu, nur "bestrebt, dem Vaterland« zu dienen. Die passive Handelsbilanz. Berlin, 24. Aug. Die reine Wareneinfuhr weift im Juli gegenüber "dem Dornwnat eine beträchtliche Srei- gerung, nämlich um 147 Millionen Reichsmark auf. Die reine Warenausfuhr ist um 57 Millionen Reichsmark gestiegen. Die sich auf Grund des reinen Warenverkehrs ergebende Passi vität der Handelsbilanz beträgt im Juli 411 Millionen Reichs mark gegen 321 Mllionen Reichsmark im Juni. Geschäftsergebnlffe der Reichsbahn. Berlin, 24. Aug. Aus dem Bericht über die Dstriebsver- waltung und Verkchrsleistungen der Reichsbahn in der Zeit vom 1. April bis zum 30. Juni und über die Geschäfts- crgebnisse in der Zeit vom März bis Mai geht hervor, daß die Reichsbahn in den Monaten März bis Mai an Einnahmen insgesamt 1139106 000 Mark erzielt hat, denen Ausgaben von insgesamt 966 674 000 Mark gegenüberstehen. Trotz Ler nicht unbedeutenden Störungen des Betriebs sind die Ein- nahmen im allgemeinen nicht hinter Len Ansätzen Les Voran- schlags zurückgeblieben. Aus dem verbliebenen Reinüber schuß werden die planmäßigen Rückstellungen für die kom mende Verzinsung der Reparationsschuldvevschreibungen und die Ansammlung der gesetzlich vorgeschriebenen Ausgleichs- rücklage vorgenommen. Die am 1. September 1925 fällige 2. Reparationsvate mit 100 Millionen Goldmark ist bereits sichergestellt. Dl« PrelsseukungsMlo» Berlin, 24. Aug. Wie wir erfahren, wird Dienstag vor- mittag eine Ministerbesprechung stattfinden, di« die von Reichskanzler Dr. Luther angestrebte Preissen- kungsaktion zum Gegenstand der Devhandlungen haben wird. An dieser Besprechung werden außer dem Reichskanzler der Reichsernährungsminister, der Reichsarbeitsminister und der Reichswirtschaftsminister teilnehmen. Angesichts der ho- hen wirtschaftlichen Bedeutung der Preissenkung wird das Hauptgewicht der Besprechungen bei dem Reichswirtschafts- ministerium liegen. Ablehnung de» Schiedsspruchs im Ruhrbergbau. Bochum, 24. Aug. In einer Dezirkskonfevenz des Berg- arbeiterverbandes Bochum wurde der Lohnschieds spruch des Nuhrbergbaues abgelehnt und ein Ausgleich für die Zunehmende Teuerung verlangt. Eine weitere Ent- schließung verlangt den Ausbau der Reichsknapp schaftsgesetze und die Wiedereinführung der Fami. lien Hilfe wegen Gefährdung des Gesundheitszustandes der Arbeiterfamilien. Ferner wies die Versammlung auf die Gefahr der Stillegungsaktion im Ruhrbergbau hin und ver trat erneut die in der Denkschrift aufgestellten Forderungen. Zusammenstöße i« Gelsenkirchen. Gelsenkirchen, 24. Aug. Anläßlich eines am Sonntag seitens der Vaterländischen Verbände, der Deutschnationalen Volkspartei und der Deutschen Volkspartei abgehaltenen Deutschen Tages kam cs nachmittag zu Zusammenstö- ß en mit Angehörigen des Roten Frontkämpferbundes. Eine größere Anzahl Roter Frontkämpfer drang auf eine Gruppe der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei ein und versuchte den Zug zur Auflösung zu bringen. Als dies nicht gelang, wurden Ziegelsteine, die von einem Neubau entwendet wor den waren, in den Zug geworfen. Hierdurch wurden 7 Teil nehmer zum größten Teil unerheblich verletzt. Die sofort ein schreitende Polizei konnte die Ordnung und Ruhe wiederher stellen. Die Räumung Düsseldorfs. Düsseldorf, 24. Aug. Die Stadtverwaltung erläßt an läßlich der Räumung einen Aufruf an Lie Bevölkerung, in dem es u. a. heißt: Die Besatzung verläßt am 25. August un sere Stadt. Die Stadtverwaltung freut sich mit der gesamten Bürgerschaft, daß die Stunde der Befreiung endlich schlagen wird. Sie bittet aber auch gleichzeitig, daß die Bevölkerung des Räumungsgebietes nun bei dem Abzug der Truppen die gleiche Ruhe und Würde wahren möge, die sie in den Jahren der Besetzung gezeigt hat. Möge unsere Vaterstadt nach der schweren Zeit der Besetzung nunmehr einer glücklicheren Zu kunft entgegengehen. Duisburg, 24. Aug. Die Stadt wird morgen geräumt werden. Duisburg-Ruhrort wird allerdings noch nicht truppenfrei; dort bleibt eine Schiffahrtskommission, be stehend aus vier Offizieren und 40 Mann, zurück. Es wird geprüft werden, ob das Fortbestehen dieser Schiffahrtskom mission im Einklang mit dem Londoner Abkommen steht. Verlegung des englischen Hauptquartiers nach Koblenz. Berlin, 24. Aug. Wie der „Mainzer Anzeiger" von au thentischer Seite erfahren haben will, wird das Haupt quartier der englischen Besatzungstruppen nach der Räumung der Köln« Zone nach Koblenz verlegt werden, und zwar, wie es heißt, aus materiellen, wirtschaft lichen und strategischen Gründen. Alle andern gegenteiligen Meldungen, vor allem, daß die englische die französische Gar nison in Wiesbaden ablösen würde, seien nicht den Tatsachen entsprechend. Eaillaux in London. London, 24. Aug. „Observer" schreibt zum Besuch des französischen Finanzministers Caillaux, Laß England seit Jahren keinen bedeutenderen Besuch auf feinem Bo den gehabt habe. Eaillaux sei bestimmt, im Leben Frankreichs und Europas im Laufe der kommenden Jahre eine bedeutende Rolle zu spielen. Hütte er seit Beginn des Krieges Las fran zösische Budget verwaltet, dann würde die finanzielle Lage Frankreichs heute bedeutend gesünder sein. Er weiß, daß nichts anderes als die Zusammenarbeit zwischen Großbritannien, Frankreich und Deutsch land die ungeheuren wirtschaftlichen und sozialen Probleme von ganz Europa lösen könne. Der Seemannsstrelk in England und Australien. London, 24. Aug. Der Versuch, unter den Seeleuten der britischen Häfen als Protest gegen die von der Secmannsge- werkschaft gebilligte kürzlich erfolgte Herabsetzung der Löhne einen Streik hervorzurufen, hat keinen Erfolg gehabt. Da- gegen Lehnt sich der Streik inAustralien weiter aus. Das (sozialistische) Kabinett in Melbourne hat erklärt, die Lage in der Schiffahrt bedeute eine ernste Störung des Wirtschafts lebens. Die Regierung werde ihre nächsten Maßnahmen vor aussichtlich gegen diejenigen richten, die eine Beilegung des Streiks verhindern. — In Auckland (Neuseeland) haben die britischen Seeleute und Maschinisten beschlossen, in den Streik zu treten. — Der Verband der Hafentransportarbeiter in Melbourne hat di« Unterstützung der streikenden britischen Seeleute beschlossen und will für Lie Ernährung und Unter bringung der Streikenden sorgen. — Das australische Kabi nett hat beschlossen, auf die Bestimmungen des Einwande- rungsgesctzes zurückzugreifen, die der Regierung Las Recht geben, in Australien nicht geborene Personen auszuwei - sen, sofern sie sich eine Behinderung des Verkehrs zu Schul den kommen lassen. Berlin, 24. Aug. Nachdem vor einigen Tagen die hie sigen Schorchwerke (Elektrizitätswerk) Lie Entlassung von 20 Prozent ihrer 300 Mann betragenden Belegschaft nachgösucht hatten, ist jetzt die Firma Scheidt L Bachmann (Eisenbahn signalbau), di« 320 Mann beschäftigt, mit 'dem gleichen An trag« gefolgt. Beide Firmen geben Mangel an Aufträgen als Grund ihres Vorgehens an. Gens, 24. Aug. Heute wurde hier der erste allgemeine Kongreß für das Kind eröffnet, an Lem Vertreter aus 58 Ländern teilnehmen, u. a. aus Deutschland und Sowjet- Rußland. Der Kongreß wählte den Genfer Stadtrat Oltra mare zu seinem Präsidenten. Die deutsche Regierung ist durch Frau Dr. Gertrud Bäumer vom Ministerium des Innern vertreten. In Verbindung mit dem Kongreß findet ein« inter nationale Ausstellung für Säuglingsfürsorge statt, die ein an schauliches Bild von der Entwicklung der Säuglingsfürsorge in den wichtigsten europäischen Ländern gibt Die „Drusen". Die Drusen sind die Rifkabylen des Hauran. Sie sind als tapfer berühmt und gefürchtet. Nach den Kämpfen im Jahre 1859/60 mit den Maroniten verließen viele Drusen den Libanon und siedelten sich in Hauran an. Heute sollen deren etwa 50 000 sein. Die Franzosen haben sich, seitdem sie ih, Mandat über Syrien ausüben, bei der Bevölkerung durch ihi Auftreten unbeliebt gemacht. Der Hauran besteht aus weiten basaltischen Lavahoch, flächen. Am westlichen quell- und bachreichen Gehänge grün! die Steineiche, dazwischen Weizen und Tabak, auch Roggen uni Baumwolle. Nach Süden findet man vielfach hübsche Bestand« von Frucht, und Obstkulturen. Der breite Lavastrom „JI Ledscha", die Trachonitis der Alten, ist eine mit Felsblöcken besäte Fläche, die sich über die Ebene erhebt. Die Kulturen sind dort spärlich. Aus dem Basalt werden Mühlsteine zum Versand hergestellt. Salpeter wird zur Bereitung von Schieß, pulver gewonnen. Die „Ledscha" (Zuflucht) ist wie eine un< gangbare Festung, sie führt den stolzen Namen „Kal'at Allah, d. h. Gottesburg. Die große Ebene des Hauran, die „Nukra", ist eine Korn, kammer Syriens. Aus dem Weizen wird hier der beste „Burghul", geschroteter Weizen, bereitet. Der Burghul ersetzt den Reis. Weizen und Mais sind die Hauptkulturpflanzen, sonst gibt es wenig Gerste und Roggen, Sesam und Hülsen früchte, Weinrebe und Obstbau. Einige kleine Beduinenstämms wohnen in der „Nukra" unter den Drusen. Die Drusenreligion ist geheimnisvoll. Ihre Höchstein- geweihten heißen „Akkal" (Verständige). Die eingeweihten Drusen rauchen keinen Tabak. Sie feiern ihren Kult in ein samen Kapellen (chalve). Ihre Frauen tragen einen merk- würdigen hornartigen Kopfputz, den „Tanur", die Männer die weiße Kopfbinde zum Unterschied von anderen Syriern. Die Drusen sind gewöhnlich gute Freunde der englischen Konsulate. Die Lage in Dschebel Drus. Paris, 24. Aug. Wie Havas aus Beirut meldet, sind 700 Beduinen durch das Iordanland nach Dschebel Drus gekom men. Im Verlaufe der gegen die Aufständischen durchgeführ- etn Operationen hat sich das Flugzeuggeschwader besonders ausgezeichnet, indem es aus ziemlich geringer Höhe viele Bombardements unternahm und täglich die Zitadelle von Swuidan verproviantierte. Bei einem Erkundungsfluge wurde der Oberst Bordeille, der das Geschwader komman dierte, abgeschossen; sein Apparat fing Feuer, konnte aber die französischen Linien noch rechtzeitig erreichen. In Dschebel Drus ist alles ruhig. , Niederlage der Franzosen in Marokko. Paris, 24. Aug. Der Mailänder „Secolo" meldet aus Tanger: Außer der spanischen Armee hat Abd el Krim auch die französischen Truppen erneut geschlagen und Lie französische Offensive zum Stillstand gebracht. Fez und Micknes ist Lie erste französische Linie, Lie von Abd el Krim umzingelt und teilweise durchbrochen wovden ist. Oerlliche Angelegenheiten. Die Gemein-eftnanzen. Der Umbau des Finanzausgleichs hat Len Gemeinden nichl Las gebracht, was sie seit Jahr und Tag mit aller Energie ver langen: die Rückgabe Ler Einkommensteuer. Es ist kaum ein Ersatz dafür, daß wir 1927 ein bedingtes Zuschlagsrecht zur Einkommensteuer erhalten, wobei damit zu rechnen ist, daß reichsgesetzlich die Höhe des Zuschlags begrenzt wird. Tatsäch lich handelt es sich hier um ein Problem, dessen Lösung durch die Steuertechnik und die Steuerpolitik allein nicht zu erreichen ist. Das Reich als solches will auf die Einkommensteuer nicht verzichten, weil diese allein es ist, die eine bewegliche und an passungsfähige Finanzpolitik gestattet. Beiläufig bemerkt ist es ein Irrtum, daß Lie sog. Erzbergersche Finanzreform mit der Uebcreignung der Einkommensteuer an das Reich eine völlig neue und schöpferische Tat war. Die Reform von 1919 führte lediglich aus, was seit Jahrzehnten in der Theorie vor bereitet war, wobei die Ausführung immer am Widerstand der Einzclstaaten scheiterte. Schon Bismarck hatte versucht, das Reich fnanzpolitisch von den Einzelstaaten unabhängig zu machen, was indessen auch eine Aendrrung der Reichsver fassung voraussetzte, für die weder der Bundesrat noch der Reichstag zu haben war. Erst Ler Zusammenbruch 1918 schuf staatsrechtlich freie Bahn, so daß es ein Gebot der Selbster haltung war, wenn das Reich die Steuer- und Finanzhoheit an sich riß. Nichtig ist nun, daß sich der 1919 überhastet und über eilt vorgenommene Umbau der Reichsfinanzen bisher nicht bewährte. An sich trifft aber zu, daß das Reich die Finanz- und Steuerhoheit nicht aus den Händen geben kann und darf, da Las 'Reich für Lie Lasten aus dem Versailler Vertrag und dem Londoner Abkommen haftet. Diese Tatsache vor allem, an der wir doch nicht gleichgültig vorübergehen können, hat Län dern und Gemeinden Lie finanzielle Selbständigkeit gekostet. Während früher das Reich Kostgänger der Einzelstaaten war, sind es heute die Länder, die sich vom Reich einen Teil aus den leistungsfähigsten Steuern überweisen lassen müssen. Der neue Finanzausgleich sieht vor, daß das Reich bis zum 1. April 1927 den Ländern und Gemeinden 75 v. H. der Ein kommensteuer und Körperschaftssteucr überläßt, sowie einen Teil der Umsatzsteuer. Die Höhe dieser Ueberweisungssteuern wird mit 2100 Millionen gewährleistet, wobei aber je nach der wirtschaftlichen Entwicklung ein Mehrbetrag anfallen kann. Es ist zuzugcben, daß das für den Finanzbedarf der Länder und Gemeinden nicht viel ist, zumal die ihnen vorbehaltenen Steuern, wie die Hauszinssteuer und die Gewerbesteuer, ein schärferes Anziehen nicht vertragen. Auf der anderen Seit« aber ist zu beachten, daß die Einkommensteuer, wenn sie zu schlagsreif sein soll, ein strenges Veranlagunqsverfahren vor aussetzt, das heute nicht vorhanden ist. Die Einkommensteuer wird auch für 1925 und 1926 nicht nach dem wirklichen De- trag erhoben, sondern nach Lem Umsatz oder nach Lem Betriebs- kapital, also auch dann, wenn ein steuerfähiger Ertrag fehlt. Ob es möglich sein wird, in zwei Jahren ein Oeranlagungs- system zu schaffen, das den Grundsätzen der steuerlichen Gerech tigkeit und Tragfähigkeit entspricht, läßt sich noch nicht über- sehen. Wenn es gelingt, so bleibt immer die Frage offen, ob das tatsächliche Aufkommen aus der veranlagten Einkommen- steuer die Summ« erreicht, die heute von den Pflichtigen bezahlt werden muß. Ist das nicht der Fall, so bleibt für das Zu schlagsrecht kein allzu großer Spielraum, zumal in der Heber- gangszeit eher eine Schonung als eine rücksichtslose Aus-
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